Komposthaufen umsetzen, oder: Hochstapeln für braunes Gold

Ende Mai hatte ich den brummschen Komposthaufen neu aufgesetzt, mit dem ersten Rasenschnitt des Jahres und 2022er Herbstlaub, immer schön geschichtet und am Ende durchgewässert. Am Ende des Gartenrundgang-Artikels am 21. Mai hab ich euch das gezeigt, hier.

So sah der neue Haufen aus, der am 20.5. neu aufgesetzt wurde:

To umsetz or not to umsetz, das ist die Frage

Gestern und heute wurde wieder gemäht, und es sind vier Wochen rum…

…also könnte man den Haufen ja mal umsetzen, right?

Oder… nicht?

Oder doch?

Ich mache das immer von der Temperatur abhängig: Ist sie weit genug gefallen, merke ich dass die Heißrotte vorbei ist. Dann käme der Haufen in eine neue Rottephase mit niedriger Temperatur, in der dann andere biologische Prozesse ablaufen. Aber wenn ich dem Heißrotteprozess nochmal einen Booster geben will, dann muss neuer Sauerstoff rein. Und durch die lange Zeit bei so hohen Temperaturen trocknet der Haufen wieder aus – auch das bremst dann den Rotteprozess.

Ey, warum die Mühe?

Durch das Umsetzen mit gleichzeitigem Wässern setzt ihr den Haufen sozusagen nochmal auf Start. Ich hab in den letzten paar Jahren gemerkt, dass jedes Umsetzen den Rotteprozess um …na sagen wir mal einen Monat beschleunigt, eher noch ein bissel mehr. Man sagt ja im allgemeinen, dass so’n Haufen mindestens ein Jahr braucht, bis er fertsch ist. Meinen im Herbst 2022 neu aufgesetzter Haufen hatte ich ca. 4x umgesetzt – die Erde konnte ich jetzt im Frühjahr verwenden, die war fertig.

Sowas muss man halt einfach mal ausprobieren und Willens sein, einmal im Monat (außer im tiefsten Winter) ne Stunde lang ordentlich zu rackern. Investiert diese Mühe einfach mal, ihr werdet sehen dass sich das lohnt!

Übrigens: Wenn ihr dieses Kompostexperiment macht, dann solltet ihr unbedingt euer Herbstlaub irgendwo halbwegs trocken und vor allem gesondert vom Komposthaufen zwischenlagern, damit ihr dann auch genügend davon habt, wenn ihr im Sommer euren Rasenschnitt damit mischen wollt. Setzt natürlich voraus, dass in eurem Garten genügend Laub anfällt. Wenn ihr zu wenig Bäume habt, fragt vielleicht mal Nachbarn, ob die euch ihr Laub geben. Manche sind froh, wenn sie das nicht selbst „entsorgen“ müssen. Wo ein Wille ist, finden sich Blätter. (c;

Temperaturverlauf im Haufen

Die Temperatur war nach dem Neuaufsetzen am Tag 2 schon bei 65°C, und zwar durchgängig, also fast überall im Haufen. Ich messe das schnell und unkompliziert mit einem Kompost-Thermometer (50 cm lang ist meins). Diese Dinger sind toll, damit könnt ihr quasi in euren Haufen reingucken, ohne ihn zu stören. Googelt diese Dinger mal, gibt’s quasi überall, und teuer sind die auch nicht.

Na jedenfalls blieben die Temperaturen diesmal relativ lange so weit oben und der Haufen kühlte in den vier Wochen seitdem nur langsam ab.

Heute immer noch 45°C, und das nach vier Wochen. Das heißt der Haufen ist in diesen reichlich vier Wochen um weniger als 1°C pro Tag abgekühlt. Wahnsinn. Überlegt euch mal wieviel Energie da drin steckt, also rein physikalisch jetzt! Und dazu kommt, dass da drin das Leben tobt, mich würde wirklich mal en Detail interessieren, was da alles abläuft. Das ist quasi direkt vor unserer Nase, und wir haben eigentlich nullkommagarkeineAhnung, was da passiert. Jedenfalls die Nichtbiologen unter uns Gärtnern.

Diese 45°C haben mich echt überrascht, nach den bisherigen Erfahrungen hatte ich mit mindestens 10° weniger gerechnet. Da bin ich kurz ins Grübeln gekommen, ob ich jetzt schon umsetzen oder den Haufen noch ein bis zwei Wochen ruhen lassen sollte. Letztlich war ich zu ungeduldig, und nach nem stressigen Tag im Büro wollte ich mich sowieso nochmal ordentlich auspowern. Bis zum Abendessen ist noch ne anderthalbe Stunde Zeit, das reicht perfekt für die Arbeit und die danach zwingend notwendige ausgiebige Dusche. Wenn alles nach Plan läuft.

Spoiler: Es lief alles nach Plan. Diesmal.

Als erstes interessierte mich jetzt, wie’s im Haufen tatsächlich aussieht. Also hab ich erstmal ne Schneise reingegrabgabelt, einmal senkrecht von ganz oben bis ganz unten:

Wow… also, …wow!

Das sieht erstens extrem gleichmäßig aus, trotz der Schichtung aus Herbstlaub und Rasenschnitt. OK, ein bissel grobes ausgesiebtes Kompostmaterial war auch drinne, aber das machte mengenmäßig nicht viel aus. Und zweitens: Alter Falter, rein optisch und aus zwei Metern Entfernung betrachtet sieht das Zeuch doch fast schon fertsch aus!

Lasst uns mal näher ran gehen:

Fotos sind zwar immer deutlich weniger deutlich als wie wenn man davor steht oder hockt, aber man könnte das mit etwas gutem Willen doch durchaus für fertig durchgerotteten Kompost halten, oder?

Selbst wenn wir noch näher ran gehen…

…sieht’s toll aus!

Das weiß/graue Zeug ist übrigens Kompostmaterial, das durch die Hitze regelrecht „ver-ascht“ ist. Mich würde mal interessieren, was Gartenprofis dazu sagen. Falls ihr da Videos oder andere Quellen kennt, die sich damit beschäftigen, schreibt’s doch bitte mal in einen Kommentar!

OK, das Material roch definitiv noch nicht so schön erdig/kompostig wie ein fertiger Kompost riechen sollte.

Und ich merke gerade, dass ich vermutlich die Nichtgärtner unter meinen Lesern an dieser Stelle verliere, weil ich diesen Geruch schlicht nicht beschreiben kann. Den kennt man als Gärtner einfach. Wobei ich gar nicht mal weiß, ob sich Nichtgärtner meine Gartenpostings überhaupt angucken.

Egal, zurück zum Thema.

Ich habe den Haufen einfach in die linke leere Hälfte gegabelt und immer schön den Rasenschnitt von gestern & heute reingeschichtet. Der Grashaufen hatte übrigens auch schon wieder knappe 70°C Kerntemperatur!

Nach dem ersten und zweiten Drittel und am Schluss hab ich jeweils vier Zehnlitereimer Wasser aus dem Gartenteich draufgekippt, damit die in den letzten vier Wochen verdunstete Feuchtigkeit ersetzt wird und der Rotteprozess wieder in Gang kommt.

Fazit und Optimierungspotenzial

Nach einer knappen Stunde hatte ich einen schön hohen Haufen mit einer Kerntemperatur von gemütlichen 25°C. Das wird sich in den nächsten Tagen deutlich ändern. Ich werd‘ anfangs wieder täglich messen. Wenn ich’s nicht vergesse.

Rückwirkend betrachtet hätte ich noch ein bisschen Urgesteinsmehl einmischen können, das wäre definitiv gut gewesen. Holzkohlereste vom Grillen und von diversen Feuerschalen-Abenden kommen auch immer mit drauf – Terra Preta und so.

Man soll ja nicht die Pflanzen düngen, sondern den Kompost.

Diese Weisheit ist nicht von mir, ich plappere das nur nach. Aber es ist ne superwichtige Sache! Das Braune Gold ist einfach die (bzw. eine) Grundlage für den Erfolg im Garten, damit steht und fällt so vieles. Für mich gehört das Thema Kompost zu den wichtigsten Säulen des Gärtnerns, auf einem Level mit Mischkultur und Mulchen. Das sind einfach game changer, damit bringt ihr eure Gärtnerei auf den next level.

Und ich sollte dringend weniger neudeutsche Hohlphrasen verwenden. (c;

Updates, sobald es was zu berichten gibt.

One response to “Komposthaufen umsetzen, oder: Hochstapeln für braunes Gold”

  1. […] hat nur für ne sehr dünne Erdschicht auf der linken Hälfte gereicht, also habsch noch vom neulich frisch angesetzten Komposthaufen Material […]

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