Frühlingserwachen, oder: unkrautfreie Anzuchterde

…na, das ist doch wieder die pure Poesie im Titel, oder? (c;

tl;dr släsch spoiler släsch worum gehts?

Ich hab neulich zufällig einen Weg gefunden, die Anzuchterde bei- bzw. unkrautsamenfrei zu bekommen: Ohne Chemie, ohne zusätzlichen Energieaufwand, ohne zusätzliche Arbeit und ohne sonstigen Materialeinsatz. Ein gamechangender gardening Lifehack also. Natürlich bin ich garantiert nicht der Erste der das bemerkt hat, aber diesmal isses nix online Abgegucktes, sondern was selbst Entdecktes. Also ein echter brummscher Lifehack. Häschtägg egoboost (c;

Kontext: Die brummsche An-/Vorzucht

Ich hatte vor drei Wochen zwei Anzuchtplatten mit gesiebter Komposterde gefüllt. Vorzucht mit Kompost klappt bei mir genauso gut oder besser als wie wenn ich spezielle Anzuchterde verwende, später mehr dazu. In eine der Platten kamen die aufgegangenen Paprikakeime rein, die andere Platte blieb erstmal leer und wurde im Hauswirtschaftsraum zwischengelagert und… vergessen.

Im brummschen Hauswirtschaftsraum isses schön warm, und vor ein paar Tagen fiel mir auf, dass ziemlich viele Keimlinge in der vergessenen Anzuchtplatte aufgegangen waren, obwohl ich da ja noch nix reingesät hatte. Ist ja auch logisch, denn mein Kompost ist nicht komplett durch ne Heißrotte gegangen und damit nicht steril. Wem das nix sagt: Beim Verkompostieren wird das Material zwischenzeitlich so heiß, dass es alle Samen abtötet, also sterilisiert. 70°C über mehrere Tage sind da locker drin!

Glaubt ihr nicht? Kann ich euch nicht verübeln, hätte ich auch nicht, wenn ich mir 2022 nicht so’n Kompostthermometer geschossen und seitdem fleißig ausprobiert hätte. Der Haufen war im Mai kurzzeitig heiß genug, dass wir ihn zum Sous Vide Garen verwenden konnten. Immer noch eine meiner liebsten Gartengeschichten. (c:

Aber das war schon im Mai – diese Erde ist längst irgendwo im Garten, das was jetzt auf’m Haufen liegt, kam erst Ende des Somemrs drauf und ist nicht mehr so heiß geworden. Oh, übrigens: Das letzten Sommer begonnene Komposttagebuch-Projekt war recht schnell wieder eingeschlafen, falls ihr euch daran noch erinnert. Mangelnde Messdisziplin und so.

Vermutlich bekommt man auch mit Heißrotte nicht komplett alle Samen gekillt, also war’s zu erwarten dass da was keimt, das hat mich in keinster Weise überrascht. In der anderen Schale bei den Paprikababies war ja auch jede Menge ungebetenes Zeuch aufgegangen.

…aber!

Der völlig unspektakuläre Lifehack

In der unbesetzten Anzuchtplatte hab ich jetzt alles rausgerupft. Und wenn ich da jetzt was reinsäe oder reinpflanze, sollte theoretisch* nur noch mein Wunschgemüse aufgehen und kein Unkraut mehr.

Wie, Daniel – das war’s jetzt? Das ist dein gamechangender Lifehack?

Ja, isser.

* Ich sage „theoretisch“, weil nie alles auf einmal keimt und immer noch irgendwas nachkommt. Aber das meiste ist dann schon durch.

Ich sag ja: völlig unspektakulär eigentlich. Aber trotzdem game-changend, denn auf diese Weise bekommste deine Anzuchterde (fast) unkrautfrei, und zwar

  • ohne Chemie
  • ohne irgendwelche teuren oder generell zusätzlichen Gerätschaften anschaffen zu müssen
  • ohne zusätzliche Arbeit (du musst nur ein paar Wochen vor der Anzucht daran denken, das vorzubereiten – und das ist eh zu empfehlen, denn so haste beim Einpflanzen in die Anzuchtplatten später weniger Arbeit = weniger Stress) und
  • ohne die Erde in Backofen oder Mikrowelle sterilisieren zu müssen (was nebenbei ja auch das komplette Bodenleben killt, also auch alle Mikroorganismen, Würmer und all die anderen nützlichen Krabbelviecher.

Also: Füllt eure Anzuchtplatten einfach ein paar Wochen vorher und nehmt sie anschließend mit rein oder lagert die irgendwo, wo gute Keimbedingungen herrschen. Also nicht nur kuschelig warm, sondern auch einigermaßen feucht. Alles was sich dann zeigt, wird rausgerupft. As simple as that.

Auf diese Art habt ihr zu eurem Wunschzeitpunkt dann schön unkrautfreie Erde, ohne dass ihr sie (bspw. im Backofen) sterilisieren musstet – damit bleibt das Bodenleben erhalten.


Übrigens brauchen die Samen nichtmal unbedingt Licht zum Keimen. Hier ein 10L-Eimer, der mit Deckel drauf im gleichen Raum wie die Anzuchtplatte stand:

Die Erde da drin war zwar nicht zu 100% komplett abgedunkelt, weil der Eimer nicht komplett lichtdicht ist, aber fast dunkel. Trotzdem keimt’s da drinnen:


Es kann allerdings sein, dass durch die Dunkelheit die Lichtkeimer unter den Unkräutern in Wartestellung bleiben. Das wird sich zeigen, wenn ich die Eimererde demnächst verwende (wenn bzw. falls ich daran denke, das dann explizit zu beobachten).

Einziger Nachteil: Trauermücken

Leider bleiben mit diesem brummschen Lifehack nicht nur die Nützlinge erhalten, sondern bspw. auch Trauermücken, die bekommt ihr damit natürlich nicht weg. Aber die ganzen anderen Lebensgemeinschaften im Kompost bleiben erhalten und werden nicht im Backofen totgebraten, und ich vermute mal dass so ne lebendige Erde für Jungpflanzen besser ist als steriles, totgedämpftes Zeuchs.

Wenn ihr die Erde dann allerdings so lagert, dass Trauermücken da ran können, werden die in dieser Zeit definitiv ihre Eier da drin ablegen. Und dann habt ihr ein paar Wochen deren Larven in der Erde, die knabbern euren grünen Babies die Wurzeln weg. Gegen die Trauermücken helfen Gelbtafeln, gegen die Larven könnt ihr mit Nematoden gießen.

Alternativ lagert ihr die Erde so, dass gar keine Trauermücken erst rankommen. Ich hab mir vor Jahren einen Satz reduzierte Eurobehälter gekauft, 11 Stück für 55€ – ein Schnäpppchen und eine meiner besten Garteninvestitionen – die Dinger kannste das ganze Jahr durch immer wieder gebrauchen! Die sind 60x40x11 cm groß, ringsrum geschlossen (also ohne Griffloch an den kurzen Seiten) und können so perfekt übereinander gestapelt werden, dass sie quasi luftdicht mit dem darunterliegenden Behälter abschließen. Obendrauf kommt ein passender Deckel.

Natürlich hilft das nur solange, bis ihr was in die Erde reinpflanzt – von da ab kommen die Trauermücken dann halt ran, und dann geht der jährliche K(r)ampf wieder los. Aber wenigstens habt ihr denen so den 2-3 wöchigen Vorsprung verwehrt.

Kompost statt spezieller Anzuchterde?

Wenn man zum Thema Anzuchterde recherchiert, liest man überall, dass die abgereichert/abgemagert sein soll, also nur wenige Nährstoffe enthalten soll. Der Grund: Damit regt man die Jungpflanzen zu einem kräftigeren Wurzelwachstum an. Das wird sicher stimmen, ich will das gar nicht in Abrede stellen. Wer bin ich kleiner Hobbygärtner schon.

Ich hab auch schon extra Anzuchterde angemischt: jeweils ein Drittel gesiebeter Kompost, Spielsand (der 20 kg Sack ausm Baumarkt für 3€) und diese Kokosziegel, die man aufquellen lässt. Klappt ganz gut. Ist aber mit zusätzlicher Arbeit und Kosten verbunden. Oh, und: Durch die fehlenden Nährstoffe muss man Starkzehrer wie Tomaten und Paprika, aber auch Kürbis und weiß der Fuchs was noch ab einer gewissen Größe dann düngen oder in „richtige“ Erde umpflanzen. Gut, größerpflanzen muss man die während der Anzucht eh mehrmals, aber wann genau der Zeitpunkt gekommen ist, ab dem die Teenies durch die fehlenden Nährstoffe der abgemagerten Anzuchterde in ihrer Entwicklung gebremst werden, is anyone’s guess. Das siehste in der Regel halt erst, wenn die langsamer wachsen, und dann ist der Schaden schon angerichtet.

Aber.

Ich hab vor ein paar Jahren mal einfach reinen gesiebten Kompost verwendet und im Anschluss keinen Unterschied in der Entwicklung der Jungpflanzen feststellen können, verglichen mit denen in der „gedrittelten“ Anzuchterde. Seitdem spare ich mir das Erdemischen meist.

Komposterde

Heute Nachmittag hab ich in einer freien halben Stunde fix einen Schwung Erde gesiebt. Dank des verregneten Wochenendes konnte ich keine Erde vom Kompost nehmen wie vor drei Wochen, aber im brummschen Gartenhaus standen noch die Maurerkübel mit den Überwinterungspaprika. Die sind mir erwartungsgemäß erfroren, weil das Gartenhaus nicht isoliert ist und es nachts drinnen fast so kalt wie draußen wird.

Das hatte ich so schon befürchtet, aber für all die Physalis, Paprika und Chili wäre im Haus nichtmal ansatzweise genug Platz gewesen:

Anfang November hatte ich ja noch Hoffnungen, aber daraus wurde leider nichts. Schade, wäre zu schön gewesen.

Zumal die Überwinterungsgäste in der Wohnung zu irgendeinem Zeitpunkt immer mit Blattläusen und/oder Trauermücken zu kämpfen haben. Das bekommt man zwar in den Griff (wir haben jahrelang unsere Physalisse trotz mehrfachen Läusbefalls überwintert bekommen), aber diese Arbeit wollte ich mir diesen Winter sparen. Das Gartenhaus zu heizen kam nicht in Frage, weil – wir sprachen darüber – nicht isoliert. Also dieses Jahr alles komplett neu vorziehen, auch die inzwischen zweijährigen Physalis… so sad.

Aber das Ganze hat auch was Gutes: Da alles im Gartehaus erfroren ist, steht dort jetzt jede Menge Erde rum, die im Gegensatz zum Komposthaufen nicht klatschnass ist, sondern ziemlich trocken – und die sich daher sehr gut sieben lässt. Seht ihr, immer positiv denken. (c:

Ich bin seit März letzten Jahres ein begeisterter Kurbelsiebfan, das Teil möchte ich nicht mehr missen! Die Erde aus den Überwinterungspaprikamörtelkübeln (tolles Wort, oder?) wird da jetzt fix durchgejagt und kommt dann in oben erwähnte Eurobehälter:

Das ausgesiebte grobe Zeug würde prima Mulchmaterial abgeben, wenn nicht soviele Steine drin wären. Also wird’s unter die Hecke am Gartezaun gekippt. Dort landet alles Gartenmaterial, das nicht mehr gebraucht wird und zu nix mehr zu gebrauchen ist.

Vorzuchtupdate

Ich stelle gerade fest, dass der heutige Eintrag irgendwie keinen richtigen roten Faden hat, oder zumindest keine schöne Erzählstruktur… kannsch jetze aber och nüscht mehr dagegen machen, außer zu versuchen, das mit ’n bissl Akzenttheater zu überspielen. (c;

Anyway, hier noch ein paar Bilder aus der brummschen Speisekammer, wo die Vorzucht vor Kurzem begonnen hat.

Von links nach rechts:

Im linken Minigewächshaus wachsen ein paar ausgesäte Zwiebeln meiner Lieblingssorte Red Baron vor sich hin. Viele sind nicht aufgegangen, aber das selbstgeerntete Saatgut ist auch schon zwei oder drei Jahre alt, und Zwiebelsamen verlieren recht schnell an Keimfähigkeit. Ich hab heute eh Steckzwiebeln bestellt und bin daher nicht auf diese hier angewiesen.

Die Anzuchtschale rechts davon, das sind die Paprika, über die ich Ende Januar schrieb. Seitdem sie nicht mehr im warmen Wohnzimmer am zu dunklen Fenster stehen, hat das Vergeilen aufgehört. Ich hatte sie vo-hor-sich-tig tiefer gepflanzt (wobei mir glücklicherweise nur ein einziger Keimling abgebrochen war) und seitdem wachsen sie nur noch langsam weiter. Gut so… denke ich.

Im linken Blumentopf wächst Koriander, ebenfalls aus selbst geernteten Saatgut. Der hat ein noch schlimmeres Vergeilungsproblem, bei dem ich fast vermute dass es schon zu spät ist, so lang und dünn wie die sind. Die Hoffnung stirbt zuletzt, vielleicht wird’s ja noch was.

Der zweite Blumentopf beherbergt die einzige erfolgreich über den Winter gebrachte Chili: Unseren Biquinho-Kümmerling. Den hatte ich auf der Südwestseite der Terrasse stehen (wer’s genau wissen will: das vorletzte Bild in diesem Posting, die linke vordere Pflanze in den großen flachen Kübeln).

Diese eine Pflanze hatte ich im Sommer versehentlich total übergossen, worauf sie einmal komplett alle Blätter abwarf. Ich hatte das überschüssige Wasser dann abgegossen, die Pflanze aber gedanklich abgeschrieben. Kurze Zeit später trieb sie aber tatsächlich neu aus. Tougher kleiner Kerl! Leider ist sie von da an nicht mehr gewachsen, aber dadurch konnte ich sie im Herbst am einzig für Paprika und Chili passenden Überwinterungs-Ort im Haus abstellen: am hellen, aber halbwegs kühlen Ostfenster im Treppenhaus. Alle anderen Pflanzen litten ein paar Wochen im zu warmen und dunklen Wohnzimmer vor sich hin, bevor sie im Gartenhaus landeten… wo’s wiederum zu kalt wurde, siehe oben.

Und so hat der Kümmerling als einziger überlebt… und ist mir richtig ans Herz gewachsen. Mal sehn wie der sich dieses Jahr schlägt. Ich hab nur mit einer einzigen weiteren Chilisorte geplant, weil wir 2022 festgestellt haben, dass Chilis so gar nicht unser Gemüse sind, nichtmal die Schärfe Null Sorten. Dieses Jahr bin ich nur bei den Regenbogenchili einer Gartenfreundin schwach geworden, weil die so schön bunt sein sollen. Das Auge gärtnert schließlich mit. (c:

Das hinterste Minigewächshaus beherbergt noch einen Schwung Knobi-Babies, die ich aus den Bulbillen der Brutzwiebeln gezogen habe. Ähnlich wie bei den gesäten Zwiebeln kommen da nicht so richtig viele, aber auch hier hab ich heute Knobi zum Stecken geordert, außerdem vermute ich dass sich in den brummschen Beeten noch hier und dort vergessene Knobis rumtreiben. Mal sehn.

Zum Abschluss noch ein erheiternder Blick auf die Elektrik der brummschen Vorzuchtstation:

Von rechts nach links:

  • Wandsteckdose
  • Energiemengenzähler (erst seit heute zwischengeschaltet – mal sehn wieviel kWh es am Ende der Vorzuchtsaison werden)
  • Zeitschaltuhr (6-21 Uhr)
  • Verlängerung zur Verteilerdose eine Regalebene obendrüber

Elektriker mögen mir diesen Aufbau verzeihen…

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