Sparsames Gärtnern: Gardening on a budget

Neulich in der Gartengruppe:

Ich hatte das erst einen Tag später entdeckt, da gab’s schon jede Menge Antworten von anderen Gärtnern. Ich hätte da kaum noch Neues beitragen können, aber das hinderte mich nicht daran, nochmal meinen Senf dazu zu geben: Ich spürte spontan sogar ein sehr dringendes Mitteilungsbedürfnis… weshalb meine Antwort etwas eskaliert ist, so vong Umfang her. Wusstet ihr, dass Facebook die Kommentarlänge bei 8.000 Zeichen begrenzt? Frechheit, das! (c;

Na jedenfalls dachte ich mir, dass „gardening on a budget“ ein schönes Thema für einen Artikel ist. Ich hab meine Antwort noch mit ein paar Bildern aufgehübscht und zu Artikeln verlinkt, wo ich schonmal was zu einem Thema geschrieben habe bzw. zu Tutorials, die dich* weiter ins Thema bringen.

* Apropos „dich“: Normalerweise „ihrze“ ich meine LEser ja, aber hier hab ich aus dem ursprünglichen FB-Post die Anrede „du“ mal beibehalten. Wenn ihr lieber ge-ihrzt statt geduzt werden wollt, sagt gern Bescheid. Wahlweise können wir uns auch altern, diggern oder brudern.

Keine falsche Scham bitte!

Zuerst: Ich finde die Frage in keinster Weise unangenehm. „Low Budget Gärtnern“ – ich mag den Begriff! – ist definitiv NICHTS, wofür man sich rechtfertigen oder gar entschuldigen muss. Im Gegenteil, früher (tm) war Sparsamkeit eine Tugend.

Auch wenn ich – bitte den Konjunktiv beachten – eine oder mehrere Millionen rumliegen hätte: Ich täte weiterhin in fast allen Lebensbereichen sparsam leben wollen. Gut, die einen nervigen lauten Nachbarn, denen täte ich das Grundstück abkaufen, und vermutlich kämen ein paar mehr onlinige Spontanköufe dazu (kickstarter, hust) aber sonst… youknowwhatimean.

Und hey, selbst wenn man nicht freiwillig low budget gärtnert, sondern weil man halt knapp bei Kasse ist: Warum sollte das unangenehm sein?

Die Gesellschaft* „verwendet den Begriff „sozial schwach“ für inzwischen so routiniert für Mensche, die finanziell schwach sind, dass wir inzwischen das Eine mit dem Anderen verwechseln.

* Ich wollte „die Medien“ schrieben, denn das trifft’s eigentlich das eher als „die Gesellschaft“

Dabei sind die wirklich sozial schwachen Menschen die paar Reichen und Superreichen, die mit Steuervermeidung und Lobbyarbeit dafür sorgen, dass die Schere zwischen arm und reich …ups. Sorry, ich wollte eigentlich keine Gesellschaftskritik schreiben, sondern dir ein paar Spartipps im Garten um die Ohren hauen.

Daher:

Hier ein paar brummsche Gärtnerdinge, die unter Sparsamkeit fallen. Vieles wurde schon gesagt, geschrieben oder ist Allgemeinwissen. Wundere dich also nicht, wenn du manches schon kennst.

Kompost, Baby!

Dünger (vor allem Chemiedünger!) kaufen ist absolut unnötig, wirtschaftlich wie auch aus Umweltgründen. Letzteres werd‘ ich jetzt nicht weiter ausführen, das wissen wir ja inzwischen alle vermutlich.

Kompost hat seinen Beinamen „Braunes Gold“ definitiv zu recht, und gute Kompostbeete ist einer der wichtigsten Gamechanger beim brummschen Gärtnern. Geiler Kompost ist meiner Meinung nach die mit Abstand wichtigste Grundlage für erfolgreiches Gärtnern.

Aber!

Den geilsten Kompost kriegste nicht gekauft, den musste dir selber machen.

Ja, das braucht Zeit, Geduld & macht’n bissel Arbeit, aber wenn’s irgendwie geht, leg dir deinen eigenen Kompost an! Klar kann man das Zeug beim Kompostwerk kaufen, aber a) kostet das Geld und b) weißt du nicht, was in dem Zeug drin ist. Selbst wenn der mit Zertifikat daher kommt, …weiß ich nicht, Digga.

Zum Thema Kompost hab ich hier schon sooo viel geschrieben (neulich im Mai erst wieder), aber hier nochmal wichtigsten Kompostdinge in Kurzform:

1. Grün & braun mischen
Immer grünes Material (frischer Rasenschnitt, gejätete Un-/Beikräuter, etc.) und braunes Material (Herbstlaub, astiger Heckenschnitt, holziges Material) mischen! Ich mache das so ungefähr im (Volumen-)Verhältnis 1:1, die einzelnen Schichten sind dann jeweils 5-10 cm hoch.

2. Herbstlaub sammeln
Rasenschnitt fällt im späten Frühjahr & Sommer an, Laub erst im Herbst. Um beides auf’m Haufen zu mischen, solltest du das Laub in irgendeiner regengeschützten Ecke des Gartens getrennt vom Kompost aufheben – dann kannst du ab dem ersten Rasenschnitt immer schön schichtweise kompostieren. Diese Methode war ein echter Gamechanger für mich.

Ich bin in der glücklichen Lage, dass in Brummehausen u.a. zwei riesige Weiden stehen, eine große Birke und ne große Linde. Alle über 80 Jahre alt und entsprechend 12–15 m hoch – du kannst dir denken, wie viel Laub da jeden Herbst anfällt. Das Zusammenrechen macht dann auch entsprechend viel Arbeit, aber ich beschwere mich nicht, sondern freue mich über das „Rohmaterial“.

Seit ein paar Jahren kommt dieses Herbstlaub nicht mehr direkt auf den Kompost, sondern wird separat unter einem alten Lebensbaum (Konifere) gesammelt, wo es den Winter über halbwegs trocken liegt und so nicht bzw. nur wenig verrottet. Warum? Weil ich dann ab Sommer, wenn wieder Rasen gemäht wird, den Rasenschnitt mit diesem Laub zu einem neuen Komposthaufen aufschichte.

Außerdem haben wir seit einem Jahr eine weitere bedeutende Quelle für das sog. „braune Material“: Das Einstreu der beiden Zwergkaninchen. Die werden (fast) täglich ausgemistet und das summiert sich zu überraschend viel Zeug. Wir haben anfangs diese 20 kg-Packungen mit gepressten Holzspänen gekauft, inzwischen sind wir zu Leineneinstreu übergegangen. Ich bin mir etwas unsicher, ob letzteres noch unter „braun“ fällt oder ob das nicht eigentlich grünes Material ist, aber den Kompost, der daraus geworden ist, scheint das nicht zu kümmern.

3. Wässern!
Kompost muss immer schön feucht bleiben. Klar legt man den idealerweise im Schatten an, aber selbst dort kann er im Sommer von außen durch die Hitze austrocknen, und die hohen Temperaturen der Heißrotte (60–65 °C über 2–3 Wochen) trocknen den Haufen auch innerlich aus. Das bremst und stoppt schließlich den Heißrotteprozess, der Haufen geht dann in eine weitere Rottephase über, die nicht nur kühler verläuft, sondern auch wesentlich langsamer. Stofflich und biologisch laufen dann wohl auch andere Prozesse ab, aber ich will, dass die Heißrotte so oft und so lange wie möglich läuft. Also beim (monatlichen) Umsetzen bitte immer großzügig wässern.

4. Sauerstoff für mehr Speed
Willst du Turbokompost der in weniger als 12 Monaten komplett fertig ist, dann musst du die Heißrottephase mehrfach wieder neu in Gang bringen. Neben dem Wässern braucht der Haufen vor allem frischen Sauerstoff – deshalb setze ich meinen Haufen einmal monatlich um. Das scheint übertrieben oft zu sein und klingt nach unnötiger Arbeit, aber die Erfahrung der letzten paar Gartenjahre hat gezeigt, dass ich mit jedem Mal Umsetzen die Kompostreifung um schätzungsweise einen Monat beschleunige.

Wenn ich den Haufen im Sommer (oder sogar erst im Herbst) neu aufsetze und dann monatlich umschichte, dann habe ich im Februar(!) fast reifen Kompost. Spätestens Ende Mai nach den Eisheiligen, wenn die Tomaten rausgepflanzt werden, ist der fertig und einsatzbereit. Wie geil ist das denn?

5. Fiebermessen, srsly?!?
Auch wenn’s hier eigentlich ums Geldsparen geht: Überlege dir, in ein billiges Kompostthermometer zu investieren. Das ist das gleiche Prinzip wie bei diesen Bratenthermometern, nur sind die Teile halt 50 cm lang. Das kostet unter 10 € und ist sein Geld definitiv wert. Damit prüfst du, was tiefer im Haufen los ist. Denn sinkt die Temperatur der Heißrotte unter einen gewissen Wert, sagen wir mal 30-35°C (meist so ca. 2-4 Wochen nach dem Umsetzen), dann weißt du dass es Zeit ist für ne neue Fitness-Session und du kannst den Haufen wieder umsetzen.

Alles in allem komme ich jedes Jahr auf geschätzte 1–2 m³ neue Komposterde, mit der ich mir ein (Kasten-)Beet nach dem anderen gefüllt habe. Vermutlich haben die wenigsten diese Bedingungen, v.a. im Kleingarten sind große Bäume ja ein No-Go und Rasenschnitt fällt auch weniger an. Aber mit bissel Rumfragen kommst du garantiert an „gutes Zeuch“ ran. Irgendjemand ist garantiert froh, wenn du kostenlos Rasenschnitt und Herbstlaub abholst.

Dünger

Auch hier nicht viel Neues, dazu findet ihr online jeweils tausende Tutorials: Brennesseljauche, Tomatenjauche, Beinwell (als Mulch oder Dünger), Bokashi… wenn ihr einmal anfangt, euch in Richtung DIY-Dünger zu informieren, werdet ihr schnell merken, wie tief dieses rabbit hole geht. Aber es lohnt sich genauso wie das Thema Kompost, glaubt mir.

Ich ergänze mal noch Eierschalen und getrocknete Bananenschalen: Beide kannst du im Blender zerpulvern und anschließend luftdicht (wichtig: absolut trocken!) aufheben, um bspw. beim Einpflanzen ne Handvoll davon mit ins Pflanzloch zu geben.

Wenn du doch noch bissel Geld übrig hast, empfiehlt sich ein 15 oder 20 kg Sack Urgesteinsmehl (nicht nur als Düngerbestandteil, sondern auch zum Bestäuben von mit Erdflöhen befallener Pflanzen).

Ist dann noch Kohle übrig (und wenn du nicht vegan gärtnern willst), dann leg dir einen Sack Hornspäne zu. Mein 10 kg Sack hat 2020 21€ gekostet und ist nach 5 Jahren noch lange nicht aufgebraucht. Ich vermute, dass ich damit mindestens noch weitere 3 Jahre hinkommen werde.

Kaffeesatz ist ebenfalls so’n Ding. Düngt, funktioniert einigermaßen gut, um Schnecken abzuwehren (hab da mehrfach drüber geschrieben) und ist quasi kostenlos. Im Winter auf dem Ofen/der Heizung trocknen, im Sommer raus auf’s Fensterbrett stellen.

Immer fleißig sammeln – was denkst du wieviel du da in einem Jahr zusammen bekommst? Bei uns (2 Kaffeetrinker) ist das locker ein bis anderthalb Zehnlitereimer pro Jahr! Wichtig: Das Zeug muss wirklich komplett trocken sein, sonst schimmelt’s euch im Sammelbehälter.

Wenn du Zeit & Muße hast und weiter mit natürlichem Dünger experimentieren willst, streck mal die Fühler Richtung „Wurmfarm/Wurmkiste“ aus. Hab ich vor Jahren mal probiert, war auch ganz interessant, hat sich aber letztlich nicht für uns bewährt. Andere schwören darauf.

Du siehst: Das Thema Dünger ist nicht nur extrem vielfältig, sondern auch bestens für Sparfüchse geeignet. Aber generell wirst du nur wenig Dünger brauchen, wenn du das Thema Kompost ernst nimmst & entsprechend angehst.

Mulchen!

Ein weiterer wichtiger Gamechanger, und auch das ist für die Stammleser unter euch nix Neues. Mulchen erwähne ich regelmäßig. Es spart dir viel Arbeit beim Gießen und unterdrückt massiv Un-/Beikräuter. Für eine 5-10 cm dicke Schicht Holzhackschnitzel brauchst du ne ziemliche Menge an Astmaterial – wenn du neu damit anfängst, wirst du also vermutlich nicht gleich die komplette Fläche mulchen können. Aber wie beim Kompost kannst du rumfragen, ob du irgendwo in deinem Umfeld an kostenloses Material kommst. Neben anderen Gärtnern sind Gala-Bau Unternehmen hier vielleicht eine gute Idee.

Je nachdem wie viel Astmaterial du ran bekommst, lohnt sich eventuell die Investition in einen Häcksler. Messerhäcksler für dünneres Material, Walzenhäcksler für dickere Äste bis 4 cm Durchmesser. Ich habe und empfehle den ATIKA ALF 2800, dieser Walzenhäcksler leistet mir seit ein paar Jahren treue Dienste. Aber auch hier gilt: Do your own research, was für mich passt, muss nicht automatisch für andere das Richtige sein.

Evtl. bekommst du ja irgendwo ein gebrauchtes Schnäppchen statt eines Neugerätes. Und: Statt mit Holzhackschnitzel kannst du auch mit Rasenschnitt mulchen – das kannst du dann gleich noch unter „Flächenkompostierung“ verbuchen. (c;

Noch besser als Holzhackschnitzel, aber nur bedingt als Mulchmaterial für große Flächen geeignet: Schafwolle. Damit habe ich alle meine Kübel abgedeckt. Sieht nicht nur schön aus, sondern ist außerdem das Beste was ich kenne, um Unkraut zu unterdrücken und Austrocknen zu vermeiden. Real talk!

Und teuer ist das Zeug auch nicht: Schaut euch bei kleinanzeigen.de oder in eurer Umgebung um, ungewaschene Schafwolle bekommt ihr mit etwas Geduld und Glück säckeweise für Umme oder nen schmalen Taler. Ich hab bspw. mehrfach nen großen Müllsack voll für 5€ bekommen.ä

Eigenes Saatgut

Wurde schon mehrfach geschrieben, aber lass mich kurz ein paar Sätze dazu verlieren. Samenfeste Gemüsesorten sind eine weitere wichtige Grundlage für langfristig erfolgreiches UND sparsames Gärtnern. Erstens musst du nur einmal Geld ausgeben (wenn überhaupt, aber dazu später mehr), aber zweitens – und das ist viel wichtiger – passen sich die zukünftigen Gemüsegenerationen schrittweise an DEINE Gartenbedingungen an. So sind ja auch all die tausenden regionalen Sorten entstanden.

Ich weiß nicht, ob ich hierbei von mir auf andere verallgemeinern kann, aber ich ernte eigentlich immer und bei jedem Gemüse, wo ich das mache, weitaus mehr Saatgut als ich jemals brauche. Bei meinem Gartensalat Baquieu war es bspw. Saatgut im Wert von 6.600 bis 51.000 €, je nachdem, welche Marktpreise ich angesetzt hab:

Ernsthaft jetze.

Ich hab’s ausgerechnet; gewogen, mit dem sog. „Tausendkorngewicht“ hochgerechnet und dann zu Marktpreisen bewertet, wobei ich Angebote von drei verschiedenen Anbietern genommen hatte). Guckt mal, ich hatte da ungefähr ne Viertelmillion Baquieusamen in der Schüssel:

Leider darf man in DE Saatgut als Privater nicht oder nur eingeschränkt verkaufen, sonst hätte mein Leben an dieser Stelle eine neue Wendung genommen. (c;

Beim Mangold hab ich neulich einen vollen Zehnlitereimer voll Saatgut an einen befreundeten Bauern verschenkt – und hatte dann immer noch mehr übrig als ich jemals brauchen werde. Diese Menge kommt ja jedes Jahr wieder dazu…

Ringelblumen sind auch so’n Kandidat. Pflanze die zwischen dein Gemüse, die vertreiben einige Schädlinge und sind generell tolle Nachbarn. Wenn sie zu groß werden und deinen Pflanzen Licht und Platz wegnehmen, kannst du sie einfach rausmachen und als Mulchmaterial liegen lassen. Wenn du ein paar stehen lässt, kannst du sie austrocknen lassen und das Saatgut ernten:

Solche Saatgut-Überschüsse sind natürlich extrem. Aber das Zeug kannst du dann ja auch als Tauschmaterial verwenden und kommst so bspw. auf Saatgutbörsen kostenlos an neue Sorten ran. Oder du verschenkst es einfach an andere Gartenfreunde. What goes round, comes round: Irgendwann bekommst du deine Großzügigkeit unverhofft zurück. Sparen durch Freigiebigkeit – hat fast schon was Philosophisches. (c;

Samen von Bio-Gemüse aus dem Bioladen/Supermarkt ziehen

Ein paar meiner liebsten Tomaten- und Paprikasorten stammen aus dem Supermarkt. Ich weiß daher leider nicht, wie die heißen, möchte die aber nicht mehr missen. Wenn du also besonders leckeres Biogemüse auf dem Teller hast, hebe das Saatgut auf.

Wichtig: Notiere dir möglichst genau den Geschmack und das Aussehen, damit du in ein paar Monaten noch weißt, was das für Samen sind – und vergleiche dann bei der Ernte, ob deine Früchte damit übereinstimmen. Falls sich das nach 1-2 Generationen plötzlich ändert, hattest du vermutlich F1-Hybride. Das sind keine samenfesten Biosachen gewesen.

Schnittreste nachziehen

Frühlingszwiebeln, Sellerie, Lauch, Möhrenkraut (für Pesto und als Suppenzutat) oder Ananas-Strünke können aus Küchenresten wieder austreiben. Das geht phasenweise immer mal wieder als viraler Trend durch Social Media, dazu findest du tonnenweise mehr oder weniger sinnvolle Tutorials online. Erwarte hierbei aber keine Wunder (und vergiss, dass da oben „Ananas“ stand: Du wirst vermutlich niemals ne Ernte aus deinem nachgezogenem Ananasstrunk haben, wenn dir das vorher nicht schon wegschimmelt), aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.

Wie gesagt, so richtig krass produktiv ist das nicht, aber bspw. für Kinder ist das sehr schön anschaulich. Ich hatte auch schon Kartoffelschalen, die auf dem Kompost unverhofft zum Leben erwachten:

Ableger ziehen statt neu kaufen

Verwandt mit den beiden vorherigen Punkten (dein eigenes Saatgut und Schnittreste nachziehen) – ziehe aus Ablegern deine neuen Pflanzen einfach nach, z. B. bei Minze, Erdbeeren, Salbei oder diverse Zimmerpflanzen.

Mein Lieblingsbeispiel für Ableger sind Tomatengeiztriebe, die man ausbricht und im Frühsommer bewurzeln lässt. So reduzierst du den Umfang in der Anzuchtphase und bekommst du von deinen Lieblingssorten Nachschub, der dann ein paar Wochen versetzt weitere Ernte bringt, denn die Geiztriebe holen ihren Rückstand sehr schnell auf.

Über das Bewurzeln von Geiztrieben hab ich schon mehrere Artikel geschrieben, der hier aus 2022 fasst alles Wichtige zusammen. Damals war ich im Tomatenjahr eher dran als 2025 und hatte Ende Mai mal eben 50 Geiztriebe bewurzelt – zusätzlich zu den über 100 Tomaten, die schon gepflanzt waren. Und nein, ich hab bestimmt kein Problem mit meiner Impulskontrolle. (c;

Auch Holunder, Johannisbeeren und Rosmarin musst du auch nicht kaufen, die kannst du einfach selbst vermehren. Die Liste ist unvollständig und Anleitungen dazu gibt’s online zuhauf. Keine Angst – so schwer ist das nicht… und das Selberziehen ist unendlich befriedigender als die Pflanzen zu kaufen! Wenn du noch gar keine im Garten hast, frage in deiner Umgebung und deine Gartenfreunde, ob du ein paar Stecklinge oder Triebe von deren Sträuchern bekommen kannst.

Küchenkräuter aus dem Supermarkt? Ja, aber.

Natürlich kannst du Petersilie, Schnittlauch und Basilikum selbst aussäen und großziehen. Es wird dir aber auch niemand den Kopf abreißen, wenn du deine Küchenkräuter im Supermarkt kaufst (dann aber nur die Bio-Töpfe, bittedanke).

Jedoch!

Du solltest die Kräuter keinesfalls in den Töpfen lassen, in denen sie dort im Regal stehen. Denn dann hast du nicht lange Freude dran, egal wie gut du sie pflegst. In diesen Töpfen sind nämlich viel zu viele Einzelpflanzen viel zu dicht gesät – die haben da drin einfach nicht genug keinen Platz und werden dir in kürzester Zeit verkümmern. Das ist genau so gewollt, denn so musst du regelmäßig nachkaufen.

Guck mal, all diese Basilikumse waren in genau EINEM(!) Topf… kein Wunder dass die selbst bei bester Pflege verkümmern, die stehen viel zu eng!

Also: Vorsichtig vereinzeln! Genauer: den „Erd-„Ballen austopfen und ein paar Minuten lang komplett in einem Eimer mit Wasser einweichen, bis er sich vollgesogen hat. Dann lassen sich die Wurzeln besser voneinander trennen. Verteile die einzelnen Pflanzen dann auf mehrere Töpfe – aus einem gekauften Basilikumtopf solltest du mindestens 3 neue Töpfe machen. Gib ihnen ordentlich Platz und dann zwei Wochen Zeit, um den Umpflanz-Schock zu verkraften. Dann wirst du sehen, wie sie nach kurzer Zeit plötzlich explodieren.

In der Mitte dieses Artikels hatte ich das mal genauer beschrieben, aber du findest dazu auch auf der Videoplattform deines Vertrauens tonnenweise Tutorials… brauchste aber eigentlich gar nicht, denn das ist wirklich kein Hexenwerk. Und bei Schnittlauch, Petersilie und co. isses so ziemlich das Gleiche.

Reduce, reuse, recycle

Jetzt wird’s spaßig und bunt: Beim Thema Wiederverwenden und Umwidmen kannst du dich austoben, aber sowas von! (c:

Beispiel eins: Aus Zatziki- und Joghurtbechern kannst du Pflanzschilder schneiden, die mit wetterfestem, aber abwischbarem Edding beschriftet viele Jahre lang wiederverwendbar sind.

Plastikbecher, Tetrapaks und PET-Flaschen (du nimmst natürlich nur die pfandfreien) sind prima Anzuchtgefäße. Konservendosen sowieso. Egal ob bunt

…oder „in natur“, also unbehandelt.

Klar, die Konservendosen rosten dir irgendwann weg, aber für 5 Jahre hast du mindestens Freude mit denen, bevor sie final in den Müll müssen. Wichtig: Sofort nachdem du die Dosen wieder leer hast, weil die Pflanzen raus sind – also nach dem Größertopfen in andere Gefäße oder dem Raustopfen in Beet und Kübel – die Dosen bitte grob säubern, trocknen und dann trocken irgendwo aufbewahren. Je weniger Kontakt zu Feuchtigkeit, desto langsamer rosten sie.

Und: Lass Freunde und Bekannte für dich mitsammeln und bedanke dich später mit Jungpflanzen oder Ernte-Überschüssen (looking at you, Zucchini).

Aus Brettern alter Europaletten kannst du Kastenbeete bauen. Wenn du den Look magst, kannst du die Paletten auch gleich so verwenden, musst nur die Lücken abdichten (tutorials dazu findest du online).

Wichtig: Auch wenn’s erstmal Geld kostet, investiere in Noppenfolie! Die trennt nämlich die feuchte Erde vom Holzrahmen, wodurch du viele Jahre länger Freude an deinen Beeten hast.

Und nein: Normale Folie ohne Noppen ist kein adäquater Ersatz für Noppenfolie. Hab ich für dich ausprobiert… Ohne die Noppen fehlen die Zwischenräume zum Belüften und ohne die Zwischenräume bildet sich Kondenswasser, das das Holz faulen lässt bzw. dazu führt, dass sich dort Pilze wohl fühlen, die deine Holzbretter in überraschend kurzer Zeit zerlegen werden. Details speziell dazu findest du hier – aber Vorsicht, das sind keine schönen Bilder. (c;

Das beste Mittel gegen ein Unkraut ist ein Rezept

Hierbei geht’s nicht um das Sparen von Geld, sondern wenn überhaupt darum, sich das Unkrautjäten zu sparen – und damit Zeit, die ja angeblich auch Geld ist, höhö.

Finde Verwendungsmöglichkeiten für das, was bisher Unkraut ist!

Giersch zum Beispiel: Das Zeug ist quasi unkaputtbar, da reicht schon ein winziger Wurzelrest und er treibt munter neu aus… Du kannst den jedes Jahr aufs Neue stundenlang bekämpfen und wirst ihn doch nicht los.

Viel schlauer: Einfach Aufessen! Giersch ist supergesund (Vitamin C, Karotin, Eisen, Magnesium, Kalzium…). Den kannste übrigens auch in einen Smoothie machen, wenn du ihn im Salat nicht magst.

Ähnlich isses mit Löwenzahn: Den essen wir zwar nicht selbst (zu bitter, obwohl das ja gesund ist), aber seitdem wir zwei Zwergkaninchen haben, wird der Löwenzahn nicht mehr gerodet und kompostiert, sondern geerntet. Und Giersch ist sowieso eins ihrer Lieblings-Leckerlies, auf den stürzen sie sich jedes Mal zuerst.

Gartendeko selber machen statt kaufen

Klar, Deko ist per definitionem nix was man braucht, aber low budget gardening muss nicht heißen, dass im Garten öde Tristesse herrscht. Guckt mal, diese Farbtupfer haben fast nichts gekostet:

Das sind jeweils zwei 10L-Eimer ineinander gestellt, wobei der innere Eimer unten Drainagelöcher bekam und zwischen beiden ein paar Abstandshalter aus Restholz-Stücken liegen, damit es genug Raum gibt, in denen überflüssiges Wasser stehen kann.

Diese Eimer waren komplett kostenlos: Darin bekommen Bäcker ihre Zutaten geliefert – die fallen bei denen also täglich an und wandern einmal pro Woche als großer Stapel in den Müll. Frag also einfach mal höflich beim Bäcker deines Vertrauens, ob du deren Großgebinde-Eimer bekommen kannst. Kurz erklären was du damit vorhast und in Aussicht stellen, dass du dich später mit Jungpflanzen oder Ernteüberschüssen bedankst.

Wenn du jetzt noch bissel Geld in ein paar Sprühdosen Acrylfarbe steckt, kannst du damit vermutlich mehr Eimer verschönern, als du Platz im Garten hast. Details dazu hier.

Falls ich dich mit diesen Farbtupfern angefixt habe und du sowas schon für die Anzuchtphase im Frühjahr willst: Das geht auch ne Nummer kleiner. Lebensmittelbehälter aus schnödem Plastik lassen sich genauso besprühen wie Tetrapaks – beide sind hervorragend als Anzuchtgefäße geeignet.

Generell: Umdenken!

Die Liste lässt sich mühelos seitenlang fortsetzen. Hier noch ein paar Anregungen ohne viel Gelaber:

  • Unbedruckte und unbehandelte(!) Pappe als Unkrautschutz verwenden: Die unterdrückt das Unkraut und verrottet langsam. Obendrauf 10 cm Kompost und fertig ist das neue Beet.
  • Samen mit Freunden gemeinsam kaufen: Großpackungen sind günstiger, aber zu viel für Einzelne
  • Alte Stoffreste oder T-Shirts als Pflanzbinder ersetzen teure Bindegurte oder gekauften Draht
  • Einen Haselnussstrauch pflanzen: Die Äste sind sehr gerade und wachsen unheimlich schnell, ideal als Rankhilfen für Bohnen, Erbsen oder Tomaten. Bonus: Haselnüsse!
  • Mit minimalem handwerklichen Geschick (hast du als Gärtner ja eh) lassen sich alte Fenster zu Frühbeeten umfunktionieren. Ideal für Anzucht im Frühjahr. Oder solange Altfenster sammeln, bis du genug für ein richtiges Gewächshaus zusammen hast.
  • Immer nach Altholz Ausschau halten, das kann man im Garten immer brauchen.
  • Spart eher Zeit als Geld: Verrottete Baumstümpfe nicht mühevoll entfernen, sondern bepflanzen und als rustikale Blumentöpfe nutzen
  • DIY-Bewässerung mit selbstgebauten Ollas aus Tonkrügen spart Gießarbeit und generell Wasser und die Bodenfeuchtigkeit schwankt weniger – was deine Tomaten lieben werden! Die DIY-Varianten sind deutlich günstiger herzustellen als teure gekaufte Ollas.
  • Wenn dir das nicht unangenehm ist: Bei Saisonende nach „Resten“ im Gartencenter fragen, da sind Pflanzen oder Erde oft drastisch reduziert. Nach Abverkäufen Ausschau halten und wenn’s nicht unbedingt immer Bio sein muss, gibt’s regelmäßig arme Pflanzen beim Discounter oder anderen Billigheimern zu retten (looking at you, ThomasPhilipps und Repo-Markt).

Postludium: Sparsamkeit ist cool!

Mit der Zeit trainierst du deinen inneren Sparfuchs und findest immer bessere neue Wege und Ideen. Zum Schluss sei nochmal etwas erwähnt, wiederholt und betont, das ich eigentlich für selbstverständlich halte: Sparsamkeit ist nix wofür man sich als Gärtner schämen muss, und in anderen Lebensbereichen ebenso wenig.

Reduce, reuse, recycle ist so alt wie die Menschheit. Lediglich die letzten paar Jahrzehnte haben wir das irgendwie abgelegt bzw. bekommen das aberzogen- von einem Wirtschaftssystem, das für 99,9% von uns mindestens nicht gut und für den Planeten ne Katastrophe ist. Außerdem macht diese Einstellung richtig Spaß. Aber das ist euch vermutlich schon vorher klar gewesen, sonst hättet ihr kaum bis hier durchgehalten – Danke dafür!

Ich mache mir keine Illusionen: Die Ideen in diesem Artikel kratzen lediglich an der Oberfläche. Daher bin ich bin auf eure Ideen gespannt!

2 responses to “Sparsames Gärtnern: Gardening on a budget”

  1. Frank sagt:

    Hi Daniel, bei uns in der Kleingartenkolonie hat sich dankenswerter Weise eine kleine share und care Kultur etabliert, ich habe beispielsweise von einem Nachbarn den KonTiki ausgeliehen bekommen um meinen Obstbaumschnitt zu Pflanzenkohle zu verarbeiten und hab ihm dafür im Frühjahr seine Obstbäumchen geschnitten.
    Ist ja viel sinnvoller als wenn man sich z.B. auch die Gartenwerkzeuge alle selbst kauft, das geht in guter Qualität auch richtig ins Geld, alleine eine gescheite Felco-Schere liegt mittlerweile bei gut 60 EUR.

    • Der Brumme sagt:

      Ja, Werkzeug (und generell Zeug, also auch außerhalb des Gärtnerns) zu teilen ist ganz groß.

      Beispiel 1: Ich habe hier nicht nur meine Eltern, sondern auch meinen Bruder mit seiner Familie direkt nebenan wohnen (3 Familien, 3 Grundstücke, aber ohne Zäune – also eigentlich ein großes Grundstück). Da hat eben auch nicht jeder seinen eigenen Rasenmäher, auch andere Werkzeuge werden geteilt und man hilft sich gegenseitig, nicht nur bei Großprojekten, sondern quasi täglich, wenn nötig. Das geht in der Kleingartenanlage sicher ähnlich, wenn der Wille da ist. Manchmal muss nur einer den Anfang machen, wenn (falls) das noch nicht etabliert ist.

      Beispiel 2: Einen Großteil des überschüssigen Mangolds bekommen die 6 Hühner meines Vaters. Im Gegenzug bekommen wir regelmäßig Eier. Sind meine alten Herrschaften im Urlaub, kümmern wir uns ums Geflügel. Fahren wir mal ne Woche weg, weiß ich dass die Kaninchen und die Miez in guten Händen ist und dass sich meine Mutter darum kümmert, dass die Tomaten nicht verdursten. Dafür hat sie seit Jahren keine Tomatenpflanze mehr kaufen oder selbst vorziehen müssen.

      Und:
      Ich finde es toll, dass es inzwischen oft nicht mehr nur ums sharing, sondern eben auch um caring geht! Diese „soziale Komponente“ erweitert das ganze Thema Sparsamkeit nochmal. (c:

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