
Hotelburgen sind Mist. Massentourismus auch. Klar soweit.
Jedoch:
Massentourismus im eigenen Garten?
Kann ziemlich geil sein.
Daniel…!
Schon gut, ich hör auf. Mir fällt eh gerade nix weiter ein, wie ich da jetzt noch irgendwelche Flachwitze im Intro unterbringe.
Kontext släsch Vorgeschichte
Es geht – ihr ahnt es längst – um Insektenhotels, speziell für Wildbienen. Konkret: Die Rote Mauerbiene. Also hauptsächlich die. Die war ja schon mehrfach hier in Brummehausen zu Gast:
(Triggerwarnung: Parasitenbefall, Bienenkacke, Maden, Bienchensex. You have been warned.)
Ich hatte seit diesen 2021er und 22er Postings nix mehr groß berichtet, weil’s letztlich immer wieder dasselbe gewesen wäre. Diese würfelfürmigen Hotels aus gestapelten MDF-Platten mit gefrästen Gängen haben sich bei uns bewährt:

Zwei dieser Würfel hängen unter’m Dachvorsprung des Carports, an der gartenseitigen Südwand, 5 bis 10 Meter von den brummschen Beeten entfernt und direkt unter den Maurerkübeln, in denen im Sommer Tomaten, Paprika und Gurken wachsen. Kurze Wege sind immer gut.

An der Carportwand ist aber noch sehr viel mehr Platz…
Also ist yours truly auf Schnäppchenjagd gegangen und hat zugeschlagen:

12 Hotels insgesamt, 4 große und 8 kleine. Gesamtkosten ca. 72€, was erstmal recht viel klingt, aber …ganz ehrlich? Für 6 € pro Hotel möchte ich mich nicht hinstellen und anfangen zu heimwerkeln. Die Zeit nutze ich lieber anders.
Das heißt nicht, dass die Hotels out of the box aufgehängt werden können, bissel Vorbereitungszeit ist schon noch vonnöten, bis die in den Garten dürfen.
Die Arbeit vor’m Vergnügen, oder: Der Brumme meckert erstmal rum
Die großen Modelle sind beispielsweise unten mit Zapfen gefüllt. Zapfen, dafuq?!? Und die Dreieckskammer unter’m Dach wurde „großzügig“ mit ner kleinen Handvoll Rindenhackschnitzel möbliert, warumauchimmer. Vollkommen sinnbefreit, wer bitte soll damit was anfangen? Also muss ich die angetackerten Gitter vorsichtig enttackern, Rinde und Zapfen entfernen, besseres Füllmaterial besorgen und zurechtschneiden (später mehr dazu) und dann entscheiden, ob die Gitter wieder drauf kommen.

Die Gitter brauchen nämlich deutlich mehr Abstand nach vorn, denn die sollen vor räubernden Vögeln schützen. Tackert man die so direkt drauf wie bei den gekauften, schützen die genau null vor Vögeln.
Die kleinen Hotelmodelle haben außerdem ne Füllung mit Holzwolle, da gehen meines Wissens wenigstens Ohrenkriecher rein. Das sind Gartennützlinge, alles gut also. Aber erstens: Wollen und sollen die wirklich in direkter Nachbarschaft zu den Wildbienen wohnen? Ist keine rhetorische Frage, ich weiß es wirklich nicht. Und zwotens: Ohrenkriecher leben doch eher bodennah, oder? Die Hotels hängen in ca. 2 m Höhe. Da kannste auch ne Igelburg in die Krone vom Apfelbaum hängen, ist ähnlich sinnvoll. Wobei: Ich hab auch schon mehrfach Ohrenkriecherhotels gesehen, die in Obstbäume gehängt wurden… Vielleicht ist da ja was dran, who knows.
Klärt mich gern auf, wenn ich da irgendwas übersehe oder falsch verstehe!
Oh, und: Die Rundhölzer1 mit den reingebohrten Löchern – vollkommen falsch! Nie, nie, nie ins Hirnholz (also in den Querschnitt) bohren, sondern immer von der Seite, also so dass man durch die Rinde Richtung Astmitte bohrt. Kannste jeden fragen, und trotzdem bekommt man solche sinnlos befüllten Hotels an jeder Ecke hinterher geschmissen. Ärgert mich ein bisschen, dass sich das immer noch nicht rumgesprochen hat. Aber hey, das kann man ja alles leicht ändern.
1 warum diese exakt gedrechselten Rundhölzer und keine Äste?
Neues Füllmaterial
Über unpassendes Material haben wir jetzt ausgiebig gesprochen, aber was ist denn nun geeignet?
In der Natur gehen die Wildbienen ja bspw. in abgestorbene Pflanzenstengel, daher stecken in vielen Insektenhotels ja Bambusröhrchen. Zum Möblieren selbstgebauter Hotels gibt’s sogar Pappröllchen fertig zu kaufen, aber davon halte ich irgendwie nix, das ist gegen mein Bauchgefühl. Und ja: Das sagt der, der eben mal 12 fertige Billigmodelle gesparfuchst hat…
Nenee, ich nehm lieber Naturmaterial, idealerweise Zeug direkt aus Brummehausen.
- Schilf wächst rings um den Gartenteich, da muss ich nur noch nen Weg finden wie ich das geschnitten oder gesägt bekomme, sodass die Enden schön glatt und nicht faserig sind, denn an rauen Öffnungen könnten sich die Bienen ihre Flügel verletzen. Diesen Warnhinweis liest man in jeder guten DIY-Bauanleitung, und der ist auch richtig. Also… fast richtig. In der Theorie ist das ne Verletzungsgefahr, aber in der Praxis… die Biene ist ja nicht dumm. Die merkt sowas meistens vorher – und meidet solche gefährlichen Löcher dann eben einfach. Das Ergebnis rauer Öffnungen sind also keine zerschlissenen Bienenflügelchen, sondern haufenweise unbenutzte Röhrchen. Ich hab gehört dass man Schilf besser geschnitten/gesägt bekäme, wenn man’s vorher in paar Tage in Wasser einlegt. Mal sehn. Ich werde berichten.
- Ebenfalls gut geeignet sind andere Stengel, idealerweise welche, die mit Mark gefüllt sind. Himbeer- oder Brombeerruten sollen wunderbar funktionieren. Ich könnte mir vorstellen, dass alte Stengel von Sonnenblumen ebenfalls angenommen werden. Jetzt wo ich drüber nachdenke: Rote Melde hat auch solche Markgefüllten Stengel. Mal sehen ob ich davon noch was auftreiben kann.
- Und ey… am Ende gehen da vielleicht sogar die alten Tomaten…? Deren Stengel sind doch auch mit so Markzeugs gefüllt, oder? Von denen habsch noch ein paar rumstehen, die irgendwie beim Rausmachen im November/Dezember übersehen wurden. Muss ich mir mal genauer angucken! Wobei ich da noch ein paar grüßere Restbedenken habe, weil ich nicht weiß ob ich damit der Braun- und Krautfäule das Leben leichter mache. Und das muss ja nun wirklich nicht sein. Looking at you, Gartenjahr 2021!
Hier ein paar Ideen, von dort aus schickt euch YT’s Algorithmus bestimmt auf die Reise zu weiteren sinnvollen Videos.
Empfehlenswert ist auch – wie immer eigentlich – instructables, dort gibt’s haufenweise Insektenhotelselbstbauanleitungen. Aber Achtung, schon auf den Thumbnails sehe ich wieder viele der oben genannten typischen Fehler. Belest euch also am besten vorher ausführlich, bevor ihr loslegt.
Aktueller Stand & Ausblick
- Die vier großen Hotels wurden entgittert, Zapfen und Hackschnitzel sind entfernt.
- Die Hölzer mit den Hirnholzbohrungen sind leider sehr fest auf die Rückseite geleimt (wermachtdennsowasmistundverdammt!), da muss ich erstmal gucken wie ich die zerstörungsfrei rausbekomme. Im schlimmsten Fall muss ich an der Stelle die Rückplatte raussägen und dann ne neue drübertackern. Von hinten sieht das dann keiner, aber schön ist anders.
- Die Kammern mit den Schlitzen… keine Ahnung. Vermutlich nehme ich die Deckel ab und möbliere das mit Röhrchen.
- Und eigentlich will ich den Hotels generell noch’n bissel Farbe verpassen. Weil das Auge ja mitgärtnert. Ungefähr so bunt wie die Terrassenwichtel…

…nur andere Farbtöne. Vielleicht ein spezielles Farbspektrum? Gelb-orange-rot ist cool, oder blau-türkis-grün-gelb, oder oder oder… Da bin ich mir noch nicht ganz mit mir selbst einig, das muss noch reifen.
Ich werde berichten, verspreche aber keine konkreten Termine. Lasst euch überraschen. (c: