Selten so nen langweiligen Titel gehabt.
Da ist ja null Clickbait drin, kein Flachwitz, nüscht.
Purer, spoilernder content.
Na gut… muss auch mal gehen. (c;
Worum’s geht wusstet ihr schon vorm Anclicken, also los:
Für die Kinder
Weil bald Halloween ist*, will ich den Kids ein bissl Grusel-Deko lasern. Neulich hatte ich ja schonmal einen Satz Gruselzeuchs aus 3mm Birkensperrholz gelasert, aber das Ausschneiden aus Holz dauert mit dem relativ schwachen S9 (nur 5,5 Watt optischer Output) ziemlich lange. Pappe geht da wesentlich schneller, da brauche ich nur einen Durchgang statt 5-7 mal drüberlasern zu müssen. Und wie’s der Zufall will, hab ich noch schön stabile einseitig dunkle Pappe da. Die wartet seit Monaten auf ne Verwendung. Jetze schlägt ihre Stunde.
* und weil ich ne halbherzige Ausrede gesucht hab, endlich diese Pappe auszuprobieren. Aber „Für die Kinder“ ist immer ein guter Grund.
Halloweenmotive gibt’s wie Sand am Meer. Da reichen ein paar Minuten Rumgoogeln, alternativ fix bei Pinterest suchen:
Da ich nix davon verkaufe und das eine reine Privatveranstaltung wird, achte ich diesmal nicht auf Urheberrechte, Lizenzen und all das abtörnende juristische Gedöns. Nur weil Halloween vor der Tür steht, will ich mich doch nicht gruseln.
Wie man die Bilder in Lightburn importiert und umgewandelt bekommt, hab ich diese Woche mit der bienengewabten Smarties-Schachtel schonmal gezeigt, daher hier nur ganz kurz: Bild per drag&drop in Lightburn ziehen, über die Funktion „Bild verfolgen / trace image“ in Vektoren umwandeln – das geht bei solchen schwarzweiß-Zeichnungen superschnell – und dann anordnen oder nach Belieben weiter bearbeiten. Absolut kein Hexenwerk.
Also hab ich mir einen Gruselbaum ausgesucht, zwei Gruselgören erkoren und zwei Zombiehände ausgebuddelt. Damit alle miteinander verbunden sind – ich will das am Ende schließlich in einem Stück haben – muss ich die Umrisse der Horrormädels und der Hände mit dem Baum verschmelzen. Dafür gibt’s wieder ne ziemlich coole Gruppe von Funktionen in Lightburn, die sogenannten Booleans, mit denen man Flächen auf verschiedene Weise miteinander verschmelzen oder voneinander abziehen kann. Details und Erklärungen wie das funktioniert findet ihr bspw. hier, da erklären die Jungs von Lighturn das höchstselbst.
Nach ein paar Minuten Rumgemerge hab ich dann ein Motiv, mit dem ich zufrieden bin:
Sicher, man hätte das noch optimaler* anordnen können, vom Gestalterischen her. Mir reicht’s – das Perfekte ist der Feind des Guten.
* Ich weiß schon was ihr jetzt sagen wollt, und ihr habt vollkommen recht: Es gibt eine ganz spezielle Hölle für Leute, die „optimal“ steigern. (c;
Die Effizienzfalle
Das Motiv ist superschnell ausgeschnitten, das ist das Schöne an dieser Pappe: Nur ein Durchgang und man ist fertig. Aber damit ist das Projektchen noch lange nicht abgeschlossen. Oh nein…
Die Sparfüchse unter euch sehen natürlich sofort, was mich stört:
Richtig.
Da ist jede Menge Platz zwischen den Ästen! Das ist Verschnitt, das flöge weg, wenn ich ich nicht so off de Pfänge guggn dähde. Was nix anderes bedeutet, als dass ich gern zammnemmsch bin.
Sparsam, für alle Nichtsachsen.
Also muss da noch irgendwas zwischen die Äste. Und rings um den Baum. Und generell überhall hin.
Das ist das Tolle am Laser: Man kann da im Nachhinein am Werkstück weiter rumarbeiten. Immer vorausgesetzt, man hat das Werkstück noch nicht verschoben. Wenn’s ganz doof kommt, reicht ein Millimeter und du hast verloren, falls du bspw. nochmal in denselben Schnittkanal willst. Also lasse ich den Pappbogen erstmal so liegen wie er liegt und optimiere in Lightburn meine Materialeffizienz.
Das gerät mir allerdings schnell außer Kontrolle… ähem.
…und beim Schreiben von „außer Kontrolle geraten“ bedaure ich zutiefst, dass das hier kein englischsprachiges Blog ist, denn dann würde ich jetzt „well, that got out of hand pretty quickly“ schreiben können und hätte einen amtlichen Flachwitz reißen können. Ich hätte auch garantiert nicht widerstehen und mir „I got bat-shit crazy“ verkneifen können. So what. Jedenfalls hab ich jetzt drölfzigdausend Zombiehände unterschiedlichster Größen.
Aber Daniel, …warum?
Ich verstehe die Frage nicht…
Wat willze mit so vielen Zombiehänden?¿!?
Ich verstehe die Frage immer noch nicht. Zombiehände!!!11!eins1!elf!!
Erklärung Släsch Abschweifung
OK, jetzt ernsthaft. Ich bin ja seit Längerem Rollenspieler. DND Tabletop wenn ihr’s genau wissen wollt. Googelt das wenn ihr noch nie was davon gehört habt. Ein ultranerdiges Hobby, ohne das mein Leben möglich, aber sinnlos wäre. Eigentlich wollte ich das jetzt nicht erklären, aber gut… Ich versuche mich kurz zu fassen, mal sehn wie gut mir das gelingt.
Rollenspielabend heißt: Ich sitze mit einem halben Dutzend Freunden am Tisch und wir spielen ne Geschichte nach. Inzwischen machen das nicht mehr nur wir Nerds, sondern auch die richtig coolen people. Critical Role wäre ein guter Startpunkt zum Aufschlauen.
Jetzt kann man das so spielen, dass die Handlung komplett nur in euren Köpfen stattfindet und auf dem Tisch nix liegt außer ein paar Büchern mit Spielregeln*, Zettel mit Notizen und den Spielwerten eurer SC’s (Spielercharaktere, also die Personen, die ihr als Spieler in der Geschichte verkörpert), eure Würfel und jede Menge Knabberkram. „Threatre of the Mind“ nennt man das; it’s all in your head. In wieweit man in „seine“ Rolle einsteigt und das schauspielert oder nur sagt, was der eigene Charakter macht, ist jedem selbst überlassen.
* jawoll, Bücher. Plural. Fragt nicht.
So haben wir das vor ca. 25 Jahren auch angefangen, aber nach und nach kamen diverse Upgrades dazu, angefangen bei Miniaturen, die Gegner (meist Monster) und unsere Charaktere verkörpern. Die stehen dann auf ner vorgedruckten Karte oder – noch einfacher: auf nem großen weißen Blatt , auf das der Spielleiter* die groben Umrisse des Terrains malt, in dem sich alles abspielt. Meistens macht man das nur, wenn man einen Kampf zwischen der Gruppe der Charaktere und den Gegnern ausspielt.
* der in einer Person sowohl Erzähler der Rahmenhandlung also auch „Schiedsrichter“ ist
Während eines Kampfes isses nämlich relevant, wie groß bspw. die Entfernung zu einem bestimmten Gegner ist oder ob man überhaupt eine line of sight zu dem hat, also Sichtkontakt. Kann ja sein, der Fiesling versteckt sich hinter einem Felsen oder Baumstamm. Oder einem Grabstein auf’m Friedhof.
Also sind wir irgendwann dazu übergegangen, weitere Elemente neben den Miniaturen und dem großen weißen Blatt Papier einzubeziehen: Die Bierflasche wird als improvisierter Baumstamm aufgestellt, die Chipstüte ist ein großer Felsen. Das funktioniert, sieht aber nicht schön aus. Macht aber auch nix, weil das Ganze sich ja in unserer Vorstellung abspielt… aber schön wär’s schon, wenn man jetzt nen richtigen kleinen Baum da hätte, oder der Felsen keine Chipstüte wäre, sondern tatsächlich wie’n Stein aussehen täte…
Also fängt man an zu basteln. …aaand down the rabbit hole I went: Diese Basteleien begannen bei mir 2013 und haben seitdem nicht wieder aufgehört. Mein letztes neu begonnenes Rollenspielbastelprojekt war im Januar 2022, seitdem fehlt mir die Freizeit, auch weil sich neue Interessen wie dieses Blog und der Laser in mein Leben geschlichen haben. Familie Job und Garten seien nur kurz der Vollständigkeit halber erwähnt… Jedenfalls hab ich zwischen April 2013 und Januar 2022 knapp 550 einzelne rollenspielige Bastelprojekte …well… gebastelt.
Das geht soweit, dass ich für den einen(!) Spielabend mehrere Abende am Basteln bin, weil ich die Spieler mit was so richtig Aufwändigem umhauen will. Einem kompletten Drachenhort zum Beispiel.
Stellt man den dann auf den Spieltisch, kann man erstmal ein paar Minuten Spielpause einplanen und sich im Glanz der Bewunderung sonnen. Nett für’s Bastler-Ego. (c;
Egal, wo war ich? Ach so, über 500 Bastelprojekte… Ich sage nicht dass alle fümpfhundertfümpfzig fertig geworden wären, wohlgemerkt. Die meisten schon, und ich könnte vermutlich locker ein zweites Blog beginnen und hätte mit den Bastelbeschreibungen auf Jahre genug Inhalt. Ob das jemand lesen würde, steht auf nem anderen Blatt, aber darum geht’s auch nicht, ich schweife schon wieder ab. Jetzt endlich zur Erklärung, wozu ich die Hände brauche!
Für ein kleines, klassisches Gruselrollenspiel auf einem klischeehaften Friedhof. Es stürmt und regnet, und um die Gruppe der Spielercharaktere herum graben sich plötzlich Dutzende Hände aus der schlammigen Erde… Ne ganz klassische Szene also. Mit Klischees kann man viel Spaß haben. (c:
Also werde ich all die kleinen Hände auf kleinen Ständern befestigen und diese dann auf einem Miniaturfriedhof aufstellen. Die Geschichte dazu, wie die Gruppe dorthin kommt und so… das führt jetzt zu weit. Jedenfalls wisst ihr jetzt, was der Irre Brumme mit diesen ganzen Händen vorhat. Hoffentlich lesen meine Spieler hier nicht mit.
Ende der brummschen Abschweifung, zurück zum Lasern.
Ich hätte alles auf einmal auslasern lassen können, wollte aber erstmal testen, ob diese Pappe auch so filigrane Strukturen mitmacht.
Ergebnis: Ja, tut sie. Also könnte ich jetzt gleich den gesamten Rest auslasern. Mache ich aber nicht. Warum?
Erinnert ihr euch wie ich gesagt hab, dass das Werkstück bei einem nachträglichen Schnitt (oder Gravur) auf keinen Fall verrutschen darf? Guckt euch mal die ausgeschnittenen Testhände auf dem Bild von eben an. Einige sind durch das Gitter des Wabentisches gefallen. Manche komplett, andere stecken da drin und ragen nach oben. Wie es sich für Zombiehände gehört… also eigentlich alles gut. Aber hier beim Lasern ist das ein Problem:
Wenn der Laserkopf beim Bewegen an denen hängenbleibt, könnte er die gesamte Pappe verschieben, und dann wär’s das. Also lasere ich das in kleinen Gruppen aus, um das Risiko zu minimieren. …wobei das streng genommen ja gar nix minimiert, das ist mir erst im Nachhinein klar geworden, mir Dussel. Aber egal – es hat fast funktioniert: Ich bin fast bis zum Ende gekommen, bevor etwas schief ging:
Guckt euch mal die große Hand am rechten hinteren Rand genauer an:
Die hat der Laser genau bei so ner Aktion geknickt wie ich sie eben beschrieben habe. Glücklicherweise wurde die Pappe dabei nicht verschoben…
…das passierte erst kurze Zeit später:
…als der Laserkopf an dieser Wabennadel hängenblieb, die er verschoben hat – und mit ihr die Pappe. Ihr seht die vermurksten Fledermausumrisse links neben der Nadel…
Glücklicherweise hört man das, wenn der Laser mit der Wabennadel kollidiert. Ich hab den Prozess sofort gestoppt, bevor er etwas bereits Fertiges zerstören konnte, aber nochmal an der Stelle weitermachen is nich. Na gut, damit konnte ich die untere Ecke der Pappe eben nicht optimal ausnutzen, aber das ist nicht weiter schlimm. Hauptsache der Rest ist gut geworden. (c:
Apropos Rest…
Das Ergebnis
Na, wie findet ihr’s?
Perfekt ist anders. Aber hey, Halloween. Da muss nix perfekt sein. Ich finde sogar, das ist irgendwie besser geworden, als wie wenn’s fehlerfrei wäre. Ich bin da natürlich parteiisch, klar.
Also: Die Kleine mit dem Teddybear hat ihre böse Zwillingsschwester verloren. Oder ist die mit der Kettensäge etwa die Gute gewesen? So genau weiß man das in Horrorfilmen nie…
Jedenfalls ist sie beim Herauslösen aus dem Karton an den Knöcheln abgebrochen. Jetzt hab ich ein fies grinsendes Kettensägenmädchen, das auf Beinstümpfen läuft. Klasse. Die Rollenspieler werden mich hassen. (c:
Bear Girl hat nen gebrochenen Kiefer – sieht aus, als wenn ihr gleich der Kopf wegklappt. Ultra-halloweenig, wenn ihr mich fragt. Hoffentlich hält das so!
Der Baum selbst ist auch nicht ganz ohne Blessuren davongekommen:
Erstens brechen einige der großen Äste ab, weil ich Grobmotoriker die Pappe an einigen Stellen geknickt habe. Aber da der Baum eh auf irgendwas flaches geklebt wird, sollte das kein Problem sein.
Zweitens hat’s die Pappe wohl vorher schonmal verschoben, denn einige Hände wurden aus den Ästen ausgeschnitten statt aus den Zwischenräumen, und auf meiner Vorlage in Lightburn ist das definitiv nicht so. Aber die dadurch entstandenen Zacken fallen nicht weiter störend auf, im Gegenteil: Ich finde die passen sehr gut zum Baum – als ob’s genauso gewollt wäre. Happy accidents, würde Bob Ross sagen.
Und das Füllmaterial, Daniel? Deine dausend kleinen Zombiehände?
Guckt mal! (c:
Ich bin immer wieder fasziniert, dass man mit nem Laser der Hobbyklasse so krass filigrane Strukturen hinbekommt:
Einige sind beim Herausnehmen angeknackst oder gebrochen. Macht aber nix – erstens hab ich mehr als genug und zweitens müssen Zombiehände nicht aussehen, als kommen sie gerade aus dem Nagelstudio. Ein paar abgebrochene Finger machen da gar nüscht.
Und dass ich dien übrigen Verschnitt nicht komplett entsorge…
…versteht sich von selbst. (c;
Wenn se fertsch sind, zeig‘ ich euch, was ich aus den Händen gemacht habe. Wann immer das auch sein wird – brummsche Hobbyprojekte haben selten ne feste Deadline.
Update 22.10.2022
Die Vorlage zum Download
Auf Nachfrage für alle zum Nachmachen. (c:
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