Kinderspielzeug selbstgebaut

Vorwarnung: Das hier ist mal wieder so ein „Prototypen-Artikel“. Also erwartet nix fertig Ausgearbeitetes oder gar komplett Anwendungsbereites. Da war da diese Idee, ich musste gucken ob das so geht, und siehe da: Es ging!

Und dann… Tja, dann war plötzlich, aber nicht unerwartet keine Zeit weiter für die Weiterentwicklung zur Serienreife, weil andere real live Dinge wieder wichtiger wurden. Familie und so. Wie’s immer so ist, ihr kennt das. Ich bin mir aber sicher, dass ihr da, wo dieser Artikel aufhört, lückenlos weitermachen könnt. Ist ja kein Hexenwerk, sondern nur’n bissel Rumbebastel.

Worum geht’s also?

Inspo in der Spielzeughölle

Neulich im Spielzeugladen* bin ich über eine Outdoorspielzeugreihe gestolpert, die mir sofort gefallen hat: Terra Kids. Als Kind hätte ich dieses Zeug geliebt, als bastelaffiner Papa heute ebenso:

* Diese Spielwarenfachgeschäfte, ey! Für mich ist das ne fiese Mischung aus Kreativhimmel und Kommerzhölle. Einerseits findet man dort allerlei Zeuch, mit dem man (und mit „man“ meine ich selbstverständlich die Kinder. Also… hauptsächlich.) toll kreativ sein kann. Lego und andere Klemmbausteine, vor allem aber so Bastelzeugs. Andererseits dieses ganze üble Kommerzspielzeug, das die Kreativität regelrecht erstickt. Nein, keine Namen. Ihr kennt’s, oder erkennt’s, wenn ihr’s seht.

Die Idee ist so einfach wie genial: Die verkaufen euch nur die schick designten Verbinder und ’n bissel Zubehör wie Räder oder so Dekozeugs wie Plastikbubbel zum Anstecken von bspw. Augen an die gebauten Kreationen, oder Flügel (nicht im Bild, gibt’s in anderen Sets). Plus einen Handbohrer in der passenden Größe. Die Holzstücke suchen sich die Kids draußen selbst, und bearbeiten tun sie die auch selbst. Frische Luft, Sonnenschein, Wind und Wetter, handwerkliches Geschick… Ihr seht, warum ich begeistert bin.

Für’s Bearbeiten der Hölzer gibt’s jede Menge niederqualitatives und überteuertes Holzwerkzeug wie Sägen, Raspelsets oder Zangen. Natürlich alles im gleichen Terra Kids Design. Sieht schon cool aus, von Ferne. Gehste näher ran, siehste dass es nix weiter als grün gefärbter Plastikschrott ist. Drei Holzraspeln für 18€, ne Taschenlampe für 14€… Öhm, OK. Ja gut, richtiges Qualitätswerkzeug kostet deutlich mehr, aber das hier ist schon auf den ersten Blick ne Liga drunter. Mehrere Ligen. Und damit überteuert. Gleichwertigen Chinaschrott bekommste billiger, wobei ich den explizit nicht bewerben will.

Disclaimer: Versteht mich nicht falsch, ich will die Terra Kids Reihe nicht dissen. Die Idee dahinter ist absolut toll und ich rate niemandem vom Kauf ab. Handwerkliches und kreatives Spielen muss dringend mehr gefördert werden, und wenn das draußen stattfindet, umso besser. Könnt ihr eigentlich nix falsch machen mit sowas. Warum Qualität und Preis nunmal so sind wie sie sind, verstehe ich als BWLer natürlich auch. Das ist halt ne Firma, und die unterliegt gewissen wirtschaftlichen Motivationen. Habt ihr aber schon Werkzeug daheim, braucht ihr das meiste davon nicht extra zu kaufen.

Aber diese Konnektoren, mit denen die Hölzer verbunden werden… genial ey! Mein erster Gedanke beim Anblick dieser Verbinder war: Alter, kauf dir endlich nen 3D-Drucker!

Was brauche ich also?

  • Ein 3D-Konstruktionsprogramm. Da gibt’s wohl einige gute kostenlose, müsste man sich mal reinfuchsen.
  • Einen 3D-Drucker. Ist in den letzten Jahren rapide im Preis gefallen, kosten aber mit allem nötigen Drumrum immer noch gut dreistellig.
  • Jede Menge Zeit und Energie, mich in ein neues Thema einzufuchsen. Hoppla, da ist der Haken.

…oooder aber:

  • ne stabile Gartenschere
  • ein Feuerzeug
  • die Tüte mit den im Sommer fehlgekauften Teilen für’s Bewässerungssystem
  • so 5 bis 10 Minuten Zeit.

Spoiler: Es wird letztere Variante. Aber das habt ihr natürlich schon geahnt.

Der Reihe nach.

Ich hab null Ahnung von 3D-Druck und Konstruktion, bin aber hochmotiviert. Das Thema reizt mich schon seit Jahren, ich halte mich da aber genauso lange schon unter heroischer Aufbietung meiner Willenskraft zurück. Der Tag hat nunmal nur 24 Stunden, leider. So’n neues Hobby setzt voraus, das ein bestehender Zeitfresser gehen müsste. Und ich hab mich anderthalb Jahre nach dem Laserhobby neulich erst in Basteleien mit Elektronik und Raspberry Pi und Linux gestürzt. Natürlich einzig und nur deshalb, damit Kind eins auch in diese Richtung eine umfassende Bildung erhält. Hüstel.

Mein Problem: Das Willenskraft-Fass in Bezug auf 3D-Druck ist so langsam voll. Das hier könnte der berühmte Tropfen sein, der es zum Überlaufen bringt. So wie die lasergravierten Pflanzschilder, mit denen vor anderthalb Jahren die Sache mit dem Laser losging.

Meine Hoffnung: Der Reinfuchs-Aufwand in eine mir komplett neue Konstruktionssoftware kann minimiert werden, denn von Null auf designen muss ich diese Verbinder sicher nicht: Ganz bestimmt bin ich nicht der Erste, der die Idee hatte, sowas oder sowas Ähnliches zu drucken. Also gibt’s da draußen bestimmt schon Druckvorlagen und ich muss das Rad nicht neu erfinden, wenn ich mir so einen Drucker kaufen täte. Der Aufwand, die Hardware zum Laufen zu bringen, ist nach den Erfahrungen mit dem Laser schon groß genug.

Also mal fix bei thingieverse gucken, was dort schon vorhanden ist. Zehn Minuten später: Nope, nüscht. Weder wood connectors, noch toy connectors und auch keine anderen spontan offensichtlichen Suchbegriffe fördern irgendwas Nutzbares zu Tage. Aber hey, so schnell gebe ich nicht auf. Weitergucken!

Schließlich bringt mich der flanged connector auf eine Idee:

Genau, solche Schlauchverbinder sollten funktionieren! Und die musste nichtmal 3D-drucken lassen, die kannste fertig kaufen. Sollte auch wesentlich billiger als 3D-Druck sein, da Massenprodukt. Ich bin da ner ganz heißen Sache auf der Spur.

Moment mal, hab ich von diesen Dingern nicht sogar noch welche da…?!¿?

Die Lowtech Variante

Genau, die noname-Schlauchverteiler, die ich im Juni nachbestellt hatte, um das Blumat Bewässerungssystem zu erweitern! Die hatten sich als zu klein für den Innendurchmesser der Schläuche herausgestellt und wanderten ins „für irgendwas & irgenwann später aufheben“ Regal.

Übrigens kosteten die im Juni noch 9,99 €, jetzt Ende Oktober 2 € weniger. Eigentlich keine Überraschung, sollte man sich aber merken. Gerade Gartenartikel haben deutliche saisonale Preisentwicklungen. Pflanzen-LEDs sind Ende Herbst/Anfang Winter deutlich günstiger als Anfang Frühling, wenn alle Welt mit der Vorzucht von Tomaten, Paprika, Chili und anderem Gemüse beginng. Jedenfalls ist das seit ein paar Jahren so. Kann sein dass sich das ändert, wenn demnächst der private Hanfanbau legalisiert wird.

Anyway, jedenfalls hab ich die Tüte mit den fehlgekauften Verbindern schnell lokalisiert und gleich mal kurz rumgebastelt.

Ergebnisse:

  1. Zum Bearbeiten des harten Plastiks reicht die Küchenschere nicht, aber mit der Gartenschere lassen sich die Bipusse gut abknipsen.
  2. Hurra – man kann die abgeknipsten Teile mit nem Feuerzeug anschmelzen und dann je nach Wunsch wieder rankleben!
  3. Die angeschmolzenen Stellen sind überraschend stabil. Definitiv stabil genug für den gewünschten Spielzeugeinsatzzweck.

Holz her!

Fix ’n bissel Testholz zusammengesucht, um die passende Bohrergröße zu ermitteln. Ergebnis: Der Ø5,5 mm Bohrer geht am besten. Der 5er ist zu klein, der 6er zu groß. Die Zwischengröße macht die passend großen Löcher, wenn man ein wenig „trichtert“, also beim Bohren rumeiert und das Loch auf diese Weise ein bissel vergrößert. Dann bekommen auch Sechsjährige die Verbinder rein (und vor allem auch wieder raus, denn raus geht wegen der „Wiederhaken“ deutlich schwieriger als rein), und trotzdem sitzen die Verbinder stabil genug im Holz.

Wir haben ein paar Verbindungen ausprobiert, hier der Prototyp:

Cool! Boah, ich liebe solche leicht erreichbaren Erfolgserlebnisse! (c:

Ergebnis, Zwischenfazit und Ausblick

Die Verbinder sitzen straff genug, um die Kreationen zusammenzuhalten, aber sind leichtgängig genug, damit die Kids die auch wieder gelöst bekommen. Check, auf ganzer Line. Die Idee funktioniert und kann jetzt ausgewalzt werden. Demnächst werden also weitere Verbinder gebaut, in verschiedenen Konfigurationen.

Neben Stöcken, die sich die Kids selbst suchen können, eignen sich auch die kleinen Restholzstücke, die sich in jeder Werkstatt ansammeln. Wissenschon, die zu schade für die therrmische Verwertung im Ofen sind, die man bestimmt irgendwann, irgendwie nochmal brauchen kann. Ihr kennt das.

Größere Kinder können sich die Stöcke selbst zurechtsägen. Natürlich kann man dazu das Originalwerkzeug von Terra Kids kaufen, aber meine Meinung dazu hab ich ja schon kund getan. Papas oder Mamas Werkzeugkiste tut es auch. Die kleinen Handwerker brauchen natürlich nen Einführungslehrgang im Umgang mit scharfen Sägen und so’nem Zeug. Lernen durch Schmerz sollte hier nicht die Devise sein. Logisch. Noch Größere Kinder können je nach handwerklichem Geschick auch schon mit Elektrowerkzeugen hantieren, aber das müsst ihr selbst beurteilen, ich kenne ja eure Kids nicht.

Wie so oft war die ursprüngliche Idee (3D-Druck) nicht das, was sich am Ende durchgesetzt hat. Was vollkommen OK ist, das gehört zum kreativen Prozess dazu. Die erste Lösung ist oft nicht die beste.

Ich bin gespannt, ob sich meine Begesiterung auf die Kids so überträgt, dass deren anfängliches Interesse nicht verfliegt. Diese Idee hat meiner Meinung nach nämlich ziemlich viel Potenzial!

Idealerweise sollte hier irgendwann demnächst ein Follow-Up Artikel erscheinen, den verlinke ich dann hier.

Falls ihr das selbst ausprobiert, freue ich mich über Kommentare! (c:

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