Umtopfen, einmal mit alles bitte

Sonntag, 9 Uhr: Der Brumme erwacht. Draußen zwitschern die Vögel und radauen die Enten, unten höre ich die Kinder friedlich spielen. Da meine Frau eine absolute Lerche ist und die Kids eh nie sooo lange schlafen (es sei denn sie sind im Ferienmodus), muss ich kein schlechtes Gewissen haben, dass ich als letzter noch im Bett liege. Herrlich.

Ruhe vor dem Sturm

Entspannt frühstücken, danach lockt mich das frühsommerliche Wetter in den Garten. Bissel aufräumen hier, bissel rumdaudeln dort… Dann lieber nochmal einen Blick ins Gelbe Heft* werfen. Oh shit. Die 14-tägige Pflanzzeit nähert sich ihrem Ende …und heute ist Frucht-Tag!

Aber Daniel… na und..?

Nix na und. Das heißt dass der Tag von jetzt an derbe hektisch wird. Zum Glück hatte ich mir für heute nichts weiter vorgenommen außer Entspannen, Ausruhen und Zeit mit der Familie verbringen. Nichts davon wird heute stattfinden, denn ich muss Umtopfen.

Aber Daniel… das bissel Umtopfen ist doch schnell erledigt, jetzt übertreib doch mal nicht so!

Von wegen übertreiben. Ihr habt ja keine Ahnung, bzw. die Umtopfartikel der letzten Jahre vergessen. Das ist nämlich gar nicht mal so wenig, was da jetze ansteht!

  • Die kleinen Tomaten, die Ende März in die Quickpots gesät wurden (guckst du hier), sollten jetzt so langsam größer getopft werden. Übrigens sind’s nicht wie befürchtet über 200 Pflanzen geworden, sondern nur ca. 75. So ne schlechte Keimrate hatte ich noch nie, und ich hab keinen Schimmer, woran das lag.
  • Die ungefähr 75 Myterytomaten, die in der Anzuchterde der Gurken und Kürbisse aufgegangen waren, retten mir also das Gartenjahr. Auch die ziehen heute um.
  • Die Kürbisse, Gurken und Inkagurken vom 10. April (guckst du hier), müssen dringend in größere Gefäße. Jawoll, auch heute. Solche Pflanzaktionen macht man in der Thun’schen Pflanzzeit, und weil das alles Pflanzen der Kategorie „Frucht“ sind, macht man das halt an einem Frucht-Tag.

* Wer neu hier ist: Dieser Gartenkalender ist sozusagen meine Bibel für’s Gartenjahr, danach richte ich mich bei allen Aussaat- und Pflanzaktionen. Ich weiß nicht warum das funktioniert, aber es funktioniert. Klingt auf den ersten Blick sehr esotherisch und ich bin da immer noch nicht ganz sicher, was dahinter steckt. Aber spätestens seitdem ich das vor Jahren mit ein paar Experimenten für mich selbst bestätigt hatte (jenseits jeden statistischen Zweifels), ist das mein planerisches Fundament.

Los geht’s!

Gegen 10 Uhr beginnt die Umtopferei. Obowhl… falsch. Los geht’s mit der Vorbereitung von Werk II, a.k.a. Brummsches Gartenhaus. Das ist nämlich noch mehr oder minder im Wintermodus, will heißen: Es ist voller Rümpel. Das Zeug muss erstmal aus- und umgelagert werden, damit Platz für den grünen Kindergarten wird.

Die Fünfliter-Eimer, aus denen fröhlich die Ringelblumen gucken, hatte ich Anfang März dort gelagert, als ich Erde von der Renovierung eines Kastenbeetes übrig hatte, die ich für’s Größertopfen reserviert hatte. Schnell noch die erste Karre mit Erde holen. Ihr wisst schon: Das braune Gold, das ich bei der Renovierung des anderen Kastenbeetes entdeckt hatte. Das, was die Rosenkäferlarven aus dem Altholz gemacht hatten. Ich hatte noch absolut nie bessere Erde also diese Käferkacke. Mal sehen ob die Pflanzen das genauso lieben wie ich. Wait, that sounds wrong…

Los geht’s dann mit den Gurken und Kürbissen, weil die am schnellsten gehen und ich schnelle Erfolgserlebnisse will, um motiviert zu starten. Die Keimrate ist nicht gerade der Hammer, aber das zieht sich dieses Jahr irgendwie durch. Später mehr dazu.

Die Kürbisse und Gurken sind zwar allesamt noch nicht besonders groß, aber trotzdem isses jetzt allerhöchste Zeit, dass die untenrum mehr Platz bekommen. Guckt mal wie sehr die ihre Gefäße schon durchwurzelt haben!

Danach kommen die Paprika dran. Die sind schwieriger umzutopfen, weil in jeder Dosen dichtes Gedränge herrscht: Gesät wurde jeweils eine Paprika. Aufgegangen sind fast überall mehrere Paprikapflanzen, sodass ich bei keiner genau weiß, welche Sorte das nun ist (die Schilder bekommen also ein Fragezeichen hinter ihre Sorten-Nummer), außerdem drängen sich in den Dosen die besagten Mysterytomaten. In so einer Konservendose habe ich i. d. R. ein halbes Dutzend Pflanzen…

Klar könnte ich die Tomaten schlicht rausreißen und kompostieren, aber die meisten von denen sehen recht robust und kräftig aus. Das macht man nicht. Ihr einziges Vergehen ist, dass sie mir nicht sagen können, welche Sorte sie sind. Abgesehen von einigen wenigen Supermarkttomaten, die im Winter auf dem Komposthaufen gelandet sind, müssten das alles Samen der 2023 angebauten Tomaten sein. Also alles Sorten, die ich letztes Jahr wollte. Einige davon fielen aus der diesjährigen Auswahl raus – man will ja jedes Jahr was Neues ausprobieren – aber wenn da jetzt doch noch welche der Aussortierten dabei sind, wäre das nicht schlimm. Ich weiß halt erst, wer was ist, wenn aus den Blüten Früchte werden. Bei einigen ähnlich aussehenden Sorten muss ich bis zur Reife warten. Aber hey, das ist kein Problem.

Ergo: Behutsam vereinzeln (am besten den Erdballen in einem Eimer mit lauwarmem Wasser einweichen , dann lassen sich die verfitzten Wurzeln leichter trennen) und größertopfen.

Dummerweise hab ich die reichliche Hälfte des Tages gebückt und/oder in der Hocke gearbeitet. Mein Rücken dankt es mir entsprechend. Dämlich, eigentlich – ich bin erst Nachmittags auf die Terrasse gegangen und habe die Mauer als Pflanztisch benutzt. Damit hatte ich dann ne deutlich ergonomischere Arbeitshaltung, aber natürlich war’s da schon zu spät. Mimimi. Die Rückenschmerzen werden mich mindestens morgen noch daran erinnern, das zukünftig gleich besser zu machen.

Auszeit. Aber nur kurz.

Nachmittags ein kurzer Break. Danach würde ich am liebsten im Gartenstuhl einschlafen, aber… weiter geht’s. Nützt ja nüscht.

Zweite Halbzeit

Die geplant gesäten Tomaten hatten dieses Jahr die mit Abstand größte Ausfallrate, die ich je hatte. Ich muss das nochmal genau prüfen, einige der Samen waren schon ein paar Jahre älter (die ältesten 4 Jahre, wenn ich das richtig in Erinnerung hab). Ich werde morgen eine Gartenplan- Exceldatei updaten, dafür brauche ich Fotos wie diese dann. Generell helfen mir solche während der Arbeit gemachten Fotos sehr oft, wenn ich späer nochmal was nachvollziehen will.

Mal sehen ob das ne Korrelation gibt. Wie lange Saatgut hält, ist ja ne extrem wichtige Erkenntnis.

Endspurt: Alles einräumen & knipsen

So, die Fünflitereimer stehen an Ort und Stelle.

Der Spiegel war ein Glücksfund am Altglascontainer, der steht jetzt da hinten, um den Pflanzen in der Ecke ein wenig mehr Licht zu verschaffen.

Weiter nach rechts drehen… dort hab ich mit Sägeböcken einen Tisch improvisiert, weil ich mehr Standfläche brauchte.

Und schließlich an den Fenstern nach Westen raus: Erst die Paprika…

…daneben die Mysterytomaten und noch mehr Paprika.

Tagsüber werden es bei Sonnenschein hier drin um die 30°C, nachts sind’s aber nur wenige Grade mehr als draußen. Letztes Jahr hat das den Tomaten nicht geschadet. Genauer: Sie kamen mit Kälte besser klar als mit Überhitzung. War ne wichtige Erkenntnis.

Überraschend finde ich, dass die Pflanzen mit diesen krassen Temperaturspanne klarkommen. Ich vermute, wenn die dann Ende Mai rausgepflanzt werden und die Spanne nicht mehr so groß ist (weil’s draußen tagsüber nicht so überhitzt), sollten sie robuster sein.

Die kleinen Tomaten kamen aus ihren Quickpotplatten raus und in einzelne Töpfe. Die stelle ich mal lieber noch nicht ins Gartenhaus, sie dürfen noch ein, zwei Wochen im Werk I a.k.a. die Brummsche Speisekammer unter Kunstlicht stehen. Die sollen ihre Energie jetzt erstmal ins ober- und unterirdische Wachstum stecken, bevor sie sich mit krassen Temperaturschwankungen auseinandersetzen müssen. Eins nach dem anderen.

Abschließend noch ein Panorama vom Werk Zwo:

Ganz schön voll, wiedermal! Aber dafür hatte ich die Hütte ja gebaut. Sonst stünde das jetzt alles im Haus und wir müssten uns die Bude mit drölfzigdausend Trauermücken teilen. Nenee, ist schon besser so.

Wehe, wehe…!

Was jetzt essentiell ist: Ich darf morgens nie, nie, nie vergessen, vor der Arbeit die Tür des Gartenhauses zu öffnen!

Zwar sind die Oberlichter über den Westfenstern dauerhaft offen, aber ich bezweifle dass das reicht, damit genügend Hitze abzieht. Ohne die offene Tür ist schlicht nicht genug Durchzug vorhanden. Ich fürchte, einmal Vergessen täte reichen, um an einem wolkenlosen Tag da drinnen alles zu killen. Hab mir einen täglichen Alarm eingerichtet, der mich vorm Verlassen des Hauses daran erinnern soll.

Drückt mir die Daumen!

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