Leinwand als Schneckenschutz, oder: Umpuscheln gegen Geschleime

Schnecken mag keiner im Beet. Jedenfalls kenne ich niemanden. Ihr?

Genau. Also müssen wir was dagegen tun. Und prinzipiell gibt’s da ja auch ne ganze Menge Möglichkeiten:

  1. Absammeln und sie dann entweder woanders hinbringen (was die bei euch abgesammelten Schnecken an diesem „Woanders“ anrichten, lasse ich jetzt mal offen) oder aus dem Leben helfen. Irgendwann lasse ich mich mal aus zur brummschen Ethik des Schneckentötens, aber dieser Tag ist nicht heute.

  2. Vertreiben mit allerlei Zeuchs, das die Viecher nicht mögen. Beispielsweise kriechen sie nicht gern über Kupfer, daher kann man Beetränder mit Kupferbändern umranden. Hab ich vor Jahren mal mit unserem ersten Hügelbeet probiert. Hätte vermutlich sogar richtig gut funktioniert, wenn der Bretterrand nicht voller klaffender Lücken gewesen wäre und nicht schon massenhaft Schnecken im Hügelbeet gelebt hätten. Auf jeden Fall hatten wir keine Schleimspuren gefunden, die das Kupferband überquert haben. Könnte bei einem sauber gebauten Beet also funktionieren. Kaffeesatz soll auch so ne Sache sein die Schnecken nicht mögen, hat bei mir aber noch nie funktioniert (später mehr dazu). Mit Holzhackschnitzeln mulchen – die Schnecken kriechen angeblich nicht gern über die scharfen Kanten. Kann ich nach zwei Jahren Hackschnitzelmulch nicht bestätigen, muss aber ehrlich sagen, dass ich nicht bewusst darauf geachtet habe. Mag sein dass es funktioniert, oder eben auch nicht.

    Nachtrag 22.05.2021:
    Sonja von sonjas-gartenfreuden.de hat ein interessante Details zum Kupferband und anderen Methoden!

  3. Aussperren, die Biester! Da gibts auch wieder mehrere Lösungen, beispielsweise kann man Schneckenkragen für einzelne Pflanzen kaufen, oder Beetumrandungen aus Metall oder Kunststoff mit einem Überhang außenrum, an dem die Schnecken angeblich nicht über Kopf drüberkriechen können. In diese Kategorie fällt auch die folgende Methode, die ich ab heute ausprobiere:

Ich habe mein Beet umpuschelt! (c:

Aber von Anfang an.

Wir haben einen nicht ganz kleinen Teich im Garten, ca. 200m² groß, dadurch ist das Grundstück selbst im Sommer recht feucht. Um den Teich herum wachsen viele Stauden, also ideale Bedingungen für Schnecken. In der Hoch-Zeit im Sommer sammeln wir, je nachdem wie „gut“ die Schneckensaison gerade ist, für ca. 3 Wochen ca. 300 Schnecken ein. Pro Abend. Vor und nach diesen drei Wochen isses besser, aber nicht unbedingt gut. Die Beete stehen teilweise weniger als 10m vom Teich entfernt. Nur um die Dimension des Handlungsbedarfes kurz klar zu machen.

Solche Becher sammle ich mehrere pro Sommerabend ein, meine Eltern ebenfalls.

Und ja: Wir haben Tigerschnegel. Recht viele sogar, ich sehe nicht selten ein Duzend großer und kleiner Schnegel auf den abendlichen Jagdrundgängen. Der hier ist gerade auf dem Weg zur Arbeit und kriecht in ein Hochbeet. Mahlzeit, Kollege.

Tigerschnegel fressen aber nur Schneckengelege, keine Schnecken. Das hilft auch, aber nicht gegen die akute Plage.

Igel fressen Schnecken, jawoll – aber 300 pro Abend? No way!

Kaffeesatz habe ich letztes Jahr großflächig ausprobiert: Die Wintermonate über diszipliniert den Kaffeesatz (wir mahlen selbst) auf dem Ofen getrocknet, im Frühsommere waren da ca. 7L Kaffeepulver zusammengekommen. Das hat für breitwürfiges Ausbringen auf ein 5m² großes Kartoffel- und Kürbisbeet gereicht. Der Effekt? Die Schnecken hat’s nicht die Bohne gejuckt. Ich hatte sogar den Eindruck dass dort geringfügig mehr Schnecken als im Nachbarbeet waren, aber das kann täuschen. Die Pflanzen sahen jedenfalls gottvoll aus. Sie habe sich später wieder erholt, aber… nu ja.

Stellvertretend für das Ganze Elend hier ne Szene der Möhrenernte. Ehrlich gesagt war das nichtmal schlimm – das auf dem Foto waren im Großen und Ganzen die einzigen wirklich großen Fraßschäden, und ich hatte nen Zehnlitereimer voller Möhren. Die anderen Fraßschäden hab ich nicht geknipst, weil ich mit der Schneckenjagd beschäftigt war.

Was blieb, war also das Absammeln. So ne richtig befriedigende Dauerlösung iss das nich.

Vor ein paar Monaten bekam ich dann einen Tip: Die Beetrahmen mit Leinwandstreifen „umpuscheln“! Die Biester können angeblich nicht von unten, quasi über Kopf, die schräg runterbammelnde Leinwand überwinden. Das Foto dazu zeigte ein kleines Beet mit Metallrahmen, über dem Leinwandstreifen mit Metallklammern festgeclipst war, ähnlich wie man das von Tischdeckenklammern kennt. Ich poste das Bild jetzt nicht, weil ich ungern Abmahnanwälten den Lebensunterhalt finanziere. Ihr seht eh gleich, wie’s gemeint ist. (c;

Also, das hier ist der IST-Stand:

Wie man sieht, kein Problem für Schnecken. Man sieht auch sehr schön, dass das Gras direkt am Rahmen deutlich höher und dichter als das auf der Wiese ist. Iss ja auch klar, weil direkt am Brett niemand hinlatschen kann und das Gras nicht niedergetrampelt wird. Idealer Lebensraum für Schnecken! Ich finde dort immer welche, und die haben’s bis ins Beet nicht wirklich weit. Also muss ich dort regelmäßig mit dem Rasentrimmer lang. …ja, seit letztem Jahr hab auch ich so’n Teil. Hab mich lang dagegen gewehrt, aber mit der Schere oder per Hand rupfen – das dauert einfach zu lang. Ich werd also wirklich zum Spießer. So what.

Jedenfalls hab ich einmal die Runde rumgetackert. Fun fact: Die gekaufte Rolle Leinwand war nur 50cm länger als der Beetumfang – manchmal hat man eben nen Lauf! (c:

Aber wie ihr seht, hängt die Leinwand mehr oder weniger gerade runter – die Schnecke kann also ganz easy peasy vom Holz auf den Stoff kriechen. Hmpf.

Ergo müssen da ein paar Leistchen unter den Stoff, am besten oben am Beetrandrand. Tolles Wort, nich? Habsch gerade erfunden. Ist meins, aber ihr dürft’s gern benutzen. Bin ja großzügig und teile gern. Außer mit Schnecken.

Anyway, die Leisten.

Die müssen ja nicht komplett einmal rings rum – es reicht sicher, wenn man aller halben Meter eine Leiste ran nagelt. Dachte ich mir. So hier:

Wie ihr seht, steht die Leinwand jetzt schön ab, da sollte keine Schnecke mehr drüber kommen.

Aber.

Guckt euch nochmal die Leisten an, zwei Fotos weiter oben. Seht ihr diese kleinen Stiftnägel? Stellt sich raus, dass die zu kurz sind, die gehen nämlich nur ca. 5mm tief in den Beetrahmen rein. Das hält zwar erstmal, aber sobald man einen halben Meter weiter die nächste Leiste in das Brett nagelt, federt selbiges ordentlich – und Leiste Numero uno stürzt wieder ab. Klappt also nicht, da müssen wohl Schrauben her. Lange Rede, kurzer Sinn: Jede Leiste wurde in der Mitte vorgebohrt und mit einer Schraube am Rahmen befestigt. Das hält jetze!

Noch ein Detail, falls ihr das so oder so ähnlich nachmachen wollt mit den Leisten: Achtet auf die Jahresringe! Die ganz linke Leiste hab ich für euch absichtlich falsch rum positioniert: Hier geht die Schraube später mal nicht durch, sondern zwischen die Jahresringe und wird die Leiste mit Sicherheitspalten (tat sie dann auch).

Und das wärs auch schon, vorerst zumindest. Das Große Beet ist umpuschelt, die Nachbarin hat gefühlt sehr laut nichts gesagt, sich aber garantiert ihren Teil gedacht. Mir egal, ich will dringend wissen ob das funktioniert! (c:


Nebenbei: Es sieht gar nich ma schlecht aus! Auf jeden Fall gefällts mir um Welten besser als diese Metall- oder Kunststoffantischneckenkragengedönse. Würx, die wöllte ich nicht im Garten haben. Aber Leinwand? Das sieht doch richtig wohnlich aus, oder? (c:

Und jetzt? Jetzt muss das nur noch funktionieren. Ich werde berichten!

Nachtrag 1 vom 6.5.2021

Das Nachbarbeet ist jetzt ebenfalls umpuschelt. Im Bild obendrüber (Stand 3. Mai) isses noch nacksch gewesen; gestern hatte ich die Leinwand angetackert und heute die Leisten rangeschraubt. Hier sind Bohnen und Kartoffeln geplant, und vor allem die Kartoffeln hatten letztes Jahr sehr unter den Schnecken zu leiden. Mann bin ich gespannt ob das klappt! (c:

Nachtrag 2, ebenfalls 6.5.2021

Sonja hat mir in ihrem Kommentar etwas Wichtiges in Erinnerung gerufen: Die beste Beetrandabwehr nützt nüscht, wenn der Beetrand selbst die Schwachstelle ist! Bei ihr waren es Lücken im Hochbeetrahmen, die unterhalb des Kupferbandes ein Einfallstor für die Schnecken boten.

Und bei mir? Wenn sich da Lücken zwischen den Brettern auftun, nützt die ganze schöne Umpuschelung nix mehr.

Gut, außer optisch jetzt… (c;

Aber das kann man ja theoretisch noch in den Griff kriegen, wenn man permanent darauf achtet, dass die Rahmen tip top in Ordnung sind. Theoretisch. Ihr seht schon, worauf ich hinaus will? Richtig: Wer von uns macht regelmäßige Beetrahmenlückeninspektionen? Genau.

Und noch etwas: Guckt euch mal an, wie’s Mitte Juli letzten Jahres bei mir aussah. Die Kartoffeln und Kürbisse hingen über die Beetränder hinaus!

Kartoffeln bekommt man ja vielleicht noch irgendwie eingehegt, aber… Kürbis? Im Beet bleiben? Lacht ihr gerade genau so wie ich?

Jede dieser Überhänger ist eine prima Schneckenbrücke! Und jetzt wo ich das schreibe, fallen mir auch wieder die entsprechenden Beobachtungen vom Sommer ein, wo ich Schleimspuren an solchen „überragenden“ Beetbewohnern gesehen hatte. In flagranti hab ich noch keine Schnecke auf einer Beetbrücke ertappt (oder ich hab’s wieder vergessen), aber seid euch sicher dass ich diese Saison ein ganz besonderes Auge darauf haben werde!

Fazit:

Die Umpuschelung wird nur so lange effektiv sein, wie alles brav im Beet bleibt. Das ist nicht schön, aber auch keine Katastrophe: Denn wenn die Pflanzen erst einmal so groß sind wie auf dem Juli-Foto, dann vertragen sie Schneckenfraß deutlich besser als die kleinen Jungpflanzen im Spätfrühling und Frühsommer.

6 responses to “Leinwand als Schneckenschutz, oder: Umpuscheln gegen Geschleime”

  1. Sonja Berndl sagt:

    Hallo Daniel,

    ich habe unsere Hochbeete vor Jahren auch „umpuschelt“. Obs geholfen hat weiß ich nicht. Denn die Bretter vom Hochbeet sind auseinander gegangen. Durch diesen waagrechten Schlitz konnten die Schnecken dann durch ohne dass sie ganz nach oben mussten, wo das Hindernis gewesen wäre. Und jetzt habe ich unterhalb der Schlitze Kupferbänder.

    Ob Schnecken kopfüber kriechen können, weiß ich nicht. Aber gerade heute habe ich einer Schnecke zugeschaut, wie sie sich kopfüber abgeseilt hat. Mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht damit! Werde das mal genauer in meinem Blog beschreiben.

    Viele Grüße
    Sonja

    • Der Brumme sagt:

      Also ist bei uns beiden der Beetrahmen die Schwachstelle gewesen…

      Ich werde morgen nochmal mit der Nase am Rahmen einrasten und genau gucken, ob ich da wieder Lücken habe. Im Gegensatz zu dem damaligen Hochbeet ist das aktuelle Gemüsebeet rahmentechnich recht gut in Schuss – wenn hier alles halbwegs dicht ist ( & bleibt), hab ich ne Chance auf einen realistischen Test.

      Mir fällt jetzt gerade noch etwas anderes, ganz entscheidendes ein: Im Juli wuchert es auf den Beeten schon derart, dass viel Pflanzen über die Ränder in die Wiese ragen und den Schnecken damit Brücken ins Beet bauen. Da helfen dann weder Kupfer noch Puschel. Ich werd‘ das im Artikel ergänzen.

  2. […] erinnert euch an meine Beetumpuschelung? Die hier? Gestern Nacht gab’s einen ersten Datenpunkt, wie gut die wirkt. Und damit das hier kein […]

  3. […] Beetmitbewohner mittlerweile recht gut. Selbst die legendäre brummsche Beetumpuschelung (siehe hier, da und dort) hilft nur so mittelgut, und bei nassem Wetter erwische ich öfter mal nen […]

  4. […] aber vielleicht verstecke ich den irgendwie. Beispielsweise mit Sackleinwand, die ich noch von der Beetumpuschelungsaktion von Anfang Mai übrig habe. Mal […]

  5. […] ob nun moralisch/ethisch/pseudo-philosophisch, Hausmittel-ausprobierend, handwerklich-dekorativ (hier, da und dort) oder schlicht […]

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