Granolaglück, oder: Foodporn ist gefährlich.

Also WENN ich hier schon ein weiteres „ich blogge Trivialitäten aus meinem Leben“ Ding hochziehe und die Welt an meinem banalen Alltag teilhaben lasse, dann dürfen food-postings keinesfalls fehlen. Klischees wollen bedient werden und so. Los gehts.

Garten“arbeit“ ist ein bedeutender Schwerpunkt in meinem Leb… moment, ich fang nochmal an. So klingt das irgendwie viel zu sehr nach Bewerbungsschreiben. Also, ich buddel gern im Beet rum. Metaphorisch gesprochen, denn tatsächlich buddel ich fast nie im Beet rum. Umgraben kommt mir weder in die Tüte noch findet es im Beet statt. Ich baue also gern Gemüse an, und das werdet ihr als Leser dieses Blogs oft zu spüren bekommen, bzw. zu lesen. Daraus folgt mit geballter Logik, dass die nächsten Verwertungsstufen dieses Hobbys ebenfalls hier ins Blog dröppeln werden. Will heißen: Küche, Speisekammer und hoffentlich bald ein kleiner Erdkeller. Aber eins nach dem anderen.

Den kulinarischen Auftakt macht heute Granola.

Bis neulich kannte ich diesen Begriff nur vage aus der Ferne, ich hätte das thematisch irgendwo in die Müsli-Ecke gesteckt, ohne genau zu wissen was das ist. Stellt sich raus: Mit Müsli lag ich schonmal richtig. Ursprünglich ist das wohl ne amerikanische Erfindung. Ein gewisser Herr Kellog hat das rausgehauen und Haferflocken mit viel Zucker und Honig versetzt und gebacken. Seitdem kloppt man sich das allerorten zum Frühstück rein, sehr zum Nachteil von Figur und Gesundheit. Es geht natürlich auch natürlicher und damit gesünder. Und so ist aus dem süßen Teufelszeug ein hypergesundes Trendfood geworden. Jedenfalls suggeriert mir das Tante Googel in den ersten paar Suchergebnissen. Wie gesagt, ich war bis neulich ahnungsloser Granolaanlaphabet und muss erstmal glauben was ich da lese. Anyway. Spätestens jetzt wisst ihr auch was das ist. Immer gut wenn Leser und Autor den gleichen Erkenntnisstand haben.

Jedenfalls haben wir kürzlich in einer spätabendlichen Erbauungsphase* ein food prep Tutorial gesehen, in dem u.a. Granola gemacht wurde. Das hier, falls es jemanden interessiert: https://www.youtube.com/watch?v=xAIerfe3m8U

* a.k.a. „erschöpftes Gammeln auf der Couch und Berieselung mit mehr oder weniger gut gewählten Beiträge auf dem Videoportal unseres Vertrauens

Nun sind die Filmchen auf diesen Küchenkanälen inzwischen ja so teuflich gut gefilmt*, dass man da immer gleich Lust auf spontanes Nachmachen bekommt. Ich könnte euch da Geschichten erzählen! Wir haben schon nach dem Durchlesen eines one-pot-Pasta-Rezeptes spontan Nudeln gemacht. Kurz nach 22 Uhr wohlgemerkt. Und: Das war nichtmal ein Video, sondern nur bebilderter Textbeitrag! Allerdings waren die Fotos dort dermaßen lecker, dass sämtliche Selbstbeherrschung flöten ging.

* Ich weiß schon, Künstler sagen dazu in völliger Verkennung der cinematografischen Realität immer noch „fotografiert“ und nicht „gefilmt“. Nur dass ihr wisst dass ich das weiß.

Oder hier, die Sache mit den Microgreens*. War auch son Ding, wo ich spontan zu vorgerückter Stunde noch während des Konsums eines extrem gut fotogr… gefilmten youtube Tutorials spontan feststellte, dass wir alle nötigen Dinge im Haus hätten und keinen vernünftigen Grund fand, jetzt nicht spontan nen Eurobehälter voll Erbsensprossen anzusetzen. Vielleicht erzähl ich euch das später mal ausführlicher, der Punkt ist: Rezeptvideos zu später Stunde angucken ist mit potenziellen Nebenwirkungen verbunden. Und außer „zu später Stunde“ kommen wir nicht dazu. Wie auch mit 2 Kindern.

* Man kann auch „Sprossen“ oder „Keimlinge“ sagen, aber gerade letzteres klingt eher unhygienisch, und beides wenig trendy.

Glücklicherweise war uns der Aufwand zu groß für ne spontane Granolanacht, aber es blieb ganz weit oben auf der „das machen wir demnächst!“ Liste. Und tatsächlich sind wir schon am Wochenende dazu gekommen. Es folgt daher die mehr oder weniger kurze Beschreibung, untermalt mehr oder weniger fotogenem Foodporn.

Da wir keinen Hafer hatten, musste der Dinkel einspringen.

Btw: Immer wenn ich solche Motive sehe, schreit der innere Fotograf „Machn Bild, Alder! Desktopwallpaper, Alder!“ Also mache ich das, und natürlich schafft es das Motiv nie auf den Desktop. Aber hey, jetzt hab ich ne Bilderserie mit Dinkelkörnern aus der Nähe. Auch was wert.

Der Dinkel wird gequetscht. Wer Kinder hat und über eine gewisse Motivationsgabe verfügt, kann das Geleier outsourcen. Der Große hat überraschenderweise durchgehalten, mit Begeisterung gekurbelt und die ganze Schüssel gefüllt. Damit hatte eigentlich keiner von uns gerechnet.

Der Rest der Zutaten: Kokosflocken, Sonnenblumenkerne, gehackte Mandeln, Shiasamen, gehackte Cashewkerne und besagte Dinkelflocken. Damit es süß wird, kommt Ahornsirup dazu, Honig wäre auch ne Option. Und die gleiche Menge an Kokosöl. Wer mag (wir mögens!) macht noch die eine oder andere Prise Salz ran.

Alles schön mischen und das Öl im Wasserbad verflüssigen…

…die flüssigen Bestandteile über die festen gießen, Salz dazu oder auch nicht und alles verrühren. Auf einem tiefen Backblech verstreichen. Bonuspunkte, wenn dabei möglichst wenig verschütt geht.

Nahaufnahme… beim nächsten Mal würde ich das Shia-Zeuchs gern weglassen: Ich mag es nicht, wenn die Körner im Mund plötzlich ne Glibberschicht bekommen, außerdem bleiben diese Winz-Samen ständig zwischen den Zähnen hängen.

Das Ganze kommt dann bei 135°C Ober- & Unterhitze für 20 min in den Ofen. Eieruhr oder sonstige Erinnerungshilfen stellen. Nach 20 min kontrollieren, komplett durchwenden und weitere 20 min trocknen. Wir haben es danach nochmal weitere 10 min gebacken, den Ofen abgeschaltet und dann bei angekippter Tür auskühlen lassen. Das Ergebnis war schön knusprig, aber nicht so goldgelb wie auf den Foodporn Bildern die einem Tante Googel präsentiert. Ist vermutlich eh alles nur gephotoshoppt. Photogeshoppt? Egal.

Wir haben das Zeug in Naturjoghurt gekippt und es tat was es soll: Lecker schmecken. Wenig überraschend wollte der Große nicht mal kosten – er mag kein Kokos, weder als Öl noch als Flocken. Das nächste Mal machen wir also was Anderes ran. Rosinen vielleicht, aber erst nach dem Backen.

Das schöne an Granola ist, dass das Rezept sehr flexibel ist. Hasel- und Wallnüsse gehen sicherlich genauso gut. Wer Kokos nicht mag, ersetzt das Kokosöl und die Flocken, Rosinen sind ne Option, etc. Auch beim Süßungsmittel kannste variieren: Ich würde ja mal irgendeinen Fruchtsirup statt Ahornsirup oder Honig probieren wollen.Vermutlich gibt’s noch duzende Varianten, die ich als Granolanewbie noch gar nicht auf dem Schirm habe…

2 responses to “Granolaglück, oder: Foodporn ist gefährlich.”

  1. Martina sagt:

    Sehr schön geschrieben. Sehr unterhaltsam. Chia mag ich gar nicht im Granola und nicht im Brot. Finde hat nen bitteren Nachgeschmack.. Sesam wäre ne nette Alternative und wächst bei uns und ist auch “Superfood“. Aber sonst klingt die Mischung auch sehr lecker! Haselnuss gehackt und Walnüsse sind auch sehr krass lecker…
    guten Appetit ?

  2. Nadja sagt:

    Lieber Daniel,
    es ist mir wie immer eine Freude von dir zu lesen. ?
    Granola habe ich schon diverse Male gemacht, mal mit Honig, mal mit Ahornsirup und sogar mit Apfelmus. Uns schmeckt der Ahornsirup am besten und dieser hat sich bei uns durchgesetzt. Die Kinder mögen es sehr, wenn ich gepufften Dinkel oder Hirse mit rein gebe.
    Viele Grüße Nadja

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