
Teil 1 des Projektchens findet ihr hier.
Jetzt geht’s weiter mit:
- Entfernen der alten Füllungen (und unerwarteten Problemen dabei)
- neue Anstriche
- neue Niströhrchen: was geht, was nicht?
- Aufhängen und gucken, ob die Hotels akzeptiert werden
- zum Schluss noch ein paar Quellen, wo ihr euch zum Thema aufschlauen könnt-
Raus mit dem Alten!
Die sinnlosen und unpassenden Füllungen sind raus, jetzt müssen die leeren Fächer neu befüllt werden. Im Garten wächst Schilf – prima!
…dachte ich.
Leider isses aber gar nicht mal so einfach, das Schilfrohr zerstörungsfrei zu kürzen: Die Gartenschere zerdrückt die Röhrchen, die wie hier im Bild dann der Länge nach splittern. Geht also nicht.

Die Kreisssäge hat die höchsten Umdrehungen aller Sägen im brummschen Repertoire, sollte sich also am ehesten eignen. Ist aber derzeit unter allerlei Zeugs verbaut und steht nicht zur Verfügung. Also muss die Stichsäge ran.

Im mittleren Fach seht ihr die leeren Röhrchen, die schon drin waren. Alles schick, so sollte das sein. Unten drunter meine gesägten Schilfröhrchen. Ich bezweifle dass die besiedelt werden – die Mauerbienen müssten erstmal die Fasern rausbekommen, die dort drin sind – und die sind längs (d. h. parallel) zur Wuchsrichtung angeordnet…
Die kriegen sie nie dort raus, da wette ich. Eigenbefüllung mit Schilf ist damit also gestorben. Hmpf.

Das hat mich zwei Tage zurückgeworfen, denn ich musste jetzt erstmal recherchieren, womit ich das jetzt stattdessen befülle. Gelandet bin ich bei Niströhrchen/Nisthülsen aus Pappe bzw. Bambus. Allerdings sind die gottlos teuer. Aber das ist selbstgewähltes Elend: Ich Fön musste mir ja 12 (zwölf!!!) Insektenhotels anlachen. Selber schuld, da muss ich jetze durch.
Aber wisst ihr, was quasi identisch mit diesen Nisthülsen ist, aber deutlich preiswerter?
Strohhalme!
Also Trinkhalme. Die gibt’s ja inzwischen auch aus Pappe oder Bambuspapier. 1000 Stück mit 6mm bzw. 8 mm Durchmesser kosten 21€ bzw. 25€. Ich hab beide Varianten gegönnt. Die Länge (20 bzw. 22 cm) kann ich dritteln – die gekauften Hotels sind ja leider nicht sehr tief.
Wenn ihr auf den Geschmack gekommen seid und selbst Insketenhotels bauen wollt: Bitte nicht solche Flachbauten wie meine. Je länger die Röhren, desto besser für die Bienen. 15-20 cm sind optimal, sagen die Profis, also nehmt für eure Hotels bitte entsprechend breite Bretter. Meine Insektenhotels sind nur 8 bzw. 6 cm tief. Lesson learned. Hmpf.
Jetzt wird’s bunt
So, jetzt die Farben. Deko-Projekte in Brummehausen sind ja meistens farbenfroh. Das Farbkonzept diesmal: Alle Hotels bekommen ein einheitliche dunkelrotes Dach und die Seiten werden dann unterschiedlich bunt. Von den kleinen Hotels bekommen jeweils zwei dieselbe Farbe.
Hier die vier Großen Häuschen:

Und jetzt die Kleinen. Die Dach-Farbtöne „Schmuddelweiß“ und „Betongrau“ mögen manche Menschen elegant finden. Ich nicht.

Die erste Schicht Acryllack hat nicht richtig gedeckt, musste also noch ein zweites Mal drüber.

So, der Lack ist dran. Endlich. Das war so’n Schritt, den ich tagelang vor mich hin prokrastiniert hatte.

Aber eigentlich isses ja gar nicht so wichtig, wie die Hotels von außen aussehen. Was zählt, sind…
Innere Werte
Denn egal wie toll bunt die aussehen, wenn das Innenleben nicht stimmt, zieht da keine einzige Biene ein. Das mitgelieferte Nistmaterial war ja eher Mistmaterial, das hatte ich im ersten Artikel ja gezeigt. Vor dem Besprühen hatte ich fast alles Unpassende entfernt.
Fast.
Jetzt müssen nur noch die sinnlosen Rundhölzer aus den großen Hotels gebrochen werden und dann die drölfzigtausend bestellten neuen Nisthülsen ankommen. Die kürze ich dann auf die passende Länge ein und fülle damit alle leeren Fächer auf.
Diese Rundhölzer haben unerwartet viel Ärger gemacht: Die waren dermaßen solide an die Rückwände geleimt, dass sie beim Rausbrechen große Teile der Rückwand aus dem knapp 3mm dünnem Sperrholz mitgenommen haben:

Das hat dann klaffende Löcher in den Rückwänden hinterlassen, die so natürlich nicht bleiben können:

Also hab ich das mit passend zurechtgesägtem Sperrholz wieder verschlossen…

…und zwar geklebt und sicherheitshalber nochmal am Rahmen festgetackert.

Der Leim muss erstmal nen Tag trocknen, als Schluss für heute.

Stand Anfang März: Die Farbe ist dran, die sinnlosen Füllungen sind draußen.

Übrigens: Diese künstlichen Nisthülsen aus Pappe oder Bambuspapier… Ich war da anfangs ja skeptisch und dachte, dass Naturmaterial doch bestimmt besser ist. Hab aber dann mehrere Videos gesehen mit Leuten, die mehr Ahnung von der Materie haben als ich, und die waren alle des Lobes voll über diese Nisthülsen. Siehe Linksammlung am Artikelende. Von denen hab ich dann je 2000 Stück mit 8 bzw. 6 mm Durchmesser gekauft, die müssen jetzt auf die passenden Längen gekürzt werden: 8 cm für die großen Insektenhotels und 6 cm für die Kleinen.
Jetzt muss ich also nur noch 4.000 Papierstrohhalme schneiden und reinstapeln. Ich kann die Sehnenscheidenentzündung fast schon spüren. Und nein: Mit ner Hebelschere geht’s leider nicht. Das hab ich ausprobiert: Die Strohhalme werden nur gequetscht und nicht/kaum geschnitten.
Händisch mit ner scharfen Schere schneiden fällt aus, da muss ne andere Lösung her.
Die Tischkreissäge ist mein nächster Plan, aber wie bekomme ich das gleichmäßig hin? Also hab ich mir eine Vorrichtung gebaut, in die ich 130 Halme 8 cm tief reinstopfen kann:

Na gut, nennen wir’s nicht gleich Vorrichtung, sagen wir mal „Hilfsbrettel“. Mal sehen ob’s seinen Zweck erfüllt.

So ist das gedacht: Die Röhrchen kommen ins Hilfsbrettel, haben dadurch a) alle dieselbe Schnittlänge und sind b) fest eingeklemmt, sodass beim Sägen nix verrutschen kann. Ihr wollt nämlich nie, nie, nie, dass euch beim Sägen was verrutscht. Der Kickback ist nicht euer Freund, glaubt mir. Bin da selbst schon mehrfach mit nem blauen Auge (bzw. Finger) davongekommen. Nehmt das bitte ernst beim Arbeiten mit Kreissägen.

Funktioniert wie geplant. (c:

Die Schnitte sind leider sehr „flauschig“, das werden die Bienen nicht mögen. Aber so’n Strohhalm hat ja zwei saubere Enden, also kommen die Schnittflächen eben nach innen.

Da die Trinkhalme zu lang waren, reicht es nicht sie einfach nur zu halbieren – es muss noch ein kleines Schnippel weg. Die kommen dann in die kleinen Insektenhotels, die ja leider nochmal flacher sind als die großen (und selbst die hätten schon tiefer sein können). Naja, nobody’s perfect. Beim nächsten Mal baue ich die einfach selbst, dann wird’s richtig.

Das Runde muss in das Eckige
Jetzt ist nochmal Handarbeit angesagt: Die Trinkhalme släsch Niströhrchen müssen in die Häuser gestapelt werden. Das lässt sich nicht automatisieren. In der Inustrie würde jetzt jemand „pick & place robot!“ rufen, aber ich will nur ein Dutzend Insektenhotels füllen und nicht ein paar Dausend.
Die beiden Katzen sind übrigens unsere neuen Nachbarn. Das Teeny-Duo macht unserer Miez gerade das Leben bissel schwer spannend: Die wollen einfach nicht kapieren, dass sie auf ihrer Seite des Zauns zu bleiben haben, selbst nach mehreren körperlichen Ermahnungen a.k.a. vermöbeln und wegjagen nicht. Die kommen hartnäckig immer wieder zu uns und versuchen, mit der Hausherrin Freundschaft zu schließen. Ich bin zwar nicht mehr sehr optimistisch, würde das aber sehr begrüßen. In meinem Kopf liegen die drei im Sommer auf der brummschen Terrasse und chillen zu dritt. Aber das wird wohl beim Kopfkino bleiben…
Auf jeden fall sind sie zuckersüß, auch wenn sie mir täglich mehrfach die Beete umgraben und düngen. Wenn ihr ein wirksames Mittel kennt, wie man sie davon überzeugen kann, dass das kein 40 m² großes Katzenklo sondern MEIN VERDAMMTES GEMÜSEBEET ist: Ich bin über jeden Tip dankbar!

So, los geht’s…

Fertsch! …mit dem ersten.

Hat ein paar Tage gedauert, und ich musste auch nochmal mit der Farbe ran, um ein paar Dinge auszubessern…

…aber irgendwann war’s endlich soweit:
Fertsch!
So, und jetzt ab damit an die Südwand vom Carport. Rechts oben, verdeckt von den Zweigen, seht ihr die beiden alten Wildbienenhotels, die schon ne Weile in Benutzung sind. Mal sehen ob die neuen Hotels jetzt auch so gut angenommen werden.
Der brummsche Carport ist jetzt jedenfalls schön farbenfroh. (c:

Ich bin scheinbar gerade noch rechtzeitig fertig geworden – die beiden Würfel, die unter’m Dachüberstand vom Carport überwintert haben, sind jetzt heiß begehrt. Das summt wie in einem Bienenstock – dabei bildet die Rostrote Mauerbiene gar keine Völker, das sind Solitärbienen. Merkt man hier aber gerade so gar nicht.

Zum Glück sind sie absolut friedlich – perfekt für mich, denn ich wurde immer instinktiv „fuchtelig“, wenn mich Bienen oder v. a. Wespen anfliegen. Irgendwie gewinnt da mein Unterbewusstsein die Oberhand. Inzwischen hab ich das gut besser im Griff, und das habe ich den Wildbienen zu verdanken.
Akzeptiert oder nicht?
TL;DR: Sieht gut aus.
Am Tag 2 merkt man immer noch deutlich, dass die links von der Tür hängenden Hotels deutlich weniger (fast gar nicht) frequentiert werden.

Die Musik spielt immer noch in der Nähe der beiden alten Hotels, dort sind auch mehr Wildbienen an den neu aufgehängten Häuschen.

Guckt mal, sieht das nicht niedlich aus? Madame hat da mindestens 10 Minuten gechillt und sich ausgiebig knipsen lassen.

Selbst die kleinen Häusschen mit den ausgefransten Röhren werden angenommen, wenn auch nicht ganz so gut wie die großen mit ihren glatten Eingängen.

Ihr glaubt nicht, wie erleichtert ich war als ich gesehen habe dass sie die Hotels anzunehmen scheinen! Wenn das ein Fehlschlag geworden wäre, dann hätte ich hier mehr Stunden und Geld reinversenkt, als ich hier aufzählen möchte. Puh.
Erstes Fazit
Mal kurz ausgewertet: Was lief gut, was weniger?
Gesamturteil
Erstes Urteil: Erfolg.
Make or buy
Ich würde beim nächsten mal nicht wieder fertige Hotels kaufen und dann umbauen, auch wenn sie „schön billig“ sind. Der Aufwand der da immer noch nötig war, um die Hotels sinnvoll zu gestalten, war vorher nicht abschätzbar. Ich hatte bspw. nicht erwartet, dass das Entfernen der Füllung die Rückwände zerstört. Außerdem haben sich die Hotels als zu flach herausgestellt – wenn ich welche selber gebaut hätte, dann wären die mind. 20 cm tief geworden, damit die Bienen längere Niströhren haben.
Akzeptanz
Heute ist zwar erst Tag 2, aber sie wuseln schon jetzt schön an den Hotels herum und inspizieren die Röhrchen. Einige Bienen verschwinden auch schon länger darin. Die Würfelförmigen Hotels haben auch ne ganzen Weile leer gestanden, bis sie von den Mauerbienen entdeckt, akzeptiert und benutzt wurden. Vielleicht dauert das hier auch noch ne Weile. Außerdem beginnt der Frühling gerade erst – und damit die Wildbienensaison. Es ist also noch zu früh um ein abschließendes Urteil zu fällen. Wird in jedem Fall spannend.
Updates? Klar doch!
Ich werde asapst noch ein paar kurze Videos hochladen und hier dann updaten. Später im Frühjahr/Sommer kommt dann noch ein Update, wie das brummsche Hotebusiness läuft.
Wissenswertes rund ums Thema
Wer sich zum Thema Insektenhotels aufschlauen will, ziehe sich gern die folgenden Seiten und Videos rein:
Weitere Empfehlungen
- Werner David scheint eine
KonifereKoryphäe in Sachen Insektenhotels zu sein. Guckst du hier und hier. Dessen Seite kann ich www.naturgartenfreunde.de hab ich erst neulich entdeckt und bin da noch nicht durch, aber jetzt schon restlos begeistert. - Instructables hat einige schöne Bauanleitungen, hier und da mal welche, die mir gut gefielen.
- Falls du eher in Richtung Schmetterlingshäuser gehen willst, guckt du hier.
- Auch wichtig: Wie man’s NICHT machen soll.
- Und nochmal Werner David, diesmal mit Positivbeispielen.
- Die Bienenretter haben ebenfalls ne umfangreiche Seite, wo ihr euch aufschlauen könnt.
- neben Bienen gibt’s noch anderes Gesumms. Hummeln zum Beispiel.
Wow, du warst sehr fleißig.hast du auch ein großen Speisesaal für all deine Gäste? Sprich heimisches Kraut? Da bin ich gerade dabei aufzurüsten und Gartenkonzept neu aufzustellen
Noch blüht nur recht wenig, aber das ändert sich bald, der Frühling steht ja in den Startlöchern. Unsere Grünflächen sind Wiesen und kein Rasen, ich achte darauf dass es möglichst bunt und bienenfreundlich ist.Im Sommer kommen dann die Tomaten & Paprika in die Maurerkübel unter den Hotels – deren Blüten können sie dann ebenfalls fleißig bestäuben. 🙂
Bin gespannt wie du deinen Garten bienenfreundlicher gestaltest – kannst ja bei Gelegenheit mal ein paar Details posten.