Rudolph, the red-nosed Möchtegern-Kleinunternehmer

Diesmal ohne große Vorrede…

Ich präsentiere stolz: Meinen Rudolph!

Wer nen eigenen Laser hat und den Rudolph selbst machen will, hier habt ihr die Vorlagen für Lightburn, als .dxf und als .svg, gepackt mit 7zip. Viel Spaß!

Ich würde mich irre freuen, wenn ihr mir Bilder eurer nachgelaserten Rentiere schickt, die würde ich dann gern an den Artikel ranhängen. Falls euch noch irgendwas verbesserungswürdiges an der Vorlage auffällt, sagt gern Bescheid.

Technische Details & Parameter

  • Material: 3mm Birke Sperrholz/Schichtholz
  • Laser-Modell: Sculpfun S9 (Diodenlaser mit 5.5 Watt optischer Leistung)
  • Einstellungen: Air assist on, constant power off
  • Gravur: 500 mm/min @25%, 1 pass,
  • Schnitt: 480 mm/min @85%, 7 passes
  • Benötigte Zeit: 23 Minuten (modellabhängig, auf nem leistungsstärkeren CO2-Laser sicher schneller)

Achtung, ab hier kommt nur noch wenig Interessantes für Leute, die den Rudolph lediglich selbst auslasern wollen. Wer sich Lebenszeit sparen will, lädt sich einfach die Vorlagen runter und scrollt zum letzten Abschnitt des Artikels, dort gibt’s noch ein paar Betrachtungen zum Design des Rentiers.

…noch da? Na gut, ich hab euch gewarnt. (c;

Auf diesen Rudolph bin ich besonders stolz, das ist nämlich mein ganz eigener. Den habsch komplett selbst entworfen und nicht wie die Wichtel von vor ein paar Tagen ie Motive online zusammengeklau(b)t, weiterverarbeitet und an meine Vorstellungen angepasst. Das heißt, den Rudolph könnte ich verkaufen wenn ich will, ohne dass mir irgendjemand rechtlich (berechtigt!) dumm kommen kann.

Variante 1: Der Digitalrudolph

Ich biete die Datei an, mit der sich andere Laseristen ihre eigenen Rudolphse lasern können. Diese Vorlagen sind ein beliebtes Geschäftsmodell, bei etsy findest du solche Vorlagen zu Hundertausenden, und zu allen möglichen Themen. Vorteil: Ich hab keine weiteren Kosten, der Preis ist fast der Reingewinn (abzgl. Provision für Zahlungsanbieter wie paypal). Ich müsste mir lediglich überlegen, wieviel ich pro Download haben will, die Gebühren für den Zahlungsdienstleister draufschlagen und wäre fertsch. Das brummsche Bauchgefühl sagt irgendwas zwischen 2 € und 4 €.

Variante 2: Rudolph in echt

Ich lasere die Rotnase aus und verkaufe ihn als Baumschmuck, also ganz traditionell. Da müsste ich mindestens 15 € nehmen, eher 25 €.

Jawoll, so viel.

Das ist vermutlich mehr als der Markt hergibt, d.h. als jemand zu zahlen bereit wäre, oder? Was wärt ihr bereit, für so einen Rudolph (oder auch die Wichtel von neulich) auszugeben? Überlegt euch das mal, bevor ihr jetzt weiterlest!

Die Frage ist übrigens kein bissl rhetorisch gemeint, ich will das wirklich ganz dringen wissen. Was kann man realistischerweise für so nen Rudolph verlangen? Ich weiß, dass es gelaserten Baumschmuck mit allen möglichen Designs für’n Appel und’n Ei gibt, manchmal für 1 € pro Stück. Mit diesem massenproduzierten Discounter-Kitsch kann ich natürlich nicht mithalten, und das will ich auch gar nicht. Wenn ich mir die Mühe mache und mir sowas erst ausdenke, dann designe und schließlich lasern lasse, dann muss das originell, lustig oder etwas mit persönlichem Bezug sein. Oder alles zusammen, idealerweise. Für sowas sollte man dann auch mehr verlangen können.

Soviel zur Betrachtung der Nachfrageseite. Kommen wir mal zur Angebotsseite. Ihr merkt mal wieder, der Brumme hat was mit Wirtschaft studiert. (c;

Ich komme wie folgt auf diesen unverschämten Preis:

Der rudolphsche Materialbedarf ist unter 1 €*, Stromkosten (90 W Laser + 18 W für die Pumpe vom Air Assist + Badventilator für die Abluft + LED im Gehäuse + PC = ???) vernachlässige ich, genauso wie die Amortisation des Lasers (insgesamt stecken bis jetzt knapp 1.000 € in dem Hobby).

* Meine 20 Stück A3 große und 3mm starke Birke Multiplexplatten haben mich im Juli noch knapp 60 € gekostet, aktuell sind es 71 €. Ein Rudolph macht sich auf ca. 10×10 cm breit, also sind das ca. 24 Cent.

Den Rudolph auszulasern dauerte ca. 22 Minuten, reine Laserzeit. Mit allen Vorbereitungen in der Software komme ich auf ne halbe Stunde, eher etwas mehr. Meine abendliche Freizeitstunde ist mir 50 € wert. Für wen 50 € die Stunde viel klingen: Mein Klempner verlangt deutlich mehr, und ich kenne auch kaum Handwerker die weniger nehmen, selbst hier im Osten. Da ich das alles nur nach Feierabend machen kann, genauer: nachdem die Kids im Bett sind und die Hausarbeiten gemacht sind, ist das wohl Nachtarbeit. Handwerker stellen dann nen fetten – und verdienten – Nachtzuschlag in Rechnung. Was sich an den Handwerkerpreisen in diesem Jahr geändert hat, ist da noch nicht eingerechnet. Außerdem ist das hier nicht „nur“ Handwerk, sondern Kunsthandwerk – und ich sehe nicht ein warum ein Künstler weniger verdienen sollte als ein Handwerker.

Und nein: Den Laser kann ich NICHT unbeaufsichtigt arbeiten lassen, da muss man dabei bleiben, wegen der Brandgefahr. Das passiert häufiger als man denkt, ich hab in den Laserforen inzwischen genügend Unfallbilder von verkokelten Lasern und verbrannten Arbeitsunterlagen gesehen. Also kein Gelaser ohne mich. Damit ist die Laserzeit mindestens identisch mit meiner persönlichen Arbeitszeit, denn ich kann den eben nicht einfach anschalten und dann auf’m Sofa netflixen, während der mir das Geld verdient.

Achtung, jetzt wird’s so richtig BWL-mäßig langweilig…

Aber Daniel, wenn dein Handwerker 50 Euro die Stunde will, dann muß er davon MwSt, Einkommensteuer, Renten-, Pflege- und Krankenversicherung zahlen…. da bleibt natürlich nicht mehr so viel übrig!

Stimmt natürlich, der Handwerker zahlt Steuern. Da ich mein Zeuch in Zukunft gern über einen selbst aufgesetzten, am Blog hängenden Onlineshop verkaufen möchte, müsste ich ein Kleingewerbe oder zumindest mich als Kleinunternehmer anmelden. In dieses Thema arbeite ich mich gerade erst müh- und langsam ein. Damit sind für mich Shopumsätze dann auch nicht „brutto = netto“ und ich bin in einer ähnlichen Lage wie der Handwerker. Klar: Wenn mir jemand ne private PN schickt und Kaufinteresse äußert, kann(!) das natürlich anders aussehen. Häschtägg Freundschaftsdienst. Im kleinen Rahmen.

Aber erstens halte ich das nicht für eine zuverlässige Geschäftsgrundlage, auch für ein Nebeneinkommen nicht und zweitens reizt mich ein eigener Onlineshop an sich schon: Ich würde den nämlich gern selbst betreiben können, ohne dass da bspw. ein Etsy dahinter steht, der dicke Gebühren verlangt und von dessen Platform ich dann komplett abhängig bin. Oh, und: Etsy-Shopumsätze müsste ich selbstredend genauso versteuern wie das, was ein eigener Shop umsetzt.

Den Onlineshop aufzusetzen ist also an sich erstmal nicht das Problem – einen Probeshop hatte ich nach wenigen Tagen zusammengeklickt und am Start. Wobei der Shop weder schon komplett fertig noch überhaupt online ist. Also derzeit noch kein virtueller Schaufensterbummel beim Brumme, ihr müsst euch wohl noch gedulden. (c;

Der ungleich größere Aufwand ist der ganze Rattenschwanz, der da hinten dran bammelt. Da rede ich jetz noch nichtmal von all den Dingen, die man bei der Unternehmensgründung beachten muss, selbst wenn’s sich nur um ein Kleinunternehmen handelt.

Bürokratiebeispiel gefällig?

Da gibt’s beispielsweise das seit Juli geltende Verpackungsgesetz. Tolle Lektüre, gerade für Unternehmer*innen, die wenig versenden… Long story short: Jährlich mindestens 89 € Lizensgebühr, hab ich gehört (Achtung, unverifizierte Zahl). Chöne Shice!

Ich hatte vor ein paar Wochen schonmal ein bissl dazu rumrecherchiert, war aber nicht weit gekommen, mangels akutem Motivationsverlust im Angesicht juristischer Textwüsten. Ich meinte aber da rausgelesen zu haben, dass das Gesetz nur gilt, wenn man neue Verpackungen in Umlauf bringt. Verwende ich also gebrauchte Umschläge und Pakete, bin ich fein raus. Das würde meinen Öko-Fußabdruck reduzieren und mir die ganze Bürokratie sparen. Bin da aber noch am Anfang der Recherche… Aber das ist eines der Themen die mir echt den Spaß verderben und die Motivation rauben. Ein Unternehmen zu gründen, selbst wenn’s nur für’s Hobby ist, ist schon aufwändig genug. Aber wenn dann noch solche Brüokratiemonster dazukommen, da willste fast FDP wählen und die dann deregulieren lassen. …nee, war nur Spaß, keine Sorge. (c;

Laut Verpackungsgestz mußt du nachweisen, dass der Erstinverkehrbringer der Verpackung die Gebühr bezahlt hat. Das bin ich, wenn ich nen neuen Karton oder Umschlag verwende. Du kannst die Sachen auch auf Palette ausliefern, dafür fällt wohl keine Gebühr an, oder du ziehst ein Pfandsystem auf… das ist echt mit Kanonen auf Spatzen schießen! Selbst den Karton zu bemalen und als eigenständiges Kunstwerk zu deklarieren funktioniert nicht.

Ich hatte dann noch die amüsante Idee, alles was ich verticke in Karton oder Umschläge von Amazon zu verpacken. Von dem Zeug hab ich einiges da und bekomme auch dauern neue Nachschub, da könnte ich auch Freunde und Bekannte mitsammeln lassen wenn das zur Neige ginge. Dass Bezos seinen Laden unter Kontrolle hat und das mit dem Verpackungsgesetz geregelt hat, liegt auf der Hand denke ich. Damit ist der Erstinverkehrbringer-Nachweis quasi erbracht, weil „Amazon“ draufgedruckt ist. Diese Idee hatten vor mir aber schon andere, unter anderem eine befreundete Künstlerin. Sie hat sich an die BBK Bundesverband Geschäftsstelle gewandt, und die haben ihr davon abgeraten. Wäre auch zu schön, wenn’s da nen einfachen Ausweg gäbe. Überrascht mich nicht, das war ja auch nur so’n Gedankenblitz aus der brummschen Wunschtraumwelt. Also hab ich schonmal 89 € jährliche Fixkosten (wenn die Zahl so stimmen täte), die ich mit wasauchimmer wieder reinholen müsste. Für nächtliches Hobby und Nebenverdienst ist das ne Nummer.

Warum selbermachen, wenn’s reay-made Onlineshops gibt?

Wie bei vielen Dingen die ich schon ausprobiert habe (Lichtenberg-Brennen, Graffitti, diverse Holzprojekte, ….), geht’s mir also auch(!) darum, auszuprobieren, ob ich etwas kann und wie gut ich das kann. Ich bin also intrinsisch motiviert.

Dass es mehr Arbeit macht, einen Onlineshop selbst aufzusetzen und zu betreiben, als einfach das fertige Angebot einer etablierten Platform zu nutzen, ist mir klar. Ob deren Gebührenmodell diese Einsparung rechtfertigt oder nicht, hängt davon ab, wie ich meinen Aufwand bewerte – ist also ne subjektive Geschichte. Da ich aber wie gesagt intrinsisch motiviert bin und das Selbstbetreiben nicht nur Aufwand verursacht, sondern mich auch motiviert, sieht diese Rechnung bei mir eh anders aus.

Lediglich einem Zahlungsanbieter wie paypal muss ich was abdrücken, und damit habe ich auch kein Problem. Ich will ja nicht noch ne Bank aufmachen oder bei jedem Kauf die Zugbrücke runterlassen und den berittenen Geldboten losschicken.

Alternativ zumOnlineshop könnte ich natürlich auch fuffzich Rodolphse sowei weitere brummsche Ideen auslasern und mich dann auf irgendeinen Weihnachtsmarkt stellen. Aber das ist nich so meins, ehrlich gesagt. Jedenfalls jetzt gerade nicht. Ich schließe nicht aus dass das immer so bleibt.

Nochmal zum angesetzten Stundenlohn

Ich schrieb ja, dass die Arbeitszeit des Lasers gleichbedeutend mit meiner Arbeitszeit ist, weil der Kollege nicht unbeaufsichtigt arbeiten kann. Was ich allerdings tun kann: Während des Beaufsichtigens andere Dinge am PC machen. Neue Ideen suchen (a.k.a. Rumdaddeln), neue Projekte vorbereiten, neue Designs erarbeiten, mich weiter in die Software einarbeiten. Bloggen, Social Media Marketing betreiben (a.k.a. mich in anderen Lasergruppen rumtreiben), oder mich um all die Dinge kümmern, die man als Nebengewerkler so um die Ohren hat. Damit könnte ich meinen persönlichen Stundensatz wieder etwas runtersetzen und es mir schönreden, wenn ich nur 30 € die Stunde nähme. Aber so richtig überzeugt mich das trotzdem nicht, denn wenn ich das alles nicht während des Aufpassens täte, sondern davor oder danach, müsste ich diese Zeit auch als Gemeinkosten ansetzen trotzdem irgendwie in den Preis einkalkulieren. Also isses Jacke wie Hose, den Stundensatz ändert das nicht.

Jetzt aber Schluss mit dem BWL-Gelaber… (c;

…es sei denn, sowas interessiert euch – dann plaudere ich zukünftig auch gern weiter aus dem Nähkästchen eines Möchtegern-Nebenverdienst-Onlineshopbetreibers*. Weiß ja nicht was ihr für perverse Interessen habt… (c;

Gebt gern Feedback (Kommentarfunktion!), ob euch das interessiert oder nicht.

* falls(!) ich das überhaupt durchziehen sollte. Was noch nicht sicher ist, ich lege mich da überhaupt nicht fest. Das ist meine Freizeit, da verfolge ich einen streng hedonistischen Ansatz: Wenn’s mir nicht genug Spaß macht, höre ich auf. Das Leben ist zu kurz, um sich freiwillig und ohne Not zu ärgern.

Nachbetrachtung zum Design

Nochmal zum Ornament selbst…

Ich bin mit Rudi noch nicht ganz zufrieden:

  1. Ich muss an den Augen noch was machen. Die sollen schielen, soweit alles gut, aber die Pupillen sehen irgendwie noch nicht zufriedenstellend aus. Aktuell hab ich noch keine Idee, wie ich das ändern soll… Oder findet ihr die OK?
  2. Die Schneeflocke und die Tannenzweige ins extrem filigran! Das ist zwar schön für’s Angeben und um zu zeigen, was der Laser drauf hat. Aber ob diese Strukturen einen Transport per Post überstehen würden (selbst gut gepolsterte Sachen bekommt die Post kaputt, das weiß ich aus wiederholten Erfahrungen) und wie lange so ein zartes Ornament seinen Dienst am Baum tut, bevor da was bröckelt…? Lieber nochmal etwas verdicken. Oder? Lieber auf Nummer Sicher gehn oder Leben am Limit?

Was meint ihr? Mögt ihr den Rudolph so wie er ist oder würdet ihr was ändern?

Und: Was wäre euch persönlich so ein Rudolph wert, wenn ihr den kaufen wölltet? Oder die Wichtel von neulich?

Ich frage für einen Freund. (c; (c; (c;

3 responses to “Rudolph, the red-nosed Möchtegern-Kleinunternehmer”

  1. Tia sagt:

    Besten Dank für den Impuls;)

    Liebe Grüße

    Tia

    • Heike sagt:

      Bürokratie ist Bürokratie und dieses findest du in jedem Berufszweig. Einfach nur lästig. Du willst was machen und von Ponus zu Pilatus musst du laufen nun Informationen zu bekommen. Dann heißt es: nicht meine Abteilung wenden sie sich dorthin. Bist du dort dann heißt es sie müssen sich dorthinweden. Nach der 4 Stelle und 4 verschieden Gebäude wollten die mich zur 1 Stelle schicken dann ist mir nach 6 Stunden der Kragen geplatzt. Ich kam ich richtig verarscht vor. 1 Frage 4 Stellen und 10 Leute und 0 Antwort. Was für eine Leistung.

  2. […] dem BWL-lastigem Eintrag vom letzten Sonntag heute wieder was mit mehr technischem […]

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