Der Laser als Filzstift: Wir malen einen Feuerholzgnom

…Verzeihung, natürlich muss es Feuerholzwichtel heißen. Da sind die kleinen Kerlchen ziemlich eigen. Ihr glaubt nicht wie beleidigt die gucken, wenn man sie Gnom nennt! Keine Ahnung wie die das machen, ohne dass man ihre Augen sieht, aber das sind Blicke im Megawatt-Bereich. Ihr würdet mir nicht glauben, wie lange ich gebraucht habe, diesen faux pas jetzt wieder gerade zu biegen. Unangenehme Sache, das.

Aber zum Thema:

Die Entdeckung

Neulich, beim Auslasern der Dino-Laterne für unseren kleinen Saurierfan, war mir aufgefallen dass der Laser deutlich breiter „malt“, wenn er „out of focus“ ist, also wenn der Abstand zwischen Laserkopf und Werkstück größer als die optimalen 20 mm ist: Auf der ca. 3 cm tiefer liegenden Rückseite des Laternenkartons hatte der Laser das Motiv sozusagen „durchgedrückt“ – und die Linien waren deutlich breiter.

Mir war damals sofort klar, dass das ein happy accident war und ich gerade etwas Wichtiges und Nützliches gelernt hatte: Nämlich, wie den Laser nicht wie üblich als Fineliner benutzt, sondern zum dicken Filzstift umfunktioniert, also man auf sehr effiziente und schnelle Art richtig dicke Linien gravieren lassen kann.

Aber Daniel, was willste denn mit nem Laserfilzstift?

Na dicke Striche malen, was denn sonst? (c;

Wenn die Werkstücke später nämlich mal nen größeren Abstand zum Auge haben, sind die typischen superfeinen Striche kaum zu erkennen. Sagen wir bei Deko-Obekten auf’m Esstisch wie Untersetzer, Spiralschalen, Baumschmuck oder Weinglashalter, da erkennt man die typischen dünnen Linien natürlich ganz gut. Aber wenn man bspw. Deko für den Garten lasert, dann kann das gerne mal drei Meter und weiter weg stehen/hängen/lehne. Und dann sind diese superfeinen Linien nur noch mittelgut zu erkennen.

Jetzt könnte man statt Strichen (Lines) auch Outlines verwenden, also Umrisse statt Linien, und Zwischenraum dann im Modus „Fill“ oder „Offset Fill“ füllen. Aber das dauert sehr, sehr lange, weil der Laser diese Flächen mit seiner superfeinen Line ausfüllen und demzufolge sehr oft hin und her fahren muss. Und das wird umso problematischer, je mehr dicke Striche man ausfüllen muss.

Deutlich schneller geht es, wenn man den Laser beim Einstellen des Fokus einfach 1-2 cm höher stellt – dann kommt der Laserpunkt auf dem Werkstück nicht mehr optimal gebündelt an, sondern streut weiter: Statt des üblichen Fineliners bekommt man einen Filzstift. Der Clou daran: Man ist genauso schnell fertig wie mit jeder normalen Strichzeichnung im Line Modus, da nichts zeitaufwendig gefüllt werden muss.

So jedenfalls die Theorie. Ausprobiert hatte ich das bis heute noch nicht.

Der Test

Ich habe das heute an einem Motiv getestet, das später mal ca. 3 m vom Betrachter entfernt sein wird, und wo die üblichen feinen Linien für meinen Geschmack zu undeutlich wären.

Damit ihr mal seht, was ich mit dünnen und dicken Linien meine: Links unten im Bild, die Muster die wie Fingerabdrücke irgendwelcher Mutanten aussehen – das ist die übliche Linienstärke, wenn mein S9 optimal fokussiert ist. Die dicken Striche entstehen, wenn ich den Laserkopf knapp 2 cm höher stelle -alle anderen Einstellungen wie GEschindigkeit und Leistung bleiben gleich.

Na, das ist doch ziemlich eindeutig, oder? Ich sitze gerade hier und klopfe mir mit nem breiten Grinsen auf die Schulter, denn das ist ein kleiner Gamechanger für alle zukünftigen Projekte, weil ich damit ein neues und extrem nützliches Werkzeug habe.

Soviel zum neu entdeckten Laserfilzstift. Jetzt will ich euch fix noch das gesamte Motiv präsentieren und wie ich’s erstellt habe. Am Ende des Artikels gibt’s wieder die Vorlage zum kostenlosen Download, falls ihr Bock auf Brennholzwichtel habt.

Die Vorgeschichte

Der brummsche Brennholzstapel ist an den Seiten mit einzelnen „Bretterwänden“ versschlossen, damit dort a) nüscht raufsällt und b) weil’s so aufgeräumter aussieht:

Jetzt sind diese Bretterwände zwar zweckmäßig und …naja nicht gerade chic, aber auch nicht unbedingt augenkrebserregend. Guckt sich halt weg.

Mit anderen Worten: Da geht noch was!

Gelaserte Motive zum Beispiel.

[Brummsche Abschweifung] Ja ich weiß, der Spannungsbogen hätte optimiert werden können, wenn ich den Artikel mit dem Holzstapel beginne, erst später zu den Laserdetails übergehe und das Foto mit dem Ergebnis ans Ende stelle. Aber ich wollte das Wichtigste zuerst bringen. Auch wenn das entgegen allen Ratschlägen ist, wie man seine Leser möglichst lang auf der Seite hält. Ich selbst rege mich immer auf, wenn ich Artikel lese, die ewig nicht auf den Punkt kommen und den im Titel versprochenen Inhalt erst ganz am Schluss präsentieren. Das nervt. [/Brummsche Abschweifung]

Meine Idee: Ein Gartenzwerg, ähnlich den Weihnachtsmotiven von neulich. Genauer: Wheely, also der mit der Schubkarre, nur dass da keine Blumen drin sind, sondern Holzscheite.

Der Plan

Eigentlich isses ganz einfach:

  • das Ausgangsmotiv nehmen und mit trace image / Bild verfolgen in Vektoren umwandeln
  • entgruppieren und die Blumen (sowie den Schmetterling an der Bommel) löschen
  • einen Brennholzstapel finden (zum Selberzeichnen hatte ich keine Lust. Zeichnen lernen steht auf meiner to-do Liste, aber das wird ein längerfristiges Projekt…) und auf die Schubkarre legen.

…eigentlich.

Der Teufel steckt – wie immer – in vielen kleinen Details.

Ich erspare euch mal das Klein-Klein und gehe nur auf ein paar Problemchen/Herausforderungen und die groben Schritte ein.

So sieht’s aus, wenn aus nem Blumengnom ein Brennholzgnom werden soll:

Erstmal brauchste natürlich das Holz. Die Google Bildersuche war diesmal nicht besonders hilfreich, dafür hab ich irgendwann nach ner halben Stunde was passendes auf Pinterest gefunden:

Damit kann ich was anfangen, das hat sogar schon fast den passenden Umriss für die Schubkarre, wenn man’s spiegelt und dreht. Ein Glücksfall! (c:

Also machen wir daraus mit trace image / Bild vefolgen einen Haufen Vektoren, löschen zwischen den Scheiten ein bisschen was raus (sonst wird’s später zu chaotisch auf dem Bild) und legen hier und da noch ein paar Scheite dazwischen. Anschließend drehen und vergrößern wir solange, bis das Holz halbwegs auf Wheely’s Schubkarre passt:

An einigen Stellen im unteren Bereich überschneiden sich Holz und Karre noch, das muss später noch korrigiert werden.

Als Nächstes brauche ich einen neuen äußeren Umriss, denn das Holz hat ja ne andere Form als die Blumen. Also nehme ich erst einmal den alten Umriss her…

…und passe den jetzt händisch an das Holz an:

Dieser Schritt hat überraschend lang gedauert, weil ich in Lightburn kein passendes Werkzeug bzw. keinen effizienten Weg dafür gefunden habe. Ich sage nicht dass es da nicht irgendwas gibt – vermutlich bin ich nur nich darauf gekommen. Ich habe den Umriss dann in einem anderne Zeichenprogramm nachgemalt und anschließend wieder zurück in Lightburn übertragen. Dafür hab ich ne knappe Stunde gebraucht, einige Fehlversuche inklusive.

Damit sind wir eigentlich schon fast fertig.

Das Ergebnis

Das Ganze hat bis hierher reichlich zwei Stunden gedauert, bis ich vollumfänglich zufrieden war:

Die Gravur

Die kleine Bretterwand ist so hoch, dass ich den Wabentisch rausnehmen und den Laser erhöhen muss. Dazu verwende ich meine Tunfischdosen – der Laser wird also wiedermal aufgedost. Und ja: Ich liebe dieses Wort. (c;

Die Parameter zum Gravieren:

  • Geschwindigkeit 2000 mm/min
  • Max. Leistung 50%
  • Air assist und Konstantleistungsmodus an
  • 1 Durchgang

2000 mm/min ist ziemlich schnell, d.h. damit kann man die LAserzeit schön drücken. Vermutlich kann ich noch höher gehen, wenn ich die Leistung auf den Maximalwert von 85% setze (höhere Leistungswerte verkützen die Lebensdauer der Laser-LED drastisch und sollten tunlichst vermieden werden). Demnächst teste ich mal, wie schnell ich mit 85% gravieren kann.

Die nächste Herausforderung: Die Holzplatte ist nicht eben, d.h. wenn ich sie einlege und meinen Fokusabstand auf die üblichen 20 mm stelle, ist das rote Acrylschild ja deutlich weiter unten – nur wenige Millimeter über der Holzoberfläche. Auf dem Bild seht ihr den 20 mm hohen Aluzylinder, der zum Lieferumfang des Sculpfun S9 gehört. Ihr seht, dass das Acrylschild nur wenige mm über dem Holz ist…

Leider ist das Holz auf der rechten Seite einen reichlichen Zentimeter höher, weil ich damals Restbretter verbaut hatte – es musste für die Holzstapelverkleidung ja nicht auf den Millimeter ankommen. Was passiert jetzt, wenn ich den Rahmen abfahren lasse? Richtig: Das Acrylschild sitzt rechts auf dem Holz auf, was der Laser nicht merken kann – er fährt also unbeirrt weiter. Das Schild verkantet sich am Holz und sowohl der Laser als auch das Holz verschieben sich. Mist. Abbrechen, von vorn! )c:

Also muss da was unterfüttert werden, bis die Abstände in allen vier Ecken des Brettes einigermaßen identisch sind:

So, damit funktioniert es, und das Ergebnis ist schonmal gar nicht schlecht:

Nur sind halt die Linien noch arg dünn. Beim Brennholz auf der Karre ist das unproblematisch, denn obwohl das dieselbe dünne Linienstärke ist, sind dort soviele Linien eng beieinander, dass es auch ans der Entfernung deutlich zu erkennen ist:

Also kann das Holz so bleiben wie’s ist und alle anderen Linien werden nochmal abgefahren – diesmal aber mit der neu entdeckten „Filzstift-Einstellung“! (c:

Ich lösche also die Holzscheite aus dem Motiv raus…

…und lasse den Laser noch eine Runde drehen, diesmal aber stelle ich den Laserkopf knapp 2 cm höher:

Das Maleur

Leider ist mir bei der Neujustierung des Laserkopfes entweder der Laser oder das Holz ein paar wenige Millimeter verrutscht, denn als der Laser loslegt, muss ich nach wenigen Sekunden abbrechen:

ICH HASSE ES, WENN DAS PASSIERT! )c:

Theoretisch ist das Motiv jetzt versaut, aber ich sage mir, dass man dieses Detail aus drei Metern Entfernung nicht oder nur undeutlich sehen wird. Und wer sich so sehr dafür interessiert, dass er/sie es entdeckt – prima, dann haben wir gleich Gesprächsstoff. (c:

Also schiebe ich das Holz auf ungefähr die richtige Position (diesmal habe ich sogar Glück und es gelingt mir auf Anhieb, die exakte Position wieder zu finden!), lösche die versaubeutelten Elemente in Lightburn aus der Vorlage, damit die nicht ein drittes Mal graviert werden und versuche mein Glück nochmal. Jetzt klappt’s endlich!

Ja, so passt das. Deutlich besser! Das Filzstift-Setting hat sich definitiv bewährt, und ich sitze mit breitem Grinsen vor meinem neuen Gartenwichtel. (c:

Wenn man genau hinguckt, kann man in der Mitte der dicken Striche noch den ursprünglichen dünnen Strich sehen, der mit optimalem Fokus graviert wurde:

Das fertige Projektchen

Der neue Wichtel findet Gefallen beim Rest der Familie. Prima! (c:

Also schnell wieder ins Holzregal eingebaut und mit kritischem Blick geprüft, ob der Plan aufging:

Ja, tut er:

Achwiegeil, ich könnte Hüpfen vor Freude! (c:

Auf jeden Fall ist das ne optisch sparsamere Deko als die Achtsamen Achtzehn auf der Terrasse. Aber das sollte auch genauso sein: Ich will an dieser Stelle nämlich keinen knallbunten Hingucker Släsch Eyecatcher haben, sondern ein Detail, das man nur auf den zweiten Blick entdeckt.

Von dieser Sorte „versteckter Deko“ bin ich großer Fan, denn erstens überfrachtet man damit den Garten nicht so schnell und zweitens finde ich es viel spannender, wenn ich irgendwo hinkomme und erst nach und nach solche Details entdecke.

So, hier noch die Vorlage für euch, entpacken wie immer mit dem kostenlosen 7zip. Ich lasse diesmal alle Zwischenschritte drin, falls ihr selbst damit herumspielen wollt. Wie immer gilt: Falls ihr was damit lasert, freue ich mich wie Bolle wenn ihr mir ein Bild davon schicken tätet! (c:

Nachtrag: Alter Hut, das!

Gestern hab ich diesen Beitrag in mehreren Laser-Communities geteilt, und recht schnell das Feedback bekommen, dass man diese Technik „Defocusing“ nennt. Prima – jetzt hab ich einen Namen dafür und kann anfangen zu recherchieren! Erste Anlaufstelle ist wie so oft inzwischen youtube, dort bekommt man gleich mehrere Tutorials zum Thema.

…war mir doch klar, dass ich das nicht als Erster entdeckt hab! (c;

3 responses to “Der Laser als Filzstift: Wir malen einen Feuerholzgnom”

  1. […] werd’ ich nicht das Rad neu erfinden (so wie gestern, mit dem selbst entedckten Laserfilzstift, der dann doch nicht sooo neu war und der als defocusing bekannt ist, hehe), aber ich kann […]

  2. […] Textmotiv, also kommt einer der Wichtel mit drauf. Den hab ich schon im Baumschmuck und für das Brennholzstapelbrett verwendet, und ich freue mich, wenn der jetzt nochmal wiederkommen […]

  3. […] absichtlich erhöhen kann, um mit einem „breiteren Strich zu malen (gravieren)“ – wir sprachen darüber – will ich das hier nicht, denn die filigranen Schneeflocken möchte ich mit einem möglichst […]

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