Microgreens als essbare Deko

Das Thema Microgreens taucht hier ja seit Jahren immer auf bzw. ist nie richtig weg, sowohl in den Medien und diesem Internet da draußen als auch hier in Brummehausen.

Generell eskalieren Aussaat und Vorzucht Projekte bei mir ja regelmäßig. Das Thema hat nicht umsonst eine eigene Kategorie im Blog. Um nur ein Beispiel wahllos raus zu greifen: Guckst du hier.

Und ja: Microgreens a.k.a. Sprossen sind eigentlich was Anderes als vorgezogene (bzw. verzogene) Jungpflanzen, denn Sprossen erntet man ja noch im Babyalter. Neben dem gesundheitlichen Aspekt kommt bei denen noch der …nennen wir’s gärtnerpsychologische Aspekt dazu: Wenn euch im Winter der grüne Daumen juckt und ihr uuunbedingt was aussähen wollt, aber noch ein paar Wochen bis zum richtigen Zeitpunkt warten müsst, dann sind Microgreens die perfekte Ersatzbefriedigung. Erwähnte ich dass sie gesund as f*ck sind?

Ich hatte in den letzten Jahren oft Kresse ausgesät, bin dann aber auf Erbsensamen umgeschwenkt, a) weil den Kids die Kresse damals zu scharf war (hat sich inzwischen geändert), b) weil Erbsensprossen schnell und unkompliziert keimen – und vor allem: Weil sie noch intensiver nach Erbsen schmecken als Erbsen selbst! Klingt komisch, ist aber so. Müsst ihr ausprobieren. Im Wok kurz heiß anbraten, natürlich schön mit Knobi (und was ihr sonst noch so im Wok macht) – ein Gedicht. Und ja: Kresse und Erbsensprossen verwendet man komplett unterschiedlich. I know.

Erbsensprossen als Versuchskaninchen

Oh, und: Erbsen eignen sich auch hervorragend für Maria Thun-Experimente, siehe hier im ersten Drittel des Artikels. Wenn ihr bei solchen esotherisch anmutenden Gärtnermethoden skeptisch seid: Ging mir auch so. Hatte das der Neugierde wegen zuerst im Garten ausprobiert und dann, weil’s scheinbar so erfolgreich war, ein paar kontrollierte Experimente gestartet um das zu prüfen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Vergleicht mal die beiden Töpfe, beide 12 Tage nach der Aussaat. Selbe Erde, selber Standort, gleich gegossen, selbe Anzahl Samen. Einzig 2 Stunden Unterschied im Aussaatzeitpunkt. Die linken wurden in einer „Blatt“-Zeit gesät, die rechten 2 Stunden später, als Fruchtzeit war, also man sich allen Pflanzen widmen soll, bei denen man die Früchte erntet.

Das war 2019. Hier noch ein Marian-Thun-Erbsenexperiment, diesmal 2022:

Der zum Bild gehörige Text von Ende Februar 2022:

Tja, den ausführlichen Erbsenartikel hab ich nie fertig bekommen, dabei hatte ich das mehrfach richtig schön groß skaliert, hier ein Versuch von 2021:

Falls ihr jetzt spontan Lust auf Erbsensprossen bekommen habt: Macht das, es lohnt sich! Und keine Sorge, ihr braucht nicht extra Eurobehälter kaufen. Ein paar alte Konservendosen tun’s auch:

Na vielleicht mache ich den Maria-Thun-Experiment-Artikel ja mal noch. Wenn mir irgendwann mal langweilig ist. Oder ihr massives Interesse signalisiert.

Kurz gesagt: Microgreens sind toll, aber haben sich bisher in Brummehausen nicht so richtig durchgesetzt, es bleibt bisher bei kurzen, episodischen one-shots.

Aber.

Neuer Versuch?

Neulich hat’s mir wiedermal ne Mail ins Postfach gespült, wo so Microgreen-Startersets beworben werden, mit Gefäßen, Substrat und bissel Saatgut. Der Twist diesmal: Alles Bio und Naturmaterialien. Die Vorzuchtgefäße sind halbe Kokosnussschalen, das Substrat sind Kokosziegel(chen) – also gepresste Kokosfasern, die aufquellen wenn sie gegossen werden.

Kokosnussschalen sind ja an sich schon ein Hingucker und fallen in die Kategorie natural born Deko-Objekte. Baute man da jetzt also so ne richtig schöne Sprossenstation, die dann auf’m Esstisch stünde und immer im Blick wäre, dann würde es vielleicht doch noch was mit der Microgreens-Routine im Brummschen Speiseplan.

Daher auch der Titel „Microgreens als essbare Deko„.

Kokossubstrat

Dieses Kokossubstrat-Zeugs kenne ich schon gut, hatte da vor Jahren mal ne Großbestellung gemacht und 24 solche gepressten 650 gr Ziegel für 29€ geschossen*. Für microgreens würde ich genau solches reines Kokossubstrat nehmen, denn Sprossen brauchen keine weiteren Nährstoffe, nur Wasser, Luft und Licht. Die würden auch auf feuchtem Küchenkrepp wachsen, nur trocknet das zu schnell aus (später mehr dazu).

* Warum so viel? Mit Kokos-Substrat kann man prima die Anzuchterde abmagern, damit die Jungpflanzen nicht so leicht an zuviele Nährstoffe kommen. Warum? Weil sie in abgemagerter Erde mehr Wurzeln ausbilden müssen, und das hilft ihnen später enorm. Ich verwende allerdings inzwischen meist einfach gesiebten reinen Kompost, weil die Ergebnisse nicht wirklich schlechter als mit der aufwändig gemischten Anzuchterde ausfallen. Keine Ahnung warum, die Theorie dahinter ist mir nicht ganz klar. Als ich noch Erde abgemagert hatte, hab ich je 1/3 gesiebten Kompost, Sand und dieses Kokossubstrat verwendet – daher die besagt Großbestellung.

Tja und wenn ich das jetzt mit dem oben erwähnten Angebot vergleiche …alter Falter, 54€ für 3 halbe Kokosnüsse, ein paar Tüten Saatgut und bissel Kokoserde?!?

Danke, aber nein danke.

Versteht mich nicht falsch, ich mag den Shop sehr, hab dort auch schon Microgreen-Saatgut bestellt und war bisher 100% zufrieden. Ich verlinke dieses Starterset genau deshalb nicht, weil ich den Shop nicht schlecht reden will. Solche gefühlt überteuerten Angebote bewirken bei mir dann halt immer, dass ich spontan in den „das kannste selber billiger!„-Modus falle. Und – schwupps! – steht ein neues Projektchen ganz oben auf der brummschen to-do Liste.

Dabei hab ich eigentlich gar keine Zeit für sowas, hmpf.

Sprossenaufzucht bis zum Abwinken

Nicht nur das: Wir sind auch in Sachen Sprossenaufzuchtsysteme ganz gut bestückt: Hier stehen schon mehrere Varianten Sprossengläser und ein Biosnacky rum. Sogar so ne extravagante Terracotta-Variante von Vertplanter hatten wir mal ausprobiert.

Der Biosnacky hat mehrere solche stapelbaren, transparenten Plastikschalen mit geriffeltem Boden und nem Abfluss in die nächste Ebene, bis in die abflusslose unterste Schale. Hier hatte ich mal die Erbsenkeime geknipst:

Dann gibt’s noch diese Sprossengläser. Aktuell sind unsere gerade weggeräumt, daher ein Produktfoto aus dem weltgrößten Onlineshop (sorry). Das Prinzip ist einfach: Bissel Wasser in die Gläser, Samen hinterherwerfen, die dann an den feuchten Innenseiten festkleben und dort fröhlich keimen. Da die Öffnungen schräg nach unten gehen, läuft das meiste Wasser raus, es bleibt aber genug Feuchtigkeit drin, damit sich die Keimlinge wohl fühlen. Ein bis zweimal am Tag mit frischem Wasser ausspülen und dann wieder in die Schale stellen. So voll wie auf dem Werbebild waren die Gläser bei uns nie, aber vielleicht haben wir auch einfach nur zu wenige Samen reingetan. Funktioniert von allen Varianten noch mit am besten…wenn man den (halb-)täglichen Wasserwechsel nicht verbummelt.

Erwähnenswert vor allem wegen seiner Einzigartigkeit: Der Vertplanter. Ein innen mit Wasser gefülltes Tongefäß, bei dem die Feuchtigkeit durch den Ton diffundiert und das dadurch immer gleichmäßig feucht bleibt. Cooles Prinzip! Ihr findet zu dem Teil haufenweise Videos, guckt mal. Am besten zu Beginn komplett untertauchen und vollsaugen lassen, wenn’s dann ordentlich angefeuchtet ist, Saatgut drüberkrümeln und warten bis selbiges keimt. Theoretisch jedenfalls – das hatte bei uns nur so mittelgut funktioniert… aber ich bin gewillt, dem Teil nochmal ne Chance zu geben.

Alternativ kann man wohl auch schon „fertige“ Pflanzen da dran befestigen (Gummis oder dünner Nähfaden oder Angelschnur bieten sich an) und das dann als grünes Deko-Element nutzen. Weiß nicht ob das klappt, hab’s nicht ausprobiert. Achtung allerdings: Als Deko ist der Vertplanter designbedingt nur für Leute ohne Trypophobie geeignet!

Leider hat fast jede Variante kommerzielle Variante irgendwo ihre Macken:

  • Im Biosnacky gab’s öfter mal Probleme mit Schimmel.
  • Der Vertplanter hat schlicht zu schlecht performt und die Motivation für Ursachensuche und Optimierung war zu schnell weg. Und: Trypophobie.
  • Die Sprossengläser funktionieren noch am besten, aber selbst die trockneten bei uns manchmal zu schnell aus, weil da ja nix weiter an Substrat drin ist, das die Feuchtigkeit halten kann. Das hat aber auch was mit Aufmerksamkeit und Disziplin zu tun – man muss im Familienalltag halt täglich 2x an diese Gläser denken, und wenn man das einmal vergisst, ist die Ernte im schlimmsten Fall eben schon hinüber. Trotz dass wir die auf dem Küchenfensterbrett direkt hinter der Spüle platziert haben, wo wir sie mehrmals täglich garantiert sehen, passiert’s leider zu oft, dass wir nicht dazu kommen.

Kurz: Nach der jeweiligen anfänglichen Euphoriephase, haben wir es bisher irgendwie nicht geschafft, Microgreens in den kulinatischen Alltag einzubauen. Dabei ist das Zeug so gesund…

Ich bin durch die Kokosnuss-Variante aber gerade hinreichend motiviert, es mal wieder zu probieren. Auch, weil ich gucken will, wie gut das Kokossubstrat als Wasserspeicher funktioniert – wenn das klappt, wäre eins der größten Probleme gelöst.

Ich mag die Kokosnussvariante aus dem oben verlinkten Startersets (100% natürliche Materialien!) schon allein deshalb, weil ich Kokosnüsse mag, und so ne Sprossenstation aus Naturmaterialien zusammenzubasteln klingt jetzt nicht wirklich schwierig.

Ich hab spontan ungefähr in folgende Richtung gedacht : Die Basis bildet ein vertikaler Ständer, bspw. ein Rundholz mit mindestens 5 cm Durchmesser oder ein schön gewachsener Ast), in den ich kurze Holzschrauben mit M8 Gewinde (sog. „Stockschrauben“) drehe. Die Kokosschalen werden dann oben kurz unter’m Rand angebohrt, auf die M8 gefädelt und innen mit U-Scheibe + Flügelmutter verschraubt. Durch die Flügelmutter kann man die Schälchen einfach und schnell abschrauben – das hilft enorm beim Saubermachen.

Gefüllt würden die dann mit Kokoserde; ich hab noch mehrere solche Ziegel von meiner Großbestellung von vor ein paar Jahren. Dann schön wässern, bissel Saatgut drauf und hoffen, freuen, ernten, essen.

So der Plan…

Konkret gehts jetzt so weiter:

Schritt 1:
Material beschaffen. Drei halbe Kokosnüsse hab ich über’s Wochenende zusammen bekommen, ich brauche aber mindestens vier für nen sinnvollen Planter. Aber gut, mit dreien kann ich theoretisch schon mal anfangen. Das restliche Zeugs hab ich da.

Schritt 2:
Just do it. Mal sehen ob ich mich dazu aufraffen kann. Deutlich dringender als dieses neue Prokrastienierungsprojektchen wäre ja, endlich festzulegen, welche 2 Dutzend Tomatensorten 2025 in den Garten sollen, denn im März geht’s mit der Vorzucht los. Oder die Insektenhotels fertig zu bekommen. Immerhin hab ich die über’s Wochenende endlich soweit vorbereitet, dass ich nur noch auf das neue Füllmaterial warte, das kommende Woche eintrudeln sollte.

Schritt 3:
Ausprobieren. Bin gespannt, wie sich das gebastelte Teil dann im Alltag schlägt. Hab am Wochenende auf den Rat einer Gartenfreundin hin bissel Perlit bestellt, damit hat sie bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Guckt mal wie cool das bei ihr aussieht:



Schritt 4:
Neuen Blogartikel schreiben.

Meine Fragen an euch

1) Habt ihr schon mal Probleme mit Schimmel in Kokoserde gehabt?

2) Was wären eure Design-Ideen für ne schöne Keimstation?

3) Eure Verwendungs- und Rezeptvorschläge für Microgreens? Besonders interessant: Wie macht man Sprossen seinen selektiv mäkeligen Kindern schmackhaft? (c;

2 responses to “Microgreens als essbare Deko”

  1. […] ersten Teil ging’s um die bisherigen brummschen Erfahrungen mit Sprossen und den verschiedenen […]

  2. […] dachte ja nicht, dass sich dieses Projektchen so lange hinzieht und ein Dreiteiler wird (Teil 1hier, Teil 2 dort). Aber das weiß man vorher eben nie so […]

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