
Hallo Tomatenfans und Planungsmuffel! (c:
Ich hab mich endlich aufgerafft und beginne bei den Tomaten mit der Sortenauswahl für dieses Jahr. Es werden wohl wieder so um die 20-25 Sorten, viele Lieblinge aus den Vorjahren übernehme ich einfach. Bissel weiter unten im Prompt findet ihr auch die 4 Sorten, die ich heute bestellt habe. Alle Neuzugänge müssen ja nu wieder in meine Beetplan-Excel eingetragen werden, die ich von Jahr zu Jahr fortschreibe.
Jetzt hab ich aber ausgesprochen wenig Lust, alle relevanten Infos aus den Sortenbeschreibungen der jeweiligen Onlineshops rauszusuchen und abzutippen, oder – falls nicht alles dort steht (einige Shops halten sich etwas kurz), diverse Tomatenseiten zu durchforsten, alles Fehlende raus zu schreiben und dann per Hand in meine xlsx einzutragen… Aber hey, wäre das nicht ne ideale Aufgabe für diese Künstliche Intelligenz, von der man jetzt immer hört…? (c;
Triggeralarm KI
Ich weiß dass das Thema arg polarisiert, deshalb: Wen das triggert, bitte ab hier nicht mehr weiterlesen. Bzw. ganz nach unten springen, dort gehe ich auf ein paar Nachteile der KI und Gegenargumente zur Nutzung ein, wenn ihr lediglich euer Weltbild bestätigt haben wollt.
Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen in dieser Hinsicht, bin ja bestimmt nicht der Erste der so was probiert. Wie nutzt ihr ChatGPT und Co. im Garten-Kontext?
Mein Prompt, meine Sorten
Ich hab also fix ChatGPT (Modell 4o) angeworfen und mir überlegt, was genau ich will. Erfahrungsgemäß formuliert man das lieber etwas zu genau und detailliert – das geht oft schneller als wenn man in einem 2. Schritt diverse Mißverständnisse ausräumen muss. Außerdem wird man sich so manchmal selbst klarer über die eigentliche Aufgabe.
Hier mein schnell dahingeschriebenes Prompt, inklusive aller Tippfehler.
erstelle eine tabelle für tomatensorten mit folgenden spalten:
- Sortenname
- Bemerkungen/Notizen (alles sonstige, was nicht in die anderen spalten gehört, aber trotzdem wichtig ist)
- Aussaat (Aussaat-Zeitpunkt, Keimdauer, Saattiefe)
- Wuchsform: groß/klein (wenn angegeben mit Wuchshöhe)
- Pflanzen in Freiland/geschütztes Freiland/Kübel,Topf (Gefäßgröße)/etc
- Haltung (bspw. vollsonnnig oder halbschattig, Empfindlichkeit gegenüber bpsw. Temperaturschwankungen etc)
- Pflege (Düngehinweise, robuste Sorte?, Hinweise zum Ausgeizen)
- Wuchsform (Stabtomate oder Buschtomate, Ausgeizen oder nicht, ein- oder zweitriebig ziehen,
- Ernte (Zeitpunkt der Ernte, Menge, Geschmack, Form und Größe der Früchte, ertragsstark oder nicht, harte oder zarte Haut, Verwendung (Salat- oder Soßentomaten), hartes oder weiches Fruchtfleisch, Erntezeitfenster)
befülle die tabelle mit informationen zu den folgenden tomatensorten. wenn du auf den verlinkten quellen keine angaben für eine spalte findest, suche online danach, schreibe die URL der gefundenen quelle dazu und halte diese einträge in einer anderen schriftfarbe. findest du keine informationen zu bestimmten aspekten, lasse das entsprechende feld frei.
- https://www.bingenheimersaatgut.de/de/bio-saatgut/gemuese/tomaten/zuckertraube-g427
- https://www.bingenheimersaatgut.de/de/bio-saatgut/gemuese/tomaten/sterntaler-g800
- https://www.bingenheimersaatgut.de/de/bio-saatgut/gemuese/tomaten/marmorossa-g766
- https://www.bingenheimersaatgut.de/de/bio-saatgut/gemuese/tomaten/bellarubin-g802
Ergebnisse
Interessanterweise hat ChatGPT wiederholt komplett versagt und mir lediglich meine Kopfzeile der Tabelle ausgegeben. Ein Modellwechsel brachte diesmal keine Verbesserung: Weder 4o noch 3.5 mini noch das neue 4.5 haben es geschafft, diese einfache Rechercheaufgabe zu erfüllen. Dafür dass ich 20 €/Monat dafür löhne, ist das ziemlich enttäuschend.
Das kostenlose perplexity.ai dagegen hat die Tabelle erstellt und gefüllt, aber den Aspekt „andere Schriftfarbe, wenn in anderen als meinen Quellen gefunden“ übersehen. Das ist nicht schön, aber damit kann ich leben. Wenigstens hat es überhaupt angegeben, welche Alternativquellen es verwendet hat.
Hier gibt’s eine zusammengedampfte Version meiner Beetplanungs-Excel, falls ihr sowas mal versuchen, aber nicht bei Null anfangen wollt. Felder mit roter Schrift sind besagte Ergebnisse von perplexity.
Meine gesamte xls ist wesentlich umfangreicher, aber nicht so aufgeräumt, dass ich die veröffentlichen wöllte:

Dieses Chaos würde euch nur wenig helfen, das ist eher das digitale Pendante zu einem vollgekritzelten Notizbuch. Ich liebe ja Notizbücher, ich bin da ein richtiger Fanboy und habe mindestens ein Dutzend schicke, aber immer noch leere Notizbücher im Regal stehen. Aber irgendwie hab ich bisher einfach keinen Weg gefunden, Notizbücher so richtig produktiv in mein Leben einzubinden. Im Gartenbereich hab ich es mindestens 2x versucht – ich bin jedes Mal schnell wieder zu excel und generell dem Arbeiten am PC zurückgekehrt. Schade eigentlich…
Ausblick släsch Wunsch
Als Endziel bietet sich an, irgendwann mal ne KI-gestützte App für die ganze Beetplanung zu haben. So gern ich nämlich gärtnere und so gern ich mit Excel arbeite: Die Gartenplanung prokrastiniere ich jedes Jahr mehr. Ich hab da immer solange ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe…
Wie fein wäre es doch, wenn mir das ne App abnehmen täte! Oder?
Ich stelle mir das ungefähr so vor:
- Ich geh mit dem Wischkästel in den Garten, mache ein Foto vom Beet und die App digitalisiert mir das, erkennt also automatisch die Maße. Es gibt heute schon Apps, die auf diese Weise ein Gebäudeaufmaß machen. Ist kein Hexenwerk mehr.
- Dieses „Beet-Aufmaß“ reichern wir dann noch an: Anzahl und Breite der Kulturzeilen, Himmelsrichtungen, evtl. Bodenart (Kompost, Lehmboden, etc). Was weiß ich was da noch alles relevant ist, vermutlich fällt mir spontan nicht alles Wichtige ein.
- Ich gebe meine Wunschliste an, welche Gemüsesorten, Kräuter und so weiter ich anbauen will. Hinter der App liegt ne umfangreiche Datenbank, wo für jedes Grünzeug alle wichtigen Infos hinterlegt sind. Idealerweise lässt man sich das als Betreiber noch durch die User-Community erweitern. Wikipedia, Pokemon Go, openstreetmaps und co. haben sehr erfolgreich vorgemacht, wie das geht.
- Die App erstellt mir einen Anbauplan und berücksicht dabei alles was relevant ist. Drei Beispiele fallen mir da spontan ein:
- Mischkulturpartner: Wer ist ein guter Nachbar von wem (bspw. Möhren und Zwiebeln, die sich gegenseitig die Möhren. bzw. Zwiebelfliege vertreiben), wer verträgt sich nicht in unmittelbarer Nachbarschaft (bspw. Zwiebeln & Knobi).
- Stark-, Mittel- und Schwachzehrer: Es sollten bspw. nicht 2 Jahre hintereinander Starkzehrer auf demselben Fleck stehen.
- Anbaupausen: Wieviele Jahre sollte ein bestimmtes Gemüse sollte auf demselben Fleck nicht angebaut werden, damit es deren spezialisierte Schädlinge nicht so leicht haben?
- Ich bekomme alle Zahlen-Daten-Fakten, die ich wissen muss:
- wieviel Saatgut von welcher Sorte brauche ich?
- Wann muss ich bei jeder Sorte mit der Aussaat beginnen? Inklusive Hinweis, ob Direktsaat im Freiland oder Vorzucht im Haus.
- Wann muss ich welche Sorte Rauspflanzen, falls es keine Direktsaat im Freiland ist?
- Da so ne App sich irgendwie finanzieren muss, werden die vorgeschlagenen Sorten vermutlich gleich zu irgendeinem Onlineshop gehen, wo man das Zeug bestellen kann. Damit kann ich leben, that’s the game.
Klingt gut? Finde ich auch! Warum gibt’s das noch nicht??? Oder gibt’s das schon und ich kenne es bloß noch nicht? Bin für eure sachdienlichen Hinweise offen!
Aber.
Beziehungsweise ABER!!!
So geil ich so ne App finden würde, es gibt da einige sehr gewichtige Gegenargumente..
Die LLMs wie ChatGPT sind derzeit definitiv noch zu unzuverlässig. Immer wenn es bei einer Anfrage ein objektives RICHTIG und FALSCH gibt (im Gegenteil zu kreativen Arbeiten), ist die Kontrolle der Ergebnisse ein absolutes Muss, denn viel zu oft ist der Output entweder subtil falsch oder kompletter Murks. Und wenn man nicht tief im Thema steckt, bekommt man das gar nicht unbedingt mit, denn es wird im Brustton der Überzeugung vorgetragen. Darauf kann ich meine Beetplanung nicht aufbauen, Punkt.
Darüber hinaus: Ausnahmslos alle LLMs sind Black Boxes, in die nicht einmal die Betreiber reingucken können. Es weiß also keiner, wie im Detail der Output zustande kam. Man kann das Modell komplett neu trainieren (aufwändig wie Sau!), aber kaum feintunen oder wenigstens nachvollziehen, was zu korrigieren ist, wenn irgendwas falsch liefe.
Nächster Punkt: Datenschutz und Copyright. Die meisten LLMs sind mit im großen Stil geklauten Daten trainiert. Glaubt ihr nicht? Ist längst bewiesen, habt ihr euch in 10 Sekunden selbst ergoogelt. Aktuelles Beispiel vom 14.3.25: OpenAI möchte, dass sie urheberrechtlich geschütztes Material verwenden dürfen. Kostenlos natürlich. Weil sonst… *papierraschel* …machen die bösen Chinesen das! Wie tief kann man eigentlich noch sinken?
Ich habe daher genau Nullkommanull Vertrauen darin, dass meine eingegebenen Daten auch nur ansatzweise in irgendeiner Form geschützt sind. Damit müsste man sich mit so einer App eben abfinden. Das gilt übrigens nicht nur für mich als Endkunde so einer App, sondern auch für deren Anbieter, der ja vermutlich wiederum Kunde beim KI-Anbieter wäre. Im Gegensatz zu mir sind dann aber nicht nur die paar privaten Gartendaten im Feuer, sondern gleich das gesamte Geschäftsmodell. Wenn man so eine KI also nicht lokal und selbst betreibt, gehört ne ganze Menge unternehmerischer Mut dazu, ein Business auf dieser Grundlage aufzubauen.
Letztes Gegenargument: Energie- und Ressourcenverbrauch der KI. Derzeit verbrauchen die KIs gottlos viel Strom und Wasser (zum Kühlen), vom Fußabdruck der Hardware in den Rechnerfarmen ganz zu schweigen. Das ist ne Kröte, die man als Hobbygärtner und damit mutmaßlich an Umwelt- und Klimaschutz überdurchschnittlich stark Interessierter Mensch erst einmal schlucken muss. Neben den ethischen „Mängeln“ ist das einer der Punkte, die mir persönlich regelmäßig und zuverlässig die Freude beim Arbeiten mit GPT nehmen.
Die Liste ist sicher nicht vollständig, aber da das nur ne brummsche Abschweifung vom Ausgangsthema ist, beende ich das hier jetzt mal. Ist vorerst eh bloß ein Gedankenspiel.
Wie dem auch sei
Was ich damit sagen wollte: Man kann GPT & Co. tatsächlich auch für’s Gärtnern verwenden, scheint es. Falls ihr damit schon mal was Gärtnerisches gemacht habt, bin ich auf eure Erfahrungen bespannt!
Hi Daniel,
tatsächlinch gibt es eine App für Garten- bzw.Beetplanung, Fryd heisst die. Ich habe schon mehrfach gehört, dass die ganz gut sein soll. u.a.hat Anja von Horrorgarten die beworben…Habs einmal probiert und fands scheisse, aber ich bin auch echt kein digital-Fuchs und hab null Bock, mich da reinzuarbeiten.
Auf der anderen Seite hab ich meinen Beetplan in meinem 1.Wurzelwerk-Jahr (ich glaub, wir haben da gleichteitig angefangen) einmal erstellt, und seither nur korrigiert oder übernommen, alles 1Beet weiter…nicht jedes Jahr neu erstellt. Ein paar Sachen, auf die ich keine Lust mehr hatte oder nicht so viel.oder mehr, hab ich mal ausgetauscht…aber nicht den ganzen Plan umgeworfen, das wäre mir tatsächlich zu anstrengend. Ich will ja im Garten werkeln und nicht am Schreibtisch!
Die Tomaten haben eh alle Jahre denselben Platz, Kompost dazu, muss reichen…eine gewisse Experimentierfläche hab ich von vornherein eingeplant…klappt soweit ganz gut. Tatsächlich wäre ne Idee, ChatGPT (oder anderen) aufs Wurzelwerk-Workbook zugreifen zu lassen und einen Beetplan nach Deinen Wünschen und Wurzelwerks Angaben zu erstellen? keine Ahnung, ich hab ja wie gesagt keine Lust, mich im digitalen Bereich durchzufuchsen….aber immer interessiert an Deinen Erfahrungen! Sollte es irgendwas geben, was den Zeitaufwand der Beetplanung tatsächlich verringert statt erhöht, wäre ich dabei, es zu versuchen 😉
bei mir hängt die Anzucht gerade etwas, da mein liebstes Haustier, das ich hege und pflege, mein Kompost, irgendwie nicht besonders potent zu sein scheint, oder zu potent, auf jeden Fall hat er beim Kressetest kläglich versagt. da es hier kaum gute torffreie Aussaat-Erde zu kaufen gibt, bin ich da gerade etwas mässig motiviert…mal abwarten, ob doch noch was aufgeht und wann und was…frohes Schaffen weiterhin!
lG, Antje
Hi Antje,
fryd kenne ich noch nicht, danke für den Hinweis.
–> Hey, du beschreibst da gerade 1:1 meine Situation! (c:
Mein großes Gemüsebeet (5x8m) zieht jedes Jahr eine halbe Zeilenbreite weiter, der Plan wird höchstens mal bissel angepasst. Dazu kommt, dass ich Marie’s Wurzelwerkplan mit Gertrud Francks Mischkultursystem kombiniert hab, ich bin also kein reiner Wurzelwerker mehr…
Die anderen, kleineren (Kasten-)beete dort ringsrum bekommen ne jeweils andere Bepflanzung, wobei ich da selten mehr als 1-2 Jahre lang im Blick behalte, was da vorher drin wuchs. Da die Holzrahmen nach spätestens 4-5 Jahren „durch“ sind, muss ich dann eh komplett abbauen und kann die Erde dann komplett austauschen und tabula rasa machen.
–> Das ebook als Grundlage für GPT zu nehmen ist tatsächlich ne spannende challenge… Bin da skeptisch, aber ohne es auszuprobieren, bleibt das alles nru Spekulation. Mal gucken ob/wann ich dazu komme. Ich nutze GPT zu 90% für kreatives Zeug, da finde ich es sensationell gut, aber für Dinge wo es um objektive Fakten geht, fand ich es bisher nur so mittelgut. Müsste man mal ausprobieren.
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