Ich bin ein sauschlechter Dramaturg. Ehrlich. Wenn man jemandem etwas Tolles zeigen will, sollte man für den maximalen Effekt damit warten, bis es fertig ist. Dazu gehört halt Geduld. Enthüllt man das Werk unvollendet, nimmt man dem dramaturgischen Effekt die Wucht, das „Wow!“. Habe ich also Geduld?
Nö.
Jedenfalls nicht genügend.
Worum gehts?
Ich will die Tomaten auf der Terrasse dieses Jahr nicht nur in Pflanzsäcken anbauen, sondern auch in Maurertrögen. Pflanzsäcke sind zwar super darin, Staunässe zu vermeiden – Tomaten hassen Staunässe! – aber eigentlich sind sie fast schon wieder zu gut: Im Sommer trocknet die Erde in den Säcken einfach zu schnell aus, vor allem wenn die Sonne so richtig an das schwarze Gewebe knallt. Und Tomaten hassen nicht nur Staunässe, sondern auch Trockenheit. Richtige kleine Mimimi-Divas.
Jetzt also Maurertröge. Die gibts in eckig und in rund und in verschiedenen Größen. Ich hab eckige, und zwar 60L und 90L große. Die werden unten aus Gründen der Drainage angebohrt – Staunässe und so. Wir sprachen darüber. Damit das Gießwasser nicht auf die Holzterrasse suppt, werden die Pötte an den schmalen Seiten auf Platten gestellt und in der Mitte unter die Löcher wird ne flache Schale drunter geschoben, aber das ist jetzt nicht der Punkt. Der Punkt ist: Die Pötte sind potthässlich.
Also muss man sie verstecken.
Jetzt hab ich ja seit November dem einen oder anderen Gartenwichtel ins Leben geholfen…
Bis auf das Duo oben rechts haben alle Adoptivfamilien gefunden und sind inzwischen sehr zufrieden. Die Zwerge und die Familien. Dann kam eine neue Generation: Die Toppies. Die Wichtel bekamen Arme. Ich stelle mir gern vor, dass die sich dabei gefühlt haben wie das Lila Tentakel, nachdem es aus dem chemieverseuchten Bach getrunken hatte. Na, wer weiß was ich meine…?
Das war eine Ganz neue Situation für die Wichtel: Auf einmal waren sie nützlich! Nicht mehr einfach nur dekorativ rumstehen und sich bewundern lassen – nein, plötzlich hatten sie einen richtigen Daseinszweck. Das weckt Selbstbewusstsein. Von nun an wollte kein Wichtel mehr „einfach nur dekorativ“ sein. Jeder wollte eine Lebensaufgabe. Schwierige Situation.
Und dumm sind die ja auch nicht, die kannste nich einfach so bequatschen. „Eure Aufgabe ist es, die hässlichen Maurerkübel zu verstecken, uns so vor Augenkrebs zu bewahren und Frohsinn auf die Terrasse zu bringen!“ – das klappt natürlich nicht, das durchschauen die. Ihr hättet die beleidigten Gesichter sehen sollen. OK, die hab ich auch nicht direkt gesehen, hamm ja alle Vollbart. Aber glaubt mir, ein Wichtel kann nur mit Nase, Bart und Zipfelhut ein dermaßen beleidigtes Gesicht machen… schlimm war das.
Aber dann fiel mir was ein: „Hey, ihr seid doch nicht nur Dekozwerge. Ihr doch nicht. Ihr seid Wachwichtel! Ihr beschützt die Tomaten! Ich vertraue die euch an, und ich bin mir sicher dass ihr dieser wichtigen Aufgabe gewachsen seid.“
Das hatte gesessen. Die sind glatt ein paar Daumenbreit gewachsen, guckten ernst und auch ein bisschen stolz. Was bin ich manipu… ähm… motivierend!
Lange Rede und so weiter: Seit heute Abend stehn also 18 Wichtel auf der Terrasse und haben um die drei potthässlichen Pötte Stellung bezogen. Rücken gerade, Mütze tief ins Gesicht geschoben. Natürlich isses jetzt noch viel zu früh, um die Tomaten rein zu setzen, aber die Bartträger konnten es nicht erwarten.
Ich wollte euch eigentlich das Ganze erst zeigen, wenn’s so richtig fertig ist, aber zur brummschen Geduld hab ich mich ja anfangs schon ausgelassen. Es folgt die Entstehungsgeschichte der Aufrechten Achtzehn, so nennt sich die Truppe nämlich.
Zwischenrein bekam ich aber noch einen Tip:
Ich glaube, ich würde die nicht dicht an dicht setzen, sondern die Ecken und immer dazwischen „normale“ Bretter in Höhe der Bütt machen.Weißt Du, wie ich das meine?Und das dann z.B. grün als Gras streichen. Zum auflockern und hervorheben Deiner tollen Gartenzwerge.Und diese könnten unterschiedliche Höhen haben…
Kerstin P., 8.4.21
…bingo! (c:
…und, unabhängig davon: Eigentlich will ich ja keinen Einzelkübel komplett ringsrum verzieren, sondern 3 Maurerpötte nebeneinander. Also eine lange + zwei kurze Seiten, weil die vor einer Mauer stehen und ich keine „Rückwand“ bräuchte. Ich muss das Gestell also nochmal auseinanderbauen. Ist jetzt nicht wirklich aufwändig, einfach die langen Latten wieder ab und durch längere ersetzen.
Das wird dann auf der Terrasse stehen, da kommen Buschtomaten rein. …ach shit, wenn’s schon auf der Terrasse steht, kann’s auch richtig schön aussehen! Momentan hab ich ja keinen Zeitdruck damit, das muss jetzt nicht übermorgen fertig werden. Also lieber mit Geduld „all in“ gehen und die Zwerge komplett bemalen.
Also war der Entschluss gefasst. Vergangenen Samstag Abend war das. Am Sonntag konnte ich immer mal wieder in die Werkstatt, und immer einen Arbeitsgang zwanzig mal machen.
Und so war dann gestern (Montag) Abend mit einer guten Schicht klarem Acryllack der letzte Arbeitsschritt fertsch.
So, jetzt schnell noch anschrauben und dann gut für heute!
…geil, oder? (c:
Ihr glaubt nicht wie stolz ich bin. Genau so sah das in meinem Kopf aus, und jetzt stehen die Aufrechten Achtzehn auf der Terrasse. In sechs Tagen von Altholz zu Augenweide… ’s fetzt!
Jetzt versteht ihr vielleicht, warum ich keine Geduld mehr hatte. Das musste jetzt einfach raus in die Welt.
Oben kommen noch Rahmen auf die Kübelränder, damit man später mal das schwarze Plastik nicht mehr sieht. Aber das hat jetzt Zeit. Das Wichtigste ist durch, und außerdem muss ich endlich am Gartenhausfundament weiterwerkeln. Die Wichtel waren nämlich, wenn ich ehrlich bin, ein willkommener Anlass zum Prokrastinieren. Punktfundamente machen nämlich weitaus weniger Spaß als Wichtel.
[…] Am Anfang war das Holz. Bretter, um genau zu sein. Wir sprachen darüber, neulich. […]
[…] DerBrumme, neulich […]
Das ist ja ein ganz lieber Blog, dem würde ich gerne folgen. Bin aber schon eine Uraltoma um habe daher keine Ahnung, was es heißt, ein Icon anzuklicken. Die Wichtel merke ich mir bis zum nächsten Winter. Da probier ich dann auch welche, obwohl sie bestimmt nicht ganz so schön werden…..
Hallo Elisabeth,
freut mich dass dir die Wichtel so sehr gefallen, dass du selber welchen in die Welt helfen willst! Und dass dir das Blog gefällt, freut mich mindestens genauso sehr. (c:
…oh, und: Stell‘ dein Licht nicht unter den Scheffel – du hast erfolgreich einen Kommentar hinterlassen und gehörst damit zu einem sehr exklusiven Kreis: Aktive DerBrumme-Leser. Davon gibt’s nur ganz wenige, und ich schätze diese seltene Spezies sehr! (c:
[…] Heute in der Mittagspause liefen mir wieder diese Gnome* mit den über die Augen gezogenen Mützen über den virtuellen Weg. Und dass ich ne Schwäche für diese Gestalten habe, is ja nu nüscht Neues… […]
[…] jeden Fall ist das ne optisch sparsamere Deko als die Achtsamen Achtzehn auf der Terrasse. Aber das sollte auch genauso sein: Ich will an dieser Stelle nämlich keinen […]
[…] ja: Die Topfhalterwichtel stehen dort nur für’s Foto. Die lagen jetzt mehrere Monate lang arbeitslos im Regal rum und […]
Hallo.
Mit welcher Säge hast du die Bretter gesägt. Die Wichtel? Ich habe Eichenbretter über. Möchte die Wichtel nachmachen. Eine Dekupiersäge ist dafür wohl zu schwach oder? Liebe Grüße Jutta
Stimmt, eine Dekoupiersäge ist hier wohl zu schwach.
Ich hab ne Stichsäge verwendet, und ein Sägeblatt mit einer sehr feinen Zahnung, damit die Schnitte möglichst glatt werden. Danach muss man natürlich noch ein bisschen schleifen, klar.