Baquieu Samenernte 2022: Friedhof und Samenbank

Ich hatte ja vorletzten Sonntag schonmal ausführlich was zur Ernte von Gartensalat-Samen geschrieben, hier (von August 2021 mal abgesehen). Seitdem ist zwar nicht viel Wasser die Elbe hinab geflossen, aber in Brummehausen ist einiges passiert:

Ich hab die Samen getrocknet und solange gesiebt,…

…bis die Schirmchen halbwegs vom Rest des Gekröses getrennt waren:

Ein Zwischenschritt beim Aussieben. Am Ende waren weniger, hab nur kein Foto vom Endergebnis geknipst. Wird nachgeholt. (c;

Inzwischen hab ich noch 3x nachgeerntet, auf dieselbe mühsame Art: Per Gärtneryoga durch’s Beet turnen, jeden einzelnen Baquieu behutsam in einen Eimer neigen und kräftig, aber vorsichtig abschütteln. Aller 2-3 Tage tut das Not.

Trotzdem liegen da jetze überall Baquieusamen im Beet. Hunderte, ach was, Tausende werden das sein. Really. Ich übertreibe nicht. Die fallen beim leisesten Ranstupsen aus – und in der Zwischenzeit hat’s mehrfach geregnet, auch mal etwas heftiger. Ich mach mir absolut keine Illusionen: Ich bekomme den dort nie wieder los. Da hab ich den Salat.

Aber Daniel, lamentier doch nicht, das ist doch toll! Du sparst dir die Vorzucht und musst dich um nix kümmern! Free lunch!

Ja, klar. Stimmt schon. Alles richtig.

Ihr merkt, meine Begeisterung hält sich in sonderbar überschaubaren Grenzen. (c;

Der Grund: Ich gärtnere nach Gertrud Franck’s Mischkultursystem. Dort werden Mischkultur, Fruchtfolge und Pflanzpausen berücksichtig. Ich rücke also jährlich um eine halbe Zeilenbreite (50cm / 2) weiter, damit nix auf immer ein und demselben Fleck wächst. Jetzt vermehren sich aber jedes Jahr Mangold und Gartensalat selbstständig – natürlich am jeweils selben Standort. Da kann ich dann schlecht mit den Kulturreihen weiterrücken wie vorgesehen.

Dieses Selbst-Aussäen gehört eher in die Permakultur-Philosophie, die mich ebenfalls sehr reizt und die ich gern noch näher ausprobieren möchte. Ich hab aber nur ein großes Beet, in dem ich ne wirklich vielfältige Mischkultur betreibe. Die vielen kleinen Beete ringsrum sind zu klein für so nen umfassenden Versuch. Also isses entweder Gertrud Franck oder Permakultur. Beides geht nicht.

So ne richtige Lösung hab ich dafür noch nicht gefunden. Und darum hält sich meine Begeisterung für den free lunch-Baquieu auch in Grenzen. Klar, ich kann den verpflanzen, wenn er noch klein ist. Mal sehn…

So, Schluss jetzt mit dem Genörgel, zurück zum Saatgut. Is ja kaum auszuhalten hier… (c;

Bei dem Saatgutabschütteln ist mir natürlich immer mal eine Blütendolde abgebrochen, trotz aller Vorsicht. Die hab ich dann raus ausm Beet und auf die Wiese gewuppt, damit die mir nicht im Beet weiter aussamt. Dort blieben die dann erstmal liegen…

Einen Tag später merkte ich im Vorbeigehen, dass viele der Blüten neue Schirmchen gebildet hatten, also nachgereift waren!

Die waren am Vortag definitiv noch nicht da – ich hatte sie ja soweit es ging abgeschüttelt. Also reifen die tatsächlich nach…

Da könnte man doch… also… warum nicht?

Statt aller Furzlang durch’s Beet zu tigern und am Ende dann doch wieder drölfzigtausend Samen im Beet zu haben (Memo an mich selbst: zu spät Daniel – die liegen schon längst dort!), könnte man die Salate auch abschneiden und im Gartenhaus lagern, wo sie dann abtrocknen und ausreifen. Damit wäre die Baquieuverseuchung* des Beetes gestoppt und alle weitere Samen blieben erhalten.

* Baquieuverseuchung… irgendwie klingt das unangenehm dekadent, oder? Nach nem Luxusproblem, das man selbst in Gärtnerkreisen (gerade dort!) tunlichst nicht ansprechen sollte. Ist mir aber gar kein bissel peinlich – ihr könnt das selbst haben, wenn ihr wollt. Einfach 2-3 Jahre lang ein paar Salate nicht komplett ernten, sondern ein paar Exemplare schießen und blühen lassen. Und dann bei der Saatguternte schlampig sein. (c;

Aber bevor ich die jetzt alle abschneide und dann geht doch irgendwas schief… besser erstmal testen, ob das klappt wie ich mir das so vorgestellt hab. Ergo kamen die abgeschnittenen Salate ins Gartenhaus und wurden dort aufgehängt:

Links: Eine der letzten konventionellen Abschüttel-Ernten, die vor sich hin trocknet. Rechts: Der Nachreifetest.

Fast forward ein paar Tage später: Die Testsubjekte sind rascheltrocken und lassen sich super entsamen!

Test erfolgreich – also ab ins Beet und den Salat massakriert! (c:

Herrlich, dann wird auch endlich wieder Platz und ich kann mich gedanklich auf’s Wintergärtnern vorbereiten. Damit hab ich mich 2022 zwar noch so gar nicht beschäftigt, aber ohne den nötigen Platz hatte ich da auch genau Null Motivation. Dabei ist Wintergärtnern ziemlich geil, weil effizienzsteigernd. Denselben Platz mehrfach im Jahr nutzen ist genau mein Ding. Nur: Wo hätte ich bisher was hinpflanzen sollen? Hier war ja kein Platz!

Alles voller Ringelblumen und Baquieu… noch.

Zwanzig Minuten später ist meine Kiste voll mit Blütenständen und im Beet sieht’s …naja immerhin schon ein wenig leerer aus. Für’s Wintergärtnern immer noch viel zu voll, aber ein Anfang:

Das Foto ist da irgendwie nur mäßig representativ, „in echt“ sah’s schon deutlich leerer aus.

Die Kiste schleppt der Brumme in seinen Bau – Verzeihung – das Gartenhaus. Dort kommen ein paar große Pappen auf den Boden, dann wird der Salat dort so luftig wie möglich ausgebreitet:

Friedhof oder Samenbank? Beides, irgendwie…

Dort bleibt das jetzt ein paar Tage liegen und soll vor sich hin trocknen. Ich hoffe dass die nicht zu dicht liegen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass was schimmeln wird, dafür wird’s da drinnen zu warm. Bisher ist dort immer alles schnell und gut getrocknet.

Die Samen fielen schon beim Ablegen aus:

Wenn ich das dann alles ausgesiebt habe, mache ich mir mal den Spaß und wiege die Samen. Anschließend kann ich über’s Tausendkorngewicht und aktuelle Baquieusamenpreise rauskriegen, was das Zeuch wert ist*. Nur so zum Spaß natürlich. Ich will’s ja nicht verkaufen (darf man als Privatmensch in DE nicht), sondern verschenken bzw. verschenken lassen: Ich hab die Zeit nicht, allen Baquieufans Saatgut abzupacken und zuzuschicken, dafür sind’s einfach zuviele.

Aber.

Ich hab in den letzten Tagen freiwillige Wurzelwerker-Gärtner gefunden, denen ich jeweils Saatgut zuschicke und die das Verteilen übernehmen. Details dazu gibt’s, wenn alles vorbereitet und ausgekaspert ist.

* Letztes Jahr hatte ich ja schonmal ausgerechnet, ob man Baquieusamen gegen Gold aufwiegen kann. Ergebnis damals: Gold ist immer noch ungefähr 5x wertvoller als Salatsamen. Aber: Salatsaatgut sind immerhin 14x mal wertvoller als Silber.

Das Ganze hat heute den Großteil des Feierabends in Anspruch genommen. Der Rest ging für die Mangoldsamenernte drauf. Mit dem hab ich nämlich dasselbe Problem. Aber das wird dann das nächste Posting, irgendwann asap. Spoiler: Es ist viel, sehr viel. (c;

One response to “Baquieu Samenernte 2022: Friedhof und Samenbank”

  1. […] hatte ich das bisher gemacht: Mit einem kleinen Plastiksieb aus dem Sandkasten der Gartenzwerge den Fusselberg in […]

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