Bautagebuch Gartenhaus, Kapitel 9: Lärchenbrett und Kesselgulasch

Am Montag kamen endlich die Mitte September bestellten Lärchenbretter für die Verkleidung der Fassade an. Nachdem ich ein knappes halbes Jahr auf das Bauholz für das Ständerwerk warten musste, hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, dieses Jahr noch fertig zu werden.

Boah, wie Weihnachten war das! (c:

Die Rückseite der Hütte ist die leichteste, weil’s da nur wenig anzupassen gibt. Also fange ich dort an. Ich wollte die Lücken zwischen den Brettern eigentlich größer lassen – 2 cm schwebten mir vor – aber da würde man die Beschriftung der Folie sehen, und das ist ein no go. Bei Lücken über 3 mm guckt die blöde Schrift durch… Na gut, ich wollte ja sparen und hab die Restfolie vom Hausbau genommen, statt neue und durchgehend schwarze Folie zu kaufen… Selbst schuld, Herr Brumme.

Also werden’s halt sehr schmale Lücken. Auch gut, dann sieht die Fassade mehr wie aus einem Guss aus. Wird bestimmt auch schön…

Brett Nummer fümpf ist das Erste, bei dem es komplizierter wird. Nix schlimmes, nur die Fensteröffnung muss ausgesägt werden.

Danach geht es mit kürzeren Brettern weiter, bis die Oberkante des Fensters erreicht ist. Die muss wieder ausgeklinkt werden, ebenso der Dachbalken am hinteren Ende des Brettes.

Ich hab dieses Spielchen bei den OSB-Platten der Fassade zur Genüge durch, das ist also inzwischen Routine.

Na bitte: Passt. (c:

Die letzten beiden Bretter müssen schräg geschnitten werden, weil die Dachneigung das so fordert. Darauf hab ich jetzt aber keine Lust – ich will erstmal „Meter machen“ und vorankommen. Bedeutet: Es geht um die Ecke rum weiter, an der wichtigsten Seite. Die, die man mal am meisten sehen wird. Dort muss alles möglichst perfekt sein. Das war übrigens auch ein Grund, warum ich „hinten“ begonnen habe: Um erstmal ein Gefühl für diese Bretter zu bekommen.

Das erste (unterste) Brett einer Seite ist immer das langwierigste, denn das muss absolut waagerecht sitzen. Alle weiteren Bretter können einfach mit Abstandshaltern (die kleinen weißen 3mm starken Kunststoff-Vierecke, die überall rumliegen) auf das jeweile untendrunter befindliche Brett gelegt und angeschraubt werden. Aber beim ersten Brett ist das so ne Sache, vor allem wenn man allein arbeitet und niemanden hat, der am anderen Ende hält und verhindert, dass dir das 3 m lange Brett ständig umkippt…

…oh, und: Ich hab mich ja für einen trapezförmigen Grundriss entschieden, und jetzt zahle ich den Preis dafür: Der Schnitt vorne links ist nämlich keine gemütlichen 90°, sondern 60°. Bei den OSB-Platten war das einfacher, denn da kam anschließend noch die Fassadenfolie drüber, die die Lücke verdeckt hat, die entsteht wenn man dort einfach zwei 90° Schnitte zusammenstößt. Jetzt muss das aber perfekt sitzen. Diese Hauskante wird mal ein eyecatcher – wenn ich dort schludere, sieht das später mal richtig Kacke aus.

Bei jeder halbwegs guten Stichsäge kann man den Teller verstellen und so im Winkel sägen. Die Jungs und Mädels von Bosch Professional (die blaue Serie, die eigentlich qualitativ ganz gut ist) haben aber gemeint, auf solchen Schnickschnack verzichten zu können. Hab ich bisher nie gebraucht, aber jetzt… tja, die nächste Stichsäge wird dann wohl woanders gekauft. )c:

Aber Ärgern löst mein Problem nicht.

Zum Glück kann ich meine Tischkreissäge umklappen und daraus eine Kapp- und Gehrungssäge machen. Und: Ich kann das Sägeblatt beliebig schräg stellen. Also sind 60° easy peasy, right?

Leider zeigt sich beim ersten Probeschnitt: Die Bretter sind einen reichlichen Zentimeter zu breit.

Verdammt.

Klar könnte man das Brett umdrehen und den Schnitt von der anderen Seite vollenden, aber durch den 60° Winkel müsste ich das Brett auch noch von links nach rechts… und so weiter. Alles Mist.

Nächste Idee: Ein Jig* bauen, mit dem ich die Stichsäge auf den entsprechenden Winkel bringe. Das stelle ich dann auf die Sägekante, halte es ordentlich fest damit es nicht verrutscht und bekomme meinen Winkel.

* …oder wie wir Sachsen sagen: Ein Hilfsbrettel.

Leider hat auch das nicht funktioniert. Das Hilfsbrettel rutscht immer wieder weg, mit der Schraubzwinge rumhantieren wird zu aufwändig (und funktioniert auch nicht richtig)… kurz: Die Schnitte werden einfach nicht zuverlässig gerade. Am Ende würde die Kante, wo die beiden Hausseiten zusammenstoßen, aussehen wie Huf. Und das ist inakzeptabel.

Also muss wohl doch die Kreissäge ran. Aber nicht als Kappsäge, sondern als Tischkreissäge und mit Schiebeschlitten. Jetzt könnt ihr euch sicher vorstellen, dass sich so’n 5 Meter langes Brett auf nem Schiebeschlitten nicht so einfach schieben lässt, ohne dabei zu verrutschen. Eigentlich brauchste dazu nen zweiten Mann. Gerne auch Frau – Hauptsache jemand mit zwei zusätzlichen Händen und ner halbwegs funktionierenden Hand-Auge-Koordination. Und selbst dann isses ein Glücksspiel, dass der- oder diejenige das Brett exakt so schnell mitzieht/schiebt, wie ich den Schiebeschlitten bewege.

Ich hab aber gerade auch gar kein zweites Paar Hände zur Verfügung. Meinen alten Herrn möchte ich nicht in seiner samstäglichen Mittagsruhe stören, die hat er sich verdient. Mein Bruder hat nebenan gerade die Feuerschale angezündet und weiht gerade den neu erworbenen großen Kessel ein: Heute Abend gibt’s Kesselgulasch für alle. Den kann ich jetzt also auch nicht requirieren. Gulasch toppt Fassade. Prioritäten und so.

Also muss ich mir irgendwas einfallen la…. ich habs!

Das sieht zwar sehr wackelig aus, funktioniert aber perfekt: Zwei leere Spraydosen auf einem glatten Brett, ein alter Balken drauf und dann so viel aufgebaut, bis das Brett halbwegs waagerecht liegt.

Schiebe ich jetzt den Schlitten, rollt das Brett einfach mit, ohne zu verkanten. Würde sicher auch mit Silikonkartuschen gehen, oder allem was richtig rund, glatt und stabil ist.

Damit geht’s dann endlich, die 60° Schnitte werden sauber. Uff. Der Mist hat mich knapp zwei Stunden gekostet.

Bis zum Abend schaffe ich noch ein paar Bretter und komme bis an die Unterkante der Fenster ran, die wieder ausgeklinkt werden müssen.

Gegen Fünf gebe ich dann auf, räume im Restlicht die Baustelle auf und freue mich auf den Kesselgulasch, dessen Geruch schon seit Stunden zu mir rüber zieht und meine Konzentrationsfähigkeit arg auf die Probe gestellt hat.

Für einen Tag bin ich recht weit gekommen, mehr war nicht zu wollen.

Der Gulasch hat vier Stunden vor sich hin gebrodelt und war lecker wie Sau. (c:

Morgen knipse ich die Hütte nochmal im Tageslicht. Dann kann ich euch auch gleich noch das Regal zeigen, das an die Rückwand kommt.

Nachtrag 7.11.2021

Nochmal ein Blick auf die vermaledeite 60° Ecke:

Und: Das Regal.

Bisher brauche ich nur einen Regalboden, daher hab ich erstmal nur mit einer aufgelegten OSB-Platte improvisiert. Jezt kann ich die ganzen Holzreste wenigstens halbwegs ordentlich stapeln, ohne andauernd darüber zu stolpern. (c:

Später werde ich die Zwischenböden hinten um die Ständer herum ausklinken, sodass die Böden bis hinter an die Wand geschoben werden können. Ich will Böden bis unter die Decke, um möglichst viel Stauraum zu bekommen. Denn: Je mehr Stauraum, desto mehr Geraddel kann ich unterbri… äh, ich meine natürlich: desto mehr Ordnung. (c;

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