TL;DR: Zwei Dutzend Portionen Spinat passen stromlos getrocknet und gemörsert in ein handelsübliches Gurkenglas
Wiedermal son Untertitel, der die Pointe schon verrät… Aber ihr seid angefixt, oder? Na dann habsch mein Ziel doch erreicht. (c;
TL;DR heißt übrigens „Too long, didn’t read“ – das benutzen wir cool people, wenn wir per kurzer Zusammenfassung (oder executive summary – noch son Anglizismus) ne Viertelstunde Gelaber auf einen kurzen, knackigen Satz zusammendampfen. So, wieder was gelernt. Ums Kompromieren geht’s ja im Folgenden auch.
Aber zurück zum Thema und ganz von vorn:
Ich gärtnere ja nach Gertud Franck’s Mischkultursystem (schon mehrfach erwähnt), und da sind die Spinatreihen ein wichtiger Bestandteil. Mitte April hab ich darüber schonmal ausführlich geschrieben, das könnt ihr euch ja nochmal reinziehen wenn ihr wollt.
Aktuell geht der Spinat kräftig in die Blüte. Dieses Jahr war die Wachstumsphase viel kürzer, letztes Jahr Ende Mai / Anfang Juni war der Spinat wesentlich üppiger, bevor er anfing zu schießen und dann in Blüte ging. Aber gut, jedes Jahr ist halt anders. Dieses Jahr haben wir’s eh irgendwie verpasst, öfters mal Spinat zu essen. Schade eigentlich.
Fakt ist aber: Selbst wenn der meiste Spinat letztlich nich auf den Tellern landet, sondern als Mulch und Dünger aufm Beet bleiben und dort sein gutes Werk tun wird, isses doch irgendwie schade um jedes Blatt. Daher hab ich schon länger nach ner Möglichkeit gesucht, den irgendwie zu konservieren. Klar, ich könnte ihn blanchieren und einfrosten (…oder vielleicht gleich frisch einfrosten? Müsste man mal recherchieren!), aber Platz ist im brummschen Froster arg limitiert. Und außerdem sind wir keine Freunde von aufgetaut zubereitetem Spinat. Frisch schmeckt der viel besser!
Aber.
Neulich stieß ich beim Gewürze-Shoppen auf Spinatpulver, und die Beschreibung klang vielversprechend:
Spinat kennt wohl jedes Kind, ob aus der Serie Popeye oder von Mama zuhause als gesundes Mittagsessen. Im Pulver Format ist Spinat aber nicht nur lecker, sondern ein grüner Farbklecks für Back- und Kochkreationen. Ob im Keksteig oder Nudelteig, der dezent sanfte Spinatgeschmack passt sowohl zu süß und herzhaft und verleiht allem eine besondere grüne Farbe.
(Quelle: vom-achterhof.de)
Boah, wie geil ist das denn?!¿? (c:
Fix noch ein bissl weiter recherchiert und herausgefunden, dass Spinatpulver kaum Eigengeschmack hat und schön intensiv färbt. Kannste also an Smoothies genauso rantun wie an Kartoffelbrei. Hehe, ich freu mich jetzt schon auf grünen Kartoffelbrei! (c:
Ich hab dann am Pfingstsamstag 6 dicke Sträuße Spinatblätter gezupft – also ungefähr 6 Portionen. Die hab ich auf die 6 Ebenen meines Kräutertrockennetzes verteilt und das dann an die Befestigung vom Sonnensegel gehängt, wo schön Sonne und Wind hin kommen. Der brummsche Dreistufenplan:
- bis Abends draußen vortrocknen
- über Nacht im Dörrgerät richtig rascheltrocken dörren
- anschließend im Blender zerpulvern.
Allerdings reichte der halbe Tag nicht aus: Abends waren die Blätter fast noch genauso frisch. Also ab damit ins Gartenhaus Schrägstrich Vorzuchtzentrum Schrägstrich Gewächshaus Schrägstrich Trockenkammer. Die Vorzuchtsaison ist ja vorbei, da stehen jetzt also keine Pflanzen mehr drin. Das ist auch gut so, denn dank des transparenten Daches heizt sich die Bude ordentlich auf: Zu Ostern waren’s bei uns angenehme 20°C bei wolkenlosem Himmel – im brummschen Gartenhaus kletterte die Temperatur zeitgleich auf knapp hochsommerliche Vierzichkommairgendwas Grad. Um Pfingsten rum und die Woche danach war’s wärmer als um Ostern rum, in der Hütte ebenfalls. Beste Bedingungen also für so ein Unterfangen.
Erstaunlicherweise dauerte es trotzdem ne reichliche Woche – 8 Tage – bis die Blätter trocken genug waren. Hätte ich nicht gedacht.
…aber Daniel, du wolltest die doch dörren!?
Richtig, wollte ich. Aber ich hatte mich dann dagegen entschieden und wollte probieren, wie lange das stromlos dauert. Nachhaltigkeit und so.
Na jedenfalls raschelten die Blätter gestern hinreichend, nur ein paar der Stiele waren noch gummiartig labbrig.
Also erstmal alles raus und in eine große Schüssel getan. Die ehemals 12 Portionen passten gerade so ohne Stopfen da rein:
Anschließend die Schlabberstiele entfernt… und die Blätter mit den Händen zerkrümelt. Ich war regelrecht schockiert, wie krass das zusammenschrumpft:
Jawoll, das ist dieselbe Menge Spinat! Theoretisch könnte man den auch so lassen, rein vm Platz her geht’s ja kaum noch komprimierter. Aber ich will ja feines Pulver haben. Also kommt jetzt immer ne Handvoll von dem Zeug in den Mörser…
…und aus dem hier…
…wird nach ca. ner Viertelstunde fleißigen Mörserns das hier:
Das Ergebnis füllt ein Gurkenglas gerade mal zu einem Viertel. Komplett stromlos zubereitet, da jubelt der Möchtegernprepper in mir.
Wahnsinn, das war soviel Spinat, dass man locker ein halbes Dutzend Portionen daraus in der Pfanne hätte anbraten können. Und so wie’s jetzt ist, sollte das lange haltbar sein.
Die Stiele kommen wieder ins Kräuternetz im Gartenhaus, die bekomme ich auch noch getrocknet. Vielleicht sollte ich die nochmal grob zerschneiden,, damit die halbiert oder gedrittelt schnellen durchtrocknen. Mal sehn.
Was ich jetzt brauche, sind Verwertungsideen. Oder besser: Die oben genannten Ideen müssen ausprobiert werden. Smoothies und grüner Kartoffelbrei werden bestimmt die ersten Experimente.
Und: Ich muss aufpassen, dass ich dieses Jahr vom blühenden Spinat wieder genug stehen lasse, um Samen für nächstes Jahr zu gewinnen. Nächstes Jahr zieh ich das richtig groß auf! (c;
[…] steht sie bei einer anderen Wurzelwerkerin). Stromlos trocknen mach ich eh gern (guckst du hier) und Dörren ist ja generell eine meiner liebsten […]
[…] ausgesät, der bleibt natürlich. Der kommt demnächst in Salate, Smoothies oder die Pfanne. Das getrocknete Spinatpulver habsch übrigens immer noch, damit haben wie bisher nix so richtig gemacht… Memo an mich […]