Operation Blühwiese

Als erstes solltet ihr wissen, dass „Du musst sie kriegen, solange sie jung sind“ den Kampf um den Artikel-Titel nur deshalb verloren hat, weil das schon der Titel des Artikels über Tomatengeiztriebe von Mitte der Woche geworden ist.

Die heute angelegte brummsche Blühwiese ist nämlich nicht nur mein eigener lange gehegter Traum: Kind Eins (11) will schon seit mehreren Jahren eine Blühwiese im Garten haben, aber aus familiären Gründen (sein Opa und Herr des Gartens will keine „wilde Wiese) hat das bisher nicht geklappt. Gestern war das Thema „Blühwiese“ mal wieder heiß: Der große Gartenzwerg war wieder ganz wild darauf, die in den letzten Jahren angesammelten diversen Tüten mit Blühwiesenmischungen unter die Leute bzw. unter/auf die Erde zu bekommen. Also habsch mir nen Ruck gegeben und die kleine Wiese vor dem brummschen Gartenhaus zur Verfügung gestellt:

Wo?

Bedingung: Ringsrum muss ein 1 m breiter Streifen frei bleiben, damit man ans Erdbeerbeet, die Tomatenkübel am Gartenhaus sowie die Tomaten an der Gartenmauer bequem rankommt.

Aber Daniel, welche Gartenmauer? Ich seh nix!

Na die rechts im Bild, hinter den Ästen versteckt. Geduld, die bekommt ihr gleich noch zu Gesicht.

Also wollten wir ein Viereck abstecken und da drinne dann eine selbst zusammengestellte Saatgutmischung ausstreuen. Diese Mischung wird nicht nur Blühendes, sondern auch Essbares enthalten, dazu aber später mehr.

Ich erwähne das deshalb, weil „Essbares“ bedeutet, dass man wir dort nicht nur gucken, sondern auch ernten werden. Und mir ging recht schnell auf, dass ich niemalsnich in der Mitte werde ernten können – soweit reichen die Arme nicht. Also brauchen wir nen Mittelgang. Es wurden also zwei je 1 m breite und ca. 4 m lange Bereiche ordentlich abgesteckt, in denen hoffentlich bald das Chaos herrschen wird.

Wildes Naturchaos, eingerahmt in spießige Gärtnerordnung. Fast schon philosophisch. (c;

Der 60 Liter große Maurerkübel rechts im Bild war noch unbepflanzt und kommt uns gerade recht, denn wir brauchen die Erde da drinnen: Die Wiese liegt über Mittag vollsonnig und trocknet recht schnell aus. Keimen würde dort um diese Jahreszeit also definitiv nüscht, denn Samen brauchen zum Keimen nunmal Feuchtigkeit. Also muss unsere Blühwiese in spe mit einer dünnen Erdschicht agedeckt werden.

Die beiden Gartenzwerge sind voll motiviert und haben fleißig geholfen. Das ist wichtig, denn je mehr sie jetzt mitmachen, desto mehr verankert sich der „das ist unser Projekt!„-Gedanke bei ihnen, und desto länger hält das Interesse an.

Soviel zur Vobereitung. Jetzt gucken wir uns das Saatgut an.

Was?

Ausgangspunkt waren diverse Bienen- und Blühwiesenmischungen, die sich im Laufe der Zeit bei uns angesammelt hatten. Geburtstags- und Werbegeschenke, eine kleine Glasflasche hatten wir als persönliche Tischdeko släsch kreatives Platzkärtchen von einer Hochzeit mitgenommen. Neulich gab’s bei einem Kindergeburtstag noch Samenbomben (ganz rechts im Bild, später nochmal unverpackt), die haben das Thema wieder hochgepusht. Wir haben nach diesem Foto noch weitere Packungen gefunden, aber …you get the point.

Die hamm wir dann alle auf’n Haufen geschmissen:

Aber Daniel, für 8 m² Blühwiese… bissel mager, oder?

Türlich reicht das nich. War mir von vornherein klar. Aber das ist kein Problem, denn wenn ich so hätte wie Saatgut… Ich hatte eh vor, das mit den Beständen der brummschen Samenbank zu mischen. Hier ne kleine (jawoll, kleine!) Auswahl aus unseren Beständen.

…und das Zeuch hier noch:

Der große Gartenzwerg hat für das Projekt Blühwiese in seinem Gartenbuch eine Projektseite angelegt und dort alles aufgelistet, was wir reingemischt haben:

  • Phacelia (gut als Gründüngung auf’m Beet, nicht nur für Blühwiesen)
  • Rote Melde (kann man wie Spinat essen, war früher hierzulande mal irre wichtig für die Ernährung. Googelt das mal!)
  • Inkarnatklee (aus so ne Gründüngung für’s Beet)
  • Gartensalat Baquieu (davon hab ich noch Saatgut im Wert eines Neuwagens, der muss mit weg)
  • diverse Zwiebelsamen und Knobi-Bulbillen (das sind die Minizwiebeln, aus denen die Knobi-Blüten bestehen)
  • Mangold (Sortenmix Rainbow, absolut geiles Zeuch, guckst du hier)
  • Tagetes und Gewürztagetes (letztere Sorte ist nicht nur gut aussehend, sondern duftet auch himmlisch!)
  • Feldsalat (auch davon habe ich noch mehr als ich verbrauchen kann. Das Zeug hält ja nich ewig.)
  • Mohn
  • Glattpetersilie
  • Radieschen (Tip: Blühen und leckere Schoten bilden lassen! Dazu gibt’s demnächst nen eigenen Artikel)
  • Winterrüben der Sorte „Blauer Herbst und Winter“ (Der Radieschentip mit den Schoten gilt auch hier. Guckt mal hier und hier, wieviele Schoten da an einer einzigen Pflanze wachsen!)
  • Kresse
  • diverse Sorten Sonnenblumen (guckst du hier)

Bestimmt hab ich noch irgendwas vergessen, wir hatten noch mehrere „ach das hier auch noch!„-Momente beim Zusammenstellen.

Nach dem Durchmischen hatten wir dann einen veritablen Haufen Saatgut:

Schon besser, diese Menge. Dazu kamen noch die beiden Samenbomben.

Jedes Kind bekommt ein Gefäß voll:

Spoiler: Selbst dieser Haufen ist auf 8 m² noch überraschend wenig.

Wie?

Zwei Gartenzwerge, zwei abgesteckte Bereiche. Ich dachte eigentlich, damit ist klar was passieren wird: Jeder wird sich eine Blühwiese raussuchen.

Weit gefehlt, die beiden haben mich wiedermal überrascht: Sie wollen die Beete nicht aufteilen, damit später mal nicht bei einem auf’m Beet irgendwas nicht aufgegangen ist und der sich dann ärgert. Mit soviel Gemeinsinn hatte ich jetzt gar nicht gerechnet, obwohl die beiden sonst auch meistens brüderlich teilen. Die typische Geschwisterrivalität ist bei ihnen relativ schwach ausgeprägt. Parenting done right. (c:

Wie eben gespoilert, haben wir beim Ausstreuen sofort gemerkt, dass wir nur relativ dünn streuen dürfen, damit jedes Gefäß für 4 m² reicht. Da hatte ich mich derb verschätzt…

Macht aber nix – wir strecken das mit mehreren Handvoll Ringelblumen- und Mangoldsamen.

Gerade von Mangold hab ich noch nen reichlichen Zehnlitereimer voll Saatgut und bin froh, wenn da mal was vertan wird.

Übrigens: Diese bunten Eimer sind mit Acrylsprühlack verschönerte Zehnlitereimer, die ich von einem befreundeten Bäcker bekommen hab. Da sind Backzutaten drinne, die Bäckereien werfen solche ind Fünflitereimer im Wochentakt stapelweise weg. Vor allem die Fünflitereimer eignen sich perfekt zum Gärtnern, in der letzten Vozuchtphase Ende April kommen da meine Tomaten rein. Also fragt ruhig mal bei eurem Bäcker nett nach, ob ihr solche leeren Eimer bekommen könnt.

Die Zehnlitereimer werden bei mir auch als Übertöpfe verwendet: Ich lege unten zwei Hölzer als Abstandshalter rein, anschließend kommt ein weiterer identischer Eimer da rein, der unten ein paar Drainagelöcher im Boden hat. Sieht gar nicht mal schlecht aus, wenn das dann auf der Terrasse steht. Details findet ihr hier.

Nachdem alles verstreut ist, kommt auf jede Blühwiese ne Gießkanne voll Wasser und anschließend ne dünne Schicht Erde, sonst trocknet das ja gleich wieder aus, dann würde nix keimen. Circa huntertfuffzich Liter Kompost habsch gebraucht. Der 60 Literkübel hat nur für ne sehr dünne Erdschicht auf der linken Hälfte gereicht, also habsch noch vom neulich frisch angesetzten Komposthaufen Material geholt.

Der Haufen ist seit dem letzten Umschichten vor zweieinhalb Wochen bei um die 50°C geblieben, das Material sieht jetzt richtig reif aus. Isses natürlich noch nicht, klar. Aber spätestens im Herbst ist das fertsch, wenn ich bis dahin noch 2-3 Mal umsetzen werde. Dass sich diese Mühe lohnt, hab ich ja schon mehrfach geschrieben. Kompostartikel gibt’s im Blog ja nich nur einen. (c;

Gut möglich übrigens, dass trotz der Heißrotte noch Samen im Kompost überlebt haben. Ich hab in der Anzuchterde (da verwende ich reinen Kompost) regelmäßig Mysterytomaten, Mangold und Ringelblumen, die neben dem eigentlich gesäten Zeuchs aufgehen.

Vermutlich sind einige der Samen in der Mischung Lichtkeimer, das habsch jetzt nicht explizit geprüft. Ja, die sind jetzt teilweise mit Erde bedeckt. Kann’s nicht ändern, die müsse sich jetzt eben kümmern. Und wenn die nicht dieses Jahr kommen, dann eben nächstes Jahr. Oder halt nicht – hier ist soviel verschiedenes Zeuch drinne, dass wir sicher nix vermissen werden, falls irgendwas ein Komplettausfall wäre.

Heute soll’s zwar nochmal regnen, aber darauf vertraue ich nicht. Das Ganze wird also nochmal großzügig mit dem Gartenschlauch beregnet und angegossen, damit die Komposterde so gut wie möglich in die Wiese reingewaschen wird, sonst trocknet die noch schneller aus als ohnehin schon.

Fertsch!

Leute, ich bin dermaßen gespannt, wie sich das jetzt entwickeln wird! Vermutlich mehr als die beiden Gartenzwerge.

So ein wildes Beet habe ich schon seit Jahren auf meiner Gartenwunschliste, kam nur nie dazu. Jetzt haben wir ne Blühwiese mit vielen essbaren Sachen verbunden, das ist sogar noch besser als eine reine Bienenweide.

Update nach 6 Tagen

Noch keimt wie erwartet nix.

Ich muss täglich wässern, damit die dünne Kompostschicht nicht komplett austrocknet. Ohne Feuchtigkeit keimt nunmal nix.

Idealerweise legt man ne Blühwiese ja auch nicht Anfang Sommer an, aber das war nunmal ne spontane Idee. Regenwasser ist glücklicherweise im großen Gartenteich genug vorhanden.

Das Gras miemelt sich durch den Kompost und wächst durch das Wasser etwas mehr als außenrum.

Oh, und: Mein Herr Papa hat den Kindern heimlich Kunstblumen reingewichtelt. (c:

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