Rezepte auf Schneidebretter lasern

Schon wieder so’n spoilernder Titel. Sorry for that, mir fiel nix Besseres ein.

Anyway. Spannend wird’s trotzdem.

Vor allem in der Mitte des Artikels, wenn mir ein episch dummer, aber irreversibler Fehler unterläuft.

Ich weiß schon: Billiges Clickbait? Kann ich. (c;

Dicke Bretter bohren gravieren

Also, ich will ja schon lange unbedingt Schneidebretter veredeln, und zum Üben hab ich mir ein halbes Dutzend kleine, aber feine Bretter besorgt, 23 x 15 x 2 cm groß und aus Stirnholz:

Sechs dieser Bretter haben 17 € gekostet, Porto inklusive. Was ich angesichts der überraschend guten Qualität bemerkenswert günstig finde. Guckst du hier.

Ihr sollet Bretter aus Stirnholz übrigens solchen mit flachem Faserverlauf bevorzugen, denn beim Stirnholz schneidet ihr mit euren Messern nicht etwa die Holzfasern durch, sondern in – oder besser: zwischen die Holzfasern. Die Messerklinge drückt die Fasern also nur beiseite, die sich später wieder zurück in ihre Ausgangasposition bewegen können, sodass die Schnitte in der Brettoberfläche mehr oder weniger „heilen“.

Ja ja Daniel, alles schön und gut, aber was soll da jetzt konkret drauf auf die Bretter?

Tja, ähm.

Bisher hatte ich da als Idee nur, die Dinger mit dummen Küchen-Sprüchen vollzupflastern. Flachwitze auf flachen Brettern, das liegt irgendwie nahe. Dann bin ich neulich über die Idee gestolpert, Rezepte draufzulasern. Und war begeistert. Wie genial und praktisch ist das denn bitteschön?¿!?

Ein Hauch Italien

Jetzt hab ich durch die tollen Wurzelwerker ja glücklicherweise keinen Mangel an feinen Rezepten [hüstel] und „nur“ die Qual der Wahl, mit welchem ich beginne zu experimentieren. Die Wahl fiel auf die Tomatensoße von Lisa’s italienischer Patentante aus dem 2020er Best of:

Natürlich kann ich das nicht 1:1 übernehmen:

  • Das Holz im Ebook-Hintergrund muss weg, ich lasere das ja auf ein Schneidbrett aus (Stirn-)Holz.
  • Ich brauch ne andere Schriftart, denn diese könnte man vermutlich auf dem Brett kaum erkennen.
  • Das Layout muss generell anders werden, da Schneidebretter meist im Querformat genutzt werden.
  • Ein Foto muss weg (Spoiler: das Zweite), sonst wird’s zu eng auf dem 15×23 cm großen Brett.

Jetzt wirds technisch

Der erste Entwurf sieht so aus:

Die Parameter fürs Foto hab ich mehr oder weniger geraten, da ich noch nie Fotos graviert hab. Ich musste ein bisschen mit den Bildparametern (Helligkeit, Kontrast, Gamma) rumspielen, aber euch da jetzt Details zu zeigen bringt nix, weil jedes Fotos natürlich andere Werte hat/braucht.

Mit diesen Parametern braucht der Laser eine gute Stunde, bis das an sich recht kleine Foto fertig ist… uff. Jawoll, man braucht ne Menge Geduld.

Die Schrift wird folgendermaßen graviert:

Parameter:

  • Geschwindigkeit: 2300 mm/min, Power 70%, 1 Durchgang
  • Bidirektionale Füllung, keine Kreuzschraffur, 2,5% Overscanning
  • Zeilenintervall 0,085 mm, Linien pro Zoll 298,82, Scanwinkel 0°
  • alle Formen auf einmal füllen

Da meine Kamera noch nicht korrekt eingerichtet ist, muss ich beim Positionieren des Werkstücks (also des Bretts) weiterhin mit folgendem Trick arbeiten:

  • eine starke Pappe auf dem Wabentisch platzieren & festpinnen (und zwar so, dass der Laserkopf garantiert nicht an die Wabennadeln stößt und den Tisch verschiebt!)
  • den Umriss des Schnedbrettes mittig* aus der Pappe auslasern und herausnehmen
  • das Schneidbrett in dieses „Loch“ hineinlegen, den Fokus des Laserkopfes neu einstellen

* mittig deshalb, weil ich damit den maximalen Abstand zu den Ecken habe – wo die Wabennadeln sind.

…so, das Brett liegt, die Parameter sind gewählt. Los geht! Das Foto sieht schonmal richtig gut aus. Weil’s hier so viele verschiedene Dinge zu beachten gibt, die ich zu allem Überfluss auch noch nichtmal auf dem Schirm habe, hatte ich nicht wirklich damit gerechnet, dass gleich beim ersten Versuch etwas Brauchbares rauskommt. Ihr könnt euch also meine Freude vorstellen, als der Laser nach 75 Minuten fertig war. (c:

Eine Sache wird deutlich: Die abwechselnd platzierten hellen und dunklen Hölzer erlauben kein gleichmäßig aussehendes Foto. Und die Zwischenräume mit dem Leim werden deutlicher… naja. Schade, aber damit muss man einfach leben. Passt schon.

Jetzt wird die Schrift natürlich doppelt wichtig. Denn wenn die nicht schön aussieht, entweder weil der Laser die innenliegenden Flächen nicht richtig füllt oder schlicht, weil ich keine schöne Schriftart auswähle, dann ist das Brett versaut. Und das will ich vermeiden, auch wenn das explizit Übungsbretter sind und man aus Fehlern ja lernen tut…

Der Briefmarken-Moment

Ich graviere also nicht alles auf einmal, sondern beginne erstmal mit einem kleinen Text:

Jep, passt so. Die Schrift ist klar und deutlich, ohne Streifen und OHMYGOD. FUCK!

Seht ihr es?

Natürlich seht ihr es. Ich auch, aber jetze isses eben zu spät. Lange nicht mehr so viel Grund zum Fazialpalmieren gehabt!

Captain, übernehmen Sie.

Ich könnte heulen. Echt. Nicht dass es peinlich wäre. Was es ist. Damit kann ich leben.

Aber.

Das war sowas von f*cking unnötig!

OK, tief Luft holen.

Na gut, dann wird das eben doch nur ein Testbrett. Und: Ich kann die Rückseite ja auch noch nutzen. Calm down. Hilft alles nüscht, da muss ich jetzt durch. Krone richten und so.

Oh, aber…

Vielleicht…

…wird mein Fehldruck ja auch irgendwann mal wertvoll…? Just sayin‘.

Wertsteigerung durch Fehldruck? Wäre nicht das erste Mal.

Egal, weiter im Text.

Ich graviere jetzt noch den Titel und die Untertitel. Und bevor’s dann weitergeht, lasse ich die weltbeste Korrekturleserin nochmal drübergucken. Meine Frau. Wenn die nüscht findet, ist da auch nüscht.

Fast forward zu irgendwann später am Abend:

Sie hat tatsächlich noch was gefunden. Einen 2 Jahre alten Fehler, der es ins 2020er Ebook geschafft hatte. Verdammt. Aber besser so rum als jetzt wieder nicht entdeckt.

Nebenbei: Hätte ich alles komplett auf einmal graviert, hätte das ziemlich lange gedauert.

Zweieinhalb Stunden…

Insgesamt hat es mit den vielen Unterbrechungen natürlich noch länger gedauert als die berechneten zweieinhalb Stunden, aber das ist ja auch ein Prototyp, der ist zum Ausprobieren da.

Aber generell, das ist der große Nachteil hieran: Damit sind diese Bretter, wie so vieles wes ich bisher gemacht habe, eigentlich unverkäuflich. Kaum einer wird sowas bezahlen wollen. Hmpf. )c‘:

Hier der Endspurt des Abends:

Wenn ihr bis hier durchgehalten habt, dann habt ihr euch das hier echt verdient. (c;

Fazit

Ich bin mehr als nur zufrieden. Dafür dass es das allererste Schneidbrett ist… wow. Inzwischen hab ich sogar mit dem Tippfehler meinen Frieden geschlossen. Das Brett wird natürlich nicht verschenkt, das wird unseren Haushalt definitiv nicht verlassen. Wir haben es „Brummsche Mauritius“ getauft. (c:

Noch ein paar Details, damit ihr seht, wie fein so’n Laser arbeiten kann. Mit optimierten Parametern ginge das noch feiner, nebenbei. Aber das ist hier ja nicht das Ziel gewesen, sow wie’s ist, reichts mir voll und ganz.

Na los, ruhig noch näher ran. Ihr dürft gern mit der Nasenspitze einrasten! (c;

Beeindruckt mich immer wieder, diese Genauigkeit.

Das gute Stück wird noch mit Schneidebrett-Öl vom Möbelschweden versiegelt, dieses Zeug ist lebensmittelecht und genau für sowas da.

Ich vermute, dann kommt die Farbe der Maserung nochmal deutlich besser raus. Hoffentlich verschmiert es dabei keinen Ruß, aber das glaube ich ehrlich gesagt nicht wirklich – es lässt sich mit trockenen Fingern auch nix verwischen.

…nope, nix verwischt. Aber am Küchenkrepp sind schon ein paar leichte Ruß-Spuren dran. Oh, und: Leider treten die Leimnähte zwischen den einzelnen Stirnholz-Stücken durch die Gravur sehr deutlich hervor, und das Einölen intensiviert eben auch diesen Effekt:

Ich hoffe mal, dass die Schneidbretter nicht mit der Zeit im wahrsten Sinne „aus dem Leim gehen“. Bei dem Stückpreis würde mich so ne verspätete Enttäuschung nicht überraschen.

Aber das wird sich zeigen, hier erstmal das – endlich! – fertige Brett:

Wer’s nachlasern will: Hier die Vorlagen im Lightburn- und im .svg Format. Have fun and please share your results! (c:

Ich werde noch an den Parametern rumspielen (müssen), damit der gesamte Prozess noch schneller wird. Die Geschwindigkeit kann ich definitiv noch deutlich erhöhen: Bis 6000 mm/min sind beim S9 locker drin – die Gravuren hier habe ich mit 2300 mm/min gemacht. Aber ich muss rausfinden, worauf ich die Power erhöhen muss, um das auszugleichen, wobei ich da nicht mehr viel Spielraum habe: Von den aktuellen 70% aus geht es nur noch bis max. 85%. Da ist Schluss, weil man den Laser nie mit mehr Power laufen lassen sollte, da das die Lebensdauer der Linse drastisch reduzieren würde. Es bleibt also spannend.

Spannend wird jetzt auch, wie sich das Brett im täglichen Gebrauch machen wird: Wie schnell sich das abnutzt, ob Bild und Text unterschiedlich widerstandsfähig sind und so. Gravierte Fotos sehen definitiv nicht so gut aus wie gravierter Text, ich denke das ist deutlich geworden.

Bedeutet, dass die ursprüngliche brummsche Idee mit den dummen Küchensprüchen gute Karten hat, toll auszusehen. Wait for it. (c:

Follow-up:

Einen Tag später gleich ausprobiert und zubereitet, guckst du hier.

Einhelliges Urteil der Familie: Voll die Leckere Soße, ein Lob auf Lisas tolle Patentante!

4 responses to “Rezepte auf Schneidebretter lasern”

  1. Martina sagt:

    Das ist ja eine traumhaft schöne Idee!! Das perfekte Geschenk!!
    Echt der Hammer! Ich bin begeistert!!

  2. […] Rezept kennt ihr ja vom gestrigen Schneidebrett-Posting. Da muss man übrigens noch Salz ergänzen: Das fehlte dort, weil’s Lisa vorausgesetzt hatte […]

  3. […] doch mal komplett unleserlich geworden ist, kein Problem: Dann dreh ich’s halt rum und graviere es mir auf die Rückseite. Oder schleife es ab. Oder mach’s ganz […]

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