Der kleine Zwiebelbauer, oder: Kinderbeet bauen

Kind Zwei liebt Knoblauch. Kind Zwei will ein eigenes Beet. Kind Zwei hat demnächst Geburtstag.

…ihr seht, wohin das führt?

Genau: Ich baue ein weiteres Kastenbeet.

Das ist weder neu noch originell: Zu Kastenbeeten gibt’s schon mehrere Artikel im Blog, sowohl Bauanleitungen als auch zur Erneuerung nach ein paar Jahren:

Och Daniel, Hochbeetartikel Nummer Sieben – ist das echt nötig?

Naja… jein. Wenn ich ehrlich bin, ist da diesmal keine wirklich neue Idee dabei. Alles was ihr in diesem Artikel findet, gab’s so oder so ähnlich schonmal in einem oder mehreren der früheren Hochbeetartikel. Und dass es heute ein Kinderbeet ist, macht es baulich nicht einzigartig – das hätte genauso gut ein weiterer Kasten für mich werden können.

Ihr spart also Lebenszeit, wenn ihr euch die anderen Artikel anguckt und diesen hier ignoriert.

Theoretisch.

Praktisch verpasst ihr damit traumhafte Fotos und meine wie gewohnt genial geschriebenen Texte. Stammleser wissen das, für alle anderen muss ich das halt explizit erwähnen, denn bei aller mir eigenen Bescheidenheit hab ich ja ne gewisse Verantwortung meinen Lesern gegenüber.

OK, jetzt geht’s wieder. Sorry for that, war wohl bissel viel Sonne gestern. (c;

Los geht’s.

Kontext släsch Hintergrund

Warum noch ein Kasten-/Hochbeet?

Erstens, weil – siehe erste Zeile. Wenn Kinder sich für irgendwas Neues begeistern und man das fördern will, dann sollte man das nicht auf die lange Bank schieben, sondern so schnellstmöglich ermöglichen. Manche Eintagswünsche verfliegen sehr schnell wieder, und wenn man ne Woche später damit ankommt, ist die Begeisterung schon wieder abgeebbt. Will man also ein Feuer entfachen, muss man das tun, bevor der erste Funke erlischt. Wow, bin ich heute wieder poetisch unterwegs.

Zweitens, weil man generell nie genug Hochbeete haben kann und Hochbeete irre praktisch sind. Falls der Bub irgendwann das Interesse wieder verliert, dann übernehme ich den Kasten und hab nen weiteren Quadratmeter Anbaufläche.

Drittens, weil ich gestern glücklicherweise ein passendes freies Zeitfenster hatte: Kind Eins ist mit Frau Brumme zu einem ganztägigen samstäglichen Auswärtstermin, leaving me and Kind Zwei home alone. Der große Bruder als Spielkamerad ist nicht also da und wir „müssen“ den Tag gemeinsam rumbringen. Wir haben also Zeit, das nötige Material, die Fertigkeiten und ein Motiv.

Das bringt uns zu viertens: Wenn man will, dass Kinder zu einer Sache längerfristig motiviert sind, sollte man sie von Anfang an einbeziehen. Ich sollte also nicht das Kastenbeet allein bauen und dem Möchtegerngärtner dann fertig präsentieren, sondern ihn einbeziehen und beim Bau mitmachen lassen.

Letzteres hat natürlich Grenzen: Ich lasse ihn weder mit potenziell gefährlichen (Elektro-)Werkzeugen hantieren, noch kann ich die Geduld des Zweitklässlers überfordern. Bedeutet: 95% der Arbeiten hab ich selbst gemacht und darauf geachtet, dass sich der kleine Heimwerker während meiner Arbeiten nicht langweilt. Beides war problemlos machbar, das ganze Projekt war ein vollumfänglicher Erfolg: Wir sind nach dem Frühstück raus in den Garten, haben mit dem Planen begonnen und waren Nachmittags mit der Aussaat fertig. Während der „Papa werkelt allein„-Phasen hat sich der Kleine mit diversen anderen Dinge beschäftigt, entweder allein oder mit dem Nachbarskind.

Soviel zum elterlichen/pädagogischen Aspekt. Was folgt, sind ein paar Details zum Bau. „Bauanleitung“ wäre übertrieben, aber vielleicht könnt ihr euch die eine oder andere Idee abgucken. ISt wirklich kein Hexenwerk, sowas kann jeder.

Wenn ihr hier seid, weil ihr selbst ein Kasten-/Hochbeet bauen wollt, empfehle ich euch die oben verlinkten Artikel zum Thema. Zukünftige Artikel fehlen dort natürlich, dafür gibt’s die Kategorie „Kastenbeet“, dort sind alle bisherigen und zukünftigen Artikel zum Thema auffindbar.

Los geht’s …again.

Lasst mich mit ner kurzen Beschreibung des gestrigen Samstages beginnen. Die halbe Familie ist früh zeitig ausgeflogen und kommt erst am späten Abend wieder. Es ist Mitte Juni und wir haben heute den ersten Tag, an dem in unserer Hood (also Chemnitz) die 30°C-Marke erreicht und gerissen werden soll. Kaum Wolken, definitiv kein Regen und auch keine spontanen Wärmegewitter – perfektes Draußenwetter.

Bevor wir beginnen, darf der zukünftige Kleinbauer wählen: Soll’s ein großes oder kleines Beet sein? Das hat Auswirkungen auf den Standort:

  • Die kleine Variante wäre ein ca. 40x40x40 Würfel geworden – die Kids sind gerade große Minecraft-Fans, daher halte ich den Würfel für recht wahrscheinlich. Der würde dann keine 5 m von der Terrasse entfernt stehen.
  • Die große Variante hätte ganz grob Europaletten-Maße, weil das Bauholz von alten EP’s stammt. Das hätte neben der Terrasse aber keinen sinnvollen Platz und käme daher in eine noch freie Lücke zwischen die anderen Kastenbeete in der Nähe des Carports.

Beide Standorte sind vollsonnig. …ihr erinnert euch an die erwähnten 30°C? Natürlich hab ich mir einen fetten Sonnenbrand geholt, und natürlich hatte ich die Sonnencreme vergessen. Voll doof, macht das bitte nicht nach.

Aber zurück zum Bau.

Der Kleinbauer in spe will ein großes Beet, ist mit dem geplanten Standort zufrieden und hochmotiviert. Sehr gut!

Aber.

Er will seinen eigenen Knobi anbauen (größter Knobi-Fan ever)… Leider ist Mitte Juni so gar nicht die Zeit dafür: Winterknoblauch steckt man Mitte September bis Ende Oktober, Sommerknoblauch kommt Mitte Februar bis Mitte März in die Erde.

Jedoch.

Ich hab noch 2 Netze Steckzwiebeln übrig, die schon seit Monaten verzweifels am Austreiben sind und dringend in die Erde müssen. Ja, ich hab mich beim Onlineshoppen vertan, die Gier war wiedermal größer als Vernunft und Garten. Zwiebeln sind nicht so cool wie Knobi, aber mit dem Verweis auf die leckere Tomatensoße, die der ältere Bruder diese Woche gemacht hat, eine zufriedenstellende Alternative.

Zwiebeln also.

Wir messen erst das bestehende Nachbarkastenbeet aus. Der Kleine liest die Maße vom Rollband ab und schreibt alles penibel auf. Danach suchen wir in Papas chaotischer und vollgestopfter Werkstatt 16 passende Bretter raus. Letzteres dauert länger als vermutet und als wir damit fertig sind, gibt’s die erste Pause für meinen Helfer. Die Bretter müssen jetzt auf der Kreissäge zurechtgeschnitten werden (wir Profis nennen das „Ablängen“) – das macht laut und Dreck. Das anschließende Schleifen ist ebenfalls laut und staubig, also vergnügt sich der Kleine anderweitig:

Das Zusammenschrauben mache ich ebenfalls allein, der Bub ist gerade mit dem Nachbarskind am Spielen und gut beschäftigt.

Leser mit gutem Augenmaß erkennen sofort, dass das keine Europalettenmaße (120 x 80 cm) mehr sind. Und ihr habt natürlich Recht. Wir sind bei einem Grundriss von 110 x 90 cm gelandet, was den Längen der verfügbaren Bretter geschuldet ist. Macht aber nix.

Das Zusammenschrauben des Rahmens geht selbst allein recht flott, man muss nur darauf achten dass alles halbwegs gerade bzw. im rechten Winkel ist, und gelegentlich Ersatz für die fehlende dritte Hand finden, die einem Dinge hält oder reicht.

Der Kasten ist definitiv kein Musterbeispiel für Präzision – Modellbauer, Zimmerleute und ähnlich penibel arbeitende Menschen bitte ich demütig, nicht so genau hin zu gucken. Es ist good enough to garden with, und das reicht.

Die Innenseiten des Holzrahmens werden mit Noppenfolie verkleidet, weil die Bretter sonst in 3 Jahren durchgerottet wären und der Kasten auseinanderfallen würde. Ich spreche aus Erfahrung – Details dazu findet ihr in den diversen Renovierungs- und Erneuerungsartikeln, die oben verlinkt sind.

Idealerweise zieht man die Noppenfolie einmal ringsrum und stückelt so wenig wie möglich (also gar nicht). Ich habe gerade aber nur noch Restbestände da – das ganze Projektchen ist ja relativ spontan gewesen – und werde jede der 4 Seiten mit Resten bepflastern, die dann großzügig überlappt werden.

Diese weißen Streifen, mit denen ich die Folie in den Ecken befestige, sind aus einem verrottungsfestem Kunststoff namens „Simopor“. Das Zeug hab ich vor Jahren mal vorm Wegwerfen gerettet, vermutlich habt ihr das nicht rumliegen. Nehmt am besten irgendwas das nicht Holz ist, denn das würde durch den Erdkontakt verrotten, die Folie wäre irgendwann nicht mehr fixiert und würde euch nach unten rutschen. Es gibt natürlich auch spezielles Befestigungsmaterial, sucht einfach mal nach „Nägel + Noppenfolie“. Hab ich aber gerade nicht da.

Bis hierher konnte ich alles schön im Schatten erledigen. Inzwischen geht’s auf Mittag zu und aus „schön warm“ wird langsam „boah ist das heiß“. Die brummsche Miez zieht von einem Schattenplatz zum nächtsten:

Diese Möglichkeit hab ich ab jetzt nicht mehr, denn der Kasten muss jetzt an Ort und Stelle. Und das bedeutet: Vollsonniger Standort.

Aber erstmal wird gemittagt. Unser beider Lieblingsessen sind Nudeln mit Lieblingssoße. Könnten wir täglich essen.

Brummsche Knobi-Zitronensoße

  • 1 Teil Olivenöl
  • 1 Teil Zitronensaft (frisch gepresst oder aus der Flasche, je nach Verfügbarkeit)
  • 1 oder 2 Knobizehen, geschnitten oder durch die Presse gedrückt.
  • ordentlich Salz
  • kleinstmöglich geschnippelte Petersilie
  • wenn gewünscht, ne Prise Pfeffer

Zutaten in einem ausgießfähigen Gefäß vermischen und fertig.

Geht schnell, ist irre lecker, bummsgesund und die Petersilie mildert die Knobifahne etwas ab.

Für Neuleser: Wenn euch unser Gartentisch interessiert –> guckst du hier.

Nach dem Essen gehen wir um’s Haus und der Kleinbauer staunt nicht schlecht, dass Papa schon fertig ist. Der Knobikasten wird begutachtet und für gut befunden, Kind Zwei ist wieder hochmotiviert.

Wir (ich) schleppen die Kasten an Ort und Stelle und richten ihn einigermaßen aus…

…was dadurch erschwert wird, dass die bestehenden Beete alle irgenwie stehen, nur nicht in Reih und Glied. Der Neuzugang richtet sich nach seinem Nachbarn rechter Hand, denn so ist das aus den relevanten Blickwinkeln am ehesten akzeptabel.

Die mittägliche Hitze, der vollsonnige Standort und der volle Bauch lassen die kindliche Motivation schnell verdampfen, also bin ich fix wieder Einzelkämpfer. Das ist OK, denn ich will ja nicht dass der Kleine nen Sonnenstich bekommt. Und wenn der sich jetzt ohne Spaß hier durchkämpft, färbt das eventuell auf das Beet ab und er hat auch später mal weniger Lust zu Gärtnern, weil er sich unterbewusst immer den Krampf erinnert, als er mit Papa in der Hitze schuften musste. Die Lektion(-en), dass man sich manchmal im Leben eben einfach durchbeißen muss, kommen noch früh genug.

Die Füllung

Hochbeete füllt man nicht, indem man sie einfach mit Erde vollkippt. Da gibt’s nen speziellen Aufbau, der sich bewährt hat.

Ganz unten rein kommt Altholz, das über die nächsten Jahre verrottet und so langsam und stetig neue Nährstoffe liefert – sowohl für die Pflanzen die da drin wachsen, als auch für das Bodenleben. Ganz besonders die Rosenglanzkäfer freuen sich darüber – und ihr selbst später auch, glaubt mir… siehe „Kastenbeet und Käferkacke„.

Glücklicherweise hat mein Nachbar a.k.a. Herr Vater seit neulich einen Haufen mit alten Wurzel- und Rindenstücken rumliegen, den ich ihm abnehmen kann. Ich hab die erste Schicht der Füllung im Kasten und er ein Entsorgungsproblem los: Win-win.

Beim Einsacken des Haufens werde ich hoffnungsvoll vom Federvieh beobachtet. Könnte ja was Essbares abfallen, wenn jemand kommt. Die Damen bekommen von mir regelmäßig überschüssiges Grünzeug vom Beet, die Hoffnungen sind also berechtigt.

So, der Haufen passte in zwei Schubkarren, das Zeug wird einigermaßen dicht in den Kasten gestapelt und anschließend so gut wie möglich festgetrampelt. Auch dabei bin ich unter Beobachtung. Die Schattenecke unter der Zitronenmelisse ist einer der Lieblingsplätze der beiden Nachbarskatzen geworden.

Neben dem Altholz lag noch ein Haufen Dreck, der wird ebenfalls im Kastenbeet verklappt…

…und rutscht zwischen das Geäst. In dieser Phase ist es sehr wichtig, dass ihr das Zeug so weit wie möglich runtertrampelt, damit die Füllung im ersten Jahr nicht allzu sehr zusammensackt. Denn egal wie gut ihr das komprimiert, das wird im ersten Jahr gute 10 cm zusammenfallen. Also füllt den Kasten ruhig bis Oberkante Unterlippe auf.

Die nächste Schicht besteht idealerweise aus feinerem Gestrüpp und Verschnitt. Ich hab neben dem Komposthaufen sowas gelagert. Nicht mit der Absicht, das für edie heutige Kastenbeetfüllung zu verwenden, sondern weil ich solches langes Gestrüpp nicht im Kompost haben will, denn dann kann man den Haufen nicht mehr so leicht umschichten (was ich monatlich mache).

Also noch ne Schubkarre Gestrüpp ins Beet…

…und dann mit (fast) reifem Kompost auffüllen. Auch hier wieder: Denkt daran, das Zeug so gut wie möglich zu komprimieren! Ich bin mir ja für nix zu fein, also konnte man mich wie so’n Rumpelstilzchen im Kastenbeet rumspringen sehen. Sah bestimmt spannend aus.

Durch das Gehüpfe habt ihr schon gut komprimiert, aber anschließend solltet ihr noch ordentlich wässern, denn auch das sorgt für weitere Verdichtung, vor allem aber ist das ein Kickstarter für die Verrottungsprozesse, deren Sinn und Zweck diese spezielle Stapelmethode ja ist. Ich habe 4 solcher Kannen vergossen, also ca. 50 Liter. Später kommen dann weitere 25 Liter drauf, wenn alles angegossen wird.

So, das Beet ist fertig, jetzt darf der Kleinbauer wieder ran!

Wir haben die Zwiebeln mit ungefähr 10 cm Abstand sehr eng gesteckt. Sieben Reihen á 10 Zwiebeln haben wir untergebracht. Zusätzlich dazu haben wir in der vorderen Hälfte Möhrensamen drüber gestreut und hinten Pastinaken. Mischkultur und so, wissenschon.

Der frisch gekürte Zwiebelbauer war trotz praller Sonne und irrer Hitze hochmotiviert dabei und hat mit unheimlich viel Freude die Zwiebeln in die Löcher versenkt. Anschließend haben wir noch ne Schiefertafel gesucht und das Beet wurde eigenhändig beschriftet.

Na mal sehen, wie lange die Motivation anhält. Ich werde den kleinen Gärtner hin und wieder mal gießen lassen, aber die unangenehmen Dinge wie die Schneckenjagd übernehme ich lieber selbst, sonst ist die Lust am Gärtnern ganz schnell wieder dahin.

Frau Mama und Kind Eins haben nicht schlecht geguckt, als sie abends heim kamen und den neuen Beetkasten sahen, wo früh noch Wiese war. (c:

So, ihr habt’s geschafft. Bravo. Wie versprochen nicht viel Neues, wenn ihr die alten Artikel kennt. Wenn ihr dennoch Fragen habt, gern in die Kommentare. (c:

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