Der 2023er Bohnenwahnsinn

Wenn jemand hundertdreißig Tomaten im Gartenhaus stehen hat, was braucht der noch?

…genau: fast doppelt soviele Bohnen.

Das ist dann wohl die Bedeutung von „to double down on something“ im gärtnerischen Sinn: Wenn schon verrückt, dann büddeschön richtig irre! (c:

Ach Daniel, worum gehts eigentlich? Was haste diesmal wieder für’n Quatsch gemacht? Du willst doch schon ein Viertel deiner Tomaten verschenken, haste gesagt – und jetzt über zwohundert Bohnen? Ernsthaft, warum?

Gut dass ihr fragt. Vollkommen berechtigt. Klingt irre, isses aber nich. Hoffe ich jedenfalls. In meinem Kopf ergibt’s Sinn – mal sehen ob’s bei euch da draußen auch so ist.

Also:

Heute war thun’scher Fruchttag, da habe ich Bohnen gesteckt. Busch- und Stangen- (also Kletter-)bohnen.

Der Plan

Aber lasst uns am besten mit nem Ausschnitt aus der brummschen Gartenplan-Exceltabelle anfangen. Damit ihr genau wisst, was und wieviel ich gesät habe:

Wir reden über 171 Buschbohnen und 58 Stangenbohnen. Ihr seht schon den Schwerpunkt der Verteilung, und das ist kein Zufall: Bohnen sind nämlich sehr gute Mischkulturpartner von Tomaten, und die Buschbohnen werden mit zu den Tomaten gepflanzt.

Das hat gleich mehrere Vorteile:

  1. Mischkultur: Bohnen sind Stickstoffsammler, davon profitieren die Tomaten. Im Gegenzug hält der intensive Duft der Tomaten Blatt- und Bohnläuse fern. Wenn dann noch Platz ist, kommt Basilikum dazu und eventuell noch Zwiebeln oder Knoblauch.
  2. Platz sparen: Ich kann den Platz in den Kübeln deutlich effizienter nutzen als wie wenn nur Tomaten drinne wären.
  3. Gleiche Virleiben: Beide lieben Sonne und hassen Staunässe.
  4. Buschbohnen bleiben relativ niedrig. Da Tomaten untenrum nicht nur ausgegeizt, sondern komplett entblättert werden, kommen sich die beiden nicht ins Gehege.

Ich hab euch ja neulich die Terrasse gezeigt, da stehen um die 20 Maurerpötte rum:

Wenn ich in jeden drei Buschbohnen pflanzen täte, wäre schonmal ein Drittel vertan. Anderswo im Garten stehen weitere Kübel. Und ein Teil wird wieder verschenkt. Außerdem kann’s ja sein, dass einige gar nicht aufgehen, daher lieber ein paar mehr säen…

Na gut, vergesst den letzten Satz – das hat schon bei den Sibirischen Birnchen nicht geklappt, meiner Lieblingssorte: Da hatte ich um die 30(!) Samen gesät, weil einige davon schon was älter waren und ich nicht wußte, wie gut die keimen… und dann keimten einfach alle und jetzt hab ich 30 PPflanzen von einer Tomatensorte. Was aber gaaar kein Problem ist, dann die werden eben schwerpunktmäßig verschenktFamilie, Freunde, Kollegen… Und: Der Kindergarten hat gerade ein Hochbeetprojekt und bekommt morgen vorgezogene Tomatenpflanzen angeboten. Die Sibirischen Birnchen sind nämlich perfekt für Kinderbeete: Das sind Buschtomaten die nicht augegeizt werden müssen, ne robuste und anspruchlsoe Freilandsorte, die kein Dach über’m Kopf braucht UND, am wichtigsten: Die kleinen zuckersüßen Früchte haben kaum Säure und sind perfekt zum Gleichvomstrauchwegnaschen. Ich wöre schwer enttäuscht, wenn die die Brummschen Birnchen ablehnen täten. Mal sehn.

Aber zurück zu den Bohnen.

Die Aktion

Heute Nachmittag habsch den Terrassentisch zur Pflanzstation umgerüstet:

Drei Quickpotplatten mit gesiebtem Kompost vorbereitet. 9×6 Pots pro Platte. Ihr merkt schon: Die Mathe geht nicht auf… und richtig, ich hab im Laufe der Bohnensteckerei gemerkt, dass ich noch zwei weitere Anzuchtplatte brauche.

Die Stangenbohnen

Viel eigenes Saatgut*, angefangene Tüten aus den Vorjahren und Saatguttauschbörsenmitbringsel. Na gut, zwei neu gekaufte Tüten sind auch dabei.

  • Blauhilde
  • Cobra
  • Neckarkönigin (vermutlich die Klassikersorte, und zu Recht!)
  • Feuerbohne
  • Trebona
  • Forellenbohne
  • 2 selbst geerntete Samentüten ohne klare Sortenbezeichnung

* leider viel zu häufig ohne konkrete Sortenbezeichnung, stattdessen oft nur „Kletterbohnen von diesem oder jenem Beet, [Jahrgang]“ – das geht mir fast nur bei Bohnen so, Samen von allen anderen Gemüsesorten bekomme ich eigentlich immer ordentlich beschriftet. Keine Ahnung warum das so ist aber das muss ich unbedingt ändern!

Die Buschbohnen

Die ersten drei sind neu gekauft, die beiden letzten sind Restbestände der Vorjahre und müssen nun mal aufgebraucht werden.

  • Maxi
  • Saxa
  • Dalmatin
  • Purple TeePee
  • Borlotto

Memo an future me: Vor allem von den Restbeständen unbedingt genügend Saatgut nehmen, auch wenn dann nix in der Küche landet! Arterhalt geht vor Teller!

Eye Candy släsch Bohnenporn

Kommt, ich zeig‘ euch mal die coolsten Bohnen aus der Nähe. Da gibt’s nämlich ne ähnlich große Vielfalt wie bei den Tomaten!

Die Forellenbohne haben wir aus der diesjährigen Saatguttauschbörse, die das Chemnitzer Naturkundemuseum organisiert hat. Diese Optik…! (c:

Die Feuerbohne stammt ebenfalls von dort. Zwar waren in der Tüte nur vier Bohnen drin, aber ich hab mich auch mehr über die liebevolle Verpackung gefreut. Und über die engagierten Mitarbeiter, die diesen museumseigenen Garten betreiben, aus dem das Saaatgut und die Jungpflanzen stammten. Für sowas sollten wir Geld ausgeben und nicht für neue Autobahnen!

Cobra ist ne Kletterbohne (das „SB“ auf den Schildern heißt Stangenbohne, „BB“ steht für Buschbohne), das Saatgut liegt schon ne Weile bei mir rum. Mal sehen wie viele der 10 Samen noch aufgehen…

Die Buschbohne Saxa ist optisch wenig spektakulär, aber darauf kommt’s mir auch nicht hauptsächlich an.

…wobei… die Dalmatin ist schon irgendwie geil, oder?

Einige sehen aus wie kleine pummelige Mini-Orcas, nor? (c:

Na jedenfalls waren nach einer reichlichen Stunde alle Bohnen ordnungsgemäß in der Erde versenkt, fein säuberlich beschriftet und mussten nur noch angegossen werden:

Die Katastrophe

Das war dann der Moment, als ich merkte, dass mein Stift nicht wasserfest ist und die Holzstäbchen komplett verwaschen waren! Komplett unleserlich, so gut wie jedes der Schilder.

Waaaaah!1!eins!11!!elf!

Zum Glück hatte ich jede, aber auch wirklich JEDE gesäte Bohnesorte mitsamt Schild geknipst, und auch jede Platte nochmal im Ganzen. Meistens schüttle ich innerlich über mich selbst den Kopf ob dieses Foto-Wahns, aber das ist nicht das erste Mal, dass mir dieses übertriebene Dokumentieren den Gärtnerhintern rettet. Sonst hätte ich jetzt fünf Anzuchtplatten voller Mysterybohnen. Nicht auszudenken!

Also nochmal das Smartfon rausgeholt und provisorische Schilder geschrieben, schnöder Edding auf schnödem Plastik. Hässlich wie die Nacht, aber wasserfest.

Anschließend ab mit den fümpf Platten ins Gartenhaus. Dort wird’s langsam echt eng!

Aber hey, in einer Woche ist Pfingsten, da werden die Tomaten rausgepflanzt. Bis dahin sind hoffentlich auch die Bohnen aufgegangen, da kann ich das gleich zusammen machen.

Das wird wieder ne mehrtägige Mega-Gartenaktion, so wie die letzten beiden Jahre, guckst du hier (2022) und hier (2021). Freu mich schon drauf wie verrückt, für mich ist The Big Rauspflanzening ein fester Bestandteil des Jahres, so wie für andere Karneval oder Weihnachten oder Ostern. (c:

2 responses to “Der 2023er Bohnenwahnsinn”

  1. mila sagt:

    Der Wahnsinn ☺️. Bin gespannt, wie das wird! Vielleicht probiere ich das auch mal!

  2. […] dieses Jahr ziemlich cool. Wir hatten ja im Mai eine Auswahl besonders spannender Sorten ausgesät, siehe hier. Werden wir 2024 definitiv wieder machen! Wenn ihr also Lieblinggsorten habt, die ihr empfehlen […]

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