Spinatreihen anlegen

Heute ist der Spinat dran.

Genauer: Dessen Aussat.

Noch genauer: Die Vorbereitungen zur Aussaat – denn die tatsächliche Aussaat passiert kommende Nacht.

Genau, Nacht. Ich werde am Sonntag irgendwann zwischen 3 und 5 Uhr in der Frühe mit Stirnlampe auf dem Beet rumgeistern und Spinatsamen in die heute angelegten Reihen krümeln.

Klingt komisch, ist aber so.

Aber Daniel… Waaarum?

Na weil das so von der Prophezeihung… Entschuldigung, ich meine vom Gelben Heft vorgesehen ist.

I know, das macht’s jetzt auch nicht wirklich besser.

Also, eins nach dem anderen und ganz konkret: Warum nachts, und warum ausgerechnet Spinat?

Gertrud Franck in a nutshell

Ich verweise euch auf den 2022er Blogartikel, der vollumfänglich erklärt, was es mit dem Spinat bei mir auf sich hat:

Reihenmischkultur nach Gertrud Franck: Spinatreihen säen

TL;DR: Wenn euch der Artikel zu lang ist, hier die wichtigsten Punkte zu Gertrud Francks System.

Reihenmischkultur nach Gertrud Franck

  • Ein System, bei dem Gemüse in festen Reihen mit spezifischen Abständen angebaut wird, um Mischkultur und Fruchtfolge optimal umzusetzen.​
  • Die Reihen werden jährlich um eine halbe Reihenbreite versetzt, um Bodenmüdigkeit zu vermeiden und die Fruchtfolge einzuhalten.​

Rolle des Spinats in diesem System:

  • Schnelles Wachstum: Spinat keimt zügig und bietet dadurch Schutz für später keimende Nachbarpflanzen durch leichte Beschattung.​
  • Bodenverbesserung: Durch seine Wurzeln lockert Spinat den Boden und trägt zur Bodenstruktur bei.​
  • Frühe Ernte: Er ermöglicht eine schnelle Ernte im Frühjahr und hilft, die Versorgungslücke zu schließen.​
  • Schädlingsabwehr: Spinat kann Schädlinge wie Erdflöhe abwehren.​
  • Mulchmaterial: Nach der Blüte wird Spinat abgeschnitten und als Flächenkompost und Mulch verwendet, wobei die Wurzeln im Boden verbleiben und dort verrotten.​

Praktische Umsetzung:

  • Spinat wird zwischen jede Kulturreihe gesät, was zu einer hohen Anzahl von Spinatreihen führt.​
  • Empfohlen wird die Sorte ‚Winterriesen/Verdil‘, deren samenfestes Saatgut bspw. bei Bingenheimer Saatgut erhältlich ist.​
  • Eigene Saatgutgewinnung ist möglich, indem einige Pflanzen bis zur Samenreife stehen gelassen werden.​

Und warum nachts?

So, jetzt wisst ihr über den Spinat Bescheid, und wir müssen nur noch klären, warum ich darauf bestehe, dessen Samen zu so ner unchristlichen Zeit in die Erde zu bringen.

Die kurze Antwort: Wegen Maria Thun.

Bissel länger:

Weil nach dem Gelben Heft („Aussaattage 2025„) jetzt gerade Pflanzzeit ist, und es am Sonntag zwischen 3 und 5 Uhr morgens besonders günstig ist, Blatt-Gemüse zu säen.

Maria Thun erwähne ich ja auch regelmäßig, aber wenn wir schon Gertrud Franck zusammenfassen, dann kann ich das auch gleich noch für Maria Thun machen. Also, Zettel raus, Stifte her, das ist jetzt wichtig! (c;

Maria Thun in a nutshell

Maria Thun entwickelte ein Gärtnersystem, das auf den Einflüssen kosmischer Kräfte, insbesondere der Mondphasen und der Position des Mondes in den Tierkreiszeichen, basiert. Die zentralen Aspekte ihres Systems lassen sich wie folgt zusammenfassen:​

Einteilung der Pflanzen nach Pflanzenteilen und Elementen:
Wurzelpflanzen (Erde):​
Beispiele: Kartoffeln, Sellerie, Radieschen.
Zugeordnete Tierkreiszeichen: Stier, Jungfrau, Steinbock.

Blattpflanzen (Wasser):​
Beispiele: Salat, Spinat, Kohlrabi.
Zugeordnete Tierkreiszeichen: Fische, Krebs, Skorpion.

Blütenpflanzen (Luft/Licht):​
Beispiele: Blumen, Blumenkohl, Brokkoli.
Zugeordnete Tierkreiszeichen: Zwillinge, Waage, Wassermann.

Fruchtpflanzen (Feuer/Wärme):​
Beispiele: Tomaten, Bohnen, Äpfel.
Zugeordnete Tierkreiszeichen: Widder, Löwe, Schütze.

Empfehlungen für Gartenarbeiten basierend auf Mondphasen:
Absteigender Mond (Pflanzzeit):​
Günstig für Aussaat, Pflanzung und Bodenbearbeitung, da die Kräfte in die Wurzeln gelenkt werden.

Aufsteigender Mond (Erntezeit):​
Optimal für Ernte von oberirdischen Pflanzenteilen, da die Säfte nach oben steigen.

Spezifische Anbauregeln:

  • Pflanz- und Pflegearbeiten sollten an Tagen durchgeführt werden, die dem jeweiligen Pflanzentyp und den entsprechenden kosmischen Einflüssen entsprechen.​
  • Beispielsweise sollten Wurzelgemüse an Wurzeltagen, Blattgemüse an Blatttagen usw. gesät, gepflegt und geerntet werden.​
  • Diese Methode zielt darauf ab, durch die Berücksichtigung kosmischer Rhythmen das Pflanzenwachstum zu optimieren und die Qualität der Ernte zu verbessern.

So, hätten wir auch das geklärt…

Wobei.

Ein paar Sätze muss ich dazu schon noch verlieren.

Erstens
Ja, das klingt alles furchtbar esotherisch. Mondphasen, Planeten, Tierkreiszeichen… Boah ey. Dazu muss man sagen, dass Thun dieses ganze Himmelsgedöns astronomisch betrachtet und NICHT astrologisch. Sie orientiert sich also an dem, was tatsächlich gerade am Himmel vor sich geht und nicht die fix im Kalender eingetragenen Tierkreiszeichen, auf denen Horoskope beruhen (von denen ich – für’s Protokoll – nichts halte). Wir sind also schonmal ein bissel näher an der Realtität als man das auf den ersten Blick glauben mag. Trotzdem ist das noch weithaus unwissenschaftlicher, als mir persönlich lieb ist (your mileage may vary, of course).

Zweitens
Ich lasse die Tierkreiszeichen und Planeten bei meiner eigenen Gärtnerei weg und richte mich ausschließlich nach den Empfehlungen für Pflanzzeit und der Einteilung der Pflanzen nach Wurzel, Blatt, Blüte und Frucht.

Ich hab mehrfach in kleinen, simplen Experimenten geprüft, ob man da Unterschiede sieht. Die Ergebnisse waren immer signifikant: Ja, es macht tatsächlich einen großen Unterschied! Selbst wenn zwischen zwei verschiedenen Phasen (sagen wir Blatt und Wurzel) nur eine Stunde liegt und alle anderen Bedingungen gleich sind, sieht man sehr deutliche Unterschiede. Persönliches Fazit: Irgendwas muss da dran sein, auch wenn ich noch keine wissenschaftliche Begründung oder wenigstens Theorie dazu gesehen habe, wie das funktioniert.

So, jetzt aber. Wir haben Gertrud Franck’s Reihemmischkultur und die besondere Rolle des Spinats darin geklärt, haben Maria Thun und ihr auf leicht schräg klingenden „kosmischen Einflüssen“ basierendes Gärtnersystem abgehandelt und ihr wisst jetzt, warum der Brumme Sonntag Nacht über’s Beet tanzen wird.

Jetzt endlich – ENDLICH! – noch ein paar Fotos von den heutigen Vorbereitungen. Ich kann morgen Nacht ja schlecht erst anfangen, die Saatzeilen zu ziehen. Die Nachbarn werden mich ohnehin schon für bekpoppt halten.

Vorbereitungen

Bevor ich loslege, mach‘ ich erstmal ein Foto vom Beet. Da ist 2025 noch nicht viel drauf passiert, logisch. Die Gartensaison geht ja erst los. Solche Bilder sind nicht nur für’s Blog, die sind bei mir auch wichtig für die Dokumentation – so kann ich später mal gut nachvollziehen, was im Vorjahr wo gewachsen ist. Sowas merkste dir ja sonst nicht. Ich jedenfalls nicht.

Nach dem Bild mit dem gesamten Beet drauf knipse ich immer nochmal zeilenweise , damit man auch klar erkennen kann, was wo wuchs. Diese Zeilenmarker mit den unterschiedlichen Deckeln haben mit Gertrud Francks System zu tun.

  • Rot: A-Zeilen (stehen am längsten, i.d.R. ganzjährig wie Kartoffeln)
  • Grün: B-Zeilen (kürzere Standzeit als A-Zeilen)
  • Blau: C-Zeilen (die Pflanzen hier können mehrfach im Jahr gesät werden, Radieschen bspw).

Die Zeilen wechseln sich ab und werden aufnummeriert, und C-Zeilen kommen immer zwischen die beiden anderen. Daraus ergibt sich folgende Reihenfolge:

A1-C1-B1-C2-A2-C3-B2-C4-A3-C5-B3-C6-A4-C7-B4-C8

Diese Reihen werden jährlich um eine halbe Reihenbreite – also 50 / 2 = 25 cm in eine Richtung (bei mir nach links) versetzt, damit die Pflanzen nicht immer an denselben Stellen stehen.

Die Deckel sind nach 5 Jahren langsam durch. Wird also Zeit, ein paar von denen auszutauschen.

Ich bin übrigens nie allein beim Gärtnern, da ist immer die Miez dabei. Und seit letztem Jahr auch die beiden Nachbarskatzen. Die lieben dieses 5×8 m große Katzenklo im Nachbargarten sowieso… Na gut, kann man wenig dagegen machen, außer das als zusätzlichen Dünger zu betrachten und zu hoffen, dass sie nicht allzu viele Jungpflanzen wieder ausbuddeln, wenn sie ihre Löcher graben. Wer ein gut wirksames (und legales sowie moralisch vertretbares) Mittel gegen in die Beete schei*ende Katzen hat: Ihr habt meine volle Aufmerksamkeit.

Hier mal ein Beispiel für Katzendiplomatie: Die brummsche Mulchkatze macht sich groß (beachtet den buschigen Schwanz) – „hier ist MEIN Revier!“ …und im Hintergrund lugt die schwarze Nachbars-Teenie-Miez hinter’m Beet hervor.

Die beiden Teenies wöllten sich am liebsten mit unserer anfreunden (zumal sie wohl wie ihre Mutter aussieht, die ebenfalls dreifarbig sei), aber unsere Miez hat da andere Ansichten. Mal sehen, vielleicht kriegen die beiden Kleinen sie ja irgendwann noch rum…

Beim Ziehen der Zeilen kommt gleich sehr viel Grünzeug mit raus. Ich hab nen halben Eimer Feldsalat für uns aussortiert, den haben wir heute Mittag verfuttert. Wenn ihr ein paar Feldsalatpflanzen stehen lasst, beginnen die zu kleinen Büschen zu wuchern, die dann wochen- bzw. monatelang blühen (das ist nicht nur ne Bienenweide – ihr könnt alle Teile des Feldsalates essen!) und an Ort und Stelle massiv aussamen – ihr habt dann im Folgejahr einen dichten Feldsalatrasen. Die sind übrigens winterhart und so ziemlich das erste, das ihr in der Gartensaison ernten könnt.

Oh, und: Ignoriert bitte, dass die Zeilen nicht wie mit dem Lineal gezogen aussehen. Hin und wieder steht dort nämlich noch was, das überwintert hat und stehen bleiben soll. Dann mache ich entweder einen Bogen da rum oder unterbreche die Zeile.

…und manchmal komme ich schlicht von der geraden Zeile ab und dann sieht’s grundlos aus, als wäre ich nicht nüchtern gewesen. (c;

Aber das allermeiste entwurzelte Grünzeug landet bei den Hühnern oder den Kaninchen. Die stürzen sich nach dem Winter natürlich auf sowas und sind happy. Und ich freue mir immer nen Kullerkeks, wenn ich das nicht kompostieren muss, sondern den Tieren geben kann.

Kleines Mangoldmassaker

Das kunterbunte Gefädel hier sind blutjunge Mangoldse. Keine Sorge, davon wachsen noch hunderte im Beet. Mangold sät sich selbst aus, wenn man ihn schießen und in die Blüte gehen lässt. Und spätestens jetzt wisst ihr auch, warum dieser Sortenmix „Rainbow“ heißt. (c:

Hier ne alte Kohlpflanze, die ich im Herbst nicht geerntet hatte und die den Winter über abgestorben und am Stengel getrocknet ist. Da sind noch haufenweise Schoten dran, in denen noch ein paar Samen drin hängen (das meiste ist wohl ins Beet gefallen – ich werde berichten). Das rascheltrockene Teil hab ich erstmal auf der Wiese separiert. Die Nachbarskatzen fanden, dass das ein tolles Spielzeug sei. Toll, jetzt hab ich vermutlich die Hälfte der Kohlsamen in der Wiese…

Die vorbereiteten Saatzeilen sind ideale Liegeplätze. Außerdem lieben die Katzen Flächen, auf denen Holzhackschnitzel liegen.

…und damit ist der Artikel unerwartet zu Ende. Mir fällt heute ums Verrecken kein sinnvoller oder lustiger Abschlusssatz ein. Ich muss nur daran denken, dass ich in ca. 5 Stunden aufstehen und mit Stirnlampe und Spinatsamentüte in den Garten trapsen werde. Und hoffe, dass keine besorgten Nachbarn die Polizei rufen. Falls doch, lest ihr vielleicht bald von mir in der Klatschpresse.

Update

Sonntag, irgendwann zwischen 3 und 4 Uhr: Mission accomplished, returning to bed. (c:


Glücklicherweise haben mich die Nachbarn nicht gesehen. Falls doch, haben sie’s heute weder erwähnt noch heute Nacht die Ordnungskräfte gerufen. Lucky me.

Die Familie hatte ich in weiser Voraussicht vorgewarnt. Nicht dass da jemand nachts nochmal raus muss, einen Blick durch’s Fenster wirft und beim Anblick der durch den Garten geisternden Lichter Panik bekommt. Kurz nach 3 Uhr aufstehen war erstaunlicherweise weniger schlimm als angenommen. Ich war nach ner Viertelstunde fertig, aber natürlich kannste nach so ner Aktion nicht gleich wieder einschlafen, also daddelst du nach dem Einsatz noch ewig rum, bis du wieder müde wirst. Glücklicherweise war Sonntag und ich konnte schlafen solange ich wollte. Lucky me, die Zweite.

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