Himmelhilf, was macht der Brumme denn jetze wieder?
Genau das was der Titel sagt: Ich lasere lauter Sechsecke in eine sechseckige Smarties-Schachtel.
Aber wieso? Sag uns wieso!
Weil ich ne Idee hab und jetzt gucken will, ob ich das umsetzen kann, und wie’s dann aussieht. Wie so oft. Wenn ihr bis zum Ende des Artikels durchhaltet, seht ihr, dass die Antworten auf beide Fragen „ja“ und „ganz gut“ lauten.
…zugegeben: Das seht ihr auch wenn ihr nicht durchhaltet und gleich nach unten scrollt. Dann entgeht euch der Weg ans Ziel. Als LAIen (Nicht-Laser-Interessierte) verpasst ihr nix, denn das sind alles Dinge, die einen nur tangieren, wenn man entweder nen Laser hat oder sich für das Thema interessiert. Also spart euch die Zeit und überspringt ruhig das übliche langwierige brummsche Gelaber, wenn ihr nur sehen wollt, was ich vorhab.
Spoiler: Am Schluss werde ich kurz philosophisch. You have been warned. (c;
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Noch da? Prima. (c:
Zuerst brauchste ein Muster als Vorlage. Bienenwaben sind Sechsecke, also Hexagons. Ich brauch viele davon, regelmäßig angeordnet. Weil ich die weder per Hand noch per Maus zeichnen will und ich auch kein Grafikprogramm habe, das mir solche Muster automatisch generiert*, muss ich mir online behelfen.
* wenn jemand einen Weg kennt, wie man solche Muster mit Inkscape, paint.net oder gar Lightburn generieren kann, bittebitte gebt mir in den Kommentaren einen Hinweis. Mein Dank wird euch ewig hinterherschleichen!
Das ist nicht weiter schwer, Sechseckmustergeneratoren (irgendwie klingt das englische hexagon pattern generator besser, oder?) findet man schnell online. Ich hab diesen verwendet und mir damit eine .png Datei runtergeladen.
Dieses Bild ziehe ich mir einfach per drag&drop in Lightburn und kann über die Funktion „Bild verfolgen“ (die sehr suboptimale Übersetzung des englischen Trace Image) daraus dann…
…Schnittpfade erstellen:
Damit haste das Bild sozusagen in Vektoren umgewandelt, die der Laser später entweder gravieren oder schneiden kann, je nach den gewählten Parametern. Ich will schneiden, aber dazu später.
Bild verfolgen bzw. trace image ist eine der wichtigsten Features von Lightburn, jedenfalls für mich bisher. Es lohnt sich, mit den Parametern ausgiebig rumzuspielen – hier gibt’s keine allgemeingültigen optimalen Einstellungen, das ist von Bild zu Bild komplett unterschiedlich.
Biste mit der Verfolgerei fertsch, haste deine Vektoren. Die sind erst einmal alle noch gruppiert, könnten also nur zusammen weiter bearbeitet werden. Das willste meistens nicht, bspw. weil du bei Gravur und Schnitt unterschiedliche Parametersets brauchst. Also musste die Gruppierung aufheben: Alles markieren*, Rechtsclick, Gruppierung aufheben wählen.
* Sehr nützlich zu wissen: Von links nach rechts mit der Maus ziehen markiert alles, was der gezogene Rahmen komplett umschließt. Von rechts nach links ziehen dagegen markiert man alles, was der Rahmen nur berührt, aber nicht komplett umschließt. Probiert’s aus, das ist auch so ne irre nützliche Funktion.
Damit liegen uns jetzt alle Vektoren einzeln vor. Wir könnten nun theoretisch jedem Vektor eine individuelle Ebene verpassen mit unterschiedlichen Parametern (nötig, wenn man manches schneiden, anderes aber nur gravieren will) und auch einzelne Formen für sich weiterbearbeiten. Vergrößern/verkleinern, strecken/dehnen, verschieben, oder was auch immer ihr vorhabt.
Ich male mir jetzt einen rechteckigen Rahmen mit den Abmaßen einer Seite der Smarties-Schachtel (2 x 19 cm) und lege ihn über die Hexagons. Rahmen und die darin liegenden Hegagons werden markiert, in einen neuen Bereich verschoben und dann alle Sechsecke gelöscht, die über den Rahmen hinausgehen. Ich lasse unten und oben etwas frei, im oberen (bzw. rechten) Bereich mehr, da dort der Deckel der Schachtel ist, in den ich nicht schneiden will.
Das Ergebnis aus der Nähe:
Jetzt wird’s nochmal ein bissl kompliziert:
Wie ihr seht, reichen die Sechsecke in den Dreierreihen ja ziemlich nah an die langen Seitenränder heran. Daher muss ich die Schachtel beim Drehen auf eine neue Seite jeweils einen Rapport weit (also um die Breite einer Musterwiederholung) nach links und bei der übernächsten Seite wieder zurück nach rechts verschieben, damit auf eine Dreierreihe auf Seite 1 auf eine Zweierreihe auf der benachbarten Seite trifft. Andernfalls stoßen an den Kanten zwei Dreierreihen zusammen und der Steg wird zu schmal – die Schachtel wäre nicht mehr stabil genug. Dieses Verschieben mache ich nach Augenmaß und hoffe dass ich das halbwegs hinbekomme. Man kann das ganz leicht technisch perfekt lösen, aber ich spare mir heute mal den Aufwand.
Nächstes Problem Herausforderung:
Bei jedem Drehen auf eine neue Seite muss die Schachtel wieder exakt an derselben Stelle liegen. Ich könnte mir jetzt ein Stück 3mm Sperrholz nehmen und auf dem Wabentisch mit Wabennadeln* festspannen, dort ein 2 x 19 cm großes Rechteck reinschneiden und die Schachtel dann dort reinlegen. Dann läge die nach jeder Drehung exakt an Ort und Stelle.
* guckst du hier, im zweiten Drittel des Artikels geht’s um Wabennadeln
Weil ich zu geizig bin und Zeit sparen will, nehme ich statt des Holzes einfach ein Stück Pappe, auf das ich die Seite draufmarkiere – stoße aber gleich auf das nächste Problem:
Der S9 ist ein Laser mit einem sogenannten fixed focus, d.h. der Brennpunkt des Laserstrahls ist immer exakt 2 cm unter der Kante des Laserkopfes. Da mein Werkstück auf dem 2 cm hohen Wabentisch liegt, bleibt mir entsprechend weniger Abstand zwischen Wabentisch (honeycomb bed) und dem höhenverstellbaren Laserkopf, als die Smartiesschachtel misst. Also muss der gesamte Laser hochgebockt werden, wozu ich vier ehemalige Tunfischdosen verwende, die ich unter die Ecken stelle.
Hey, lacht nicht!
Dosen sind immer exakt gleich hoch, relativ unkaputtbar und quasi kostenlos. Dosen sind toll. Aus denen kannste alles mögliche machen, nicht nur bunte Blumentöpfe. Kein Bastler der was auf sich hält schmeißt Dosen weg. Allein der Gedanke… tststs. (c;
Anyway, wo war ich? Ach so, der fixed focus. Jetzt wo der S9 aufgedost* ist und meine Vorlagenpappe mit Wabennadeln auf dem Wabentisch fixiert ist, stelle ich fest, dass ich den Laserkopf nicht weit genug nach unten stellen kann. Seht ihr auf dem Foto oben den kleinen Alu-Zylinder unter dem Laserkopf? Der gehört zum Zubehör des S9 und ist mit seinen 2 cm exakt so hoch wie der Focus-Abstand zwischen Werkstück und der Unterkante des Laserkopfes. Durch das Aufdosen ist der Laser nun mindestens 3 cm zu hoch positioniert.
* Memo an mich selbst: Ich muss mir „Aufdosen“ patentieren/schützen/eintragen lassen. Tolles Wort, und ich hab’s eben erfunden. Häschtägg Erfinderstolz.
Folge: Der Laserstrahl kommt auf der Pappe nich mehr optimal fokussiert an, sondern breiter gestreut. Dadurch wird die Fläche deutlich größer als die 0,06 mm bei optimale Positionierung – jetzt sind’s knapp 2 mm. Wie bei einer Taschenlampe, wo der Lichtkegel mit wachsender Entfernung breiter wird. Die Laserleistung bleibt natürlich gleich, also gibt’s weniger Umpf pro Fläche – der Laser wird schwächer. In meinem Fall kann er jetzt nicht mehr durch die Pappe schneiden, sondern graviert die Pappe eben noch geraaade so: Wenn ich mit dem Finger über den verkohlten Streifen wische, kann ich einen Großteil des Striches einfach wegwischen. Das sieht man an der linken Schmalseite ganz gut.
Das ist aber kein Beinbruch, denn mir reicht diese Markierung vollauf. Ich muss die Schachtel ja nur dort möglichst exakt drauflegen.
Vorher muss sie aber noch mit irgendwas beschwert werden, denn ich hab zum Schneiden den Air Assist aktiviert und will nicht riskieren, dass der Luftstrom die leichte Schachtel bewegt. Also kommen eine Handvoll Flügelmuttern in die Schachtel. Warum ausgerechnet die? Weil die das erste waren, das mir in die Finger kam.
So, die Pappe ist fixiert, die Schachten beschwert und aufgelegt. Jetzt kann’s endlich losgehen! Seid ihr auch so hibbelig wie ich? (c;
Die erste Seite hat perfekt funktioniert, ich brauche zum Schneiden von Pappe nur einen Durchgang. Bei einer Geschwindigkeit von 400 mm/min und 85% Leistung ist der S9 knapp 3 Minuten auf jeder Seite beschäftigt.
Gut 90% aller ausgeschnittenen Sechsecke fallen in die Schachtel, 9% werden vom Air Assist fröhlich im Gehäuse rumgepustet und ca. 1% bleiben an der Innenseite der Schachtel hängen, v. a. dort wo die Schachtel verklebt ist, wo also zwei Pappen übereinander liegen. Die muss ich später manuell entfernen, aber das dauert nur 5 Minuten.
Am Ende hab ich eine spannend aussehende Schachtel …und jede Menge sechseckiges Konfetti. Glaubt mal nicht eine Sekunde lang, dass ich diese kleinen Hexagons wegwerfe. Die werden schön gesammelt (eingedost!) und für irgendein zukünftiges Bastelprojekt aufgehoben. Ich hab da schon ne Idee. (c:
…so, und nu, Daniel? Was machste denn jetzt mit dem Ding?
Gut dass ihr fragt, wie immer.
Ich hab‘ das Ergebnis bewusst nicht ins Vorschaubild des Artikels genommen, um diesmal die Pointe nicht zu verderben. Die Idee war, da irgendeine kleine LED reinzutun und daraus ein kleines Nachtlicht für die Kinder zu bauen:
Dazu muss ich die Schachtel außen noch anmalen (weiß oder schwarz oder irgendwie anders. Das ist noch unklar…) und ne passendere Lichtquelle als diese provisorisch verwendete USB- Licherkette zu finden. Oh, und nen anständigen Sockel, der Stabilität reinbringt und idealerweise die Elektrik verbirgt.
Aber das sind alles mehr oder weniger langweilige Nebensächlichkeiten – der Reiz des Ganzen war, herauszufinden, ob ich solche interessant geformten Lebensmittelverpackungen bearbeiten kann und wie das dann aussieht.
Das weiß ich jetzt.
Und wie ich mich kenne, verliert das Ganze jetzt schnell an Reiz und ich muss mich ab hier zwingen, das Projektchen zu beenden. Ich hab haufenweise unfertige Projekte rumliegen, die irgenwann ihren Reiz verloren haben. Traurige Sache das, aber ich hab damit inzwischen meinen Frieden geschlossen: Mir ist nämlich klar geworden, dass bei meinen Hobbies nicht das Ziel (Projektende), sondern der Weg dorthin das Ziel ist. Und wenn der Weg irgendwann keinen Spaß mehr macht, dann geh ich einen neuen.
Im Beruf kommste mit so ner hedonistischen Philosophie natürlich nich weit, klar. Aber Hobbies sind Ausgleich, die sollen meine inneren Akkus aufladen und eben gerade nicht Kraft kosten. Hat ein paar Jahre gedauert, bis mir das so richtig klar geworden ist…
Und jetzt muss ich einen Weg finden, wie ich das den Kindern so beibringe: Dass sie verstehen, wie man beim „etwas nicht zu Ende bringen“ herausfindet, wann das OK ist und wann man die Arschbacken zusammenkneifen und sich durchkämpfen muss. Damit haben selbst viele Erwachsene Probleme (mich inklusive, manchmal), also ist das gar nicht mal so trivial…
[…] man die Bilder in Lightburn importiert und umgewandelt bekommt, hab ich diese Woche mit der bienengewabten Smarties-Schachtel schonmal gezeigt, daher hier nur ganz kurz: Bild per drag&drop in Lightburn ziehen, über die […]