
Amerikanische Wissenschaftler haben herausgef… ach nee, doch nicht.
Eigentlich wollte ich jetzt den alten Flachwitz Klassiker bringen:
Kompost ist der Beweis für Leben nach dem Tod.
Aber ich finde den inzwischen gar nicht mehr so flachwitzig, denn da steckt nüchtern betrachtet viel Weisheit drinne. Stichwort „Leben in Kreisläufen“ und so. Darum soll’s aber heute gar nicht gehen – ich wollte euch und der Welt lediglich mitteilen,
- dass (und wie) ich vor drei Tagen den Komposthaufen neu aufgesetzt habe,
- kurz runterbeten, warum Kompost so’n krass wichtiges Gartenthema ist und schließlich
- schamlos eigenwerbend auf meine Lieblingskompostartikel verweisen
Nicht zwingend in dieser Reihenfolge.
Los gehts.
Ich hab den Komposthaufen neu aufgesetzt!!1!11!!elf!!
Wow Daniel, krass… und das ist jetzt bloggenswert, weil…?
Na, äh, …weil das hier primär ein Gartenblog ist?
Aber ernsthaft: Leute, euer Komposthaufen verdient eure Aufmerksamkeit und Liebe. Seriously. Das ist so ziemlich der wichtigste Teil im Garten, vom Lieblingsplatz mit der Hängematte mal abgesehen. Bevor ich euch das begründe, hier kurz ein paar Details zur brummschen Kompostierung.
Das wichtigste zuerst: Ich setze meinen Haufen einmal monatlich um.
Das scheint übertrieben oft zu sein und klingt nach unnötiger Arbeit, aber die Erfahrung der letzten paar Gartenjahre hat gezeigt, dass ich mit jedem Mal Umsetzen die Kompostreifung um schätzungsweise einen Monat beschleunige. Wenn ich den Haufen im Sommer (oder sogar erst im Herbst) neu aufsetze und dann monatlich umschichte, dann habe ich im Februar(!) fast reifen Kompost. Spätestens Ende Mai nach den Eisheiligen, wenn die Tomaten rausgepflanzt werden, ist der fertig und einsatzbereit. Wie geil ist das denn?
Die Details dazu könnt ihr euch in den am Ende verlinkten Kompostartikeln reinziehen, die muss ich jetzt nicht nochmal wiederkäuen. Die Kurzform:
- Grün & braun mischen: Immer grünes Material (frischer Rasenschnitt, gejätetet Un-/Beikräuter, etc) und braunes Material (Herbstlaub, astiger Heckenschnitt, holziges Material) mischen! Ich mache das so ca. im Verhältnis 1:1.
- Herbstlaub sammeln: Rasenschnitt fällt im späten Frühjahr & Sommer an, Laub erst im Herbst. Um beides zu mischen, solltet ihr das Laub in irgendeiner regengeschützten Ecke des Gartens getrennt vom Kompost aufheben – dann könnt ihr das ab ersten Rasenschnitt immer schon schichtweise kompostieren. Diese Methode war ein echter Gamechanger für mich.
- Wässsern! Der Kompost muss schön feucht bleiben. Klar legt man den idealerweise im Schatten an, aber selbst dort kann der im Sommer von außen durch die Hitze austrocknen, und die hohen Temperaturen der Heißrotte (60-65°C über 2-3 Wochen!) trocknen den Haufen innerlich aus. Das bremst und stoppt schließlich den Heißrotteprozess, der Haufen geht dann in eine weitere Rottephase über, die nicht nur kühler verläuft, sondern auch wesentlich langsamer.
- Sauerstoff! Wollt ihr Turbokompost, dann müsst ihr die Heißrottephase mehrfach wieder neu in Gang bringen. Neben dem Wässern braucht der Haufen vor allem frischen Sauerstoff – deshalb mein monatliches Umsetzen.
Ich zögere den ersten Rasenschnitt immer solange wie irgend möglich raus, damit die Bienen (generell die Insekten) genug Nahrung haben. Erst wenn dann anderes Zeugs blüht, mähe ich. Der erste Rasenschnitt war dieses Jahr Mitte Mai fällig, und das wurde auch höchste Zeit. Nicht nur wegen des Kompostes (dazu gleich mehr), sondern weil die Kids ihre Spielwiese kaum noch nutzen konnten. Da wird quasi täglich Ultimate Frisbee gespielt (die beiden spielen das im örtlichen Verein), und das hohe Gras ist nicht nur doof beim Spielen, sondern auch und vor allem wegen der Zecken. Bei aller Liebe zum naturnahen Gärtnern – bei dem Thema sind mir die Kinder dann doch wichtiger als die Bienen.
Kleinvieh macht auch Mist
Der zweite Grund für die Dringlichkeit sind die beiden Fellnasen, die seit letzten Sommer bei uns wohnen: Zwar sind’s nur zwei Zwergkaninchen, aber …wow ist das viel! Ab Herbst, also nach dem letzten Rasenschnitt, kommt ja kein grünes Material mehr dazu – also summiert sich das Einstreu vom täglichen Ausmisten (= braunes Material) mehr als ein halbes Jahr lang an. Da kommt irre viel zusammen!
Aber nützt ja nüscht, das muss jetzt irgendwie ins jährliche Kompostmanagement integriert werden. Wir hatten anfangs Hobelspäne verwendet, sind aber dann zu Lein-Einstreu übergegangen, weil das länger trocken bleibt. Leider keimt darin ziemlich viel, daher ist es jetzt umso wichtiger, dass der Haufen durch eine bzw. mehrere ordentliche Heißrotten geht, die das Material sterilisieren und alle Samen abtöten.
Immer schön schichten
Beim Umsetzen und vor allem beim neu Aufsetzen gilt: Grün und braun immer schön in Schichten stapeln. Guckt mal hier, so sieht das dann aus:

- Ganz unten (vorn im Bild) ist das Einstreu inkl. Kaninchenköttel. Da kommt also schonmal bissel Dünger mit rein. Das fällt in die Kategorie braunes Material.
- da drauf ne Schicht frischer Rasenschnitt, also grünes Material.
- darüber kam ne Schicht alte Komposterde, die ich 4 Jahre lang in den Tomatenkübeln auf der Terrasse hatte. Tomaten sind selbstverträglich, d.h. da muss man nicht so auf Fruchtfolge achten wie bei anderen Pflanzen. Aber selbst wenn man im Sommer immer mal schön düngt (Brennesseljauche for teh win!), sollte man die Erde irgendwann mal komplett auswechseln. Das hab ich neulich gemacht: Alle 90-Literkübel einmal komplett ausgeleert und mit neuem Kompost gefüllt. Mal sehn ob die Tomaten dieses Jahr besser wachsen. Das hat jetzt erstmal nix mit grün oder braun zu tun, die Erde kommt einfach so dazwischen und wird dann „neu aufgeladen“ mit Nährstoffen.
- als das Ganze so ca. 30 cm hoch war, hab ich ordentlich gewässert und das Ganze dann solange wiederholt, bis der Haufen (und ich) fertig waren.
- Ich hab mir für den Extraboost an Nährstoffen noch 2 Schubkarren voll Hühnermist geholt, die bei meines Vaters Federvieh anfallen, und immer schön dazwischen geschichtet. Das gibt Power! (c:
Die rechte Haufenseite hatte ich vor einer Woche (d.h. vor’m ersten Rasenmähen) umgesetzt, also ohne frische grünes Material zu haben – nur das über den Winter stehen gelassene Zeug. Auch das wurde gut durchwässert, und nach 2 Tagen war die Kerntemperatur wie erwartet wieder bei üer 60°C:

Das bleibt jetzt 2-3 Wochen so heiß da drin… überlegt euch mal, wieviel Energie in so nem Haufen steckt! Ich bin da jedes Mal wieder faßziniert, aber ich bin auch leicht zu begeistern für sowas.
Die linke frisch aufgesetzte Hälfte ist inzwischen (3 Tage später) bei denselben Temperaturen angekommen. Was bedeutet, dass wir mal wieder Sous Vide Garen könnten… Jawoll, im Komposthaufen kannste Niedertemperaturgaren. Geht wirklich – von mir getestet. Siehe letzter Link in der Liste unten. (c:
Mehr Kompostliebe: Best of Kompostartikel
Kompost hat im brummschen Blog ein eigenes tag und ne eigene Kategorie* und gehört zu den wichtigsten Gartenthemen. Wenn ich euch überzeugen konnte dass das Thema wichtig ist, hier ne Auswahl lesenserter Kompostartikel aus dem brummschen Archiv.
- 50 Shades of brown: Nach den nicht jugendfreien Intro wird’s tatsächlich niveauvoller und dezent lehrreich (Berkeleymethode: reifer Kompost in angeblich 30 Tagen)
- Hochstapeln für braunes Gold: Details zum Umsetzen und ein Blick ins Haufeninnere
- Komposttagebuch: Ihr lernt, warum nicht nur das Umsetzen, sondern auch das Wässern des Haufens irre wichtig ist.
- Kastenbeet und Käferkacke: Aus Altholz im Kastenbeet die weltbeste Erde machen (lassen). Danke an die 400(!) Rosenglanzkäferlarven, die bei uns in nur einem(!) Beet wohnen und arbeiten.
- Neues von Rambo und Leben im Kompost: Kommt mal mit GANZ NAH RAN an den Kompost und guckt, wieviel Leben da drin steckt!
- Sous Vide Garen im Komposthaufen: What the title says. Damit bin ich seit 2022 auf Platz Eins bei Google. Ich verrückter Hund, ich.
* fragt mich nicht nach dem Unterschied zwischen beidem, ich nutze tags und Kategorien einfach parallel