Kastenbeet und Käferkacke

Es ist mal wieder soweit:

  1. ich muss ein Kastenbeet erneuern.
  2. Ich beginne einen Artikel mit ner Flachwitzwortspielüberschrift
  3. und einer sinnarmen Liste.

Gut nu, worum geht’s?

TL;DR: siehe Liste. (c;

Vorgeschichte Släsch Kontext

In unmittelbarer Nachbarschaft des großen (ca. 40 m²) brummschen Gemüsebeetes stehen mehrere kleinere Kastenbeete. Darunter drei, die so ca. 1,65 x 0,50 x 65 cm (LxBxH) messen. Gebaut aus breiten Schwartenbrettern, zu Zeiten, als ich noch keine Noppenfolie verwendet hatte. Also hat das Holz direkten Erdkontakt. Und wir kennen ja das alte Sprichwort: Was Erde berührt, wird Erde. Früher oder später jedenfalls.

Lasst es ca. fünf Jahre her sein, evtl. auch bissel länger (bin gerade zu faul, das Fotoarchiv nach Hinweisen auf das Kastenbeetgeburtsdatum zu durchforsten). Jedenfalls habe ich vor zwei(?) Jahren eines der Beete schonmal erneuern müssen und dabei mit Noppenfolie nachgerüstet. Wie sich jetzt herausstellte, hatte ich dabei einen kapitalen Fehler gemacht: Ich hatte mehrere Reste Noppenfolienzuschnitte übrig, und die schlauerweise ohne Überlappung dort reingeklatscht.

Will heißen: Zwei lange und zwei kurze Folienstücke – und in den Ecken: …nüscht. Dort hatte die Erde also Kontakt zu den dicken Eckpfosten. Bis die durchgegammelt sind, dauert das Jahre …dachte ich. Stimmte auch: Zwei Jahre.

Stellt sich raus: Die müssen gar nicht komplett durchgammeln (obwohl nicht mehr viel fehlt) – es reicht, wenn der Gammel tief genug gräbt, dass die Schrauben keinen Halt mehr haben und der Erddruck die Beete sprengt. So wie neulich bei einem anderen Kastenbeet (2. und 3. Foto im verlinkten Artikel).

Eigentlich wollte ich dieses hier ebenfalls so schön mit Terrassendielen machen, aber das hätte dann im Ensemble mit den beiden anderen Kästen nicht mehr schön ausgesehen: Zwei Beete aus schön vergrauten breiten Schwartenbrettern und eins komplett anders in Terrassendielenoptik. Neenee, das Auge gärtnert schließlich mit. Also entschied ich mich, das Beet „sanft“ zu sanieren: Nur die Eckpfosten erneuern und Bretter nur wenn nötig ersetzen. Ich hab noch’n paar ähnlich vergraute breite Schwarten übrig, die kann ich da prima verwenden. Supi.

Also habsch die langen Bretter der Reihe nach abgeschraubt, wobei ein Drittel der Schrauben schon abgerissen war, weil die Bretter schüsselten , weil ich sie falsch herum angeschraubt hatte. Auch zum Thema „Schüsseln“: Siehe Kastenbeeterneuerungsartikel von neulich.

Das Elend ist schlimmer als gedacht: Zwei der vier Schwartenbretter sind so „durch“, dass sie getrocknet und als „Bretter zur besonderen Verwendung“ aufgehoben werden. Wissenschon: Wenn man mal für’n Dekoprojekt schön texturiertes Holz braucht. Wie beim gelaserten Dekoschild, nur größer.

Aber zum Thema, endlich…

Käferkacke!

Beim Abbauen der Bretter und Runterklappen derNoppenfolie hab ich schon an den Seiten mehrere Lärven gefunden:

Später, beim Abschaufeln der auffallend lockeren und luftig-krümeligen Erde (später mehr dazu) kam dann auch ein erwachsener Rosenglanzkäfer zum Vorschein, den habsch allerdings nicht geknipst. Hier zwei Bilder von September 2023, weil die so cool aussehen:

…und von unten:

Die geschicktesten Flieger sind sie definitiv nicht, deshalb werden sie auch „Dummkäfer“ genannt: Weil sie sich nicht zu fein sind, einem im langsam-ungeschickten Taumelflug frontal gegen die Stirn zu ballern. Aber sooo schön. Und nützlich wie verrückt – wie sehr, habe ich heute erst realisiert!

Von diesen Käfern haben wir inzwischen recht viele. Ich lebe in diesem Garten seit etwas über 40 Jahren, aber erst seit ich vor 8-10 Jahren angefangen habe, mit Hochbeeten zu gärtnern, haben wir diese Käfer. Gefühlt jedes Jahr ein paar mehr, aber das kann täuschen. Sogar Nashornkäfer gibt’s jetzt in Brummehausen, guckst du hier!

Zurück zu den Hochbeeten.

Die befüllt man ja nicht nur mit Erde oder Kompost, sondern in mehreren Schichten mit ganz unterschiedlichem Zeug: Ganz unten grobes Altholz. Natürlich nix Behandeltes, aber das ist eh klar, oder? Oder? Dann dünnerer Astschnitt, dann bissel Laub, gern auch etwas Rasenschnitt, unfertiger Kompost, obendrauf ne kleinere Schicht fertiger Kompost. So ungefähr jedenfalls. Alles schonmal erklärt, u. a. hier. Wenn ihr nicht alles da habt, lasst das fehlende Zeug halt weg – ist kein Beinbruch wenn’s nicht 100% nach Lehrbuch geht.

Jedenfalls nimmt man keine „fertige“ Erde/Kompost – da drin darf – nein: soll! – es „arbeiten“. Die Verrottungsprozesse setzen Wärme frei, das gefällt den Pflanzen vor allem im Frühling, wenn sie einen „warmen Fuß“ haben, aber auch im Herbst & Winter ist das gut.

Das hier ist der letzte Rest grobes Altholz, den ich beim Abschaufeln gefunden habe. Alles andere ist komplett zu Erde geworden. In zwei Jahren! Das Stück Holz war natürlich bewohnt, mit oben erwähnten Rosenglanzkäferlarven:

Schon beim Abschaufeln der Beeterde sind mir auch hier diese dunkelbraunen, weizenkorngroßen Pellets aufgefallen:

Und spätestens jetzt war klar was das ist:

Die titelgebende Käferkacke.

Ich hab mir daraufhin den eben umgesetzten Kasteninhalt nochmal genauer angeguckt. Auch hier waren ja Dutzende Larven drin.

Kommt mal näher.

Nein, noch näher…

Keine Sorge: Weder beißen die Larven, noch müffelt’s hier. Wie bei Regenwurmhinterlassenschaften ist das allerfeinste Erde.

…na? Der Wahnsinn, oder? Das Foto ist übrigens nicht gestellt, bis auf dass ich die halb eingebuddelte Larve vo-hor-sichtig obendrauf gelegt hab (gleich nach dem Knipsen wieder mit Erde bedeckt, keine Sorge).

Das ist absolut irre, wie viel Käferkacke hier drin ist. Die Larven sind scheinbar noch produktiver als Regenwürmer (von denen ich übrigens keinen Einzigen im Kastenbeet gefunden habe), oder zumindest in derselben Liga. War mir nicht bewusst, nicht mal ansatzweise.

Lesson learned: Kastenbeete bringen’s total!

Nicht nur wenn man Altholz und Baumschnitt los werden will, sondern auch sonst. Kompostmangel ist ein weit verbreitetes Gärtnerproblem, eigentlich hat man nie genug von dem braunen Gold. Kastenbeete kannste nicht nur mit halbfertigem Material füllen, du erweiterst damit sogar noch deine Kompostproduktion, während du gleichzeitig mehr produktive Beete anlegst!

Diese Erde hier kommt an die 2024er Tomaten, ich hab ja wieder ca. 100 Fünflitereimer zu befüllen. In was Besseres kannste die gar nicht reinsetzen, denk ich. Das renovierte Kastenbeet wird wieder schichtenweise gefüllt, obendrauf kommt unfertiger Kompost und dann ca. 5-10 cm dieser fertigen Käfererde, damit die Jungpflanzen ideale Startbedingungen haben.

Hätte ich dieses Beet jetzt nicht erneuern müssen, hätte ich für dieTomatenanzucht unfertigen Kompost nehmen müssen, weil ich nix anderes da habe (schlechte Kompostplanung, I know) und bis Anfang Mai der Haufen trotz monatlichen Umsetzens wohl noch nicht ganz „durch“ sein wird. Das geht auch (alles schon probiert, mehrfach) – aber mein Bauchgefühl sagt, dass diese Erde ganz besonders gut sein wird. Mal sehn.

Dank der Rosenglanzkäfer kann ich einen weiteren Stoffkreislauf für mich nutzen, den ich bisher gar nicht auf dem Schirm hatte. Es bestätigt sich ein weiteres Mal: Je genauer du hinguckst, desto deutlicher merkste, wie wenig du eigentlich weißt. Nicht nur im Garten, aber gerade hier wird mir das immer wieder spektakulär vor Augen geführt. Stichwort „Handymikroskop„…

Last but not least

Zum Schluss heute mal kein Katzenbild, sondern ne Portion Gartenromantik: Zwei der Tigerschnegel, die auf der Innenseite der Bretter saßen/schliefen/ruhten/Party machten. Wer weiß das schon so genau.

Die habsch beim Abriss natürlich gestört, aber hier sieht’s so aus, als hätten sich Zweie gefunden. Sweet! (c:

Noppenfolie, aber diesmal richtig!

Damit mir die Vollpfosten nicht wieder in zwei Jahren weg gammeln, mach ich’s diesmal richtig und schneide die Noppenfolie aus einem Stück, mit ordentlicher Überlappung. Was übrig bleibt, verwende ich in zukünftigen Beeten. Aber auch dann so, dass die Reste nicht „auf Stoß“ sitzen, sondern überlappen. Lesson learned!

So, 10 cm Überlappung sollten reichen. Das Weiße sind kleine Kunststoffquadrate, die ich zugeschnitten und durch die Folie ins Holz geschraubt habe,. damit sie die Folie fixieren. Das Zeug heißt „Simopor“ und ist witterungsfest. Habsch vor Jahren mal vor’m Müll gerettet und nutze das regelmäßig in irgendwelchen kleinen Projekten.

In einer der brummschen Lager-Ecken fand sich noch ein Baumstämmchen, da stand mal ein Futterhäuschen drauf. Aber der Stamm stand direkt auf der Erde und war entsprechend untenrum angegammelt. Gerade richtig für meine Zwecke, das lieben die Käfer! Also längs geviertelt, damit es besser unten in den Kasten passt und dann mit altem Wurzelgekröse bedeckt, das auch noch übrig war.

Darüber Ast- und Krautschnitt. Im späten Herbst hatte ich die Tomaten und einige Mangoldpflanzen von den Beeten geholt und separat neben dem Komposthaufen gelagert, ebenso vertrocknete Zitronenmelisse. So Zeugs halt…

Darauf kommt dann eine Schubkarre mit halbverrottetem Kompost, und da drauf streue ich die Käferlarven, die ich allesamt aus der alten Erde rausgelesen und vorsichtig in einem Eimer mit Erde zwischengelagert hatte.

Ratet mal, wieviele Larven in diesem Kastenbeet wohnten. Kommt ihr nie drauf, wetten?

Fast genau 400 Larven. Der Wahnsinn… Damit ist dann auch erklärt, warum ich fast kein Altholz mehr gefunden habe: Klar, so ne Horde zerlegt dir dann dein Holz eben auch in zwei Jahren – und hinterlässt allerfeinste Erde.

Die Dummkäfer sind in meiner Wertschätzung ein ganzes Stück gestiegen! Die sind aufgestiegen von „sehen toll aus und fliegen dir gegen die Stirn“ in die Liga „so nützlich wie Regenwürmer!“ – wobei Regenwürmer mit Altholz nicht so gut klar kommen, die sind ja eher auf andere Nahrung spezialisiert.

Und so sieht das fertig restaurierte Kastenbeet aus. Ja, da guckt Die Folie zwischen den Schwartenbrettern durch, aber damit kann ich leben. Und dass keiner der Kästen in Waage steht: So what.

Übrigens wird’s spannend, in ein paar Monaten mal zu vergleichen wie sehr sich die Erde senken wird. Die unteren ca. 40% sind mit Altholz und Gesträuch gefüllt, darüber hab ich noch vier Schubkarren voll unfertigem Kompost rein gekippt und fest getrampelt. Ich rechne mit mindestens 10 cm Nachsacken.

Also, was haben wir gelernt?

  • Seht ihr Rosenglanzkäfer im Garten, freut euch.
  • Wer Kastenbeete füllt, sollte unbedingt Altholz unten rein tun!
  • Auch ohne Kastenbeete: Wer Altholz rumliegen hat und das weder häckseln noch thermisch verwerten will, kann es irgendwo einbuddeln und hoffen, dass die Käfer es finden. Nach ca. zwei Jahren habt ihr allerfeinste Erde.
  • Man lernt nie aus: Selbst in der vertrauten Umgebung des Gartens kann man regelmäßig spannende Entdeckungen machen, wenn man nur hinguckt.

2 responses to “Kastenbeet und Käferkacke”

  1. Andrea Stanzel sagt:

    meine ersten Hochbeete waren aus Palettenholz, die haben auch ca 2 Jahre gehalten. Bei meiner aktuellen Brachialumbaumaßnahme habe ich neben Rosenkäferlarven vor Allem Walnüsse gefunden. Ich warte jetzt auf Vergeltungsmaßnahmen der Hörnchen….

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.