Herbstbeginn dank Streuobstwiese

Streuobswiesen, ey warum machen wir das eigentlich jetzt erst?¿!? Sooo cool! (c:

Bis gestern war’s hier am Fuße des Erzgebirges noch sommerwarm, man konnte bis abends kurzbehost unterwegs sein. Ende September… Heute waren’s dann nur noch ca. 16°C, also gut 10° kälter. Schon eher herbsttypisch, aber so schnell stellt sich mein innerer Kalender nicht um. Da braucht’s schon noch irgendwas zusätzliches Herbsttypisches. Wie zum Beispiel ne…

Apfelernte

Der JuNa* Chemnitz lud pünktlich zu Beginn der Herbstferien ein zur Apfelernte auf einer Streuobstwiese. Wir haben sowas noch nie gemacht, warum auch – Apfelbäume haben wir ja selbst genügend im Garten stehen. Aber da ich in den nächsten ein, zwei Jahren nen neuen Apfelbaum setzen will, kann ich heute mal die Fühlerchen ausstrecken und gucken, was es alles so für Sorten gibt. Bin pomologisch nämlich komplett unbeleckt. Und welche Sorte man pflanzt, ist ja nu wirklich ne Entscheidung, die über die eigene Lebenszeit hinausgeht. Das will also gut bedacht sein.

* Junge Naturwächter, eine Angebot des BUND für Kinder ab 6 Jahren. Wärmst-mögliche Empfehlung an alle Eltern, die ihren Kids alle möglichen Naturthemen nahebringen wollen, selbst aber keine ausgebildeten Biologen sind. Also quasi wir alle. Siehe auch hier.

Also einmal quer durch Chemnitz gegurkt und vier stabile Einkaufsbeutel mitgenommen. Mehr lieber nicht…

Wir mussten die Wiese ein bisschen suchen, da sie nicht direkt am Feldweg liegt, sondern versteckt im idyllisch grünen Hinterland.

Nebenbei ein paar Fotos geerntet, wie z.B. dieser Pfahl: Vergrautes und verwittertes Holz, sowas liebe ich. Desktopwallpaper, here wo come!

Zwei Dutzend Erntehelfer waren schon da, wir schlossen uns an und halfen beim Auflesen.

Boah, was für herrliche Äpfel, so große haben wir im Garten nicht. Wow! Leider waren die Sorten unbekannt, aber mein pomologischer Horizont hat sich trotzdem erweitert. Das Thema ist jetzt wieder deutlich weiter vorn auf der brummschen to-do Liste!

Da aus den Äpfeln und Birnen Bio-Saft gemacht wird, kommen nur die absolut Unbeschädigten rein. Kein Wurmapfel, nix mit braunen Flecken oder gar Gammel dran.

Bedeutet: Es bleiben jeeede Menge übrig. Die werden entweder für’s Getier liegengelassen oder können nach Belieben mitgenommen werden. Ich wusste schon, warum ich nur vier Beutel mitgenommen hatte.

Wie ihr seht, hätte man ruhig ein paar Wochen eher ernten können, an manchen Bäumen hing weniger dran als schon unten lag:

Sowas hier triggert natürlich meine „das ist doch noch gut!„-Gene. Selbst wenn das für’s liebe Getier liegen bleibt, was Kreisläufe schließt und gut ist und keine Verschwendung darstellt – ich kann die doch nicht einfach alle liegen lassen!

Die vier Beutel waren daher ruckzuck voll, und ich war heilfroh, dass ich nicht noch mehr eingepackt hatte.

Es sind dann trotzdem 29 kg geworden… Gut dass wir kommende Woche Urlaub haben! Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss knapp 30 kg Äpfel verarbeiten. (c;

Haltbarmachen, aber wie?

Wir haben zuhause erstmal die rausgesucht, die am schnellsten weg mussten. Also die mit den größten braunen Flecken, den fiesesten Wurmlöchern und die beim Runterschütteln aufgeplatzt waren. Eine von vier Stiegen haben wir dann über Mittag bis zum frühen Abend verarbeitet.

Aber Daniel, hab habt ihr denn damit gemacht? Details bitte!

Gut dass ihr fragt!

Dörrobst ist natürlich ein Nobrainer, das geht immer. Bei uns in zwei Varianten:

Apfelleder

Obstleder ist so ne Sache, die ich erst vor ein paar Jahren kennengelernt habe. Ich empfehle auf das Dringlichste dieses Buch!

Die Zubereitung ist denkbar einfach: Obst kleinmixen bzw. pürieren, auf Dauerbackpapier ca. 1 cm dick ausstreichen und bei 40°C für 24 Stunden ins Dörrgerät. Die Vitamine bleiben bei diesen Temperaturen erhalten, heißt es. Stellt euch das von der Konsistenz her wie zähen Kaugummi vor, nur halt aus 100% Obst, ohne irgendwelche Zusätze. Apfel- und Pflaumenleder sind unsere Favouriten, bisher.

Haltbar isses quasi ewig, theoretisch – denn es wird es lange vor irgendwelchen Heltbarkeits-Terminen vernascht sein. Glaubt mir. Wenn ihr damit preppen wollt, könnt ihr’s theoreretisch noch einvakuumieren.

Die Äpfel großzügig ausschneiden (nix Braunes dranlassen, wegen Haltbarkeit und so), den Mixer vollkrachen und beim 1.Mal noch’n bissel Apfelsaft rein. Es braucht immer erstmal was Flüssiges, sonst drehen die Messer unten frei. Einen Schluck Zitronenensaft dazu, damit’s nicht allzu braun wird.

So sieht’s nach ca. einer Minute im Mixer aus:

Lasst es ruhig noch ein paar Minuten stehen, damit sich die flüssigen Bestandteile absetzen können – so müsst ihr bei den folgenden Beladungen keinen zusätzlichen Apfelsaft dazugeben. Und: Je trockener der Brei ist, desto schneller ist das Leder fertsch. Lasst also einfach ein Drittel der Pampe drin und gebt die neuen Apfelstückchen obendrauf, die Mixermesser ziehen sich die Stücke dann schon nach unten.

Den Apfelbrei mit ner Kelle abschöpfen, aber vorher am Trichterrand etwas abtropfen lassen, damit möglichst viel Flüssigkeit drin bleibt, weil… wir sprachen darüber.

Achtung, durch das Dauerbackpapier tropft gern noch etwas Apfelsaft durch! Wenn ihr nicht aufpasst, macht ihr ne veritabel klebrige Sauerei in der Küche!

Streicht das Zeuchs auf’m Dauerbackpapier ca. 1 cm dick aus…

…und dann ab ins Dörrgerät. Nach 24 h bei 40°C könnt ihr das fertige Apfelleder rausholen.

Netter Nebeneffekt des Dörrprozesses: Die ganze Wohnung riecht herrlich nach Äpfeln!

Dörräpfel

Von dem Apfelleder haben wir heute nur 2 Einschübe gemacht, denn die Kids wollen lieber Dörräpfel. Die sind ja noch einfacher herzustellen als das Leder: Ihr müsst die ausgeschnittenen Apfelstücke nur in 1-2 mm dünne, möglichst gleichmäßige Streifen schneiden und auf die Gitter packen. Dauerbackpapier ist hier nicht zwingend notwendig, aber von Vorteil, denn die getrockneten Apfelschnitze kleben sonst ziemlich hartnäckig an den Gittern fest und ihr braucht eeewig, um die abzulösen. Und ja: Ich spreche da aus Erfahrung.

Bratapfelmarmelade

Die dritte Variante. Marmelade geht ja immer. Und was jetzt gleich aus dem Ofen so herrlich nach Apfel, Mandeln und Zimt duftet… da müsst ihr aufpassen, dass es euch emotional nicht nur in den Herbst, sondern gleich bis in die Vorweihnachtszeit katapultiert. Boah ey roch das lecker!

Wir haben uns grob an diesem Rezept orientiert. Die Auflaufform reichte für fümpf große und ein kleines Glas.

Unterschiede zum släsch brummsche Anpassungen ans Originalrezept:

  • Ca. 1/3 der Äpfel haben wir nicht kleingeschnitten, sondern den gemixten Brei genommen, der noch vom Apfelledermachen übrig war. Die angegebene Gesamtmenge der Äpfel ist aber ungefähr gleich geblieben.
  • Wir haben Rumaroma statt Rum verwendet.
  • Nach dem Kochen haben wir nochmal mit nem Stabmixer alles durchpüriert. Es soll ja Marmelade werden, und die mögen die beiden Gartenzwerge nicht so stückig, sondern möglichst glatt.

Der Geruch aus dem Backofen war einfach himmlisch. Ich wollte, ich könnte den hier irgendwie vermitteln…

Am Ende wurden es sechs Gläser, von denen fünfe jetzt in die Speisekammer wandern können. Das Kleine hat morgen beim Sonntagsfrühstück Premiere.

Muss jetzt nur noch fix ein Etikett entwerfen und drucken, dann kann ich euch auch ein präsentables Foto hier ergänzen, bis dahin muss das hier als Fotobeweis reichen:

Update: Etiketten

Drei Chargen waren noch unetikettiert, das wurde heute (5.10.) korrigiert.

Aufgeklebt wie immer mit Milch, denn das ist ökologisch, hält super und geht später mit bissel Wasser leicht und rückstandslos wieder ab.

Die Gläser von Karls Erdbeermarmelade sind zwar schön, aber leider nicht glatt, und durch die erhabene Schrift auf dem Glas lassen sich die Etiketten nur so mittelgut aufbringen. Mal sehn wie’s hält… Außerdem verwendet Karl einen Klebstoff auf Glas und Deckel, der nur sehr schwer zu entfernen geht – die Deckel kleben selbst dann noch, wenn sie aus dem Geschirrspüler kommen. Hmpf. )c:

Der QR-Code auf den Etiketten ist übrigens die URL zum jeweiligen Blogartikel. Warum? Erstens für’s Ego – weil ich einige dieser Gläser verschenken werde und die Beglückten so diskret auf mein Blog aufmerksam machen kann und zweitens, weil ich so selbst schnell den jeweiligen Artikel wiederfinde, was gut ist, wenn ich das Zeuch irgendwann nochmal machen will und irgendein Detail nachlesen möchte.

Conclusio

Der Temperatursturz, das sonnige Herbstwetter und die tolle Apfelernte haben mich heute schlagartig in den Herbst gebracht, so vong Gefühl her. Mission accomplished. Und die Speisekammer hat ne weitere Füllung bekommen. Super.

Morgen gibt’s Update und ich zeige euch, was Dörrothea aus den 10 Ebenen gemacht hat.

Update

Es ist Sonntag Mittag. Ich durfte ausschlafen (8 Uhr, juhu), bin aber schon wieder knülle. Hab den ganzen Vormittag in der Küche gestanden. Hat sich gelohnt, aber sowas von! Dörrothea war überraschenderweise schon heute morgen fertig, ich hatte eher mit Nachmittag gerechnet.

Sowohl das Apfelleder als auch die Apfelstücke waren rascheltrocken. Das Apfelleder ist sehr rissig geworden, das kann man also nicht zusammenrollen, ohne dass es bricht. Bei Pflaumenleder ginge das. Hätte ich Banane mit reingemischt, wär’s rollbar gewesen, aber ich hatte keine da.

Kind eins hatte spontan noch die Idee, dass wir die Apfelstücke doch vakuumieren könnten. Da bin ich ja eh schwer dafür, nicht nur weil’s so besser und länger haltbar bleibt. Denn selbst in luftdichten Vorratsgläsern ist ja noch Luft drin (es gibt nur keinen Austausch mit der Außenluft), und diese „Innenluft-Feuchtigkeit“ beraubt die Äpfel ihrer Kunsprigkeit, die werden dann eher ledrig.

Zweiter nicht zu unterschätzender Vorteil ist die Platzersparnis. Guckt mal hier, die acht Ebenen passen gerade so in eine Vakuumiertüte:

Ist alle Luft dann draußen und die Tüte versiegelt (also das Plastik einmal quer über die gesamte Breite zusammengeschmolzen), mache ich sicherheitshalber noch ein zweites Siegel davor, falls das erste nicht ganz dicht ist. Lacht nicht, sowas kommt durchaus mal vor. Die Tüte ist jetzt knochenhart und höchstens noch halb so groß wie vor’m Vakuumieren. Die kannste jetzt quasi überall unterbringen, in jeder Lücke der Speisekammerregale. In Vorratsgläsern wäre das Ganze wesentlich platzintensiver gewesen.

Einziger Nachteil: Man produziert Müll. Den kann man aber reduzieren, indem man die Tüte nach dem Öffnen gründlich reinigt und anschließend wiederverwendet. Man schneidet knapp hinter dem Siegel ab, dadurch wird die Tüte mit jeder Beutzung zwar ein wenig kürzer, aber damit kann ich leben. Beim nächsten Vakuumieren werde ich das Siegel ganz oben platzieren, daran hatte ich heute nicht gedacht. So hätte ich nochmal 2-3 cm Tütenlänge sparen können.

Versunkener Apfelkuchen

Dörrothea ist inzwischen schon wieder gefüllt und wir haben die zweite Stiege Äpfel verarbeitet. Diesmal nur Apfelstücke und kein Leder, außerdem haben sich die Gartenzwerge einen versunkenen Apfelkuchen gewünscht. Der kühlt gerade ab und wird heute Nachmittag mit der ganzen Familie verspeist.

Die Restwärme des Backofens wird gerade nachgenutzt, da trocknet ein Gewürzexeriment drinne: Limettensalz. Aber das ist ne andere Geschichte. Expect an Update soon-ish. (c;

Nachtrag: Guckst du hier – Limettensalz. (c:

One response to “Herbstbeginn dank Streuobstwiese”

  1. […] ne Weile. Gedörrt hab ich auch schon etliche, außerdem ist Dörrothea gerade mit den Äpfeln der Streuobstwiesenaktion von neulich […]

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