
Achtung: Heute nix aus’m Garten, sondern mein Lieblings-Nerd-Thema:
Rollenspiel.
Bonus: Was mit Kindern. You have been warned. (c;
Tag 1: Osterferien + Regenwetter = Indooraktivitäten
Einfache Gleichung, aber manchmal überraschend schwierig zu lösen. Glücklicherweise nicht bei uns, jedenfalls nicht derzeit.
Die letzten Tage war’s warm, trocken und sonnig – wir waren viel draußen und können daher jetzt ein paar Tage SAW (Schmuddelaprilwetter) vertragen, ohne gleich instant einen Lagerkoller zu bekommen. Karten- und Brettspiele haben wir genug, die reichen gleich für mehrere stromlose Zombieapokalypsen, außerdem sind die beiden Gartenzwerge gerade in der Minecraft-Phase (siehe neulich, die Plätzchen-Ausstecher im Minecraft-Look). Natürlich können wir sie nicht den lieben langen Tag am Computer/Fon zocken lassen. Aber es hilft, um die gelegentlichen „kein Bock auf gar nix!„-Phasen zu füllen.
Und dann ist ja auch noch Rollenspiel. Ich mache das seit 1997, die Kids sind schon seit Jahren erfolgreich infiziert: Die beiden wissen, worum’s dabei geht, haben auch schon einiges ausprobiert und finden das sehr cool. Sie bitten mich oft, dass ich den SL mache, aber viel zu häufig fehlt mir schlicht die Zeit dafür. Dafür meistern sie dann selbst – mission accomplished.
Kind Eins hatte neulich Geburtstag und bekam von uns das Boxed Set von Mausritter, einer sehr schönen, kindgerechten Rollenspielwelt. Eure Helden sind – ihr ahnt es – Mäuse. Ohne es bisher gespielt zu haben, war ich mir sofort sicher, dass es unseren Beiden gefallen wird. Niedlich und trotzdem spannend. Der Große (7.Klasse) als Spielleiter, der Kleine (2.Klasse) als Spieler. Wenn’s euch interessiert, lest euch ein paar Rezensionen durch oder guckt das eine oder andere Video.
Besagter Geburtstag ist schon ein paar Wochen her, bisher stand die Box ungeöffnet rum. Da man Neugier und Begeisterung nicht erzwingen kann, hab ich da nix gesagt – das Geburtstagskind hatte das Geschenkpapier ausgepackt, sich die Zusammenfassung auf der Rückseite durchgelesen und fand’s sehr cool… aber manchmal dauert es eben, bis sowas richtig „zündet“. Jetzt war’s soweit, Schmuddelwetter sei dank. Die Box wurde ent-shrinkwrapped und der Inhalt bewundert:

Der Große hat sich sofort in das (dankenswerterweise sehr dünn gehaltene) Regelwerk vertieft (stabiles Hardcover – sehr gut!) und es an einem Tag fast durchgearbeitet. Ich hab derweil ein paar kostenlose Miniaturmäuse (Mäuseminiaturen?) sowie ein paar tierische Monster ergoogelt und konnte ihm dann ein paar Dutzend passende Minis zeigen, von denen der 3D-Drucker uns nun ein halbes Dutzend macht, während wir anderweitig beschäftigt sind.
Mitspielen oder nicht?
Natürlich ist die Versuchung groß, da selbst mit ner eigenen Heldenmaus mitzuspielen. Ich würde zu gern wieder mal in einer Runde mitmachen, die Kind Eins meistert.
Aber.
Ich hab leider nicht immer Zeit und bin auch nicht immer da wenn die beiden spielen wollen, also würde der Papamaus zu oft der Spieler (ich) fehlen… Was doof wäre, weil dann entweder Kind Zwo beide Heldenmäuse spielen müsste (nicht dass er das nicht – ahem – spielend schaffen täte) oder der väterliche SC (Spielercharakter) irgendwie vorübergehend aus dem Abenteuer genommen werden müsste. Auch nicht optimal.
Also lasse ich die beiden vorerst allein spielen und unterstütze den Spielleiter, indem wir passende Miniaturen aus meiner umfangreichen Sammlung suchen, neu basteln oder gleich 3d-drucken.
Das übliche Abendprogramm in den Ferien geht bei uns eigentlich so: Kind 2 bekommt von Mama vorgelesen, bis die Augen zufallen (nicht immer die des Kindes) und Kind 1 darf mit mir Film gucken. Ist ja auch wichtig: Als verantwortungsvolle Eltern muss man ja drauf achten, dass die Kindern bissel Kultur mitbekommen: Indiana Jones, Star Wars & Star Treck (und danach Spaceballs), das ganze Marvelgedöns, Herr der Ringe & der Hobbit und dausend andere Meisterwerke, die man gesehen haben muss. Da opfere ich meine Abende natürlich gern. Hüstel.
Heute war stattdessen großer Bastelabend angesagt:
Große und kleine Miniaturen
Für Mausritter brauchste hauptsächlich tierische Miniaturen, klar. Ich hab mehrere Hundert Minis, aber humanoide Tiere (also anthropomorphe Minis) eher wenige. Was ich dagegen habe, ist ein 3D-Drucker. Und das Internet, in dem es haufenweise kostenloses Zeug gibt.
Nicht jede gedruckte Mini wird perfekt – für filigrane Miniaturen sollte es eben kein FDM (Filamentdrucker) sein, sondern eher ein SLA-Drucker, der mit UV-härtendem Harz druckt. Ich hab nur ersteres, und da sehen die Minis aus der Nähe betrachtet eben manchmal nur so mittelgut aus:

Macht aber nix, über sowas sehen die beiden locker hinweg.
Das größere Problem werden vermutlich die Support Trees werden, die ich später von den Minis trennen muss, ohne die Figuren dabei zu beschädigen. Bei solchen filigranen Objekten ist sehr heikel. Die Fädchen sind übrigens Reste vom PLA-Filament, die an der Nozzle hängengeblieben sind. Die kann man leicht entfernen, indem man die Minis mal gaaanz kurz an einer Feuerzeugflamme vorbei zieht, dann brennt’s die weg.

Außerdem darf der Spielleiter ja auf Papas gebastelten Bestand zugreifen und aus dem Vollen schöpfen. Ich hab über die Jahre schränkeweise Miniaturen und Terrain gebastelt und bin froh, wenn’s mal wieder zum Einsatz kommt. Hier bissel was, das ich auf die Schnelle rausgefischt hab (a.k.a. „Lasst mich mal kurz angeben mit dem Zeugs!“)

Vorn links sind die ersten gedruckten Mäuse (und Ratten, als Gegner). Von denen kommen noch ein paar mehr, vermutlich werden wir die zumindest vorerst nicht bemalen. Später vielleicht, aber wenn das erste Spiel am Wochenende starten soll, müssen wir Prioritäten setzen.
Diese Riesenschnecke hatte ich vor ein paar Monaten gedruckt, und seitdem steht Yuki the Wanderer unfertig auf dem Basteltisch… wie so vieles. Die Naht im zweiteiligen Dach ist technisch bedingt (das Dach ist so modelliert, dass das in 2 Hälften gedruckt wird), aber das gefällt mir so gar nicht. Also wird das zusammengeklebt und die Naht mit Heißleim kaschiert:

Wir sind uns noch unsicher, mit welchem Farbschema wir Yuki bemalen. Sicher ist nur, dass das Haus abnehmbar sein wird. Erstens, weil modular immer besser ist – man kann das dann auch ohne die Schnecke verwenden – und zweitens, weil Yuki perspektivisch das mobile Heim der Mäusefamilie werden soll, aber nicht von Beginn an.
Achtung, Spoiler voraus…
Ich hab dem Herrn Spielleiter vorgeschlagen, dass eines der ersten Abenteuer darin bestehen könnte, dass die Heldenmaus von Kind 2 die verletzte und/oder von irgendwelchen tierischen Fieslingen bedrohte Riesenschnecke findet, rettet und nach Hause mitnimmt. Dort wird sie dann von den anderen Mäusen gepflegt. Vielleicht muss die Heldenmaus noch irgendeine seltene Heilpflanze finden, die ein gelehrter Waldbewohner zur Heilung der Wunden empfiehlt – das wäre ein schönes Anschlussabenteuer. Wenn die Schnecke auskuriert ist und während die Heldenmaus sich ins nächste Abenteuer stürzt, bauen die anderen Familienmitglieder heimlich ein Haus, das die inzwischen zahme Schnecke freiwillig trägt. Irgendwann kommt die Heldenmaus von einem Abenteuer zurück und die Überraschung ist für Maus und Kind 2 perfekt, wenn der Große das Häuschen auf die Schnecke legt! (c:
…so jedenfalls unser Plan.
Neben dieser großen Hütte gibt’s noch ein gruseliges kleines Hüttenwesen. Mal sehen wer da drin wohnen wird… Das war mal ne preiswert erstandene Mini, ich kann leider nicht mehr nachvollziehen, woher ich die habe. Der Große hat noch keine Idee, wie er die einsetzt, aber „erstmal haben“ – die Inspiration kommt dann schon irgendwann.

Die Buchlinge sind geklaut inspiriert von Walter Moers Zamonienromanen um die Stadt der schlafenden Bücher. Deren Körper hatte ich aus selbstgemachten Formen gegossen, für die ich Litschies genommen und mit Sanitärsilikon Gussformen gemacht hatte, die dann mit Heißleim gefüllt werden. Die Gliedmaßen sind übrig gebliebene Bits von irgendwelchen anderen Minis, die Augen sind einfache Holzperlen. Eins meiner Lieblingsprojekte, denn mir sind eigentlich nie wieder die Posen und Mimik so ausdrucksstark gelungen wie bei dem Dutzend Buchlinge. Irgendwann zeig ich die euch mal komplett.

Nebenbei: Wenn euch Zamonien und Walter Moers nichts sagt: Schließt unbedingt diese Bildungslücke! Moers ist zwar hauptsächlich als Schöpfer von Käpt’n Blaubär und des Kleinen Arschlochs bekannt, aber seine weniger bekannten Zamonienromane sind absolute Weltklasse. Kinder- und Erwachsenentaugliche Fantasy mit einer fabulösen Gagdichte.
Weiter im Text… Hier ein paar Mykoniden (Pilzwesen), die passen gut in die Welt von Mausritter, bin gespannt wie der Große die einsetzen wird.

Das reicht erstmal für das erste Abenteuer. Aber neben den Minis braucht man natürlich noch…
Terrain
Terrain, Landschaft, Gegend… irgendwo müssen die Mäuse ja langlatschen. Wir haben Kisten voller selbstgebastelter Dungeonteile, Felsen, Tropfsteine, exotisches Gewüchs, Lavaseen, Ruinen, und und und. Ich könnte ein komplettes Bastelblog füllen mit dem Zeugs. Hier stehen mehr Kisten und Schränke gefüllt mit Rollenspielterrain rum, als ich zugeben möchte. (c;
Ich hatte 2023 mit den Kids mal begonnen, exotische Riesenpflanzen zu basteln, wir kamen aber motivationsbedingt nicht über die Stämme hinaus – dann ging das Projektchen wieder in den gefürchteten Winterschlaf. Bis heute. Jetzt braucht Kind Eins das Zeug plötzlich, und wir machen weiter, wo wir aufgehört hatten.
Wen’s interessiert: Das sind dicke (daher stabile) ELT-Kabel, umhüllt mit Alufolie und texturiert mit Heißleim. Unten ist jeweils ein Neodym-Magnet dran, damit man die flexibel auf verschiedene magnetisierte Bases (Grundplatten) stellen kann. Auch am oberen Ende sind Magnete, damit man zwischen verschiedenen Bewuchs-Varianten wechseln kann.

Das da oben dran sind getrocknete Dekofrüchte. Da gibt’s unheimlich viel exotisches Zeugs, guckt mal im Onlineauktionshaus eures Vertrauens nach „Naturdeko, Trockenfrüchte“ und ähnlichem. Ihr müsst aber nicht zwingend Geld ausgeben: Vor der Haustür gibt’s genug spannende Naturmaterialien. Eicheln und Eichelhüte, Kastanien und deren Schalen, Bucheckern, Ahorn, etc. – man entwickelt ganz schnell einen Blick für spannende Formen, und ruckzuck geht man plötzlich nicht mehr ohne Beutel spazieren. (c:

Während ich mit der Heißleimpistole die ganzen Teile magnetisiert habe, hat Kind 1 ausdauernd grundiert.

Morgen bekommt das noch mittels Trockenbürsten/Drybrushing mehr Akzente, aber dafür muss die erste Farbschicht trocken sein.

Ich bin einigermaßen begeistert, wie gut er die Farbverläufe hinbekommen hat: Anfangs vollgrün, dann schön graduell auslaufend. Hätte ich nicht besser hinbekommen, wenn überhaupt.

Tag 2: Die Bastelei geht weiter
Ähnliches Wetter wie gestern, kühl und feucht. Macht aber gar nix – wir haben gut zu tun.
Sehr schönes Vater-Sohn-Teamwork: Kind Eins hat hochmotiviert weitergepinselt, während ich diverse Teile magnetisiert habe. Neudeutsch heißt das wohl Quality Time.

Das Drybrushing hat er inzwischen sehr gut drauf. Das ist bei solchen Bastelsachen eine der wichtigsten Techniken, leicht zu erlernen und man bekommt mit einfachen Mitteln beeindruckende Ergebnisse.

Yuki wird umbenamst werden, vermutlich in Schneckbert oder Schneckmont. Bin genauso gespannt wie ihr. Vor ihrem (seinem?) Einsatz ist aber noch bissel was zu tun: Erstens haben wir der Schnecke noch 2 Magneten auf den Rücken geleimt und damit das nicht so auffällt, die Konturen der Neodyms einigermaßen mit Heißleim kaschiert. Ist nicht optimal geworden (man sieht die Neodymkonturen noch), aber good enough to game with isses allemal.

Danach bekommen Schnecke, Haus und Dach eine Grundierung. Diesmal mit Acrylspray, weil das einfach schneller geht. Also ab in die Werkstatt.

Bis das trocken ist, dauert’s ein paar Stunden, aber das macht nix. Anschließend wird der Bewuchs des Häuschens begrünt, Dach und Schnecke bekommen noch ein paar – neudeutsch finishing touches.
Da Acrylspray ein paar Tage lang fies stinkt, die Schnecke aber schon bald ihren ersten Auftritt haben soll, lasse ich die Farbe einen halben Tag trocknen und ziehe dann eine Schicht unverdünnten Holzleim drüber. Der versiegelt die Farbschicht (und damit den Geruch), ist aber transparent, sodass das Beige weiterhin zu sehen ist. Im Idealfall glänzt die Schnecke leicht, als wäre sie feucht. Mal sehen…

[Spoiler]
Zukunfts-Daniel hier. Die Idee mit dem Heißleim als Versiegelung des Acrylgemüffels und als Glanzlack ging voll auf. Wie ihr seht, ist Schneckbert/Schneckmont jetzt richtig schön schleimig. (c:

…und das mit dem fehlenden Geruch müsst ihr mir eben einfach glauben. Oder vorbeikommen und testschnüffeln.
[/Spoiler]
Aber zurück zu den Mäuseminiaturen.
Nein, ein Filamentdrucker ist definitiv NICHT optimal für so kleine und vor allem filigrane Figuren! So gut wie jede Figur hat beim Entfernen der Support Trees Federn lassen müssen, bzw. Pfoten, Füßchen oder Schwanzspitzen. Ein richtiges Mäusemassaker war das.

Und wenn’s nur das wäre! Der Detailgrad ist einfach nur… würx. Zum Glück ist Kind Eins an der Stelle sehr entspannt und kein Perfektionist. Good enough to game with reicht ihm völlig, und das erleichtert mich sehr.

Wie ihr seht, haben wir als Base Unterlegscheiben verwendet. Die haben nämlich einige Vorteile gegenüber Bases aus Holz, Pappe, MDF etc:
- schwer -> die Mäuse werden im Spiel nicht versehentlich umkippen
- magnetisch -> können entweder von unten an irgendwas Magnetischem befestigt werden (bspw. fly bases, falls die Mäuse irgendwann mal fliegen sollten) oder man kann mit nem kleinen Neodym irgendwas auf der Base befestigen
- leicht mit ein bissel Heißleim zu texturieren (muss nur noch bemalt werden), aber das ist kein Alleinstellungsmerkmal von U-Scheiben, das ginge mit anderen Materialien genauso.
Und damit endet Tag 2.
Zwar ist noch lange nicht alles fertig, aber der Artikel ist eh schon viel länger geworden als beabsichtigt. Den Rest packe ich in den Nachfolger. Versprochen.
Wenn ihr zufällig Erfahrung mit Mausritter habt oder ähnliche Settings kennt (hier steht noch ne Humblewood Box rum, die ich mal zu nem Schnäppchenpreis bekommen hab, ich hatte nur noch nicht die Zeit, mich damit auseinanderzusetzen…), dann freue ich mich über ne kurze Nachricht! (c:
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