Betonkissen als Trittsteine

Vorwort

Diesen Artikel schiebe ich seit Jahren vor mir her, die Entwurfsversion ist fast so alt wie das Blog selbst. Das ist eines der Projektchen, die irgendwann kurz vor der Fertigstellung irgendwie eingeschlafen sind und jahrelang hartnäckig gegen eine Reanimation verweigert haben. Ich hab’s immer noch nicht vollendet, aber immerhin ist der Artikel dazu jetzt soweit, dass ihr damit was anfangen und bei Interesse selbst loslegen könntet.

Los geht’s

Mitte Februar: Schmuddelwetter, Nebel, Kälte. So gar kein Gartenwetter.

Aber.

Die Entzugserscheinungen machen sich langsam bemerkbar, oder?

Klar, die Vorzuchtsaison steht vor der Tür und vermutlich dekoriert ihr schon seit Wochen Saatgutkataloge mit kleinen Lesezeichen, richtig?

Die Quickpotplatten werden schonmal rausgekramt, Vorzuchtschildchen ge-DIY-ed: Guckst du hier für die einfache und robuste Variante und da für die gelaserten, und dort für Laser-Nachschlag. Oh, und hier für die ganz edlen.

Übrigens: Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Holzvarianten alle nach einer Saison durchgegammelt sind. Da half auch das mit Wachs Imprägnieren nur so mittelgut. Also zurück zu der Variante „einfach und robust“. Es leben die Plastikbecher, hmpf.

Kurz: Vorzuchtvorbereitungen.

Aber so richtig die Sommergartensehnsucht befriedigen tut das noch nicht, bei mir und momentan jedenfalls nicht. Ich will wieder laue Sommernächte auf der Terrasse (der Film in meinem Kopf blendet dabei die Mücken geschickt aus), mit Lavendelduft, frischen Tomaten vom Strauch, Grillen, Smoothies on ice… das ganze bunte Ballett.

Apropos „bunt“.

Wie wäre es mit ein paar Kissen auf der Wiese? Als Gehweg meine ich. So richtig zum Drüberlaufen. Und nein: Ihr müsstet die nachts nicht rein räumen – die bleiben liegen, da komplett wetterfest.

Weil sie aus Beton sind!

Ja ich weiß, so ne richtige Überraschung war das jetzt nicht mehr, danke ans Titelbild für’s Spoilern.

Long story short, hier die

Anleitung für eure eigenen Betonkissentrittsteine

Ihr benötigt ein optisch schönes Kissen, von dem ihr eine Gussform erstellt. Wichtig: Das Kissen ist danach unbrauchbar, weil’s mit Trennspray eingesprüht wird und unwiderruflich „versaut“ ist. Also nicht Oma’s Erbstück verwenden! Es sei denn natürlich, es gammelt auf dem Dachboden vor sich hin und wird garantiert nie wieder seiner Bestimmung zugeführt. In diesem Fall habt ihr hier ne schöne Gelegelheit, Omas Erbe quasi unsterblich zu machen.

Ich habe ein preiswertes 40×40 Stepp-Kissen für 6€ von ebay* geordert.

* Full disclosure: Das Ganze hab ich 2020 gemacht – der ursprüngliche Text ist also schon ne Weile alt. Ich hatte das damals in einer Gartengruppe bei facebook gepostet, inklusive Links zu den Produkten die ich verwendet hatte. Die sind jetzt natürlich nicht mehr aktuell, aber selbst wenn ich euch die jetzt aktualisiere, sind die in ein paar Monaten wieder outdated. Ihr findet das schon selbst, seid ja schon groß. (c;

Von meinem Vater (Raumausstatter/Polsterer) hatte ich noch weitere alte Kissen, bekommen, aber für den Prototyp sollte es das hier werden:

Wir bauen uns eine Gussform

Ich braucht für die Gussform einen stabilen Rahmen, den kann man idealerweise aus Siebdruckplatten bauen. Die Größe so wählen, dass das Kissen gerade so reinpasst, ohne zu stauchen. Kissen und Rahmen gut mit Trennspray einsprühen und dabei aufpassen dass der Sprühnebel nicht auf euren Werkstattboden kommt, sonst wird der mega-rutschig. Kissen reinlegen, Silikon drüberlaufen lassen.

Wichtig: Handschuhe tragen!!!

Tatsächlich sind Zweikomponentenabformsilikon und das Trennspray, die ich damals gekauft hatte, noch online verfügbar. Rührt das Silikon an wie in der Anleitung beschrieben. Guckt euch gern vorher auf youtube tutorials an wenn ihr wollt, schadet nicht. Ist aber auch kein Hexenwerk, das bekommt ihr hin, keine Angst.

Wichtig:
Das Silikon muss ringsrum in alle Ritzen laufen, sonst habt ihr später Fehlerstellen in eurem Betonkissen.

Ich hatte 1 Liter Silikon zur Verfügung, der gerade so gereicht hat. An vielen Stellen ist die Schicht extrem dünn gewesen, daher habe ich nochmal 2 billige Tuben Sanitärsilikon drüber gestrichen, als das teure Abformsilikon fertig vernetzt war. Beides verbindet sich bestens miteinander, und an Ende war überall eine ordentliche Schichtdicke drauf. Besorgt euch also vorher noch billiges Silikon (die Eigenmarken aus’m Baumarkt oder irgendwas online).

Da das Kissen eine Wölbung hat, die der Beton mit seinem Gewicht plattdrücken würde, habe ich noch eine Stützschicht aus Bauschaum drüber gemacht:

Fertig! (c:

Ich hatte vergessen, den Rahmen unten innen mit der Bodenplatte abzudichten. Aber glücklicherweise lief nix zwischen den seitlichen Brettern und der Bodenplatte aus.

Trotz Trennspray lässt sich das Kissen nur sehr schwer von der Silikonform lösen. Das liegt daran, dass das Zeug – obwohl es extrem dickflüssig war – wirklich alle kleinen Details ausgefüllt hat und dementsprechend eine sehr große Oberfläche da ist, an der das Silikon haften kann.

Glücklicherweise isses extrem stabil und zerreißt nicht gleich, auch wenn man heftig daran zerren muss – und das muss man! Ein paar kleinere Risse waren am Ende drin, aber nix Schlimmes.

Man sieht gut, wie das Kissen mit Trennspray getränkt ist – das geht definitiv nicht wieder raus. Hinten im Bild ist die abgelöste Bauschaumschicht, vorn die eigentliche Gussform aus Silikonkautschuk:

Ich habe ich das Kissen irgendwo in der hintersten Ecke der Werkstatt aufgehoben, könnte damit also nochmal ne neue Form gießen. Die Form gibt’s natürlich auch noch, aber falls die mir abhanden käme, durch falsche Lagerung beschädigt wird oder unvorhergesehenermaßen irgendwie chemisch altert und unbrauchbar würde, könnte ich mit dem Kissen nochmal von vorn beginnen.

Zeit für den Beton!

Für die unterste (später die oberste) Schicht verwende ich diesen Bastelbeton. Normaler Zement geht natürlich auch. Ich hab von der Körnung her keinen Unterschied zwischen diesem Zeug hier und dem billigen 30kg-Sack aus dem Baumarkt festgestellt.

Das gelbe Zeugs sind Eisenpigmente, mit denen der Zement im trockenen Zustand gefärbt wird. Empfohlen wird bis zu ca. 5% Pigment auf die Trockenmasse Zement, aber da muss man einfach mal rumexperimentieren und Erfahrung sammeln, wie viel Pigment welches Ergebnis bringt. Beim ersten Mal nehme ich sicherheitshalber bissel mehr… (c;

Wichtig: Trocken gemischt sieht der Zement wesentlich weniger intensiv aus als nach der Zugabe mit Wasser. Lasst euch also nicht täuschen – das ist nicht der endgültige Farbton!

Hier, vergleicht mal den Farbton mit dem auf dem vorherigen Bild – mit Wasser wird das Gelb deutlich intensiver!

Wenn die erste Schicht etwas angetrocknet ist, füllt ihr mit ungefärbtem Zement auf. Ich hab in die Mitte ne alte Gehwegplatte gelegt. Einerseits, um mir bissel Zementmischerei zu sparen, vor allem aber damit’s schneller trocknet.

Der übrig gebliebene Rest kam in Silikonformen, die ich mir mal zum Spielen mit Epoxidharz besorgt hatte. Das wurden zwei witzige Betonschrauben. (c:

Einen Tag später ist es soweit: Ich traue mich, die Form umzudrehen und vorsichtig zu lösen, damit der Trittstein von der Unterseite weiter trocknen kann.

Tataaa!
Na, sieht doch geil aus, oder? c:

Fazit

Ist bis auf ein paar Lufteinschlüsse ganz gut geworden. Vor allem die Farbe leuchtet schön intensiv. Das Gelb ist nicht so grell und geht eher Richtung Ocker, was perfekt für den Garten ist. Beim zweiten Guss kann ich definitiv weniger Pigment verwenden.

Und, ganz wichtig: Die Silikonform hat unbeschadet überlebt! Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte ich das Ganze wohl sein lassen, weil die einzelnen Steine dann einfach zu teuer geworden wären. Mal sehen wie oft ich die verwenden kann…

Sieht doch richtig kuschelig aus, oder? (c:

Aktueller Stand & to do

Ich hatte 2020 ein paar dieser Kissen gegossen, bekam dann aber von einer Künstlerin, die professionell mit Beton arbeitet und bspw. Outdoor-Skulpturen macht, den Hinweis dass die bei Frost zerspringen können und man die noch mit Wasserglas imprägnieren kann, damit die hydrophob werden, also wasserabweisend. Details dazu findet ihr zum Beispiel hier (nur fix gegoogelt, vermutlich gibt’s noch dausend weitere Infoseiten. Do your own research…).

An dieser Stelle blieb das Projektchen dann leider hängen, irgendwie kam ich nie dazu, das zu machen. Ich hoffe dass ich damit demnächst mal weiterkomme, kann’s aber nicht versprechen. Mit Glück liegen die Kissen bald im Garten, mal sehn…

Wie anfangs geschrieben: Diesen Artikel schiebe ich seit Jahren vor mir her, die Entwurfsversion ist fast so alt wie das Blog selbst – jetzt isser endlich fertig. Vielleicht inspiriert euch das ja und ihr macht euch eure eigenen Betonkissen. Würde mich über Feedback sehr freuen, idealerweise mit Fotos! (c:

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