Physalis vermehren mit Stecklingen

Physalis (oder auch Erdkirschen) kann man prima über Stecklinge vermehren. Wusstet ihr vielleicht schon, ich aber lange Zeit nicht. Man kann die auch im Haus überwintern lassen, und mit etwas Glück und der richtigen Pflege kann man dann sogar im Winter ernten. Glaubt mir, die schmecken um Welten – WELTEN! – besser als die Gekauften.

Mir sind im Winter beim Gießen zwei Zweige unserer 2020 gesäten Überwinterungsphysalis abgebrochen, weil ich „e bissl däbbisch“ war. Weil ich aber in den letzten Jahren schonmal erfolgreich Physalis-Stecklinge bewurzelt hatte, war ich gar nicht mal so traurig/frustriert darüber: Ab in den Bierbembel, Wasser druff und dann ab aufs helle Fensterbrett. Wird schon.

Bilanz nach ca. 2 Monaten:

…nuja.

Wurzeln sind so direkt keine gewachsen, aber an den Stengeln hat sich unter Wasser so ne Art „Schorf“ gebildet, von dem ich immer erhofft hatte, dass das mal Wurzeln werden. Wurde aber nix. Stattdessen blühten die Zwei und bildeten doch tatsächlich Lampions! Und so einer lag heute auf dem Fensterbrett. Deutlich kleiner wie die regulären im Spätsommer, höchstens halb so groß wie wenn die reif sind:

Aber!

Die johannisbeergroße Frucht da drin war hellorange, …und schmeckte perfekt! Wahnsinn, oder? Wusste gar nicht dass ich Hydrokultur kann! (c:

Ich wollte die beiden heute eh einpflanzen, weil Thun’scher Fruchttag und Pflanzzeit ist, also habsch gleich noch ein paar Zweige abgeschnitten. Muss sich ja lohnen, und die Pflanze kanns vertragen:

Eine befreundete Gärtnerin gab mir neulich den Tip, dass Stecklinge besser anwurzeln, wenn man denen hilft, sich auf die Wurzeln zu konzentrieren. Das ist jetzt freundlich formuliert, dann was man macht, ist: Möglichst viele Blätter entfernen (Blüten sowieso). Man macht die also fast nackich, und dann buddelt man die so tief wie möglich ein. Würde mir jetzt nur so mittelgut gefallen, täte man das mit mir. Aber ich bin ja auch kein Steckling.

Um also rauszukriegen ob da was dran ist, hab ich drei Teams gebildet. Hier ist Team Traurig, die Entblätterten:

Team Kontrollgruppe behält die meisten Blätter dran, nur dort wo man die Stengel in der Erde verbuddelt, werden sie entfernt:

Und dann noch Team Bierbembel, die schon mehrere Monate im Wasser standen und sich beharrlich weigerten, Wurzeln zu schlagen:

Die kommen alle in gesiebten Kompost. Nix mit Anzuchterde oder so.

…so. hier nochmal alle aufm Haufen:

Die stehen jetzt alle wieder am Südfenster im Wohnzimmer. Wollen doch mal sehn wie die sich entwickeln – bin gespannt wie Bolle! (c:

Follow-up 7.5.

Eine Woche später sieht man deutliche Unterschiede:

Von links nach rechts:

Team Kontrollgruppe, also die Langen, nicht Entblätterten, sind allesamt schlapp und lassen die Blätter hängen. die Erde ist ausreichend feucht, aber natürlich haben die keine Wurzeln um Wasser aufzunehmen, oder sind gerade erst dabei, welche auszubilden – während gleichzeitig ihre Blätter weiterhin Feuchtigkeit verdunsten. Logisch dass die in Bedrängnis kommen!

Team Traurig hat sich in Team Fröhlich umbenannt: Keine hängenden Blätter, keine Spur von Streß! Dabei haben die in den ersten paar Tagen genauso wie alle anderen auch die Flägen/Blätter hängen lassen. Inzwischen würde man nichtmal mehr vermuten, dass die „unten ohne“ sind und erst Wurzeln bilden müssen. Klar, die haben auch nur mit einem Bruchteil an Verdunstung zu kämpfen und brauchen deshalb nicht soviel Wasser.

Team Bierbembel sieht am erbärmlichsten aus: Ein Trieb ist kurz vorm Exitus, der andere ist zwar nicht so schlapp wie die im großen Topf, hat aber nochmal deutlich an Farbe verloren. Weiß jemand wie man das deuten sollte? Oder gar, was man dem Guten Gutes tun könnte?

Erstes Zwischenfazit

  1. Kleine Triebe haben’s leichter als große, bzw. Triebe mit wenig Blättern sind den Vielblättrigen überlegen.
  2. Vorher ins Wasser stellen bringt genau gar nüscht und scheint sogar nachteilig zu sein.

Follow-up 13.5.

Noch eine Woche später… es hat sich nicht sonderlich viel getan, eigentlich gibts keinen Grund für’n Update. Aber ich hab mir jetzt vorgenommen, Wochenupdates zu machen, jedenfalls solange das sinnvoll ist. Irgendwann nach den Eisheiligen – also demnächst – wird ja alles rausgepflanzt, und dann gibt’s Vergleiche zwischen Stecklingen hier und den im Frühjahr ausgesäten Pflanzen. Das wird also nochmal so richtig spannend! (c:

Also: Der Kümmerling in Team Bierbembel hat’s überstanden. Der wird nich mehr, bzw. der wird wieder Kompost. Mir ist neulich ein weiterer Zweig abgebrochen – hups! – und den hab ich jetzt einfach in den rechten Topf gesteckt, auch wenn der ja gar nicht zum Team gehört. Aber dort war halt gerade der meiste Platz.

Team Fröhlich steht stramm da und wächst weiter, jedenfalls hab ich den Eindruck dass sie ein bisschen größer sind als noch vorige Woche. Kein Vergleich mit dem explosiven Wachstumsschüben einiger Tomaten, die noch in der Wohnung stehen, aber der Vergleich ist auch unfair.

Und Team Kontrollgruppe? Da gibt’s nicht viel zu berichten. Immer noch recht schlapp, aber wenigstens keine Tendenz zum Eingehen. Mal sehn wie die sich langfristig machen.

Follow-up 16.6.2021

Etwas mehr als ein Monat ist ins Land gegangen, und bis auf einen, der gar nicht wurzeln wollte, haben sich die Stecklinge gut entwickelt:

Heute ist Fruchttag und Pflanzzeit – also hab ich ganz im Geiste des fröhlichen Maria Thun-Häschtäggs alle Stecklinge ins Freie gepflanzt. Zeit wird’s! (c:

Ich hab noch nen 60L großen Maurerkübel übrig, da kommen die beiden größten rein. Gefüllt wird der mit Kompost, und als Starthilfe gibt’s einen Schwubb selbstgemixten Dünger: Hornspäne, Urgesteinsmehl und Bittersalz, auch Epsom Salz genannt. Magnesiumsulfat ist das, für die Chemiker unter euch. Eigentlich ist dieser Dünger für die Tomaten und Paprika gedacht, aber hey, komm…

Der Kübel wird im Halbschatten auf der Terrasse stehen, aber dort ist ne ordentliche Wärmefalle, denn im Norden ist die Holzfassade vom Haus, daher fühlen sich dort solche Südfrüchtchen bestimmt sehr wohl.

Die anderen Stecklinge sehen auch sehr gut aus:

Und hier noch zwei weitere.

Die kommen jetzt an die Steinmauer der Terrasseneinfassung. Das ist keine fünf Meter vom oben erwähnten Kübel entfernt, allerdings nicht unten auf der Terrasse, sondern oben auf der Wiese. Bedeutet: Noch etwas schattiger, weiter weg vom Haus, damit weniger im Einfluss des Wärmefallen-Effektes, außerdem nicht so windgeschützt wie der Kübel (wobei Wind hier nie ein großes Problem war). Außerdem stehen die nicht in so tollem Kompost wie die Kübelianer, sondern in einem Mix aus Kompost und Gartenerde, der dort seit ca. 5 Jahren im Boden ist. Vermutlich weniger nährstoffreich.

Ich hab heute Abend wiedermal bis halb zehn gepflanzt, Erde geschubkarrt, Schnecken & Kartoffelkäfer abgesammelt und Gartensalat geerntet – inzwischen meine Abendroutine, aber dabei hab ich vergessen, ein Foto der eingepflanzten Physalisse zu machen. Wird asapst nachgeholt!

Mal sehn wie die sich im Laufe des Sommers so entwickeln. Ich halte euch auf dem Laufenden! (c:

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