Werkzeug reparieren: Spitzhacke einstielen

Hände hoch, wer den Begriff „Einstielen“ kannte.

Naaa? Jep, ich auch nicht, bis gestern.

Zweite Runde: Wer weiß, was ein Ringkeil ist?

Same here. Aber keine Sorge, ich schlaue euch auf.

TL;DR

  • Einstielen = Einem Werkzeug einen neuen Stiel verpassen, und zwar so, dass der ordentlich fest sitzt und nicht wackelt. Kandidaten dafür sind Hämmer, Hacken und diverse andere Werkzeuge mit nem Stiel. Wer hätte das gedacht.
  • Ringkeile = Metall-Nupsies (alternativ: Bipusse), die man am Kopfende des Werkzeuges in die Stirnseite des Holzstieles einschlägt. Der Ringkeil verdrängt dann gleichmäßig nach allen Seiten das Holz, wodurch der Stiel ordentlich spack sitzt, also fest. Vorteil gegenüber einem Holzkeil ist, dass der Ringkeil gleichmäßig ringsrum drückt und nicht nur in eine Richtung. In Aktion könnt ihr das bspw. hier sehen:

Ringkeile und Einstielen also. Jetzt wisst ihr’s.

Je nach Geometrie des Werkzeuges kommste wohl auch ohne so nen Ringkeil aus, wie hier gezeigt. Ob das dann genauso gut und genauso lange hält… keine Ahnung.

An dieser Stelle könnte der Artikel fertig sein. Isser aber nicht, er geht jetzt erst richtig los.

Aber.

Was jetzt noch kommt, dient fast nur noch der Unterhaltung. Ihr könnt also gepflegt ein paar Minuten eurer Zeit totschlagen, allzu viel neues lernen werdet ihr nicht mehr. You have been warned.

Vorgeschichte: Beinahe tödliche Brummsche Schlamperei

Werkzeuge haben’s in Brummehausen nicht immer leicht. Speziell Gartenwerkzeuge werden von einigen Familienmitgliedern traditionell im Freien gelagert. Das stehen dann Spaten, Schaufeln, Rechen und Spitzhacken irgendwo an einem Baum gelehnt (wenn sie gerade in Benutzung sind – manchmal wird man ja nicht an einem Tag fertig) oder bestenfalls halbherzig geschützt an die Wand des Gartenhauses gelehnt. Die Glückspilze unter den Werkzeugen verbringen Monate unter einem Verschlag: Immerhin halbwegs vor Regen geschützt, aber die allgemeine Luftfeuchtigkeit ist draußen trotzdem höher als wie wenn die guten Stücke in einer Gartenlaube stehen täten, so wie’s vom Höchsten vorgesehen ist.

Warum? Das frag‘ ich mich auch immer wieder. Speziell aber frage ich das seit Jahren das entsprechende Familienmitglied (dessen Identität hier nichts zur Sache tut). Die Antwort: „Holz muss quellen, das macht dem gar nichts, wenn’s mal nass wird!

Hat mich noch nie überzeugt, aber wer bin ich schon…

Dasselbe gilt dann auch für Holzleitern – was mich vor ein paar Jahren vermutlich fast das Leben gekostet hätte. Ich stand mit einer Elektrischen Pumpe (Gewicht: ca. 10 kg) in der Hand allein in einem Schacht auf einer solchen Leiter, als unvermittelt die Stufe brauch, auf der ich stand. Ich bin zwar nur nen reichlichen halben Meter tief gestürzt, aber mein Hinterkopf hat nur um wenige cm ein Betonrohr verfehlt, an dem ich mit Schmackes eingerastet wäre. Es war zu dem Zeitpunkt niemand zugegen, ich hätte da also mindestens ne Stunde oder so da unten gelegen.

Seitdem bin ich ziemlich empfindlich was die Werkzeuglagerung betrifft und nerve das entsprechende Familienmitglied regelmäßig deswegen. Steter Tropfen hölt den Stein oder so, und es wird langsam – sehr langsam – besser.

Die Sache mit der Spitzhacke

Rückschläge gibt’s aber trotzdem immer wieder. Neulich ist mir beim Ausgraben eines Baumstumpfes der Stiel der Spitzhacke gesplittert. Weil der schon recht morsch war (was man ihm nicht angesehen hatte) und nur mit ein paar Nägeln „verkeilt“ wurde, was eben nur so mittelgut gehalten hat. Auch da hätte wieder sonstwas passieren können, aber ich hatte Glück. Nur eben keine Spitzhacke mehr…

Also hab ich nen neuen Stiel aus’m Baumarkt besorgt. Wusstet ihr, warum es da nur eine einzige Größe gibt? Weil der für die sogenannte „DIN-Hacke“ ist. Wusstet ihr dass es für Hacken eine eigene DIN gibt?!? Ich nicht. Ich zitiere mal dieses Internet:

Eine „DIN-Hacke“ bezieht sich auf eine Hacke, die den Normen der DIN-Norm 20109 entspricht. Diese Norm legt die Anforderungen an eine Kreuzhacke, auch Flachspitzhacke genannt, fest. DIN steht für Deutsches Institut für Normung, und eine DIN-Norm definiert Standards für verschiedene Produkte und Prozesse.

Die DIN 20109 spezifiziert unter anderem die Form, Abmessungen und Materialien einer Hacke, die für die Bodenbearbeitung im Garten- und Landschaftsbau eingesetzt wird. Typischerweise besteht eine solche Hacke aus einem Eschenholzstiel und einem Stahlkopf mit zwei gegenüberliegenden, scharfen Klingen. Die eine Seite ist oft flach (Flachspitzhacke), während die andere spitz zulaufen kann (Kreuzhacke).

Die DIN-Norm 20109 soll sicherstellen, dass Hacken eine gleichbleibende Qualität und Funktionalität aufweisen, was für die Arbeitssicherheit und Effizienz wichtig ist. Wenn von einer DIN-Hacke die Rede ist, kann man davon ausgehen, dass es sich um ein Werkzeug handelt, das den festgelegten Qualitätsstandards entspricht.

Was es alles gibt.

Zuhause angekommen fiel mir ein dass es vielleicht schlau wäre, sicherheitshalber mal ein Spitzhackenreparatur-Tutorial zu youtuben. Kann nicht schaden und sicher auch nicht allzu lange dauern. Dabei lernte ich den Begriff „Einstielen“ kennen. Sehr fein, wieder was gelernt. Den kann ich bestimmt mal anbringen, wenn ich als besonders kompetenter Heimwerker rüberkommen will. Am besten zusammen mit „Ablängen“ (= irgendwas auf Länge sägen).

Zwischenfazit

Ich hatte nun zwar einen neuen Stiel, den ich auch gleich fein mit Leinölfirnis abgerubbelt habe (schützt gegen Feuchtigkeit), aber ich bekomme das Teil nicht ordentlich am Spitzhackenkopf fixiert. Schnelle online-Recherche ergibt: Die Ringkeile hätte es in meinem Baumarkt gegeben, aber einer sollte da 6 € kosten. Im Internet bekommste gleich 2 Stück und einen Hartholzkeil als Set für die Hälfte, bei kostenloser Lieferung am Folgetag. Nein, ich verlinke das nicht, aber sucht mal nach „Oxenkopf Befestigungssatz für Sappies + Beile 3-teilig / OX E-123-0150 / Code-Nr. 1593897

Gestern bestellt, kam das Set tatsächlich heute Nachmittag an. In der Zwischenzeit hatte ich den Kopf der Spitzhacke herbeigesucht, wobei ich die nächste unschöne Überraschung erleben musste: Sowohl der Kopf der kaputten Hacke als auch ein weiterer, der in der Zwischenzeit aus dem brummschen Fundus* rausgesucht worden war, wurden draußen gelagert… Mehrere Wochen lang.

Und ja: Diese sperrige Passivkonstruktion soll dezent verdeutlichen, dass das nicht auf meine Kappe ging. (c;

Jetzt habt ihr vielleicht bemerkt, dass der 2025er Juli bissel verregnet war, geneuer: Es schifft fast täglich. Ergebnis: Beide Hacken haben ordentlich Rost angesetzt. Nicht nur so’n bissel Flugrost, sondern so richtig tiefe Rostblüten. Hmpf.

* Solche kaputten Werkzeuge haben wir recht viele. Nicht etwa weil andauernd was kaputt ginge, sondern weil das meiste aufgehoben wird. Weil: Werweißwozumansmalnochgebrauchenkann bzw. dasistdochnochgut. Das ist jetzt keine Kritik, denn da bin ich mit meinen Erzeugern einer Meinung. Wegwerfen kann man’s später immer noch, und wir zaubern regelmäßig Dinge aus dem Fundus, die dort schon Jahre verbracht haben und die man irgendwann plötzlich braucht.

Also hab ich mir den verunfallten Hackenkopf gegriffen und erstmal grob mit dem Orbitalschleifer abgeschliffen. Anschließend bissel Leinölfirnis drüber und schon sah das gute Stück wieder wie neu aus… also fast:

Zumindest besser als die anderen beiden – ich hatte nämlich noch nen dritten Kopf auf’m Dachboden gefunden (links im Bild), der schon seit mindestens zwei Jahrzehnten auf seine Reparatur wartet:

Dabei fiel mir auf, dass der eben restaurierte Kopf der kleinste der Drei ist. Bei ner Spitzhacke ist klein nicht unbedingt besser: Je größer und schwerer, desto mehr Ompf! haste ja. Also nochmal einen der beiden größeren ausgewählt. Den in der Mitte, denn der rechte sah mir zu abgenuddelt aus.

Diesmal hab ich zur Flex gegriffen und ne Fächerscheibe drauf gemacht – damit ging der Rost wesentlich besser ab! Ey Leute, diese Werkzeugrestaurationen machen richtig Spaß! (c:

Der neue Stiel passt gut, aber das hier ist nur ne kurze Anprobe…

…denn der braucht jetzt noch nen Einschnitt, wo dann der Holzkeil rein kommt. Der gelieferte Keil war recht kurz und daher kann ich ihn nicht längs in den Stiel treiben, aber ich hab bei einigen anderen brummschen Werkzeugen gesehen, dass die quer verkeilt sind. So what, dann halt quer.

Die sonnenförmige Einkerbung auf dem Stiel soll vermutlich symbolisieren, dass dort der Ringkeil reinkommt, jedenfalls vermute ich das.

Beim Einstielen (haha!) rutschte der Kopf fast bündig bis auf den Stiel runter, sodass ich die letzten 2-3 mm stehen gelassen und nicht wie mancherorts empfohlen bündig abgesägt (abgelängt!) habe.

Der Holzkeil ging nur nen reichlichen cm ins Holz rein, bevor er oben wegbrach, hatte also ordentlich Spannung.

Der Ringkeil dagegen ließ sich überraschend leicht ins Holz hämmern. Ich dachte ja dass da gar nicht soviel Platz ist, weil der Holzkeil schon nach kurzer Strecke aufgegeben hatte.

Vor dem Einstielen hat der Kopf noch ne Politur mit Leinölfirnis bekommen, damit er nicht gleich wieder Rost ansetzt. Das Zeug ist biologisch abbaubar und muss definitiv aller paar Monate mal erneuert werden – je nachdem wie das gute Stück zukünftig gelagert wird…

So, Fertig. Wie neu, oder? Hach, ich freu mich. (c:

Klar hätte ich das zum Anlass nehmen können, um den brummschen Werkzeugbestand mit ner Kreuzhacke von Fiskars zu upgraden (oder upzugraden?) . Da ist kein Holz mehr dran und wenn deren Äxte und Spaten ein Maßstab sind, dann sind auch die Hacken quasi unkaputtbar. Kostet aber auch um die 90 €. Der Holzstiel und die Keile haben zusammen 16 € gekostet, plus ne abgenutzte Fächerschleifscheibe.

Ich geb gern Geld für ordentliches Werkzeug aus (genauso wie es mir Spaß macht, billige China-Schnäppchen auszuprobieren), aber die kaputte Spitzhacke war alt, sehr alt. Die gehörte vermutlich dem Vorbesitzer des Gartens und ist entweder noch von vor’m Krieg oder von kurz danach. Sowas zu reparieren ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern fühlt sich auch gut an.

Und ich will mich ja nicht selber loben, aber die wird mich vermutlich überleben, wenn ich heute keine groben Fehler gemacht hab. Sollte euch irgendwas aufgefallen sein, was ich falsch oder suboptimal gemacht hab, sagt Bescheid. Das war schließlich meine erste fachmännische Einstielung.

Ganz ehrlich? Ich hatte selten so viel Spaß mit einer Reparatur. Hoffentlich war das Gelaber darüber nicht allzu langweilig!

2 responses to “Werkzeug reparieren: Spitzhacke einstielen”

  1. Claudia sagt:

    Cool, vielen Dank, wieder was gelernt. Ob das auch mit einer Gartenhacke funktioniert? Habe ähnliche Probleme und das könnte die Lösung sein. VG Claudia

    • Der Brumme sagt:

      Wenn deine Gartenhacke ähnlich aussieht wie meine Spitzhacke, bestimmt.
      Tip: Falls du einen komplett neuen Stiel benutzt (manchmal kann man den alten ja nochmal verwenden, wenn bspw. nur der Holzkeil rausgefallen und der Stiel selbst noch nicht morsch ist), dann mach den Einschnitt für den Holzkeil tiefer als den Keil selbst, damit er den Spalt beim Einhämmern auch ordentlich weiten kann.

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