Vom traumhaft-flauschigen Start hab ich euch ja schon erzählt. Freitag war Tag Null – heute erfahrt ihr, was am ersten Wochenende mit den Zwergkarnickeln alles so abging.
Tag 1: Samstag 17.8.24
Der Wecker klingelt sieben Uhr. Am Samstag. Örx! )c:
Aber hey, wir haben jetzt Hasen zu versorgen, die sind garantiert schon wach, neugierig, unternehmungslustig und hungrig. Also ist jetzt nix mehr mit Ausbutzeln.
Die Kids hatten in den Sommerferien schonmal bissel geübt und probiert, wie sich das anfühlt wenn man nicht so lange ausschlafen kann wie man will, weil man Tiere zu versorgen hat: Oma und Opa wohnen gleich neben uns und hatten angeboten, dass die beiden früh die Hühner füttern dürfen. Prima Idee, und hat auch in unserem Sinne funktioniert: Die Zwei haben gemerkt, dass zeitig aufstenen müssen nur so mitteltoll ist, selbst wenn wir mit ca. 8 Uhr ne recht harmlose Zeit ausgemacht hatten. Kein Vergleich zu dem, was in der Schulzeit früh abgehen würde. Da zählt ja jede Minute Schlaf, und die beiden sind so schon ordentlich knülle, wenn sie 6:15 aufstehen müssen. Na jedenfalls hat das Hühnerexperiment niemanden umgestimmt. Mal sehen wie das jetzt wird…
Der Samstag Morgen beginnt natürlich hochmotiviert. Alle vier Brummes können’s kaum erwarten, rauszukommen…
…und auch die Fellnasen wollen raus und die neue Umgebung kennenlernen, die sie am Freitagabend kurz und nachts dann durch’s Stallgitter angeteasert bekamen. Gegen die Neugier hatten sogar die Frühstücks-Möhrenstücke keine Chance!
Wir hatten ja am Vorabend gemerkt, dass sie kein bisschen scheu sind. Und das bestätigt sich jetzt wieder: Wir werden angeschnuffelt, angestupst…
…und beklettert. Die Kids sind begeistert, wir auch.
Wirklich alles wird begutachtet. Die Hasenmädchen sind einfach nur zuckersüß. Sieht man auf den Fotos glaube ich ganz gut. (c:
Sehr schnell kristallisiert sich ein Lieblingsplatz heraus: Hinter und unter dem Hasenstall. Dieses chillige „ich lasse ne Pfote runterhängen“ …einfach geil, oder?
Im Laufe des Vormittags kam dann auch die brummsche Mulchkatze vorbei. Ihrer Reaktion nach sieht sie die Kaninchen jetzt wirklich zum ersten Mal: Sie fährt zusammen, geht in „Raubtierhocke“ und ist super-interessiert. Schnell entspannt sie sich wieder, sucht sich einen bequemen Platz auf der Mauer – in direkter Sichtlinie zum eben erwähnten Lieblingsplatz hinter dem Stall, wo die neuen Familienmitglieder chillen. Na fein.
Das Gehege ist ja gottseidank fertsch, aber die Bastelei geht natürlich weiter:
Irgendwas mit „Riegel vorschieben“
Der kleine Riegel, der das Tor zuhält… das war nur ein Provisorium, also muss jetzt was neues, besseres her. Ein schöner Riegel aus urigem Altholz. Mal gucken was mein Holzlager so hergibt. Ich weiß auch schon genau, wo ich was passsendes habe:
Hier, diese fast rechtwinkligen, treibholzartigen Äste. Die bringen’s doch, oder? Das sollten vor Jahren mal Lampen werden, war damals aber nicht dazu gekommen.
Der grobe Plan: Einmal durch den Rahmen bohren und nen M10er Gewindestab oder ne lange M10er Schraube als Drehachse durchstecken. Außen Riegel und Falle, innen so ne Art Klinke.
Aber Daniel…. wie willst du denn einen M10er Gewindestab mit den Hölzern verbinden? Du kannst doch kein M10-Gewinde ins Altholz schneiden!
Nee, kann ich nicht. Muss ich auch nicht. Ich nehme einfach solche Einschraubmuttern. Außen wie ne Holzschraube, innen ein M10er Gewinde und ne Aufnahme für nen großen Inbusschlüssel zum Reindrehen. Keine Ahnung wer diese Teile erfunden hat, aber die sind schon cool. (c:
Mein Gelärme mit Stichsäge und Schrauber juckt die Fellnasen nicht die Bohne. Die setzen sich demonstrativ direkt hinter die Gehegetür und gucken mir zu. Echte Heimwerkerhasen. Wird immer besser.
Das Ganze dauert länger als erhofft, aber das Wetter ist schön und ich hab keinen Zeitdruck. Klar ist die Gartenliste endlos lang geworden, aber …heute wird mal nicht gegärtnert.
So, fast fertsch:
An der Seite ne Schlinge, damit Marder, Fuchs oder Waschbär den Hebel nicht aufbekommen. Was jetzt nur noch fehlt…
…ist Leinölfirnis. Das schützt gegen Gammeln und veredelt jedes Holz. Hier ein Vergleich: Hinten der Riegel ist komplett gefirnist, vorn die Falle nur am rechten oberen Ende.
Natürlich verblasst das mit der Zeit. Aber ich kann ja jederzeit nachfirnissen, wenn ich das wöllte.
Die Kids eröffnen inzwischen den Zirkus Möhrenkraut.
Und als der Torriegel fertig ist, geht’s weiter. Wir haben beschlossen, dass noch ein Häusschen ins Gehege soll.
Die Villa Stachelball, also das Igelhäuschen, in dem im Herbst 2021 mal ein (leider viel zu leichter) junger Igel überwintern sollte, steht schon viel zu lange nutzlos rum. Da muss nicht viel umgebaut werden, nur ne zweite Tür rein und die gegenüberliegende Seite aufmachen.
Das neue Mobilar wird sofort begutachtet und für gut befunden. Super! (c:
Mal sehen wie den beiden frische Weidenzweige schmecken…
Ergebnis: Wir haben einen Lieblings-Snack! Das Zeug wird den ganzen Tag über immer mal wieder angeknuspert und selbst als später alle Blätter weggemampft sind, werden die Zweige noch gefuttert. Prima, denn die beiden riesigen Trauerweiden im Garten bieten quasi unerschöpflichen Nachschub.
Aber die Hauptnahrung bleibt natürlich gerupfte Wiese.
Und damit die nicht so schnell welk wird – gerade haben wir Mitte August und es ist hochsommerlich warm – hab ich mir den folgenden Lifehack einfallen lassen:
Im Blumentopf sind unten Steine drin, damit er nicht umfällt. Dann mit Wasser auffüllen und anschließend das Grünzeug reinstellen. Ergebnis: Der essbare Strauß bleibt weeesentlich länger frisch als wie wenn wir das Futter einfach als Haufen auf den Boden tun.
Erster Hasenlifehack: Achieved. (c:
Tag zwei in Flauschhausen: Sonntag 18.8.24
Sonntagmorgen, auf nach draußen! Die ganze Familie schleicht hochmotiviert durch den Garten und rupft ein leckeres Hasenfrühstück zusammen. Immer schön leise sein und flüstern, um die Nachbars (also meine Eltern und die Familie meines Bruders) nicht zu wecken. Die beiden Fellnasen sind natürlich schon längst wach und beobachten uns.
Können wir bitte mal kurz Pause machen und gemeinsam festhalten, dass Männchen machende Kaninchen die Niedlichkeits-Skala sprengen, aber sowas von?
Die beiden haben noch jede Menge Grünzeug im Stall. Will heißen: Wir haben nicht zu wenig gegeben. Aber eben auch nicht zu viel, auch wenn man das vielleicht denken könnte – Kaninchen sollen nämlich immer mehr bekommen also sie fressen, damit sie nicht gezwungen sind, alles aufzufressen.
Warum?
Weil sie sich ihr Futter aussuchen, d. h. sie suchen sich instinktiv die Kräuter und Gräser raus, die sie gerade brauchen. Stichwort Nahrungsselektion und Selbstmedikation. Hier mehr dazu, und ausführlicher erklärt. Wir genießen die morgendliche Sommerstimmung und beobachten die beiden beim hoppeln und mümmeln.
Allerdings endet das entspannte Beobachten, als die beiden uns mit ihren eigenen Ideen zur Gehegegestaltung überraschen:
Buddeln bei Brummes
Das neue Zuhause wird nämlich nicht nur untersucht, sondern umgestaltet: Die beiden beginnen zu graben… Leider an den Gehegerändern und nicht in der Mitte. Zwar sind unter dem Gehegerand nochmal 25 cm tiefe Betonschwellen im Boden, aber schön ist das trotzdem nicht.
Als die Hasendame fertig ist, kommt ihre Schwester dazu und begutachtet das Loch. Sie wird nach einigem Schnuffeln weggejagt. Es beginnt eine ausdauernde Jagd kreuz und quer durch das Gehege, und plötzlich beginnen die beiden …sich zu prügeln! What?
Erste Wolken im Paradies: Prügelei, echt jetzt?!?
Aber nicht nur so’n bisschen Gerangel, sondern das ganze bunte Ballett, so richtig mit Treten, Beißen und als Fellball in der Luft weiterkämpfen:
Wir brauchen erstmal ne Weile, bis uns dämmert dass das kein Spiel ist, sondern Ernst. Die Kinder sind geschockt, wir nicht weniger.
Das Ganze dauert vielleicht 20 Sekunden, danach liegen einige Fellfetzen im Gehege, aber wir sehen keine Verletzungen. Wir sind trotzdem einigermaßen erschrocken – damit hatte jetzt nun wirklich keiner gerechnet. Eben noch Friede, Freude, Flausch …und plötzlich sowas.
Kurze Zeit später gleich nochmal. Wir beruhigen die Kinder erst einmal und ich spreche dem Tierheim kurz auf den AB. Wollte sowieso ein kurzes Update geben und Bescheid sagen, dass es den beiden gut geht. Mal sehen was die zu den Prügelschwestern für ne Meinung haben…
Direkt danach liegen die beiden ein paar Meter voneinander entfernt und ruhen sich aus:
Entwarnung
Nach diesen beiden Episoden gibt es nur noch gelegentliches Jagen, und auch das nimmt in den nächsten Tagen immer mehr ab – die Rangordnung ist scheinbar geklärt. Puh!
Der Sonntag wird dann doch noch flauschig schön. Wir setzen uns immer mal ins Gehege und beobachten einfach nur.
Boah, das könnte ich den ganzen Tag machen! (c:
Die beiden kommen immer mal zu uns und suchen Kontakt, lassen sich auch streicheln. Nur Hochnehmen ist nicht so ihr’s. Logisch: In der Natur gibt’s nur eine Situation im Hasenleben, in der man hochgenommen wird: Die letzte…
Also werden wir sie ganz langsam daran gewöhnen. Hat je keine Eile.
Auf den Betonschwellen liegen sie besonders gern. Vermutlich weil’s dort bei der Wärme schön kühl ist.
Das gebuddelte Loch wird mit Schotter verfüllt. Drei Eimer Steine haben wir beim Ausheben der Fundamente gefüllt, es gibt also mehr als genug Füllmaterial. Vorerst.
Aber auf Dauer ist das natürlich keine Lösung, ich will ja nicht ringsrum Schotter haben. Also kommt ein großer Stein in die Mitte. Der ist noch vom Hausbau übrig und hat jetzt seinen moment of fame. Die Idee ist, dass sie an dessen Rändern nach Herzenslust buddeln dürfen – in der Gehegemitte ist das kein Problem. Um ihnen das zu erleichtern, grabe ich ein bissel vor, damit die Erde dort schonmal schön locker ist.
Der Stein wird sofort beschnuffeln, beklettert und untersucht… nur gegraben wird noch nicht.
Abwarten. Muss ja nicht sofort sein. Wird schon.
Spoiler: Gegen Ende der folgenden Woche wird dort immer noch nix passiert, dafür an diversen Stellen an den Gehegerändern. Hmpf.
Das Wochenende war natürlich viel zu schnell vorbei, und die Programme der Nachmittage in der kommenden Woche sind vorprogrammiert.
Mehr davon im nächsten Artikel.