Wildbienenhotel

Im Frühjahr habe ich drei Insektenhotels für Mauerbienen gekauft und im Garten an verschiedenen Stellen aufgehängt. Eines in ca. 5 m Entfernung zu den brummschen Gemüsebeeten, direkt unter dem Dachvorsprung des Carports. Ein weiteres nahe am großen Bauernbeet meiner Mutter und das dritte an unserer Terrasse, direkt neben einem Lavendelbusch. Das letztere ist fast voll belegt, die beiden anderen nur spärlich.

Vor dem Hotelkauf im Frühjahr hatte ich mich informiert und wusste daher, dass man im frühen Herbst die Nistplatten vereinzelt, um die Kokons zu entfernen, zu reinigen und die parasitierten Kokons zu entsorgen. Infos dazu findet ihr unter anderem hier. Die detaillierteste Anleitung hatte ich bei Alztalhonig gefunden, als ich heute dort nochmal nachlesen wollte, war die Seite mit der Anleitung allerdings nicht mehr aufrufbar. Glücklicherweise gibt’s das Internetarchiv mit seiner wayback machine, daher kann man noch auf die alte Seite zugreifen, auch wenn das Laden der homepage deutlich länger dauert.

Die allererste abgenommene Platte. Schreck lass nach – überall Parasiten? Oh nein! ?
Nach einer kurzen Recherche stellt sich raus: Die dunklen, schokokrümelartigen Dinger sind Kotkrümel. Also nix schlimmes, sondern nur Babybienenkacke. Bedeutet, dass in diesen Kokons vermutlich gut entwickelte Bienenbabies schlummern. Puh… erster Schreck vorbei, also an die Arbeit. Die ornagen Spaghetti-artigen Gebilde sind Kot der Taufliege, einem Parasiten. Diese Kokons sind tot. Und die hellbeigen…? Das ist die große Frage… Ist das ne andere Bienenart oder irgendwelche Parasiten?

Einige der hellbeigen Kokons sind direkt beim Auseinandernehmen der einzelnen Nistplatten aufgerissen und die Bewohner sind rausgepurzelt. Sie scheinen noch zu leben, jedenfalls bewegen sich einige von denen, wenn auch so langsam, dass man es erst bemerkt, wenn man ca. 10-20 Sekunden zuguckt. Frage an die Bienenexperten: Was ist das für ne Art? Sind das überhaupt Bienen?

OK, also weiter recherchieren… Bei wikibooks bin ich fündig geworden: Das sind höchstwahrscheinlich sog. „Streckmaden“, also Bienenpuppen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.

Ganz links: Streckmaden. Bildquelle: https://de.wikibooks.org/wiki/Einf%C3%BChrung_in_die_Imkerei/_Anatomie

Auch hier weiß ich nicht was ich machen soll: Diese Kokons sind deutlich kleiner als der Rest und i.d.R. von weniger Kotkrümeln umgeben. Laut den Naturgartenfreunden deutet deutlich weniger Bienenbabykacke in einer Kammer darauf hin, dass die Kokons abgetorben seien. Im Gegenlicht der Lampe sieht man, dass sich darin ne Made befindet… Was nun?

Diese orangen Spaghettis sind Kot von einer Taufliegenart. Diese Kokons sind also parasitiert. Das braune, schokostreuselähnliche Gekröse sind Kotkrümel der Bienenlarven. Dort ist also alles in Ordnung.

Drosophilia (Taufliegen) -Larven und deren Spaghetti-Schiss:

Oben ganz links: Mit Taufliegen parasitierter Kokon (orange „Spaghettikacke“). Die beiden Kammern rechts daneben haben Mauerbienenkokons mit irgendwelchen Maden drin. Die beiden Kokons in Reihe zwei direkt darunter waren intakt und nicht parasitiert. Neben ihnen wieder zwei Kokons, in denen vermutlich noch unterentwickelte Strecklarven sind.

Das Problem: Deren Kokons sind wesentlich empfindlicher als die mit den vielen Kotkrümeln. Letztere sind richtig stabil, die bekommt man mit einem Schaschlikstäbchen problemlos vorsichtig rausgepuhlt. Die hellen Kokons dagegen reißen sofort auf. Was nun? Auf dem nächsten Bild sieht man die beigen Kokons, die beim Vereinzeln der überinander gestapelten Nistplatten aufgerissen sind. Ich vermute das ist das Todesurteil für die darin befindlichen Streckmaden. )c:

Zweite Reihe von unten: Ein Kokon mit Loch. Vermutung: die Larve hatte genug Zeit um sich einzupuppen und wurde erst später parasitiert.

Die vermutlich intakten Kokons des ersten Hotels. Die würde ich jetzt vorsichtig säubern, und soviele Kotkrümel wie möglich entfernen. Dann kommen die in eine Pappschachtel und werden bis zum Frühjahr im Gartenhaus aufbewahrt, wo es nicht unter 4°C kalt sein wird. Im Frühjahr werden die Pappkisten dann wieder rausgestellt, damit die Bienchen schlüpfen können. Ich werde denen dafür einen Wetterschutz bauen und den in Beetnähe aufstellen.

Diese Streckmaden hier werden vermutlich nicht überleben, die sind beim Vereinzeln der Nistplatten rausgefallen. )c:

Fazit: Beim zu zeitigen Vereinzeln der Nistplatten verletzt man die Kokons derjenigen Bienen, die noch in einem frühen Entwicklungsstadium sind, also die hellbeigen Kokons der Streckmaden. Demnach würde ich das zweite Hotel eigentlich gar nicht öffnen wollen und bis zum Frühjahr geschlossen lassen.

Die große Frage ist jetzt:

Können die Parasiten den Winter über von einer Kammer zur nächsten wandern?

Wenn das so ist, dann ist es durchaus sinnvoll, das Hotel zu öffnen und die intakten Kokons rauszuholen, um sie vor dem Parasiten-Tod aus der Nachbarkammer zu schützen. Der Zeitpunkt des Öffnens wäre dann eine Abwägung zwischen

  • möglichst lange Warten, damit die Streckmaden sich noch verpuppen und einen ordentlich stabilen Kokon bilden können und
  • so schnell wie möglich Öffnen, damit die Parasiten sich nicht weiter verbreiten und durch die Brutkammern arbeiten.

Ich nehme gerade Kontakt mit mehreren Imkern und Bienenexperten auf und lasse das voll besetzte Hotel solange unangetastet, bis ich entsprechend aufgeschlaut bin.

4 responses to “Wildbienenhotel”

  1. […] Erinnert ihr euch an den Bericht über das brummsche Wildbienenhotel vom Oktober? Den hier? […]

  2. […] nach Feierabend hab ich zuhause bemerkt, dass in der Schüssel mit den Kokons (Kontext: hier und hier) ein Rostrotes Mauerbienen-Weibchen liegt. Da es heute wesentlich kälter war als gestern und die […]

  3. Sonja Berndl sagt:

    Hallo Daniel,

    mach vor deine Nisthilfen ein Drahtgitter, damit der Specht die Larven im Winter nicht rauspickt. Ist uns dieses Jahr passiert. Ich habe mich so gefreut, dass der Buntspecht da war. Bis ich dann im Frühjahr gesehen hatte, was er da Leckeres gefunden hatte.

    Na ja, der Specht braucht auch was zum Fressen.

    Viele Grüße
    Sonja

    • Der Brumme sagt:

      Danke, werde ich mir überlegen. Wir haben Spechte hier, sowohl Buntspechte als auch hin und wieder mal nen Grünspecht (erst vorgestern war der wieder da, ein wahres Riesenvieh!), aber die finden genug Alternativen, außerdem ist zumindest das erfolgreichere der beiden Hotels direkt neben der Terrasse, und da trauen die sich nicht ran. Das andere hängt weiter weg vom Haus, am Carport, dort könnte sich so ein Gitter eventuell lohnen.

      LG Daniel

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