Jungigel im Herbst, oder: Der Flohbeutel in der Villa Stachelball

Seit ca. 2 Wochen beobachten wir öfters einen jungen Igel im Garten, der auch tagsüber unterwegs ist und sich von uns kaum stören lässt. Die Gartenzwerge können wenige Meter neben ihm rumtoben und es hebt ihn kaum an… Was wohl einerseits daran liegt, dass er jung und unerfahren ist und noch keine Scheu vor uns Menschen entwickelt hat, und andererseits daran, dass er sich vorm Winter noch ne Menge Speck anfuttern muss. Bin kein Igelexperte, aber so reime ich mir das zusammen.

Die Kinder sind jedenfalls begeistert von dem neuen Tierchen im Garten. Ich dagegen bin besorgt, weil das „Pfengel“ ziemlich klein ist, so spät im Jahr. Jedenfalls bekommt er jetzt von uns Katzenfutter, damit er halbwegs was auf die Rippen bekommt.

Einer seiner Lieblingsplätze ist unterm Haselnuss-Busch. Normalerweise füttern wir keine Wildtiere, aber bis zum Winter muss der Kleine noch ordentlich zulegen, damit er durchkommt.

Futter allein reicht nicht, und ich suche schon lange ne Ausrede einen Grund, ein Igelhaus zu bauen. Samstag Mittag hatte ich Zeit, also nochmal kurz recherchiert, wie so ein Igelhaus aussehen muss (youtube is your friend here) und dann ab in die Werkstatt.

Ein paar Restbretter und eine Stunde später ist die Villa Stachelball fertsch. Die weiße Platte ist ein wasserdichter Kunststoff und hat ringsrum ordentlich Überstand. Wie sich’s für ne anständige Villa gehört.

Die Villa wird an einer geschützten Stelle aufgestellt. Unter Nadelbäumen, mit nem größeren Holzhaufen im Rücken und jeder Menge Unterschlupf-Möglichkeiten ringsrum. Ich hab sie auf zwei Latten gestellt, damit der Holzboden keinen direkten Erdkontakt hat. Das bremst die Verrottung und sollte bewirken, dass die Bude von unten nicht ganz so schnell auskühlt. Weil die Hütte jetzt höher steht, bekommt er eine Natursteinterrasse vor den Eingang. Sehr vornehm, wie’s sich für ne Villa gehört.

Der Platz liegt im Schatten, sodass es keine großen Temperaturschwankungen gibt, ist aber trotzdem geschützt. Die Stelle ist außerdem kein Frostloch (im Gegensatz zu mehreren alternativen Abstellplätzen, die ich im Auge hatte) und es ist maximal-weit von der nächsten Straße entfernt. Außerdem kommen wir noch halbwegs gut dort ran, was bei eventuell täglicher Fütterung nicht ganz unwichtig ist.

Das Innenleben wird schön mit Strohn ausgepolstert. Ich hab gelesen, Igel würden sich Blätter in ihr Winterschlafquartier holen und das richtig ausstopfen. Ich betrachte das Stroh als Grundeinrichtung – Pfengel kann sich ja nach Belieben zusätzliches Zeug in seine Bude holen.

Wir begegnen dem Flohbeutel wenige Stunden nach dem Aufstellen seiner Villa. Manchmal hat man eben Glück. Also wird der Kleine vorsichtig zu seiner neuen Immobilie getragen.

Ist der nicht knuffig? (c:

Das Tellerchen Futter wird der Makler unter Werbungskosten absetzen.

Ihm schmeckts… Wir haben beobachtet, dass er jeweils ca. 1/3 einer 100gr-Dose Katzenfutter auf einmal schafft. Nach so einem Mahl läuft er dann jedes Mal sichtbar schwerfälliger. (c: Aber er schafft mehrere solche Portionen am Tag.

Das Futter war vermutlich gar nicht nötig, denn Pfengel nimmt die neue Bude sofort an. Yessss! (c:

Die Nachbarinnen 5 m weiter sind üüüüberhaupt nicht neugierig, ach wo. (c:

Fünf neugierdsche Hennen.

Jetzt wollen wir natürlich wissen, ob er sich nur tagsüber vor uns darin versteckt oder ob er die Villa Stachelball tatsächlich annimmt. Also wird die Wildkamera postiert.

Stacheliges Nachtleben

Die Nacht vom Samstag zu heute ist ein voller Erfolg, wenigstens in Bezug auf die Kamera. Was die Gesellschaft angeht, die im Umfeld der Villa Stachelball so verkehrt, nu ja…

Kurz vor Acht Uhr abends: Pfengel (rot) macht sich auf die Socken, und der Futterteller wird von einer Schnecke (blau) gesäubert. Hmpf. Die sind aber auch überall! Und ja: Das ist tatsächlich eine Schnecke. Auf den Fotos, die wenige Sekunden nach diesem geknipst wurden, ist sie tatsächlich ein Stück weiter gekrochen.

Halb zwei in der Früh dann der nächste unerwünschte Besucher. )c:

Leider waren die Batterien so schwach, dass ich kein Mardervideo habe. Ich bin schon froh, dass ich ihn wenigstens aufm Foto hab. Scheinbar hat er Pfengel in Ruhe gelassen, denn:

4:20 wird nochmal geprüft, ob sich der Teller inzwischen wieder gefüllt hat. Man kann ja nie wissen.

Das mit dem Marder ist doof. Wenn der Igel im Winter dort drinnen schläft, ist er wehrlos. Und im Winter haben Marder vermutlich deutlich mehr Hunger als jetzt… Aber in der freien Natur muss das ja auch irgendwie gehen. Mal sehn.

Übrigens, guckt mal auf die Temperaturangaben der Kamera: Minus 3°C sind’s am frühen Morgen um die Villa Stachelball herum! Das Thermometer bei uns am Haus ging des nächtens nur auf +2,3°C runter. Aber um’s große Gemüsebeet herum hat man heute morgen deutlich gesehen, dass der Sommer endgültig rum ist:

Erster Frost der Saison.

Halb sechs in der Früh dreht der Kleine noch ne Runde…

…und geht kurz nach sieben wieder schlafen. Superspannend, so ein Igelleben!

Die Gewichtsfrage

Ich hab mich Samstag Abend noch fix belesen: Igel sollten Anfang November ca. ein Pfund wiegen, damit sie den Winter überleben, besser 650 gr. Ich habe den Verdacht, dass unser Pfengel da drunter liegt… Also sollten wir ihn demnächst mal wiegen.

Demnächst war gleich am Tag drauf, also heute. Sonntag ist also Wiege-Tag. Vormittags ist Pfengel wieder unterwegs. Der große Gartenzwerg hat sich seine Gartenhandschuhe geholt und setzt den Kleinen vorsichtig in eine Schüssel.

Hmmm… wow. Ich dachte zwar schon dass er leichter als 500 gr ist, aber dass er SO leicht ist, hätte ich nicht gedacht! )c:

Das ist ein Problem. Keine Ahnung wieviel Igel pro Tag zunehmen können. Bis Anfang November sind’s noch 3 Wochen. Also werden wir morgen mal im Tierheim oder einer Igelstation anrufen und uns beraten lassen. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Update 11.10.2021

Noch nix neues von den Igelprofis…

Dafür war letze Nacht eine Waldmaus zu Besuch. So niedlich! (c:

Ich vermute, sie wohnt direkt nebenan, denn sie verschwand mit Futterstückchen aus dem Bild und war nur wenige Augenblicke später wieder da. Ich denke, die wohnt unter dem Gartenhaus meines Bruders das dort steht.

So ne Wildkamera kann ich nur wärmstens empfehlen: Man entdeckt den Garten von einer ganz anderen Seite! 

One response to “Jungigel im Herbst, oder: Der Flohbeutel in der Villa Stachelball”

  1. Kristin sagt:

    Hoffentlich kann er sich noch genug anfuttern. Es scheint jährlich immer mehr so Winzlinge zu geben … Neulich der Lütte bei meiner Schwester wog nur 114 g und musste dann tatsächlich zum aufpäppeln in eine „Igelnotaufnahme“ gebracht werden.

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