Lasst uns mal diverse tomatige Themen durchgehen, weil mir gerade danach ist und der Feierabend heute irgendwie ganz im Zeichen der Tomate stand. Also ohne weitere Vorrede:
1) How to ausgeiz
Ich richte mich beim Ausgeizen und Entblättern so’n bisschen nach der Methode von den selfbio-Jungs. Nehmt euch mal die 10 Minuten und guckt euch das mal fix an, hier. Kurz:
- Alle Blätter die den Boden berühren: weg.
- Alles unter’m ersten Fruchtansatz: weg.
- Das jeweils erste Blatt unter jedem Fruchtansatz: weg.
Das ziehe ich – sofern’s die Zeit hergibt – mehr oder weniger konsequent durch, und idealerweise (was ich nicht immer hinbekomme) bevor die Geiztriebe zu groß werden.
Ausnahme hier allerdings: Im Juni, wenn die Tomaten sich vom Rauspflanz-Schock erholt haben, so richtig Gas geben und schnell wachsen, dann warte ich bis die Geiztriebe so ca. 10 – 15 cm groß sind und nehme von einigen Wunsch-Pflanzen Geiztriebe, die ich wieder in die Erde stecke und bewurzeln lasse. Wir sprachen darüber, langanhaltend und ausdauernd. Hier, hier, hier und hier. Beispielsweise. Aber danach, wenn die ersten Geiztriebe fleißig rumwurzeln, ab dann wird diiiszipliniert ausgegeizt…
…exept…not. (c;
Es gibt immer genug Gründe, warum man das dann doch mal vergisst, von „Ey das hier is ne Strauchtomate, also nimm die Drecksgriffel weg, da wird nüscht ausgegeizt!“
Bestes Beispiel ist eine der Mystery-Tomaten, die im Januar im Anzuchtkompost der Chili und Paprika keimten und die der große Gartenzwerg bekommen hat: Die stehen am Teichufer (auf dem Foto unten ca. 5 m hinter der Pflanze, links von dem kleinen Kastenbeet das ihr dort seht) und haben zwar ordentlich Sonne, aber auch einen feuchten Schilfgürtel im Rücken. Ein Schneckenparadies, was man den Pflanzen auch ansieht: Vollkommen zerschneckt. Hmpf. Und durch die Kombination aus wucherndem Schilfgras mit seinen Schneide-Blättern, mangelnder Motivation des zehnjährigen Tomatenbesitzers sowie diverser anderer Faktoren (einige davon väterlicherseits verortet, zugegeben) wurden diese Tomaten bisher nicht ausgegeizt.
Kurzum: Ne einzige Vollkatastrophe – zugewuchert und im großen Stil von Schnecken angefressen, echt fiese Kombo. Trotzdem tragen die Pflanzen gar nicht mal so schlecht, daher hat diese Eine hier jetzt ein Platz-Upgrade bekommen. Gute Gelegenheit, mal einen Vorher/Nachher -Vergleich zu machen in Sachen Ausgeizen und entblättern. Der große Gartenzwerg war motiviert bei der Sache – das ist eigentlich noch wichtiger als dass danach ne anständig aussehende Pflanze dasteht. OK, streicht das „eigentlich„. That’s the whole point, and please forgive me my excessive use of angelsächsische Einwürfe.
Vorher
Ein einziges Knäul, kannste gar nich mit ansehen. Und da haben wir schon einige Triebe hochgebunden, das sah am alten Standort noch übler aus. Höchste Zeit für’n ordentlichen Verschnitt!
Nachher
Na bitte, geht doch. Immer noch keine Schönheit, aber schon viel luftiger. Der fehlt jetzt natürlich ziemlich viel Blattmasse, während sich am Wurzelapparat nix geändert hat – dieses Ungleichgewicht bewirkt, dass die Pflanze jetzt erstmal zuviel Wasser und da drin gelöste Nährstoffe durch die Wurzeln hochziehen wird. Eigentlich genausoviel wie bisher, aber durch die fehlenden Blätter isses halt zuviel. Die Blätter werden sich jetzt erstmal kräuseln, aber das sollte sich nach ein paar Tagen wieder geben. Vielleicht denke ich daran und mache ein Kräusel-Updatefoto. Versprechen kann ich’s nicht. Lesson learned: Wenn ihr Entblättert, dann am besten nicht zuviel auf einmal (so wie wir heute hier).
2) Erste kleine Verkostung
Heute zum Abendessen gab’s die erste kleine Sortenverkostung! (c:
Ich bin mal gespannt, ob sich die Aromen dieser ersten Früchte von denen später im Jahr unterscheiden werden.
Matina Rot: Guter Geschmack, rel. wenig Säure. Damit als „Kindertomate“ gut geeignet, mir war sie ein wenig zu süß und damit zu „langweilig“.
Ruthje: Lecker, schon etwas mehr Säure als die Matina.
Indigo Cherry Drops: Wunderschön, aber geschmacklich nicht der Bringer (…noch; vielleicht werde die nächsten Früchte ja noch besser).
Goldkrone: Durchschnittlicher bis guter Geschmack. Nicht herausragend, aber auch nicht schlecht.
Golden Currant: Tagessieger. Die leckerste der fünf Sorten bisher, mit Abstand. Mehr Säure, aber auch nicht zuviel – gerade so genug damit’s spannend im Mund wird. Das ist sowieso ne tolle Sorte, ein richtiger Masseträger, hat 2021 mit am besten/längsten der Braunfäule widerstanden und ist sehr pflegeleicht. Braucht aber eben auch mehr Platz als andere Sorten, weil extrem wüchsig (muss nicht zwingend ausgegeizt werden). Die bleibt definitiv im Programm!
Weil die heute fast alle irgendwie in Richtung „süß und säurearm“ gingen, noch eine Bemerkung: Ich habe die alle sehr lange hängen gelassen, bis die Tomaten schon ziemlich weich waren. Warum? Damit sie ein möglichst intensives Aroma bekommen. Vielleicht hätte ich die Früchte ein oder zwei Tage eher ernten sollen und die hätten dann etwas mehr Säure gehabt. Who knows. Kann ich demnächst ja mal probieren. We’ll see.
Anyway.
Außerdem hab ich erst vor wenigen Tagen nochmal gelesen (ich kannte das schon, hatte es aber irgendwie vergessen…) dass man Tomaten eher sparsam gießen soll, dann würden die Früchte ein intensiveres Aroma entwickeln. Da war’s aber schon zu spät – ich hatte bisher immer großzügig gegossen, weil ich dachte, dann setzen die mehr Blüten & Früchte an… Ab jetzt wird mit dem Wasser geknausert! (c;
3) Geiztrieb-Update
Die bewurzelten Geiztriebe kommen langsam in die Gänge, heute musste ich endlich mal Pfähle einsetzen und hochbinden.
Bis zu den ersten Früchten dauert’s sicher noch nen Monat, die Kleinen müssen erstmal ordentlich wachsen und dann Blüten bilden. Aber ich sag‘ jetzt einfach mal „gestaffelter Anbau!“ und freue mich dann, wenn die uns die Erntesaison nach hinten verlängern.
4) Angeben! (c:
Und jetzt eine meiner Lieblingssorten, das ist mein persönliches Sortenhighlight dieses Jahr: Die Strauchtomate Bajaja.
Der linke Zwergenkasten mit den beiden Bajaja’s. Jawoll, das sind zwei Pflanzen, auch wenn man das nicht sieht.
Es ist unmöglich, die alle oder auch nur ansatweise alle Früchte auf ein Foto zu bekommen, daher folgt ein kurzes Video.
Memo an mich selbst: Unbedingt an jedes Bajaja-Beet eine Strichliste hängen, und zwar asapst!!!
Die sollen ja angeblich 500-750 Früchte pro Pflanze und Saison bringen, und 2021 hat das bei der Geburtstags-Bajaja, die ich meiner Schwiegermutter für den Balkon geschenkt hatte, auch ungefähr gestimmt (während meine eigenen allesamt der fiesen Fäule zum Opfer fielen).
Dieses Jahr will ich das genau wissen! 🙂